Sand-Trainer Fischinger: "Nicht im Traum an Sieg in Potsdam gedacht"

Zwei Überraschungen an diesem Wochenende in der Allianz Frauen-Bundesliga. Erst holt der SC Freiburg am Freitagabend ein spätes 2:2 beim VfL Wolfsburg. Und am Sonntagmittag siegt der SC Sand verdient bei Turbine Potsdam vor fast 2000 Zuschauern mit 2:0. Im DFB.de-Interview spricht Sands Trainer Alexander Fischinger während der elfstündigen Rückfahrt im Bus über den Sieg seiner Mannschaft, eine Aussage von Turbine-Coach Bernd Schröder und den Grund, warum er beinahe einige seiner Spielerinnen zum Bus tragen musste.

DFB.de: Herr Fischinger, 2:0 bei Turbine Potsdam - wann war Ihnen klar, dass Sie dort wirklich etwas holen können?

Alexander Fischinger: Wir haben darauf gehofft, dass wir vielleicht einen Punkt mitnehmen können. Wir hatten nicht vor, dort elf Stunden hin- und dann wieder elf Stunden zurückzufahren, ohne etwas Zählbares im Gepäck zu haben. An einen Sieg haben wir natürlich selbst im Traum nicht gedacht. Ein gutes Gefühl allerdings hatten wir schon am Tag vorher. Die Stimmung im Hotel war sehr gut. Wir hatten überhaupt keinen Druck und waren perfekt vorbereitet.

DFB.de: Und wann haben Sie gemerkt, dass dieser Traum doch Realität werden könnte?

Fischinger: Als es zur Halbzeit noch 0:0 gestanden hat, da haben wir gemerkt, dass etwas gehen könnte. Ich habe den Spielerinnen vorher gesagt, dass die Zweikämpfe entscheidend sein werden. Deshalb haben wir besprochen, dass wir die Zweikampfbilanz in der Halbzeit auswerten werden. Ich wollte damit keinen Druck ausüben, sondern einfach das Bewusstsein schärfen. Wir haben dann in der Halbzeit gesehen, dass wir in den direkten Duellen immer die besseren Werte als Potsdam hatten - außer einmal, da stand es Unentschieden. Aber man muss auch sagen, dass wir das nötige Quäntchen Glück hatten. Direkt in der ersten Minute hatte Turbine eine riesige Chance. Wenn die den machen, dann läuft das Spiel ganz anders.

DFB.de: Stattdessen geht Ihre Mannschaft durch Chioma Igwe kurz nach der Pause in Führung...

Fischinger: ... zu einem perfekten Zeitpunkt. Ich wusste, dass mit jeder Minute der Druck für Potsdam größer werden würde. Und genauso ist es dann auch gekommen. Das 2:0 durch Isabelle Meyer nach einer Stunde hat uns natürlich perfekt in die Karten gespielt. Von da an haben wir mit allem, was in unserer Macht steht, diese Führung verteidigt. Potsdam ist angerannt, aber wir haben standgehalten. Besonders stolz hat es mich nachher gemacht, als Bernd Schröder gesagt hat, dass die Niederlage nicht an seiner Mannschaft gelegen habe, sondern am Gegner. Das zeigt Größe. Wenn eine solche Legende sich so äußert, dann haben wir wohl Einiges richtig gemacht. Heute können wir zufrieden sein. Aber wir dürfen uns nicht ausruhen. Mit sechs Punkten hat noch keine Mannschaft die Klasse gehalten.

DFB.de: Steht nun zunächst Regeneration auf dem Programm?

Fischinger: Auf jeden Fall. Meine Spielerinnen waren nachher völlig fertig, weil sie alles gegeben haben. Es war beinahe so, dass ich sie zum Bus tragen musste, weil sie nicht mehr laufen konnten. So muss es aber auch sein, nach so einem großen Kampf. Das wird uns Selbstvertrauen für die anstehenden Aufgaben geben.

DFB.de: Was ist während der Busfahrt los?

