Sarpei: "Schalke hat Qualitäten, um Real zu schlagen"

Das Spiel elektrisiert die Fans. Es ist die bislang größte Begegnung dieser Saison für den FC Schalke 04. Am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und bei Sky) ist im Achtelfinale der Champions League Real Madrid mit Superstar Cristiano Ronaldo zu Gast.

Erinnerungen werden wach an die Saison 2010/2011, als die Gelsenkirchener sensationell bis in Halbfinale vorgestoßen waren. Unter anderem hatten sie im Viertelfinale Titelverteidiger Inter Mailand nach zwei herausragenden Leistungen ausgeschaltet. Einer der Protagonisten damals war Hans Sarpei. "Ich war der Mann für die wichtigen Begegnungen", sagt der heute 37-Jährige im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen lachend. "In der Bundesliga habe ich ja nur neun Begegnungen bestritten."

Sarpei traut den Schalkern in diesem Jahr ähnliche Leistungen zu: "In dieser Mannschaft steckt die Qualität, um auch Real Madrid zu schlagen." Der Ghanaer, WM-Teilnehmer 2010 in Südafrika, wagt auch einen Ausblick in Richtung Weltmeisterschaft in Brasilien. Er verrät, wem er in der Gruppenphase im Duell seines Heimatlandes mit der DFB-Auswahl die Daumen drückt und was für die beiden Teams im Sommer in Brasilien möglich ist.  

DFB.de: Herr Sarpei, für Schalke steht mal wieder ein großes Spiel auf dem Programm. Real Madrid ist im Achtelfinale der Champions League zu Gast. Auch Sie haben für Schalke in der Königsklasse gespielt...

Hans Sarpei: ... und dies vor allem in den großen Spielen. Das passt ja ganz gut, dass wir mal darüber sprechen. Ich war der Mann für die wichtigen Begegnungen. Achtelfinale, Viertelfinale, Halbfinale in der Champions League. Endspiel um den DFB-Pokal. Deswegen wurde ich eingekauft. (lacht) In der Bundesliga habe ich ja nur neun Begegnungen für Schalke bestritten.

DFB.de: Wie denken Sie an die Zeit auf Schalke zurück?

Sarpei: Es war sehr, sehr schön. Ich war zwei Jahre dort. Dabei habe ich viele Menschen kennengelernt, die mir ans Herz gewachsen sind. Spieler, Verantwortliche, aber vor allem die Fans. Die sind wirklich grandios und haben mich toll aufgenommen.

DFB.de: War es gleichzeitig auch eine extrem abwechslungsreiche Zeit?

Sarpei: Auch das, ja. Eine Zeitlang musste ich mich bei der zweiten Mannschaft fithalten, weil mich Felix Magath dorthin geschickt hat. Obwohl er das später rückgängig gemacht hat, lagen wir einfach nicht auf einer Wellenlänge. Ich weiß bis heute nicht, warum mir dieses Schicksal mit zwei anderen Spielern zuteil wurde. Das war eine schwierige Zeit. Ich bin in ein Loch gefallen. Mir war es bis dahin nie zuvor passiert, dass ich zu den Amateuren geschickt wurde. Und wenig später stand ich in der Startelf im Halbfinale der Champions League gegen Manchester United. Rückblickend war es ein unglaubliches Auf und Ab. Diese Gefühle kann man gar nicht beschreiben. Aber am Ende zählt nur das Positive. Ich werde niemals vergessen, wie wir zum Beispiel im Viertelfinale der Champions League bei Titelverteidiger Inter Mailand 5:2 gewinnen konnten.

DFB.de: Ist Ihre persönliche Auf-und-Ab-Geschichte symbolisch für diesen Verein?

Sarpei: Ja, in gewisser Weise schon. Auf Schalke passiert immer etwas. Wenn nichts los ist, suchen die Journalisten und Verantwortliche etwas. Ich habe manchmal das Gefühl, dieser Verein muss ständig im Gespräch sein. Egal ob in guten oder schlechten Zeiten - irgendetwas gibt es immer. Das gehört einfach zu Schalke, und das wird sich wohl auch niemals ändern.

DFB.de: Haben Sie den Klub noch besonders im Blick?

Sarpei: Auf jeden Fall. Ich schaue mir das sehr genau an. Mit einigen Spielern habe ich ja selbst noch zusammengespielt. Mir ist es schon wichtig zu sehen, wie es den Jungs geht.

DFB.de: Glauben Sie, Schalke hat nach der Winterpause die Kurve in die richtige Richtung bekommen mit Trainer Jens Keller?

