Reus: "Nie mit Zweifeln auf den Platz"

Das 1:5 gegen die Bayern liegt hinter ihm, die beiden letzten EM-Qualifikationsspiele gegen Irland am Donnerstag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Dublin und am Sonntag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Leipzig gegen Georgien liegen vor ihm. Ziemlich viel Fußball für einen, der mit dem Fußball ziemlich viel anfangen kann. Marco Reus will mit der Mannschaft das Ticket für Frankreich 2016 lösen. Im DFB.de-Interview spricht der 26 Jahre alte Marco Reus mit Redakteur Steffen Lüdeke über die deftige Niederlage gegen den FCB, seinen Umgang mit Erfolgen und Misserfolgen sowie Erinnerungen an Dublin.

DFB.de: Herr Reus, am Donnerstag spielt die Nationalmannschaft in Dublin gegen Irland. Klingelt bei Ihnen etwas? Vor drei Jahren haben Sie beim Spiel im Aviva-Stadion eine Hauptrolle gespielt...

Marco Reus: Wir haben hoch gewonnen, 6:0, meine ich. Nein, 6:1.

DFB.de: Richtig. Sie haben zwei Treffer erzielt.

Reus: Ich weiß noch, dass das Spiel nicht so leicht war, wie es das Ergebnis vermuten lässt. Am Anfang haben wir uns ein bisschen schwer getan, nach dem 1:0 und 2:0 lief es dann viel besser und schließlich richtig gut. Wir waren damals als Mannschaft gut drauf. Und natürlich war es für mich schön, dass ich gleich zweimal getroffen habe. Wenn ich nicht irre, war es mein erster Doppelpack in der Nationalmannschaft.

DFB.de: Stimmen Sie zu, dass die 90 Minuten von Dublin Ihr bestes Spiel in der Nationalmannschaft waren?

Reus: Nein, das glaube ich nicht. Es ist zu einfach, Leistung nur nach Toren zu bemessen. Es war ein ordentliches Länderspiel, ein gutes Länderspiel - mein bestes Spiel war es nicht.

DFB.de: Das Spiel war auch deswegen besonders, weil Sie etwas sehr Ungewohntes erlebt haben: Sie wurden über 60 Minuten vom Publikum ausgepfiffen.

Reus: Richtig. Und das zu Unrecht.

DFB.de: Wegen einer angeblichen Schwalbe haben Sie nach 30 Minuten Gelb gesehen.

Reus: Genau. Das war in einer Szene gegen John O'Shea, da habe ich antizipiert, ihm den Ball abgejagt. Ich bin dann an ihm vorbei - und er hält mich klar fest. Ich war mir sicher, dass das ein eindeutiger Elfmeter ist. Umso mehr war ich verwundert, als ich auf einmal die Gelbe Karte bekommen habe.



Das 1:5 gegen die Bayern liegt hinter ihm, die beiden letzten EM-Qualifikationsspiele gegen Irland am Donnerstag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Dublin und am Sonntag (ab 20.45 Uhr, live bei RTL) in Leipzig gegen Georgien liegen vor ihm. Ziemlich viel Fußball für einen, der mit dem Fußball ziemlich viel anfangen kann. Marco Reus will mit der Mannschaft das Ticket für Frankreich 2016 lösen. Im DFB.de-Interview spricht der 26 Jahre alte Marco Reus mit Redakteur Steffen Lüdeke über die deftige Niederlage gegen den FCB, seinen Umgang mit Erfolgen und Misserfolgen sowie Erinnerungen an Dublin.

DFB.de: Herr Reus, am Donnerstag spielt die Nationalmannschaft in Dublin gegen Irland. Klingelt bei Ihnen etwas? Vor drei Jahren haben Sie beim Spiel im Aviva-Stadion eine Hauptrolle gespielt...

Marco Reus: Wir haben hoch gewonnen, 6:0, meine ich. Nein, 6:1.

DFB.de: Richtig. Sie haben zwei Treffer erzielt.

Reus: Ich weiß noch, dass das Spiel nicht so leicht war, wie es das Ergebnis vermuten lässt. Am Anfang haben wir uns ein bisschen schwer getan, nach dem 1:0 und 2:0 lief es dann viel besser und schließlich richtig gut. Wir waren damals als Mannschaft gut drauf. Und natürlich war es für mich schön, dass ich gleich zweimal getroffen habe. Wenn ich nicht irre, war es mein erster Doppelpack in der Nationalmannschaft.

