Sasic: "Wir haben Respekt, aber keine Angst"

Zwei Ligen, zwei Trainer, zwei Typen, ein Ziel: der Gewinn des DFB-Pokals. Für Duisburgs Milan Sasic ist das Finale am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD) eine Premiere, sein Schalker Kollege Ralf Rangnick hingegen kommt nicht zum ersten Mal zum Endspiel nach Berlin.

Die Redakteure Steffen Lüdeke und Gereon Tönnihsen haben sich im DFB.de-Gespräch der Woche mit den Trainern der Finalisten unterhalten und dabei einiges über die Rollenverteilung herausgefunden.

DFB.de: Herr Sasic, wie sehr freuen Sie sich auf das Endspiel im Olympiastadion?

Milan Sasic: Die Vorfreude lässt sich mit Worten eigentlich gar nicht beschreiben. Man muss das wirklich erleben, wie unsere Fans und die Menschen in Duisburg diesem Tag entgegenfiebern. Oder wie auch die großen MSV-Spieler mit dem Herzen dabei sind, die schon einmal im Endspiel waren, wie viele gute Wünsche von ihnen kommen, damit es diesmal mit dem ersten Pokalsieg klappt. Ein Beispiel: Da kam letztens Joachim Hopp bei uns zum Training vorbei für ein Foto, weil er seine Schuhe aus dem Finale von 1998 für die Opfer der Loveparade versteigert. Wenn einer wie er unseren Jungs auf die Schultern klopft und sagt: „Ihr packt das!“ - dann ist das schon etwas Besonderes.

DFB.de: Herr Rangnick, Sie wissen, wie es ist, im Finale zu stehen. Sie haben im Jahr 2005 mit Schalke mit 1:2 gegen Bayern verloren. Was ist Ihnen dennoch positiv im Gedächtnis geblieben?

Ralf Rangnick: Die Stimmung im ausverkauften Olympiastadion war wirklich großartig, und vor allem natürlich die fantastische Unterstützung unserer Fans ist mir noch im Gedächtnis geblieben. Leider ist es uns an diesem Abend nicht gelungen, das Spiel zu unseren Gunsten zu entscheiden und uns für unsere Leistung mit dem Titel zu belohnen. Dieses Jahr wollen wir das natürlich positiver gestalten.

DFB.de: Auf dem Weg zum Endspiel 2011 hat der MSV mit Köln und Kaiserslautern zwei Bundesligisten ausgeschaltet. Was spricht dafür, dass gegen Schalke der dritte Streich folgt?

Sasic: Für den Realisten wenig, da müssen sie nur auf den Schalker Kader schauen. Aber wir leben von unserem Teamgeist, und es ist nur ein Spiel, in dem alles möglich ist. Und wir haben gegen Köln und Kaiserslautern jeweils, ohne uns jetzt hier selbst beweihräuchern zu wollen, verdient gewonnen. Ich denke, wir sind selbstbewusst genug, unsere Stärken richtig einzuschätzen. Wir haben Respekt vor Schalke, aber keine Angst.



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Zwei Ligen, zwei Trainer, zwei Typen, ein Ziel: der Gewinn des DFB-Pokals. Für Duisburgs Milan Sasic ist das Finale am Samstag (ab 20 Uhr, live in der ARD) eine Premiere, sein Schalker Kollege Ralf Rangnick hingegen kommt nicht zum ersten Mal zum Endspiel nach Berlin.

Die Redakteure Steffen Lüdeke und Gereon Tönnihsen haben sich im DFB.de-Gespräch der Woche mit den Trainern der Finalisten unterhalten und dabei einiges über die Rollenverteilung herausgefunden.

DFB.de: Herr Sasic, wie sehr freuen Sie sich auf das Endspiel im Olympiastadion?

Milan Sasic: Die Vorfreude lässt sich mit Worten eigentlich gar nicht beschreiben. Man muss das wirklich erleben, wie unsere Fans und die Menschen in Duisburg diesem Tag entgegenfiebern. Oder wie auch die großen MSV-Spieler mit dem Herzen dabei sind, die schon einmal im Endspiel waren, wie viele gute Wünsche von ihnen kommen, damit es diesmal mit dem ersten Pokalsieg klappt. Ein Beispiel: Da kam letztens Joachim Hopp bei uns zum Training vorbei für ein Foto, weil er seine Schuhe aus dem Finale von 1998 für die Opfer der Loveparade versteigert. Wenn einer wie er unseren Jungs auf die Schultern klopft und sagt: „Ihr packt das!“ - dann ist das schon etwas Besonderes.