Sarpei: Es scheint so, auch wenn es natürlich nur eine Momentaufnahme ist. Sie sind super gestartet und in der Tabelle geklettert. Das war nicht unbedingt zu erwarten. Aber jetzt müssen sie nachlegen und beweisen, dass es wirklich nach vorne geht. Das ist nun die Kunst. Ich allerdings habe die Diskussion um Jens Keller nie so richtig verstanden. Er hatte von Anfang an einen schweren Stand und wurde immer sehr kritisch betrachtet. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass er einen sehr guten Job macht. Ein wenig mehr Unterstützung hätte er verdient. Es ist ja nicht einfach dort. Wer einmal auf Schalke war, der weiß, was dort erwartet wird: Man muss in der Bundesliga oben dabei sein, dazu im DFB-Pokal und der Champions League weit kommen.

DFB.de: Was ist möglich gegen Real Madrid?

Sarpei: Die Mannschaft hat wenig bis nichts zu verlieren. Jeder erwartet ein klares Ausscheiden. Viele glauben, dass Schalke aus dem Stadion geschossen wird. Das sehe ich etwas anders. Die Jungs können befreit aufspielen. Das ist wie damals bei uns gegen Inter Mailand. Niemand erwartet etwas, man kann nur positiv überraschen. Und das ist durchaus möglich. In dieser Mannschaft steckt die Qualität, um auch Real Madrid zu schlagen. Warum denn nicht? Klaas Jan Huntelaar, Kevin Prince Boateng und Benedikt Höwedes - um nur einige zu nennen -, das sind große und gestandene Spieler. Die müssen sich nicht verstecken. Jeder wird sich von Anfang an reinhauen und alles geben.

DFB.de: Sehen Sie Parallelen zur Ihrer großen Saison 2010/2011?

Sarpei: Nein, bei uns war es extrem. In der Bundesliga standen wir sehr schlecht da, teilweise in der unteren Tabellenhälfte. Da lief gar nichts. Irgendwann galt die volle Konzentration der Champions League und dem DFB-Pokal.

DFB.de: Die Taktik scheint aufgegangen zu sein, schließlich haben Sie in jenem Jahr den DFB-Pokal gewonnen.

Sarpei: Ja, das war einer der Höhepunkte meiner Karriere. So etwas kann einem keiner mehr nehmen. Es gibt für einen Fußballer nichts Schöneres, als einen Pokal in den Händen zu halten. Das war mein erster Titel. Ich bin stolz und glücklich, dass ich das miterleben durfte. Einige Jahre zuvor war ich mit Leverkusen bereits im Finale gewesen. Aber wir hatten 0:1 gegen Bremen verloren. Das war bitter. Genauso, dass ich mit Ghana beim Afrika-Cup ebenfalls mal ein Endspiel verloren habe. Nach solchen Erlebnissen weiß man so einen Erfolg umso mehr zu schätzen.

DFB.de: À propos Nationalmannschaft: Bei der WM 2010 waren Sie Stammspieler der ghanaischen Nationalmannschaft, die erst im Viertelfinale im Elfmeterschießen an Uruguay gescheitert ist. In der Gruppenphase gab es unter anderem ein Duell mit der DFB-Auswahl. Wie denken Sie an das Turnier zurück?

Sarpei: Es war großartig. Wir haben als einziges afrikanisches Team die Gruppenphase überstanden und dann sozusagen die Fahne für einen ganzen Kontinent hochgehalten. Wir waren alle unheimlich stolz. Die Unterstützung war riesig. Da bekommt man Gänsehaut - ein einmaliges Erlebnis.

DFB.de: Im Sommer kommt es in Brasilien in der Gruppenphase wieder zum Duell Ghana gegen Deutschland. Wem drücken Sie die Daumen?

Sarpei: Ich lebe seit meinem dritten Lebensjahr in Deutschland. Aber wenn ich heute noch spielen würde, würde ich dies für Ghana tun. Deshalb drücke ich meinem Geburtsland die Daumen, sonst aber immer für Deutschland.

DFB.de: Was ist möglich für Ghana?

Sarpei: Vieles. Wir haben eine sehr gute Mannschaft. Wir können das Halbfinale erreichen. Und dann ist immer alles möglich.

DFB.de: Und für Deutschland?

Sarpei: Noch mehr. Ich gehe fest davon aus, dass sie ins Endspiel einziehen werden. Deutschland zählt für mich zu den absoluten Topfavoriten. Das Potenzial ist riesig. Mit Mesut Özil und vielen anderen stehen überragende Individualisten im Kader. Gleichzeitig ist die Kollektiv herausragend. Das ist genau die Mischung, die man bei so einem Turnier braucht. Deutschland kann den Titel holen.

