Riedle: "Barca und Bayern haben die besten Karten für Berlin"

Er wurde 1990 mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister und zwei Jahre später Vizeeuropameister, gewann mit der DFB-Olympiaauswahl 1988 in Seoul die Bronzemedaille sowie mit Werder Bremen (1988) und Borussia Dortmund (1995, 1996) dreimal den deutschen Meistertitel. Vor allem aber: 1997 schoss Karl-Heinz Riedle den BVB mit seinen beiden Toren gegen Juventus Turin im Finale von München zum ersten deutschen Champions-League-Triumph, nachdem die UEFA den langjährigen Europapokal der Landesmeister 1991/1992 neu strukturiert und umbenannt hatte.

Grund genug also für die UEFA, den 42-maligen Nationalspieler zum Botschafter für den diesjährigen Wettbewerb der europäischen Königsklasse mit dem Endspiel am 6. Juni in Berlin zu berufen. Eine Aufgabe, für die den 49 Jahre alten Besitzer eines Sporthotels in Oberstaufen zudem die während seiner mehrjährigen Auslandsengagements als Spieler bei Lazio Rom oder dem FC Liverpool erworbenen diversen Sprachkenntnisse qualifizieren. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Wolfgang Tobien beschreibt "Kalle" Riedle seine Botschafterrolle und beurteilt die Chancen des FC Bayern München für den weiteren Verlauf der Champions League.

DFB.de: Als UEFA-Botschafter der Champions League mit dem Finale in Berlin am 6. Juni als Höhepunkt waren Sie am vergangenen Freitag Hauptdarsteller bei der Auslosung des Viertelfinales. Wie beurteilen Sie Ihre Arbeit als Glücksfee?

Karl-Heinz Riedle: Die Kracher sind natürlich die Partien zwischen Paris St.-Germain und Barcelona sowie Real gegen Atlético, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass die Spanier das Madrider Derby nicht jetzt schon gebraucht hätten. Das werden zwei Superspiele. Daneben kann der FC Bayern gegen Porto von einem guten Los sprechen. Und auch Juventus Turin steht gegen Monaco vor einer machbaren Aufgabe.

DFB.de: Ist der Weg ins Finale für den FC Bayern, den viele ja als Topfavoriten ansehen, jetzt also noch klarer vorgezeichnet?

Riedle: Wer Barcelona in den letzten Wochen und speziell gegen Manchester City gesehen hat, der wird Bayern zumindest nicht zum alleinigen Topfavoriten erklären. Barcelona ist für mich auf jeden Fall ein heißer Kandidat fürs Finale. Zudem darf man Atlético nicht abschreiben, das ist eine ganz unangenehme Mannschaft. Und auch Juve hat mich überzeugt. Aber klar: Barca und Bayern haben die besten Karten für Berlin.

DFB.de: Bayern gegen Barcelona wäre also Ihr Traumfinale am 6. Juni im Olympiastadion?

Riedle: Das wäre in der Tat ein Traumfinale. Aber auch Real gegen Bayern hätte das Flair des Außergewöhnlichen.



Er wurde 1990 mit der deutschen Nationalmannschaft Weltmeister und zwei Jahre später Vizeeuropameister, gewann mit der DFB-Olympiaauswahl 1988 in Seoul die Bronzemedaille sowie mit Werder Bremen (1988) und Borussia Dortmund (1995, 1996) dreimal den deutschen Meistertitel. Vor allem aber: 1997 schoss Karl-Heinz Riedle den BVB mit seinen beiden Toren gegen Juventus Turin im Finale von München zum ersten deutschen Champions-League-Triumph, nachdem die UEFA den langjährigen Europapokal der Landesmeister 1991/1992 neu strukturiert und umbenannt hatte.

Grund genug also für die UEFA, den 42-maligen Nationalspieler zum Botschafter für den diesjährigen Wettbewerb der europäischen Königsklasse mit dem Endspiel am 6. Juni in Berlin zu berufen. Eine Aufgabe, für die den 49 Jahre alten Besitzer eines Sporthotels in Oberstaufen zudem die während seiner mehrjährigen Auslandsengagements als Spieler bei Lazio Rom oder dem FC Liverpool erworbenen diversen Sprachkenntnisse qualifizieren. Im DFB.de-Gespräch der Woche mit Redakteur Wolfgang Tobien beschreibt "Kalle" Riedle seine Botschafterrolle und beurteilt die Chancen des FC Bayern München für den weiteren Verlauf der Champions League.

