Rostocks Hahnel: Wertvoll auch auf der Bank

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Jörg Hahnel, Torhüter und Urgestein beim FC Hansa Rostock.

Die nackten Zahlen sind auf den ersten Blick nicht besonders beeindruckend. In seinen bislang knapp zwölfeinhalb Profijahren bestritt Jörg Hahnel, 32 Jahre alter Torhüter des Drittligisten FC Hansa Rostock, exakt 150 Partien in den obersten drei Ligen und damit im Schnitt gerade einmal zwölf pro Saison. Das belegt, dass der Rostocker Dauerbrenner (bereits seit 2006 im Verein) nur selten die unumstrittene Nummer eins bei seinen bisher einzigen Profiklubs FC Erzgebirge Aue und eben FC Hansa war.

Auf der anderen Seite wollte aber auch keiner seiner zahlreichen Trainer komplett auf die Dienste des äußerst bodenständigen und zuverlässigen Schlussmannes verzichten und war immer froh, Hahnel in der Hinterhand zu haben. "Nur ein einziges Mal in meiner Karriere habe ich von einem Trainer gehört, dass mein Konkurrent wirklich besser ist", sagt Jörg Hahnel im Gespräch mit DFB.de. "Sonst war immer von zwei gleichwertigen Torhütern, von einem ganz engen Rennen, von Bauchentscheidungen oder von Gründen, die nicht im sportlichen Bereich lagen, die Rede."

"Das war eine bekloppte Aktion"

Auch aktuell muss sich der gebürtige Sachse aus Schwarzenberg-Erla mit der Zuschauerrolle begnügen, obwohl er bei Hansa-Trainer Peter Vollmann eine hohe Wertschätzung genießt und zu Saisonbeginn auch fest als Stammtorhüter eingeplant war. Eine Gelb-Rote Karte am 14. Spieltag beim 2:2 gegen die SpVgg Unterhaching katapultierte Hahnel dann jedoch aus dem Kasten. Nach dem späten Ausgleich der Bayern durch einen von Mario Erb verwandelten Foulelfmeter ließ sich der Rostocker Torhüter zu einer Unsportlichkeit hinreißen, als er auf die Hachinger Jubeltraube zulief und einen Gegenspieler umstieß.

"Das war eine bekloppte Aktion", sagt Jörg Hahnel heute. "Da kam bei mir der ganze Frust unserer langen Negativserie, die mich sehr genervt hatte, zum Ausbruch." Bittere Folge für den erfahrenen Schlussmann: Sein Vertreter Johannes Brinkies blieb mit dem FC Hansa in den folgenden drei Partien ungeschlagen und machte seine Sache so gut, dass Trainer Vollmann keinen Anlass hatte, einen erneuten Wechsel vorzunehmen.

Keine Klagen übers Reservistendasein

Typisch Hahnel: Es kommt ihm keine Klage über sein erneutes Reservistendasein über die Lippen, sondern nur die Hoffnung, dass zuletzt mit dem erlösenden 4:1-Heimsieg gegen die U 23 die VfB Stuttgart auch wirklich der Knoten geplatzt ist und sich die Rostocker möglichst bald deutlicher von den Abstiegsplätzen absetzen können. "Bei uns hat jetzt offenbar jeder begriffen, worum es geht. Wenn der Torwartwechsel zum Umschwung beigetragen hat, dann soll es mir recht sein, auch wenn es persönlich für mich blöd gelaufen ist", sagt Hahnel. Identifikation pur mit dem FC Hansa.



Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Jörg Hahnel, Torhüter und Urgestein beim FC Hansa Rostock.

Die nackten Zahlen sind auf den ersten Blick nicht besonders beeindruckend. In seinen bislang knapp zwölfeinhalb Profijahren bestritt Jörg Hahnel, 32 Jahre alter Torhüter des Drittligisten FC Hansa Rostock, exakt 150 Partien in den obersten drei Ligen und damit im Schnitt gerade einmal zwölf pro Saison. Das belegt, dass der Rostocker Dauerbrenner (bereits seit 2006 im Verein) nur selten die unumstrittene Nummer eins bei seinen bisher einzigen Profiklubs FC Erzgebirge Aue und eben FC Hansa war.

Auf der anderen Seite wollte aber auch keiner seiner zahlreichen Trainer komplett auf die Dienste des äußerst bodenständigen und zuverlässigen Schlussmannes verzichten und war immer froh, Hahnel in der Hinterhand zu haben. "Nur ein einziges Mal in meiner Karriere habe ich von einem Trainer gehört, dass mein Konkurrent wirklich besser ist", sagt Jörg Hahnel im Gespräch mit DFB.de. "Sonst war immer von zwei gleichwertigen Torhütern, von einem ganz engen Rennen, von Bauchentscheidungen oder von Gründen, die nicht im sportlichen Bereich lagen, die Rede."

"Das war eine bekloppte Aktion"

Auch aktuell muss sich der gebürtige Sachse aus Schwarzenberg-Erla mit der Zuschauerrolle begnügen, obwohl er bei Hansa-Trainer Peter Vollmann eine hohe Wertschätzung genießt und zu Saisonbeginn auch fest als Stammtorhüter eingeplant war. Eine Gelb-Rote Karte am 14. Spieltag beim 2:2 gegen die SpVgg Unterhaching katapultierte Hahnel dann jedoch aus dem Kasten. Nach dem späten Ausgleich der Bayern durch einen von Mario Erb verwandelten Foulelfmeter ließ sich der Rostocker Torhüter zu einer Unsportlichkeit hinreißen, als er auf die Hachinger Jubeltraube zulief und einen Gegenspieler umstieß.

