Road Trip: Ohne Geld zum WM-Titel 1990

Vor 25 Jahren machte sich Carsten Blechschmidt mit ein paar Freunden auf die Reise nach Italien. Spontan, ohne groß zu planen, aber mit dem festen Willen, im Olympiastadion von Rom ein großes Spiel zu erleben. Ein Vierteljahrhundert später ist Blechschmidt Mitglied im Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola. Er hat ein großes Spiel erlebt, damals in Rom. Mehr als das: Es war ein historisches Spiel, das er nie vergessen wird. Ein Blick in sein persönliches WM-Album.

Was er da erlebt hat, das wurde Carsten Blechschmidt vor einigen Jahren noch mal bewusst. Bei der WM 2006 beim Eröffnungsspiel gegen Costa Rica lernte er zwei Schotten kennen, freundete sich mit ihnen an, lud sie zu sich nach Hause ein. Blechschmidt erinnert sich: „Wir saßen bei uns im Wohnzimmer, und ich hatte ihnen die Eintrittskarte vom Endspiel der WM 1990 gezeigt. Einer von ihnen fasste sie an, als sei es ein Heiligtum. Er sagte ganz feierlich: "Du hast Dein Land Weltmeister werden sehen – das wird mir nie passieren."

Der Moment und die Aussage haben sich ihm ins Gedächtnis eingegraben. Mindestens genauso wie das Erlebnis selbst. Ein Vierteljahrhundert ist das mittlerweile her. Mehr als ein halbes Leben. Carsten Blechschmidt war damals 21 und Student an der Sporthochschule in Köln. Die WM war schon im vollen Gange, als er eine spontane Idee entwickelte. "Montagsmorgens ab 7.30 Uhr hatten wir einen Handball-Kurs", erzählt er. "Ich bin dahin und habe gefragt, ob jemand Lust hat, mit nach Italien zu kommen." Einer meldet sich: Karsten Bohmann.

Weiter war nichts vorbereitet

Überzeugungsarbeit war bei ihm nicht nötig. Die wäre auch nur schwer möglich gewesen. Denn der Plan bestand aus dem Reiseziel und einem Termin, den der Spielplan der WM vorgab. Das Viertelfinale der deutschen Mannschaft gegen die Tschechoslowakei am 1. Juli 1990 in Mailand. Weiter war nichts vorbereitet.



Vor 25 Jahren machte sich Carsten Blechschmidt mit ein paar Freunden auf die Reise nach Italien. Spontan, ohne groß zu planen, aber mit dem festen Willen, im Olympiastadion von Rom ein großes Spiel zu erleben. Ein Vierteljahrhundert später ist Blechschmidt Mitglied im Fan Club Nationalmannschaft powered by Coca-Cola. Er hat ein großes Spiel erlebt, damals in Rom. Mehr als das: Es war ein historisches Spiel, das er nie vergessen wird. Ein Blick in sein persönliches WM-Album.

Was er da erlebt hat, das wurde Carsten Blechschmidt vor einigen Jahren noch mal bewusst. Bei der WM 2006 beim Eröffnungsspiel gegen Costa Rica lernte er zwei Schotten kennen, freundete sich mit ihnen an, lud sie zu sich nach Hause ein. Blechschmidt erinnert sich: „Wir saßen bei uns im Wohnzimmer, und ich hatte ihnen die Eintrittskarte vom Endspiel der WM 1990 gezeigt. Einer von ihnen fasste sie an, als sei es ein Heiligtum. Er sagte ganz feierlich: "Du hast Dein Land Weltmeister werden sehen – das wird mir nie passieren."

Der Moment und die Aussage haben sich ihm ins Gedächtnis eingegraben. Mindestens genauso wie das Erlebnis selbst. Ein Vierteljahrhundert ist das mittlerweile her. Mehr als ein halbes Leben. Carsten Blechschmidt war damals 21 und Student an der Sporthochschule in Köln. Die WM war schon im vollen Gange, als er eine spontane Idee entwickelte. "Montagsmorgens ab 7.30 Uhr hatten wir einen Handball-Kurs", erzählt er. "Ich bin dahin und habe gefragt, ob jemand Lust hat, mit nach Italien zu kommen." Einer meldet sich: Karsten Bohmann.