DFB.de: Als UEFA-Botschafter der Champions League mit dem Finale in Berlin am 6. Juni als Höhepunkt waren Sie am vergangenen Freitag Hauptdarsteller bei der Auslosung des Viertelfinales. Wie beurteilen Sie Ihre Arbeit als Glücksfee?

Karl-Heinz Riedle: Die Kracher sind natürlich die Partien zwischen Paris St.-Germain und Barcelona sowie Real gegen Atlético, auch wenn ich mir vorstellen kann, dass die Spanier das Madrider Derby nicht jetzt schon gebraucht hätten. Das werden zwei Superspiele. Daneben kann der FC Bayern gegen Porto von einem guten Los sprechen. Und auch Juventus Turin steht gegen Monaco vor einer machbaren Aufgabe.

DFB.de: Ist der Weg ins Finale für den FC Bayern, den viele ja als Topfavoriten ansehen, jetzt also noch klarer vorgezeichnet?

Riedle: Wer Barcelona in den letzten Wochen und speziell gegen Manchester City gesehen hat, der wird Bayern zumindest nicht zum alleinigen Topfavoriten erklären. Barcelona ist für mich auf jeden Fall ein heißer Kandidat fürs Finale. Zudem darf man Atlético nicht abschreiben, das ist eine ganz unangenehme Mannschaft. Und auch Juve hat mich überzeugt. Aber klar: Barca und Bayern haben die besten Karten für Berlin.

DFB.de: Bayern gegen Barcelona wäre also Ihr Traumfinale am 6. Juni im Olympiastadion?

Riedle: Das wäre in der Tat ein Traumfinale. Aber auch Real gegen Bayern hätte das Flair des Außergewöhnlichen.

DFB.de: Wie enttäuscht sind Sie, dass das Traumfinale für die deutsche Hauptstadt, Borussia Dortmund gegen Bayern München, geplatzt ist?

Riedle: Klar ist man als ehemaliger Borusse enttäuscht über das Aus im Achtelfinale. Doch man muss ganz ehrlich sagen, dass es in diesem Jahr nicht reichte, um bei den ganz Großen erfolgreich mitzuspielen. Dortmund hatte gegen Juve nicht wirklich eine Chance. Das ist ernüchternd für alle Beteiligten und tut auch weh. Doch der BVB muss jetzt nach vorne schauen, damit er für die Zukunft wieder konkurrenzfähig wird auf dem hohen Niveau der vergangenen Jahre.

DFB.de: Wie stellt sich generell für Sie der bisherige Verlauf der Champions League dar?

Riedle: Drei Mannschaften im Viertelfinale, das ist schon eine deutliche Ansage des spanischen Fußballs. Der ist mit Barcelona, vor allem dank Messis Formanstieg und der plötzlichen Treffsicherheit von Suarez, wieder mächtig im Kommen. Auch Frankreich präsentiert sich überraschend stark mit zwei Teams unter den letzten Acht. Kaum einer hätte dies Monaco zugetraut, und nur die wenigsten hätten geglaubt, dass Paris sich gegen Chelsea durchsetzen würde.

DFB.de: Die deutsche Zwischenbilanz?

Riedle: Der einzige Fall, mit dem ich nicht gerechnet hatte, war das ernüchternde Aus von Dortmund. Leverkusen ist im Elfmeterschießen gescheitert, mit viel Pech, zumal gegen Atletico Madrid, ein absolutes Topteam, mit großer individueller Klasse. Schalke hat sich gegen Real sehr gut verkauft, es hat aber nicht ganz gereicht. Bei den Bayern war klar, dass sie weiterkommen.

DFB.de: Zumindest die BVB-Fans haben sich mit einer faszinierenden Choreographie von der internationalen Bühne verabschiedet und dabei demonstriert, dass Sie dort unvergessen sind. Wie empfanden Sie die Atmosphäre im Stadion?