Das meinen DFB.de-User:

"Ich liebe Fußball und Berlin :-)" (Birgit Kahr, Geseke)

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Das Spiel elektrisiert die Fans. Es ist die bislang größte Begegnung dieser Saison für den FC Schalke 04. Am Mittwoch (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und bei Sky) ist im Achtelfinale der Champions League Real Madrid mit Superstar Cristiano Ronaldo zu Gast.

Erinnerungen werden wach an die Saison 2010/2011, als die Gelsenkirchener sensationell bis in Halbfinale vorgestoßen waren. Unter anderem hatten sie im Viertelfinale Titelverteidiger Inter Mailand nach zwei herausragenden Leistungen ausgeschaltet. Einer der Protagonisten damals war Hans Sarpei. "Ich war der Mann für die wichtigen Begegnungen", sagt der heute 37-Jährige im DFB.de-Interview mit Mitarbeiter Sven Winterschladen lachend. "In der Bundesliga habe ich ja nur neun Begegnungen bestritten."

Sarpei traut den Schalkern in diesem Jahr ähnliche Leistungen zu: "In dieser Mannschaft steckt die Qualität, um auch Real Madrid zu schlagen." Der Ghanaer, WM-Teilnehmer 2010 in Südafrika, wagt auch einen Ausblick in Richtung Weltmeisterschaft in Brasilien. Er verrät, wem er in der Gruppenphase im Duell seines Heimatlandes mit der DFB-Auswahl die Daumen drückt und was für die beiden Teams im Sommer in Brasilien möglich ist.  

DFB.de: Herr Sarpei, für Schalke steht mal wieder ein großes Spiel auf dem Programm. Real Madrid ist im Achtelfinale der Champions League zu Gast. Auch Sie haben für Schalke in der Königsklasse gespielt...

Hans Sarpei: ... und dies vor allem in den großen Spielen. Das passt ja ganz gut, dass wir mal darüber sprechen. Ich war der Mann für die wichtigen Begegnungen. Achtelfinale, Viertelfinale, Halbfinale in der Champions League. Endspiel um den DFB-Pokal. Deswegen wurde ich eingekauft. (lacht) In der Bundesliga habe ich ja nur neun Begegnungen für Schalke bestritten.

DFB.de: Wie denken Sie an die Zeit auf Schalke zurück?

Sarpei: Es war sehr, sehr schön. Ich war zwei Jahre dort. Dabei habe ich viele Menschen kennengelernt, die mir ans Herz gewachsen sind. Spieler, Verantwortliche, aber vor allem die Fans. Die sind wirklich grandios und haben mich toll aufgenommen.

DFB.de: War es gleichzeitig auch eine extrem abwechslungsreiche Zeit?

Sarpei: Auch das, ja. Eine Zeitlang musste ich mich bei der zweiten Mannschaft fithalten, weil mich Felix Magath dorthin geschickt hat. Obwohl er das später rückgängig gemacht hat, lagen wir einfach nicht auf einer Wellenlänge. Ich weiß bis heute nicht, warum mir dieses Schicksal mit zwei anderen Spielern zuteil wurde. Das war eine schwierige Zeit. Ich bin in ein Loch gefallen. Mir war es bis dahin nie zuvor passiert, dass ich zu den Amateuren geschickt wurde. Und wenig später stand ich in der Startelf im Halbfinale der Champions League gegen Manchester United. Rückblickend war es ein unglaubliches Auf und Ab. Diese Gefühle kann man gar nicht beschreiben. Aber am Ende zählt nur das Positive. Ich werde niemals vergessen, wie wir zum Beispiel im Viertelfinale der Champions League bei Titelverteidiger Inter Mailand 5:2 gewinnen konnten.

DFB.de: Ist Ihre persönliche Auf-und-Ab-Geschichte symbolisch für diesen Verein?

Sarpei: Ja, in gewisser Weise schon. Auf Schalke passiert immer etwas. Wenn nichts los ist, suchen die Journalisten und Verantwortliche etwas. Ich habe manchmal das Gefühl, dieser Verein muss ständig im Gespräch sein. Egal ob in guten oder schlechten Zeiten - irgendetwas gibt es immer. Das gehört einfach zu Schalke, und das wird sich wohl auch niemals ändern.

DFB.de: Haben Sie den Klub noch besonders im Blick?

Sarpei: Auf jeden Fall. Ich schaue mir das sehr genau an. Mit einigen Spielern habe ich ja selbst noch zusammengespielt. Mir ist es schon wichtig zu sehen, wie es den Jungs geht.

DFB.de: Glauben Sie, Schalke hat nach der Winterpause die Kurve in die richtige Richtung bekommen mit Trainer Jens Keller?