"Das war eine bekloppte Aktion", sagt Jörg Hahnel heute. "Da kam bei mir der ganze Frust unserer langen Negativserie, die mich sehr genervt hatte, zum Ausbruch." Bittere Folge für den erfahrenen Schlussmann: Sein Vertreter Johannes Brinkies blieb mit dem FC Hansa in den folgenden drei Partien ungeschlagen und machte seine Sache so gut, dass Trainer Vollmann keinen Anlass hatte, einen erneuten Wechsel vorzunehmen.

Keine Klagen übers Reservistendasein

Typisch Hahnel: Es kommt ihm keine Klage über sein erneutes Reservistendasein über die Lippen, sondern nur die Hoffnung, dass zuletzt mit dem erlösenden 4:1-Heimsieg gegen die U 23 die VfB Stuttgart auch wirklich der Knoten geplatzt ist und sich die Rostocker möglichst bald deutlicher von den Abstiegsplätzen absetzen können. "Bei uns hat jetzt offenbar jeder begriffen, worum es geht. Wenn der Torwartwechsel zum Umschwung beigetragen hat, dann soll es mir recht sein, auch wenn es persönlich für mich blöd gelaufen ist", sagt Hahnel. Identifikation pur mit dem FC Hansa.

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Dass sich der einstige Stolz des Ostens schon seit einiger Zeit schwer tut, an frühere Erfolge anzuknüpfen, ist für Jörg Hahnel, der einst noch mit dem Verein in die Bundesliga und 2. Bundesliga aufgestiegen war, die fast logische Folge der Entwicklung in den vergangenen Jahre, in denen es meist bergab ging. "Seit ich bei Hansa bin, hatte ich schon zehn bis zwölf verschiedene Trainer, dazu kommen diverse Präsidenten und Manager", analysiert der erfahrene Schlussmann. " Die Kontinuität und die nötige Geduld haben einfach über eine lange Zeit gefehlt. Es gab in dieser Phase beispielsweise schon vier Neuanfänge mit nahezu komplett neuformierten Kadern. Da ist es schwer, etwas aufzubauen."

Auch aktuell sind der Verein und das Umfeld noch auf dem Weg, ihre Rolle zu finden. "Es müssen erst einmal alle akzeptieren, dass wir uns nicht mehr in der Bundesliga, sondern in der 3. Liga befinden", so Jörg Hahnel. "Unser Stadion, die treuen Fans, die Trainingsmöglichkeiten und sonstigen Rahmenbedingungen bringen nun einmal keine Punkte. Ich hoffe deshalb sehr, dass es uns gelingt, mit einer kleinen Serie Ruhe in den Verein zu bringen, damit Trainer, Sportlicher Leiter und Vorstand die Möglichkeit bekommen, ihre Vorstellungen mal über einen längeren Zeitraum umzusetzen."

"Ich will noch ein, zwei oder drei Jahre Fußball spielen"

Jörg Hahnel, der 2002 in Aue eher zufällig in den Profikader gerutscht war ("Ein Torhüter hatte Rückenprobleme, einer war Rot-gesperrt"), trägt aber nicht nur Hansa im Herzen, sondern mittlerweile auch längst die Stadt Rostock, die Ostsee, das Land Mecklenburg-Vorpommern. "Die Lebensqualität hier ist sehr hoch", betont Hahnel, der mit Ehefrau Conny sowie den Kindern Julian (16/Stürmer in der U 17 des FC Hansa), Frieda (11) und Karl (3) in Rostock lebt. "Wir wohnen nur fünf Minuten vom Stadion entfernt, haben es perfekt angetroffen", so der Familienmensch, der deshalb auch nicht mehr daran denkt, seine Wahlheimat noch einmal zu verlassen: "Wir werden definitiv in Rostock bleiben."

Das gilt auch, sollte sein zum Saisonende auslaufender Vertrag nicht noch einmal verlängert werden. "Wenn es so kommt, dann werde ich mir intensiv Gedanken machen, wie es weitergeht", so Hahnel, der während seiner Karriere bis auf einen Bandscheibenvorfall (mit Operation) nie längerfristig verletzt war. "Gerne möchte ich noch ein, zwei oder drei Jahre Fußball spielen, denn ich befinde mich körperlich nach wie vor in einer guten Verfassung."

Weitere Pläne für die Karriere nach der Karriere sind noch nicht konkret. Dazu Hahnel: "Es gibt die eine oder andere Idee, vielleicht auch weiterhin im Fußball. Noch ist es aber zu früh, darüber zu sprechen." Fest steht nur: In seinen gelernten Beruf als Werkzeugmechaniker (nach dreieinhalb Jahren Ausbildung) wird Jörg Hahnel nicht zurückkehren. "Da bin ich schon zu lange raus", sagt er. Zurück will er dafür ins Hansa-Tor. Spätestens in der Wintervorbereitung wird Hahnel wieder angreifen. Damit noch einige Profieinsätze dazu kommen.