Weiter war nichts vorbereitet

Überzeugungsarbeit war bei ihm nicht nötig. Die wäre auch nur schwer möglich gewesen. Denn der Plan bestand aus dem Reiseziel und einem Termin, den der Spielplan der WM vorgab. Das Viertelfinale der deutschen Mannschaft gegen die Tschechoslowakei am 1. Juli 1990 in Mailand. Weiter war nichts vorbereitet.

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Ein Gönner aus ihrem Fußballverein, dem TuS Bad Marienberg im Westerwald, stellte einen Wagen zur Verfügung. Und es fand sich noch ein dritter Mitfahrer: Frank Brox. Der Trip konnte beginnen. Es wurde eine Triumphfahrt. Alles lief glatt. Bis hin zum Halbfinaleinzug der DFB-Auswahl. Und hätte Brox nicht zurück nach Deutschland auf Montage gehen müssen, sie wären wahrscheinlich gleich für den Rest der WM geblieben.

Der Gedanke, noch einmal nach Italien zurückzukehren, war schon auf der Rückfahrt ein Thema. Und bekam mit dem Sieg gegen England sogar eine Dringlichkeit, die zu einem blinden Verständnis führte. "Wir hatten ein Testspiel. Frank war auch da. Wir haben uns nur kurz angeguckt und wussten Bescheid: Wir fahren da wieder runter", sagt Blechschmidt.

Tickets ergattert – Reisekasse und Mägen leer

Wieder gab’s den Wagen vom Vereinssponsor. Einzige Neuerung: Statt zu dritt waren sie nun zu siebt. Sie fuhren die Nacht durch. Am Sonntagmorgen, 8. Juli 1990, erreichten sie Rom. Müde aber hoffnungsfrohe Fans. Um die Sache rund zu machen, fehlten nur noch die Tickets. Blechschmidt drückte Brox sein Portemonnaie in die Hand, um Karten zu besorgen. Irgendwann hüpfte ihm in der Masse eine freudig tanzende Deutschland-Fahne entgegen. Der Träger war Frank Brox. Stolz präsentierte er die ergatterten Tickets. "Und für den Rest des Geldes hatte er die Fahne gekauft", erzählt Blechschmidt. Mit anderen Worten: Er hatte 250 Mark ausgegeben. Blechschmidts Portemonnaie war leer. Und damit auch die Reisekasse.

Blöde Situation, da die Mägen der deutschen Fans ähnlich gut gefüllt waren. Doch Fans helfen sich. Die drei aus dem Westerwald saßen hinter dem Tor, in das Andreas Brehme zum Siegtreffer gegen Argentinien traf. Jubelten, feierten, genossen. Lothar Matthäus stemmte den Weltpokal in den römischen Nachthimmel. Franz Beckenbauer drehte einsam seine Runde durchs Olympiastadion. Weltmeister Deutschland! Und Blechschmidt realisierte, dass der Tank ihres Autos so gut wie leer war. Notstand in der Euphorie. Die allgemeine Hochstimmung war ihre Rettung. "Die siegestrunkenen deutschen Fans waren sehr solidarisch. Wir haben das Geld für eine Tankfüllung zusammengekratzt." So kamen sie nach Hause, als Weltmeister – und ohne liegenzubleiben.

Die Erinnerungen an die WM 1990 verbinden Blechschmidt, Bohmann und Brox noch heute. Denn sie sind auch Ausgangspunkt einer dauerhaften Freundschaft. Carsten Blechschmidt wurde Trauzeuge von Karsten Bohmann und ist Patenonkel des Sohns von Frank Brox. Und das ist mindestens so schön wie der Triumph von Rom.