Sarpei: Es scheint so, auch wenn es natürlich nur eine Momentaufnahme ist. Sie sind super gestartet und in der Tabelle geklettert. Das war nicht unbedingt zu erwarten. Aber jetzt müssen sie nachlegen und beweisen, dass es wirklich nach vorne geht. Das ist nun die Kunst. Ich allerdings habe die Diskussion um Jens Keller nie so richtig verstanden. Er hatte von Anfang an einen schweren Stand und wurde immer sehr kritisch betrachtet. Nichtsdestotrotz glaube ich, dass er einen sehr guten Job macht. Ein wenig mehr Unterstützung hätte er verdient. Es ist ja nicht einfach dort. Wer einmal auf Schalke war, der weiß, was dort erwartet wird: Man muss in der Bundesliga oben dabei sein, dazu im DFB-Pokal und der Champions League weit kommen.

DFB.de: Was ist möglich gegen Real Madrid?

Sarpei: Die Mannschaft hat wenig bis nichts zu verlieren. Jeder erwartet ein klares Ausscheiden. Viele glauben, dass Schalke aus dem Stadion geschossen wird. Das sehe ich etwas anders. Die Jungs können befreit aufspielen. Das ist wie damals bei uns gegen Inter Mailand. Niemand erwartet etwas, man kann nur positiv überraschen. Und das ist durchaus möglich. In dieser Mannschaft steckt die Qualität, um auch Real Madrid zu schlagen. Warum denn nicht? Klaas Jan Huntelaar, Kevin Prince Boateng und Benedikt Höwedes - um nur einige zu nennen -, das sind große und gestandene Spieler. Die müssen sich nicht verstecken. Jeder wird sich von Anfang an reinhauen und alles geben.

DFB.de: Sehen Sie Parallelen zur Ihrer großen Saison 2010/2011?

Sarpei: Nein, bei uns war es extrem. In der Bundesliga standen wir sehr schlecht da, teilweise in der unteren Tabellenhälfte. Da lief gar nichts. Irgendwann galt die volle Konzentration der Champions League und dem DFB-Pokal.

DFB.de: Die Taktik scheint aufgegangen zu sein, schließlich haben Sie in jenem Jahr den DFB-Pokal gewonnen.

Sarpei: Ja, das war einer der Höhepunkte meiner Karriere. So etwas kann einem keiner mehr nehmen. Es gibt für einen Fußballer nichts Schöneres, als einen Pokal in den Händen zu halten. Das war mein erster Titel. Ich bin stolz und glücklich, dass ich das miterleben durfte. Einige Jahre zuvor war ich mit Leverkusen bereits im Finale gewesen. Aber wir hatten 0:1 gegen Bremen verloren. Das war bitter. Genauso, dass ich mit Ghana beim Afrika-Cup ebenfalls mal ein Endspiel verloren habe. Nach solchen Erlebnissen weiß man so einen Erfolg umso mehr zu schätzen.

DFB.de: À propos Nationalmannschaft: Bei der WM 2010 waren Sie Stammspieler der ghanaischen Nationalmannschaft, die erst im Viertelfinale im Elfmeterschießen an Uruguay gescheitert ist. In der Gruppenphase gab es unter anderem ein Duell mit der DFB-Auswahl. Wie denken Sie an das Turnier zurück?

Sarpei: Es war großartig. Wir haben als einziges afrikanisches Team die Gruppenphase überstanden und dann sozusagen die Fahne für einen ganzen Kontinent hochgehalten. Wir waren alle unheimlich stolz. Die Unterstützung war riesig. Da bekommt man Gänsehaut - ein einmaliges Erlebnis.

DFB.de: Im Sommer kommt es in Brasilien in der Gruppenphase wieder zum Duell Ghana gegen Deutschland. Wem drücken Sie die Daumen?

Sarpei: Ich lebe seit meinem dritten Lebensjahr in Deutschland. Aber wenn ich heute noch spielen würde, würde ich dies für Ghana tun. Deshalb drücke ich meinem Geburtsland die Daumen, sonst aber immer für Deutschland.

DFB.de: Was ist möglich für Ghana?

Sarpei: Vieles. Wir haben eine sehr gute Mannschaft. Wir können das Halbfinale erreichen. Und dann ist immer alles möglich.

DFB.de: Und für Deutschland?

Sarpei: Noch mehr. Ich gehe fest davon aus, dass sie ins Endspiel einziehen werden. Deutschland zählt für mich zu den absoluten Topfavoriten. Das Potenzial ist riesig. Mit Mesut Özil und vielen anderen stehen überragende Individualisten im Kader. Gleichzeitig ist die Kollektiv herausragend. Das ist genau die Mischung, die man bei so einem Turnier braucht. Deutschland kann den Titel holen.

Das meinen DFB.de-User:

"Ich liebe Fußball und Berlin :-)" (Birgit Kahr, Geseke)