Riedle: Es war gigantisch, und ich kann mich nur bei den Fans für diese sensationelle Geschichte bedanken. Auch im Namen von Lars Ricken und unserem damaligen Trainer Ottmar Hitzfeld, die ja ebenfalls frenetisch gefeiert wurden. Diese tolle Choreographie hätte ein wesentlich besseres Spiel des BVB vertragen.

DFB.de: Der Champions-League-Triumph war ja der größte Erfolg in der Dortmunder Vereinsgeschichte. Auch in Ihrer Karriere als Fußballspieler?

Riedle: Auf jeden Fall. Wenn du die Champions League gewinnst und im Endspiel auch noch zwei Tore zum Sieg beisteuerst, dann muss man nicht groß drumherum reden. Da geht nicht mehr viel drüber.

DFB.de: Auch nicht der Gewinn des WM-Titels 1990 mit der deutschen Nationalmannschaft?

Riedle: Natürlich ist auch ein Titelgewinn mit der Nationalmannschaft, erst recht der WM-Triumph, grandios und krönt alles. Von der Wertigkeit steht der Weltmeistertitel sicherlich an erster Stelle. Doch da ich beim WM-Finale in Rom nicht mitgespielt habe, hat für mich der Sieg im Champions-League-Finale von München gegen Juve den höheren Stellenwert.

DFB.de: Für Sie als der Matchwinner von München war 1997 Ihre Karriere im Nationalteam schon seit drei Jahren beendet. Warum eigentlich?

Riedle: 1995 hatte ich mir das Kreuzband gerissen, kam aber wieder recht schnell und gut auf die Beine. Allerdings war ich nach Ansicht von Berti Vogts nicht fit genug für die EM 1996 in England, was ich anders gesehen habe. Jedenfalls hat er sich für einen anderen Stürmer entschieden. Und damit war es für mich irgendwie vorbei. Schade! Doch ich habe wunderschöne Jahre in der Nationalmannschaft miterlebt.

DFB.de: Als Fußballer aus dem Allgäu legten Sie im hohen Norden bei Werder Bremen und tief im Westen bei Borussia Dortmund eine großartige Karriere hin. War eigentlich im Süden der relativ benachbarte FC Bayern nie ein Thema gewesen?

Riedle: Als ich 1993 von Lazio Rom nach Deutschland zurückkam, war zwar eine Anfrage von den Bayern da, und Franz Beckenbauer hat sich ebenfalls bei mir gemeldet. Doch ich hatte schon Borussia Dortmund meine Zusage gegeben, zumal sich dort um Kollegen wie Sammer, Reuter, Kohler und andere etwas Großes abzuzeichnen begann. Und ich war überzeugt, dass dies der richtige Schritt sein würde. Es war tatsächlich die richtige Zeit, dorthin zu gehen, denn in meinen vier Jahren beim BVB wurden wir zweimal Deutscher Meister und gewannen die Champions League. Viel mehr hätte ich mit den Bayern auch nicht geholt.

DFB.de: Zurück zu Ihrer aktuellen Rolle als Champions-League-Botschafter. Waren Sie überrascht über diese Berufung durch die UEFA?

Riedle: Ich war in der Vergangenheit schon häufiger für die UEFA im Einsatz gewesen. Es gab immer Kontakt. Bei einer internen Besprechung der zuständigen UEFA-Verantwortlichen fiel die Wahl auf mich. Das hat mich wirklich gefreut und ist für mich eine Ehre.

DFB.de: Welche Kriterien spielten bei Ihrer Berufung die entscheidende Rolle?

Riedle: In der Regel kommt der Champions-League-Botschafter aus dem Land, in dem das Finale stattfindet, und soll einen Bezug zum Endspielort haben. Im aktuellen Fall also Deutschland und Berlin. Dazu sollte er nach Möglichkeit mal Champions-League-Sieger gewesen sein. Dies alles traf 2012 mit dem Finale in München auf Paul Breitner als Botschafter zu. Und diesmal also auf mich.

DFB.de: Welche speziellen Aufgaben haben Sie als Champions-League-Botschafter?