DFB.de: Herr Rangnick, Sie wissen, wie es ist, im Finale zu stehen. Sie haben im Jahr 2005 mit Schalke mit 1:2 gegen Bayern verloren. Was ist Ihnen dennoch positiv im Gedächtnis geblieben?

Ralf Rangnick: Die Stimmung im ausverkauften Olympiastadion war wirklich großartig, und vor allem natürlich die fantastische Unterstützung unserer Fans ist mir noch im Gedächtnis geblieben. Leider ist es uns an diesem Abend nicht gelungen, das Spiel zu unseren Gunsten zu entscheiden und uns für unsere Leistung mit dem Titel zu belohnen. Dieses Jahr wollen wir das natürlich positiver gestalten.

DFB.de: Auf dem Weg zum Endspiel 2011 hat der MSV mit Köln und Kaiserslautern zwei Bundesligisten ausgeschaltet. Was spricht dafür, dass gegen Schalke der dritte Streich folgt?

Sasic: Für den Realisten wenig, da müssen sie nur auf den Schalker Kader schauen. Aber wir leben von unserem Teamgeist, und es ist nur ein Spiel, in dem alles möglich ist. Und wir haben gegen Köln und Kaiserslautern jeweils, ohne uns jetzt hier selbst beweihräuchern zu wollen, verdient gewonnen. Ich denke, wir sind selbstbewusst genug, unsere Stärken richtig einzuschätzen. Wir haben Respekt vor Schalke, aber keine Angst.

DFB.de: Herr Rangnick, Schalke hat in dieser Saison in der Bundesliga nur mäßig erfolgreich gespielt, in den Cupwettbewerben hingegen sehr überzeugend agiert. Ist Ihre Mannschaft eine Pokalmannschaft?

Rangnick: Wenn der Begriff die Fähigkeit beschreibt, sich in K.o.-Spielen auf den Punkt zu konzentrieren, die Nerven zu bewahren und sich durchzusetzen, dann war Schalke 04 in dieser Saison durchaus eine solche Pokalmannschaft. Dazu gehört natürlich auch eine gewisse sportliche Qualität, über die man verfügen muss, sonst man gewinnt beispielsweise nicht ein Halbfinale beim FC Bayern München. Grundsätzlich ist und bleibt die Bundesliga aber der Gradmesser der eigenen Leistungsfähigkeit, und da sind wir in dieser Saison hinter unseren eigenen Erwartungen zurückgeblieben.

DFB.de: Schalke kommt mit Stars wie Manuel Neuer, Klaas-Jan Huntelaar und Raúl. Sind Sie neidisch auf die personellen Möglichkeiten ihres Kollegen Ralf Rangnick?

Sasic: Nein, warum sollte ich? Es muss großartig sein, mit Spielern dieser sowohl sportlichen als auch persönlichen Klasse arbeiten zu dürfen. Aber ich glaube, wir haben in dieser Saison beim und mit dem MSV keinen Grund, auf andere neidisch zu sein.

DFB.de: Es gibt ja auch in Duisburg einige Spieler, die durch ihre guten Leistungen die Aufmerksamkeit von Erstligisten auf sich gezogen haben, zum Beispiel Julian Koch oder Olcay Sahan. Doch wir beschäftigen uns einzig und allein mit unserer Mannschaft und richten unsere gesamte Energie und Konzentration auf das Finale.

DFB.de: Herr Sasic, am Tag nach Ihrem Erfolg konnten Sie in aller Ruhe das zweite DFB-Pokalhalbfinale zwischen Bayern und Schalke beobachten. Haben Sie damals den Bayern die Daumen gedrückt, weil mit einem Münchner Sieg der Europa-League-Einzug des MSV so gut wie festgestanden hätte?

Sasic: Zuerst einmal war es nur ein gutes Gefühl, auf der Tribüne sitzen zu dürfen und zu sehen: Wer wird dein Gegner im Finale? Das muss man an einem solchen Abend ja auch mal genießen dürfen. Es ging aber natürlich auch darum, einen ersten direkten Eindruck des Gegners zu bekommen. Das Spiel in München hat einen verdienten Sieger gefunden, das hat überhaupt keinen Platz gelassen, über irgendwelche Wenn und Aber nachzudenken. Warum auch? Wir haben es doch selbst in der Hand, in Berlin zu bestehen.