DFB.de: Stimmen Sie zu, dass die 90 Minuten von Dublin Ihr bestes Spiel in der Nationalmannschaft waren?

Reus: Nein, das glaube ich nicht. Es ist zu einfach, Leistung nur nach Toren zu bemessen. Es war ein ordentliches Länderspiel, ein gutes Länderspiel - mein bestes Spiel war es nicht.

DFB.de: Das Spiel war auch deswegen besonders, weil Sie etwas sehr Ungewohntes erlebt haben: Sie wurden über 60 Minuten vom Publikum ausgepfiffen.

Reus: Richtig. Und das zu Unrecht.

DFB.de: Wegen einer angeblichen Schwalbe haben Sie nach 30 Minuten Gelb gesehen.

Reus: Genau. Das war in einer Szene gegen John O'Shea, da habe ich antizipiert, ihm den Ball abgejagt. Ich bin dann an ihm vorbei - und er hält mich klar fest. Ich war mir sicher, dass das ein eindeutiger Elfmeter ist. Umso mehr war ich verwundert, als ich auf einmal die Gelbe Karte bekommen habe.

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DFB.de: Zwei Minuten später trafen Sie. Wie gut tat das?

Reus: Es war auf jeden Fall ein schönes Gefühl, aber das ist ja im Grunde jedes Tor.

DFB.de: Durch die Pfiffe waren Sie nicht zusätzlich motiviert?

Reus: So richtig nimmt man das gar nicht wahr. Bei mir war es so, dass ich auch durch die Elfmeterszene wusste, dass ich sehr gut in der Partie drin bin. Und ich wusste, dass die nächste Chance kommen würde. "Schmelle" (Marcel Schmelzer; Anm.d. Red.) hat das Tor vorbereitet, er ist in den Strafraum gezogen, der Ball kam dann zu mir und ich habe abgeschlossen. Mit den Pfiffen gegen mich hatte das aber nichts zu tun.

DFB.de: Sie sagen, dass Sie Pfiffe kaum wahrnehmen. Dann ist die Stimmung im Stadion für Ihr Spiel nicht relevant?

Reus: Doch. Je lauter, desto besser. Ich mag das sehr. In Dortmund ist die Stimmung ja immer fantastisch. Aber auch auswärts ist es mir sehr recht, wenn die Atmosphäre gut ist. So wie jetzt mit dem BVB in Griechenland gegen Saloniki. Es war ein richtiger Hexenkessel, und es macht wahnsinnigen Spaß, vor so einer Kulisse zu spielen.

DFB.de: Wobei Sie als Straßenkicker eigentlich keinen pompösen Rahmen benötigen, um Spaß zu haben.

Reus: Eigentlich nicht, das stimmt. Ich habe ja auch im Training großen Spaß am Fußball - und da sind teilweise gar keine Zuschauer dabei. Aber man muss auch ehrlich sein: Die Spiele bei uns im Signal-Iduna-Park, das sind schon besondere Spiele. Generell gilt: Das Vergnügen am Fußball sinkt nicht mit steigender Zuschauerzahl.

DFB.de: Wenn Sie vor 80.000 Menschen geglänzt und gewonnen haben: Wie lange nehmen Sie dieses Hochgefühl mit in den Alltag? Wie sehr zehrt der private Marco Reus von den Erfolgen des Fußballers Marco Reus?

Reus: Es verschafft Zufriedenheit auch im Privatleben, wenn man seinen Job gut und erfolgreich erledigt hat. Das ist bei Fußballern im Grundsatz wahrscheinlich nicht viel anders als bei anderen Berufen auch. Ich kann mich nicht davon frei machen, dass ich zumindest zum Teil von dem etwas ins Privatleben mitnehme, was zuvor auf dem Fußballplatz passiert ist.

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DFB.de: Gilt das auch umgekehrt: Wie sehr nagt es an Ihnen, wenn Sie ein Spiel verloren haben? Wie lange sind Sie dann ungenießbar?

Reus: Ich hoffe, nicht zu lange. (lacht) Wichtig ist immer, dass man die Spiele aufarbeitet und analysiert, was man falsch gemacht hat. Nur so kann man sich verbessern. Da bin ich sehr akribisch und detailliert. Viele Spiele und Szenen schaue ich mir dann noch einmal an. Mir gelingt es dadurch meist recht schnell, den Fokus wieder nach vorne zu richten, ich lebe nicht in der Vergangenheit.