Riedle: Vor allem als Repräsentant des Wettbewerbs und Mitarbeiter im Promotionsbereich. Ich bin bei den Auslosungen aktiv dabei, komme nach der Auslosung des Halbfinales zum so genannten Cup-Handover nach Berlin, wenn die Champions-League-Trophäe offiziell zum Endspielort gebracht wird, habe in der Woche vor dem Finale etliche PR-Termine und stehe immer zur Verfügung, wenn mich die UEFA-Leute brauchen. Mit denen habe ich im Übrigen ein wunderbares Einvernehmen. Es gibt keinerlei Probleme.

DFB.de: Was glauben Sie, welche besondere Relevanz diese Großveranstaltung für Berlin und den deutschen Fußball mit sich bringt?

Riedle: Dieses Endspiel hat eine so starke Ausstrahlung und ist mit seiner riesigen Medienpräsenz so weittragend, dass die Stadt, Deutschland und der deutsche Fußball total im Fokus stehen werden. Das ist eine Win-Win-Situation für alle, die daran teilnehmen und mit diesem Ereignis beschäftigt sind.

DFB.de: Ihre ohnehin recht kurze Berliner Vergangenheit liegt nun schon fast drei Jahrzehnte zurück. Was verbindet sie heute mit Berlin, und welche Erinnerungen haben Sie an Ihr erstes Bundesligajahr 1986/1987 bei Blau-Weiß 90?

Riedle: Ich bin ziemlich häufig in Berlin. Das alljährliche DFB-Pokalfinale ist fast ein Pflichttermin für mich. Darüber hinaus ist Berlin mittlerweile eine Traumstadt, die sich toll entwickelt hat und mit ihrem fantastischen Gesamtangebot einzigartig in Deutschland ist.

DFB.de: Wie sieht es mit Ihren speziellen Erinnerungen an Blau-Weiß 90 Berlin aus?

Riedle: Es hat tolle Momente gegeben. Wir hatten zwar nicht die Übermannschaft, um uns in der Bundesliga zu behaupten, und sind abgestiegen. Doch für mich als 20-Jährigen aus dem Allgäu waren dieses erste Bundesligajahr in Berlin als Weltstadt eine super Erfahrung. Hier bestritt ich meine ersten Bundesligaspiele, hier schoss ich meine ersten Bundesligatore. Wie sagt man so schön: Das erste Mal vergisst man nie.

DFB.de: 1997 gewann der BVB als erste deutsche Mannschaft die 1991 in Champions League umbenannte Königsklasse. Wie hat sich dieser Wettbewerb seit damals entwickelt?

Riedle: Zur wirklichen Königsklasse des weltweiten Klubfußballs. Die Champions League war schon zu unserer Zeit eine tolles Ereignis. Ich kann mich noch erinnern, mit welchem Gänsehautgefühl ich bei diesen Begegnungen eingelaufen bin. Damals war sie aber noch nicht ganz so professionell vom Format wie heute. Inzwischen ist sie zu einem Wahnsinnsprodukt geworden - finanziell, sportlich und organisatorisch. Alles ist höchst professionell durchgetaktet von A bis Z, von der ersten Minute der Gruppenphase bis zur letzten Minute des Endspiels und noch weit darüber hinaus. Ein perfekter Superevent. Als UEFA-Botschafter am 6. Juni in Berlin hautnah dabei zu sein, ist für mich ein unvergessliches Erlebnis - egal, welche beiden Mannschaften das Finale bestreiten werden.

DFB.de: Dennoch, ist für Sie das Champions-League-Finale in Berlin ohne den FC Bayern vorstellbar?

Riedle: Vorstellbar ist für mich dieses Finale natürlich auch ohne Bayern München. Und das nicht nur, weil ich als UEFA-Botschafter der Champions League neutral sein muss. Es ist jedoch wünschenswert, dass die Münchner das Endspiel erreichen. Das erhoffen die meisten Deutschen, auch wenn sie nicht unbedingt Bayern-Fans sind. Auf jeden Fall werden am 6. Juni zwei große Mannschaften im Olympiastadion am Start sein. Sollten die Bayern miteinlaufen, wäre es umso besser. Doch auch sie wissen, dass sie in den nächsten Wochen erst einmal einen Schritt nach dem andern machen müssen.