DFB.de: Herr Rangnick, Sie gelten als "Fußball-Professor", als Fußball-Intellektueller. Herr Sasic, Sie eher als harter Hund, als Trainer der alten Schule. Wie würden Sie einander denn einschätzen?

Sasic: Ich habe höchsten Respekt vor Ralf und seiner Arbeit. Er hat sich akribisch nach oben gearbeitet, ist mit Ulm damals sensationell nach oben gekommen - toll, was er geschafft hat. Er steht darüber hinaus für klare Vorstellungen, auf und neben dem Platz, ist schwer auszurechnen. Er trainiert für mich völlig zu Recht einen großen Verein.

Rangnick: Wie gut Milan arbeitet, sieht man beim MSV, und dafür gebührt ihm Respekt und Anerkennung. Duisburg steht im Pokalfinale und hat sich lange Zeit berechtigte Aufstiegshoffnungen machen können, ehe ihnen das Verletzungspech in die Quere kam. Ich kann mir gut vorstellen, dass die "Zebras" auch in der kommenden Saison eine wichtige Rolle im Kampf um den Bundesligaaufstieg spielen werden.

Sasic: Das wäre natürlich schön, aber man muss mit unseren finanziellen Möglichkeiten auch in der neuen Saison realistisch sein. Die schweren Verletzungen von Julian Koch, Stefan Maierhofer, Srdjan Baljak und auch Ivo Grlic, der erst jetzt wieder zurück ist, haben dem Team in dieser Saison zugesetzt. Wir haben im Sommer 2010 ein klares Ziel ausgegeben: eine Basis zu schaffen, um in den kommenden Jahren wieder an die Tür zur Bundesliga zu klopfen. Dieses Ziel haben wir erreicht. Und wir können die Saison nun eben mit dem DFB-Pokal krönen.

DFB.de: Herr Sasic, Ihre Premiere im DFB-Pokal erlebten Sie vor zehn Jahren als Trainer des Oberligisten VfL Hamm gegen den Bundesligisten Energie Cottbus. Welche Erinnerungen haben Sie an dieses Spiel?

Sasic: Es sind viele, viele Tore gefallen. Aber vor allem weiß ich noch: Es hat furchtbar geregnet, und Cottbus-Trainer Eduard Geyer hat das ganze Spiel nicht auf seiner überdachten Bank gesessen, sondern in diesem strömenden Regen an der Linie gestanden. Und ich habe gedacht: Wenn der da steht, kannst du selbst doch nicht im Trockenen sitzen. Wir haben an diesem Tag zwar alles versucht, aber 0:6 verloren. Und ich bin so nass wie noch nie in meinem Leben geworden. Auch eine Erfahrung.

DFB.de: Und wie war es bei Ihnen, Herr Rangnick? Im DFB-Pokal erlebten Sie am 30. August 1980 Ihre Premiere: Als Spieler in der ersten Runde für den Oberligisten VfR Heilbronn gegen den 1. FC Kaiserslautern.

Rangnick: Ehrlich gesagt, nach mehr als 30 Jahren habe ich nur sehr wenige Erinnerungen: Eine Stunde lang haben wir wohl gut mithalten können, dann setzte sich der FCK dank seiner Routine durch und siegte mit 3:0.

DFB.de: Herr Sasic, Duisburg stand bislang dreimal im DFB-Pokalfinale. Gewonnen hat der Verein den Titel noch nie. Inwieweit erhöht dies den Druck auf Ihre Mannschaft?

Sasic: Überhaupt nicht. Wir sind als Zweitligist im Endspiel, ganz Deutschland drückt uns die Daumen. Vor dem Halbfinale gegen Cottbus, einen direkten Konkurrenten aus der Liga, war sicherlich Druck da, weil da keiner gerne ausscheiden wollte. Jetzt gibt es nur Vorfreude.

DFB.de: Herr Rangnick, Borussia Dortmund hat vorgelegt, die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp wurde Deutscher Meister. Inwieweit erhöht dies den Druck auf Ihre Mannschaft? Steigt dadurch der Wunsch, den Schalke-Fans einen Titel zu schenken?

Rangnick: Es ist - völlig unabhängig von den aktuellen Erfolgen des BVB - unser Ziel, nach beinahe zehn Jahren wieder einen Titel nach Schalke zu holen. Die Chance, mit Schalke 04 den zwölften Vereinstitel zu erringen, ist für uns und unsere Fans Motivation genug.