DFB.de: Dann nagt das 1:5 in München gegen die Bayern nicht mehr an Ihnen?

Reus: Der ganze Sonntag war kein guter Tag, das kann man nicht anders sagen. Auch hatte ich schon bessere Nächte als die von Sonntag auf Montag. Eine Niederlage in dieser Höhe, auf diese Art und bei diesem Spiel - das kann man nicht sofort vergessen.

DFB.de: Die letzten Spiele mal ausgeklammert, hat der BVB einem exzellenten Start in die Saison hingelegt. Auch Ihre Zahlen lesen sich nicht schlecht. Zwei Tore und eine Vorlage in sechs Spielen der Bundesliga, dazu vier Treffer in der Europa League. Es läuft gut für Sie...

Reus: Nein.

DFB.de: Nein?

Reus: Nein. Positiv ist, dass ich die Vorbereitung komplett bestreiten konnte und nicht verletzt war. Bis zu meinen Zehenbruch im Spiel gegen Hertha war ich einverstanden mit meinen Leistungen. Ich war dann drei Wochen raus, durfte den Fuß nicht belasten, konnte nur ein wenig Oberkörpertraining machen. Dann braucht es einfach seine Zeit, bis man wieder Rhythmus hat. Und da bin ich ehrlich: Die Spiele, die ich danach gemacht habe, waren nicht so, wie ich das von mir erwarte.

DFB.de: Wie weit entfernt von 100 Prozent sind Sie denn?

Reus: Im Fußball kann es schnell gehen. Ein Tor, eine gelungene Aktion - und alles kann sofort wieder da sein. Ich persönlich weiß, dass ich noch nicht da bin, wo ich sein will. Aber ich weiß genauso, dass sich dies schnell wieder ändern wird.

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DFB.de: Woher nehmen Sie die Zuversicht?

Reus: Ich weiß, wie es funktioniert. Über harte Arbeit kommt alles wieder zurück - und ich bin ein Arbeiter.

DFB.de: Im Grunde sind Sie ein Spieler, der nicht sonderlich verletzungsanfällig ist. In der vergangenen Saison war das anders. Liegt Ihr Fokus aktuell auch darauf, frei von neuen Verletzungen zu bleiben?

Reus: Nein. Das würde bedeuten, dass ich diesen Gedanken ständig im Hinterkopf hätte, etwa in Zweikämpfen. Und das ist nicht der Fall. Das Vertrauen in meinen Körper ist zu 100 Prozent vorhanden, ich gehe nie mit Zweifeln auf den Platz.

DFB.de: Am Donnerstag geht es für das DFB-Team zum vorletzten Mal in der EM-Qualifikation ran. Wie stark schätzen Sie die Iren ein?

Reus: Die Iren stehen unter Druck. Sie stehen in der Tabelle auf Platz drei. Sie müssen gegen uns gewinnen, wenn sie noch die Chance haben wollen, sich direkt für die EM zu qualifizieren. Das könnte uns entgegenkommen, weil wir dadurch mehr Räume bekommen könnten. Es ist aber auch möglich, dass sich die Iren trotz der Ausganglage eher defensiv orientieren, sie tief stehen und wir uns reinkombinieren müssen, um dann zum Abschluss zu kommen.

DFB.de: Der deutschen Mannschaft fehlt noch ein Zähler, dann ist das Ticket für Frankreich gelöst. Gibt es bei Ihnen noch Restzweifel daran, dass sich der Weltmeister für die Europameisterschaft qualifiziert?

Reus: Überhaupt nicht. Null.

DFB.de: Waren Sie immer sicher? Oder gab es Zeiten, in denen Sie Sorgen hatten? Nach der Niederlage gegen Polen und dem Remis gegen Irland war Deutschland zwischenzeitlich Tabellenvierter...

Reus: Ehrlich gesagt, habe ich mir niemals Gedanken gemacht. Ich wusste immer, welche Qualität in der Mannschaft steckt. Deswegen war mir klar, dass wir - gerade nach der WM - vielleicht punktuell in einzelnen Spielen Probleme bekommen können. Aber ich war genauso sicher, dass sich unsere Mannschaft am Ende einer langen Qualifikation immer durchsetzen wird. Für andere Gedanken sind wir einfach zu gut.