Reus geht den anderen Weg

Am vergangenen Sonntag in Tiflis noch war es fast ein wenig so wie früher. Marco Reus veredelte ein an sich schon hochwertiges Solo Mario Götzes zum 1:0 für die deutsche Nationalmannschaft im EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien. So hatten sie unzählige Male miteinander gespielt; im Trikot von Borussia Dortmund, vor zwei Jahren, die in der Wahrnehmung von so manchem Schwarzgelben schon viel länger zurückliegen. Wenn nun der gleiche BVB, der im Frühjahr 2015 nicht mehr derselbe ist, heute Abend (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) den FC Bayern München zum sogenannten Topspiel der Bundesliga empfängt, spielen die beiden "Brüder im Geiste" wieder gegeneinander. Und unter unterschiedlichen Voraussetzungen.

Götzes Bayern dominieren noch immer Bundesliga und Champions League. Die Dortmunder wiederum befinden sich auf ihrem steinigen Weg zurück Richtung Gipfel allenfalls auf halber Strecke. Marco Reus allerdings ist bei diesem beschwerlichen Gang das Zugpferd der Borussia. Seine Vertragsverlängerung bis 2019 war ein Statement, eine Entscheidung fürs Leben, wie er selbst sagte. In Dortmund sprachen sie von "Uns Marco", in romantischer Anlehnung an "Uns Uwe" Seeler. Reus ist nun das Gesicht des BVB. Er geht einen anderen Weg als Götze. Siegerehren hat Borusse Nummer elf in seiner Karriere noch nicht entgegen nehmen dürfen, dafür aber wird ihm Verehrung zuteil.

Für Mario Götze wiederum ist es die zweite bedeutsame Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte. Ans erste Mal wird er sich noch immer erinnern können. Er hatte sich im Spielertunnel warm machen müssen, um zumindest zu diesem frühen Zeitpunkt des Spiels den Schmähungen im größten Stadion Deutschlands zu entgehen, die ihm dann, als Pep Guardiola ihn einwechselte, wie Peitschenhiebe entgegenschlugen – ehe er nur Sekunden später für München ins Dortmunder Tor und Herz traf. Wieder einmal war Mario Götze, der dreimalige Deutsche Meister, zweimalige DFB-Pokalsieger, der Weltmeister, zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wie schon so oft.

Götze war in Dortmund, als es mit der Borussia Titel zu gewinnen gab. Er ging zu den Bayern, als diese derart aufrüsteten, dass sie in der Folge zwangsläufig wieder Nummer eins sein mussten. Und er lief genau dorthin, wo in der 113. Minute des WM-Finales von Rio de Janeiro die Flanke von André Schürrle ankommen sollte.

Reus und Götze verzaubern Europa

Marco Reus hingegen kam zum BVB, als dieser gerade im Zenit seiner Schaffenskraft stand. Dortmund war im Sommer 2012 Doublesieger, Reus soeben von seinen Bundesligakollegen zum besten Spieler der vergangenen Saison gewählt worden. Die Vereinigung des Ausnahmespielers mit seinem Ausbildungsverein war eine gute Idee. Im ersten Jahr haben Reus und Götze ganz Europa verzaubert, Seite an Seite haben sie den BVB erst durch die Meistergruppe der Königsklasse mit Real Madrid, Manchester City und Ajax Amsterdam und dann bis ins Finale von Wembley gezockt.

Wann immer einer der beiden einen ihrer Geniestreiche vollführt hatte, sprangen sie sich beim anschließenden Jubel an. Diese Bilder hatten eine gewisse Brennweite. Allerdings: Sie sind verblasst. Nach nur 48 Spielen, in denen sie gemeinsam für den BVB aufliefen, trennten sich ihre Wege.

In Dortmund sind sie mittlerweile ein Stück weit abhängig von Reus. Seit seiner Rückkehr im Sommer 2012 hat er allein in 78 Bundesligaspielen 37 Tore erzielt und 28 weitere Vorlagen geliefert. Mit Reus holt der BVB im Schnitt bedeutend mehr Punkte als ohne ihn. Der Nationalspieler schenkt seiner Mannschaft Geschwindigkeit und Inspiration, Torgefährlichkeit und einen Schuss Genialität. Er hebt sie auf ein höheres Niveau.

Das neue Duo eim BVB

Immerhin hat sich inzwischen ein neuer "Bruder im Geiste" gefunden: Pierre-Emerick Aubameyang. Nahezu 70 Prozent der 16 Dortmunder Rückrunden-Tore gehen auf das Konto der beiden Stürmer. Reus hat viermal getroffen, Aubameyang siebenmal – und darüber hinaus sogar öffentlich gesprochen. "Am einfachsten wäre es, wenn wir uns das Derby als Vorbild nehmen und mit der gleichen Einstellung zu Werke gehen", teilte der Gabuner in dieser Woche mit. Beim 3:0-Triumph gegen Schalke 04 traf Aubameyang zum 1:0 – und jubelte anschließend im Batman-Kostüm gemeinsam mit Adjutant "Robin" Reus. Der wiederum veredelte später den Dortmunder Sieg gegen den alten Rivalen mit einem hochwertigen Solo. So ähnlich könnten sich die Dortmunder den Weg zum Erfolg auch für Samstagabend vorstellen.