DFB.de: Was würde der Gewinn des DFB-Pokals für den MSV bedeuten, was für Schalke 04?

Sasic: Ich hoffe, dass wir schon mit unserem gesamten Auftreten in dieser Saison neue Freunde gewonnen oder alte Freunde zurückgewonnen haben. Der MSV ist - bei aller Tradition - kein Verein, der mit Geld um sich werfen kann. Deshalb würde es natürlich sehr, sehr gut tun, wenn uns die Erfolge in dieser Spielzeit auch den einen oder anderen neuen Sponsor bescheren, der sieht: Da verfolgt man eine sportliche Linie, da wird mit Respekt gearbeitet, da sind sensationelle Fans - da will ich dabei sein und den Klub unterstützen.

Rangnick: Für Schalke 04 sind Titel keine Selbstverständlichkeit. Insofern wäre der Gewinn des DFB-Pokals etwas ganz Besonderes für alle Beteiligten und eine Belohnung für die Leistungen unsere Mannschaft sowie unserer großartigen Fans. Unsere Planungen für die kommende Saison sind so ausgelegt, dass wir auch ein Jahr ohne internationales Geschäft gut aufgestellt wären. Auch für diesen Fall haben wir von der DFL die Lizenz ohne jegliche Auflagen und Bedingungen erhalten. Für das Renommee ist es ohne Frage für Verein, Mannschaft und Fans gleichermaßen wichtig, sich mit den anderen europäischen Teams messen zu können.

DFB.de: Sie haben Schalke erst nach dem Halbfinale übernommen. Inwieweit würde ein Pokalsieg deswegen auch ein Stück weit Ihrem Vorgänger Felix Magath gebühren?

Rangnick: Felix Magath hat die Mannschaft ins Pokalfinale geführt, insofern hätte er sicher seinen Anteil an einem Titelgewinn. In erster Linie wäre es aber aus meiner Sicht ein Triumph und Verdienst der Mannschaft.

DFB.de: Sie sind nun zum zweiten Mal Trainer auf Schalke. Wie hat sich der erste Arbeitstag angefühlt: War es eine Art, nach Hause zu kommen?

Rangnick: Das kann man wirklich so sagen, denn für mich ist Schalke ein besonderer Verein, Ich hatte hier eine tolle und erfolgreiche erste Amtszeit, an die ich nun mit der Mannschaft wieder anknüpfen möchte.

DFB.de: Herr Sasic, dass Schalke in dieser Paarung als Favorit gilt, ist wenig verwunderlich. Haben Sie beim Gegner dennoch Schwachstellen ausgemacht?

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Sasic: Schauen Sie sich die Möglichkeiten an, die Schalke hat, vergleichen Sie das mit unseren Möglichkeiten. Dann haben Sie eine Antwort. Ich gebe Ihnen aber eine andere: Wir wollen auf unsere Stärken schauen und die einbringen. Damit haben Köln, Kaiserslautern und Cottbus genug Probleme gehabt.

DFB.de: Gibt es im Vergleich Mann gegen Mann eine Position, auf der Sie Ihre Mannschaft besser aufgestellt sehen als Schalke?

Sasic: Wenn das so wäre, würde irgendetwas falsch laufen im Fußball. Aber darauf kommt es nicht an, nicht im Pokal. Über eine ganze Saison ist Schalke uns haushoch überlegen. Ob das in Berlin über 90 oder 120 Minuten oder auch im Elfmeterschießen so ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. In einem Finale kann viel passieren.

DFB.de: Herr Rangnick, in der Champions League war Schalke gegen den FC Valencia und Inter Mailand Außenseiter, auch im DFB-Pokal beim FC Bayern war der Gegner favorisiert. Offenkundig liegt Ihrem Team diese Rolle. Bedauern Sie deshalb ein wenig, dass Sie diesmal Favorit sind?

Rangnick: Nein, denn die Konstellation vor diesem Finale ist eindeutig, da wir der Erstligist und damit automatisch der Favorit sind. Aufgrund unserer eigenen Erfahrungen wissen wir aber, dass man sich als Favorit nicht sicher fühlen darf. Der MSV wird sich in jedem Fall eine Chance auf den Sieg ausrechnen. So wie wir uns im Halbfinale der Champions League eine Sensation gegen Manchester United erhofft hatten.