Fischinger: Hier geht heute einiges. Wir brauchen elf Stunden, um wieder zu Hause zu sein. Es steigt gerade eine große Party. Der Busfahrer tut mir etwas leid. Ich hoffe, er hält durch und schmeißt uns nicht vorher raus. Das ist sicherlich eine seiner anstrengenderen Touren. Aber da muss er jetzt durch. In Potsdam zu gewinnen, ist keine Selbstverständlichkeit für einen Verein wie den SC Sand.

DFB.de: War der Sieg also letztlich verdient?

Fischinger: Ja, ich denke schon. Wir waren sehr gut organisiert. Natürlich hat sich Potsdam gegen die Niederlage gewehrt. Letztlich hatten die vier oder fünf Chancen und machen kein Tor. Wir treffen bei drei Gelegenheiten zweimal, das hat heute den Unterschied ausgemacht. Aber ich möchte es noch einmal sagen: Darauf können wir jetzt stolz sein. Aber spätestens am Dienstag geht der Blick nach vorne.

DFB.de: Am kommenden Wochenende ist der 1. FC Köln zu Gast...

Fischinger: Und da werden die Voraussetzungen natürlich völlig unterschiedlich sein. Dann sind wir in der Favoritenrolle. Köln hat nichts zu verlieren und wird versuchen, seine ersten Punkte in der Allianz Frauen-Bundesliga zu holen. Wenn wir nicht mit der gleichen Einstellung wie heute in die Partie gehen, werden wir große Probleme bekommen. Davor möchte ich warnen. Wir wollen keine weitere Überraschung erleben. In diesem Fall würde sie uns wehtun.

DFB.de: Haben Sie Sorge, dass das passieren könnte?

Fischinger: Eigentlich nicht. Allen ist bewusst, dass wir in dieser Klasse nur als Gemeinschaft bestehen können. Individuell sind uns viele wahrscheinlich überlegen. Aber der Teamgeist ist überragend und zeichnet uns aus. Wir sind ein tolles Kollektiv. Ich bin ja erst gut sechs Wochen hier und bereits voll integriert. Die Spielerinnen machen es mir leicht. Es macht riesigen Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten. So kann es gerne weitergehen. Siege wie der Erfolg in Potsdam sind der Lohn für unsere harte Arbeit.

[sw]

Zwei Überraschungen an diesem Wochenende in der Allianz Frauen-Bundesliga. Erst holt der SC Freiburg am Freitagabend ein spätes 2:2 beim VfL Wolfsburg. Und am Sonntagmittag siegt der SC Sand verdient bei Turbine Potsdam vor fast 2000 Zuschauern mit 2:0. Im DFB.de-Interview spricht Sands Trainer Alexander Fischinger während der elfstündigen Rückfahrt im Bus über den Sieg seiner Mannschaft, eine Aussage von Turbine-Coach Bernd Schröder und den Grund, warum er beinahe einige seiner Spielerinnen zum Bus tragen musste.

DFB.de: Herr Fischinger, 2:0 bei Turbine Potsdam - wann war Ihnen klar, dass Sie dort wirklich etwas holen können?

Alexander Fischinger: Wir haben darauf gehofft, dass wir vielleicht einen Punkt mitnehmen können. Wir hatten nicht vor, dort elf Stunden hin- und dann wieder elf Stunden zurückzufahren, ohne etwas Zählbares im Gepäck zu haben. An einen Sieg haben wir natürlich selbst im Traum nicht gedacht. Ein gutes Gefühl allerdings hatten wir schon am Tag vorher. Die Stimmung im Hotel war sehr gut. Wir hatten überhaupt keinen Druck und waren perfekt vorbereitet.

DFB.de: Und wann haben Sie gemerkt, dass dieser Traum doch Realität werden könnte?

Fischinger: Als es zur Halbzeit noch 0:0 gestanden hat, da haben wir gemerkt, dass etwas gehen könnte. Ich habe den Spielerinnen vorher gesagt, dass die Zweikämpfe entscheidend sein werden. Deshalb haben wir besprochen, dass wir die Zweikampfbilanz in der Halbzeit auswerten werden. Ich wollte damit keinen Druck ausüben, sondern einfach das Bewusstsein schärfen. Wir haben dann in der Halbzeit gesehen, dass wir in den direkten Duellen immer die besseren Werte als Potsdam hatten - außer einmal, da stand es Unentschieden. Aber man muss auch sagen, dass wir das nötige Quäntchen Glück hatten. Direkt in der ersten Minute hatte Turbine eine riesige Chance. Wenn die den machen, dann läuft das Spiel ganz anders.

