Roth: "Ich habe öfter getroffen als Netzer"

Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, passend zu dem jeweils aktuellen Spieltag. Heute: Bayern Münchens Europapokal-Held Franz "Bulle" Roth (er entschied drei Finals) und der Klassiker der Siebziger Jahre. 20-mal erlebte er selbst zwischen 1966 und 1977 die Paarung Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach.

DFB.de: Hallo, Herr Roth, ich würde gerne mit Ihnen über den Klassiker Bayern gegen Gladbach sprechen.

Franz Roth (68): Ja fein, das waren die schönsten Spiele für uns. Da haben wir uns das ganze Jahr drauf gefreut.

DFB: Warum genau?

Roth: Wir waren die besten Mannschaften der Bundesliga. Es waren fast immer spannende Duelle und wirklich tolle Spiele. Und wir haben uns gegenseitig respektiert.

DFB: In der Tat, in ihrer Zeit gab es keinen einzigen Platzverweis – trotz aller Rivalität. Da damals kaum gewechselt wurde, sah man sich regelmäßig wieder. Hier Maier, Beckenbauer, Schwarzenbeck oder Müller, da Kleff, Vogts, Netzer, Wimmer, später Bonhof. Mit wem hatten Sie es denn zu tun?

Roth: Ich musste ja immer die Spielmacher ausschalten. Gegen Köln den Overath und gegen Gladbach eben den Netzer. Viele Tore sind ihm nicht gelungen, glaube ich.

DFB: Genau eins, es war das 1:0 im April 1971 am Bökelberg. Endstand 3:1.



Besondere Begegnungen, besondere Zeitzeugen. Auf DFB.de erinnern sich prägende Figuren der Bundesliga an ganz spezielle Duelle, passend zu dem jeweils aktuellen Spieltag. Heute: Bayern Münchens Europapokal-Held Franz "Bulle" Roth (er entschied drei Finals) und der Klassiker der Siebziger Jahre. 20-mal erlebte er selbst zwischen 1966 und 1977 die Paarung Bayern München gegen Borussia Mönchengladbach.

DFB.de: Hallo, Herr Roth, ich würde gerne mit Ihnen über den Klassiker Bayern gegen Gladbach sprechen.

Franz Roth (68): Ja fein, das waren die schönsten Spiele für uns. Da haben wir uns das ganze Jahr drauf gefreut.

DFB: Warum genau?

Roth: Wir waren die besten Mannschaften der Bundesliga. Es waren fast immer spannende Duelle und wirklich tolle Spiele. Und wir haben uns gegenseitig respektiert.

DFB: In der Tat, in ihrer Zeit gab es keinen einzigen Platzverweis – trotz aller Rivalität. Da damals kaum gewechselt wurde, sah man sich regelmäßig wieder. Hier Maier, Beckenbauer, Schwarzenbeck oder Müller, da Kleff, Vogts, Netzer, Wimmer, später Bonhof. Mit wem hatten Sie es denn zu tun?

Roth: Ich musste ja immer die Spielmacher ausschalten. Gegen Köln den Overath und gegen Gladbach eben den Netzer. Viele Tore sind ihm nicht gelungen, glaube ich.

DFB: Genau eins, es war das 1:0 im April 1971 am Bökelberg. Endstand 3:1.

Roth: Nun ja, 90 Minuten ausschalten konnte man ihn nicht. Aber ich habe öfter getroffen, oder?

DFB: Richtig: Fünf Tore gegen Borussia, bei vieren war Günter Netzer auf dem Platz. Wie war es so mit ihm, gab es nette Dialoge oder ein paar Nickligkeiten?

Roth: Ja gut, wir haben uns schon gezofft. Aber hinterher gab es Shakehands und wenn wir uns heute mal sehen, freuen wir uns und fallen uns in die Arme.

DFB: In der Saison 1973/1974 war Netzer nicht mehr da. Trotzdem fanden dort zwei der bemerkenswertesten Spiele des Klassikers statt. Erinnern Sie sich noch?

Roth: In München haben wir das letzte Vorrundenspiel mit 4:3 und damit die Herbstmeisterschaft gewonnen. Das war großartig. Ausschnitte davon wurden noch viele Jahre später in der Sportschule Oberhaching als Lehrfilm gezeigt, ich habe es selbst gesehen.

DFB: Dafür taugte das Rückspiel am 18. Mai 1974 weniger, ihr habt 0:5 verloren…

Roth: Das war ja eine besondere Situation. Wir kamen direkt mit dem Bus aus Brüssel, weil wir den Europapokal der Landesmeister erst im Wiederholungsspiel gewonnen hatten. Am Tag vorher! Den Sieg haben wir noch etwas gefeiert, geschlafen hat da keiner.

DFB: Trainer Udo Lattek sprach von einer "Alkohol-Verdunstungsstunde". Heute können Sie es ja zugeben: Haben Sie betrunken gespielt?

Roth: Also betrunken würde ich nicht sagen. Ich hab vielleicht ein Gläschen Wein intus gehabt. Das Spiel war natürlich ein Witz. Immer nur hinterherlaufen macht keinen Spaß, man hat ja lieber selber den Ball. Wir haben nur noch auf den Schlusspfiff gehofft, er war eine Erlösung. Nur gut, dass wir eine Woche vorher schon Meister geworden waren. Die Schale haben wir dann am Bökelberg bekommen.

DFB: Und wie war das mit dem Purzelbaum von Manager Robert Schwan?

Roth: Den hat er uns in der Mannschaftssitzung versprochen, wenn wir den Europacup gewinnen. Und dann musste er ihn auch machen, kurz vor dem Anpfiff im Anstoßkreis.

DFB: Ein Sportbuch-Autor hat mal geschrieben, Borussia gegen Bayern sei das Duell "Schönheit gegen Erfolg" gewesen. Hatte er Recht und können Sie damit leben?

Roth: Ja freilich. Die Statistik spricht für uns, wir hatten noch ein paar Erfolge mehr.

DFB: Am Sonntag ist der Klassiker tatsächlich wieder mal ein Spitzenspiel, wie zuletzt vor 40 Jahren spielt der Erste gegen den Zweiten. Fürchten Sie um Ihre Bayern?

Roth: Ich halte die Gladbacher jedenfalls für einen ernsthaften Gegner. Ich denke, die Bayern werden zum ersten Mal richtig geprüft in diesem Jahr. Aber das habe ich vor Rom auch gedacht.

Franz Roth spielte von 1966 bis 1978 für Bayern München und kam auf 322 Bundesliga-Einsätze (72 Tore)
Vier Mal wurde er Deutscher Meister (1969, 1972, 1973, 1974), zudem gewann er mit Bayern dreimal den Europapokal der Landesmeister (1974-76) und 1967 den der Pokalsieger. Für Deutschland bestritt er vier A-Länderspiele. Er hat heute ein Sportgeschäft in Bad Wörishofen.