DFB.de: Stattdessen geht Ihre Mannschaft durch Chioma Igwe kurz nach der Pause in Führung...

Fischinger: ... zu einem perfekten Zeitpunkt. Ich wusste, dass mit jeder Minute der Druck für Potsdam größer werden würde. Und genauso ist es dann auch gekommen. Das 2:0 durch Isabelle Meyer nach einer Stunde hat uns natürlich perfekt in die Karten gespielt. Von da an haben wir mit allem, was in unserer Macht steht, diese Führung verteidigt. Potsdam ist angerannt, aber wir haben standgehalten. Besonders stolz hat es mich nachher gemacht, als Bernd Schröder gesagt hat, dass die Niederlage nicht an seiner Mannschaft gelegen habe, sondern am Gegner. Das zeigt Größe. Wenn eine solche Legende sich so äußert, dann haben wir wohl Einiges richtig gemacht. Heute können wir zufrieden sein. Aber wir dürfen uns nicht ausruhen. Mit sechs Punkten hat noch keine Mannschaft die Klasse gehalten.

DFB.de: Steht nun zunächst Regeneration auf dem Programm?

Fischinger: Auf jeden Fall. Meine Spielerinnen waren nachher völlig fertig, weil sie alles gegeben haben. Es war beinahe so, dass ich sie zum Bus tragen musste, weil sie nicht mehr laufen konnten. So muss es aber auch sein, nach so einem großen Kampf. Das wird uns Selbstvertrauen für die anstehenden Aufgaben geben.

DFB.de: Was ist während der Busfahrt los?

Fischinger: Hier geht heute einiges. Wir brauchen elf Stunden, um wieder zu Hause zu sein. Es steigt gerade eine große Party. Der Busfahrer tut mir etwas leid. Ich hoffe, er hält durch und schmeißt uns nicht vorher raus. Das ist sicherlich eine seiner anstrengenderen Touren. Aber da muss er jetzt durch. In Potsdam zu gewinnen, ist keine Selbstverständlichkeit für einen Verein wie den SC Sand.

DFB.de: War der Sieg also letztlich verdient?

Fischinger: Ja, ich denke schon. Wir waren sehr gut organisiert. Natürlich hat sich Potsdam gegen die Niederlage gewehrt. Letztlich hatten die vier oder fünf Chancen und machen kein Tor. Wir treffen bei drei Gelegenheiten zweimal, das hat heute den Unterschied ausgemacht. Aber ich möchte es noch einmal sagen: Darauf können wir jetzt stolz sein. Aber spätestens am Dienstag geht der Blick nach vorne.

DFB.de: Am kommenden Wochenende ist der 1. FC Köln zu Gast...

Fischinger: Und da werden die Voraussetzungen natürlich völlig unterschiedlich sein. Dann sind wir in der Favoritenrolle. Köln hat nichts zu verlieren und wird versuchen, seine ersten Punkte in der Allianz Frauen-Bundesliga zu holen. Wenn wir nicht mit der gleichen Einstellung wie heute in die Partie gehen, werden wir große Probleme bekommen. Davor möchte ich warnen. Wir wollen keine weitere Überraschung erleben. In diesem Fall würde sie uns wehtun.

DFB.de: Haben Sie Sorge, dass das passieren könnte?

Fischinger: Eigentlich nicht. Allen ist bewusst, dass wir in dieser Klasse nur als Gemeinschaft bestehen können. Individuell sind uns viele wahrscheinlich überlegen. Aber der Teamgeist ist überragend und zeichnet uns aus. Wir sind ein tolles Kollektiv. Ich bin ja erst gut sechs Wochen hier und bereits voll integriert. Die Spielerinnen machen es mir leicht. Es macht riesigen Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten. So kann es gerne weitergehen. Siege wie der Erfolg in Potsdam sind der Lohn für unsere harte Arbeit.

###more###