[nh]

Am vergangenen Sonntag in Tiflis noch war es fast ein wenig so wie früher. Marco Reus veredelte ein an sich schon hochwertiges Solo Mario Götzes zum 1:0 für die deutsche Nationalmannschaft im EM-Qualifikationsspiel gegen Georgien. So hatten sie unzählige Male miteinander gespielt; im Trikot von Borussia Dortmund, vor zwei Jahren, die in der Wahrnehmung von so manchem Schwarzgelben schon viel länger zurückliegen. Wenn nun der gleiche BVB, der im Frühjahr 2015 nicht mehr derselbe ist, heute Abend (ab 18.30 Uhr, live bei Sky) den FC Bayern München zum sogenannten Topspiel der Bundesliga empfängt, spielen die beiden "Brüder im Geiste" wieder gegeneinander. Und unter unterschiedlichen Voraussetzungen.

Götzes Bayern dominieren noch immer Bundesliga und Champions League. Die Dortmunder wiederum befinden sich auf ihrem steinigen Weg zurück Richtung Gipfel allenfalls auf halber Strecke. Marco Reus allerdings ist bei diesem beschwerlichen Gang das Zugpferd der Borussia. Seine Vertragsverlängerung bis 2019 war ein Statement, eine Entscheidung fürs Leben, wie er selbst sagte. In Dortmund sprachen sie von "Uns Marco", in romantischer Anlehnung an "Uns Uwe" Seeler. Reus ist nun das Gesicht des BVB. Er geht einen anderen Weg als Götze. Siegerehren hat Borusse Nummer elf in seiner Karriere noch nicht entgegen nehmen dürfen, dafür aber wird ihm Verehrung zuteil.

Für Mario Götze wiederum ist es die zweite bedeutsame Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte. Ans erste Mal wird er sich noch immer erinnern können. Er hatte sich im Spielertunnel warm machen müssen, um zumindest zu diesem frühen Zeitpunkt des Spiels den Schmähungen im größten Stadion Deutschlands zu entgehen, die ihm dann, als Pep Guardiola ihn einwechselte, wie Peitschenhiebe entgegenschlugen – ehe er nur Sekunden später für München ins Dortmunder Tor und Herz traf. Wieder einmal war Mario Götze, der dreimalige Deutsche Meister, zweimalige DFB-Pokalsieger, der Weltmeister, zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wie schon so oft.

Götze war in Dortmund, als es mit der Borussia Titel zu gewinnen gab. Er ging zu den Bayern, als diese derart aufrüsteten, dass sie in der Folge zwangsläufig wieder Nummer eins sein mussten. Und er lief genau dorthin, wo in der 113. Minute des WM-Finales von Rio de Janeiro die Flanke von André Schürrle ankommen sollte.

Reus und Götze verzaubern Europa

Marco Reus hingegen kam zum BVB, als dieser gerade im Zenit seiner Schaffenskraft stand. Dortmund war im Sommer 2012 Doublesieger, Reus soeben von seinen Bundesligakollegen zum besten Spieler der vergangenen Saison gewählt worden. Die Vereinigung des Ausnahmespielers mit seinem Ausbildungsverein war eine gute Idee. Im ersten Jahr haben Reus und Götze ganz Europa verzaubert, Seite an Seite haben sie den BVB erst durch die Meistergruppe der Königsklasse mit Real Madrid, Manchester City und Ajax Amsterdam und dann bis ins Finale von Wembley gezockt.

Wann immer einer der beiden einen ihrer Geniestreiche vollführt hatte, sprangen sie sich beim anschließenden Jubel an. Diese Bilder hatten eine gewisse Brennweite. Allerdings: Sie sind verblasst. Nach nur 48 Spielen, in denen sie gemeinsam für den BVB aufliefen, trennten sich ihre Wege.

In Dortmund sind sie mittlerweile ein Stück weit abhängig von Reus. Seit seiner Rückkehr im Sommer 2012 hat er allein in 78 Bundesligaspielen 37 Tore erzielt und 28 weitere Vorlagen geliefert. Mit Reus holt der BVB im Schnitt bedeutend mehr Punkte als ohne ihn. Der Nationalspieler schenkt seiner Mannschaft Geschwindigkeit und Inspiration, Torgefährlichkeit und einen Schuss Genialität. Er hebt sie auf ein höheres Niveau.

Das neue Duo eim BVB

Immerhin hat sich inzwischen ein neuer "Bruder im Geiste" gefunden: Pierre-Emerick Aubameyang. Nahezu 70 Prozent der 16 Dortmunder Rückrunden-Tore gehen auf das Konto der beiden Stürmer. Reus hat viermal getroffen, Aubameyang siebenmal – und darüber hinaus sogar öffentlich gesprochen. "Am einfachsten wäre es, wenn wir uns das Derby als Vorbild nehmen und mit der gleichen Einstellung zu Werke gehen", teilte der Gabuner in dieser Woche mit. Beim 3:0-Triumph gegen Schalke 04 traf Aubameyang zum 1:0 – und jubelte anschließend im Batman-Kostüm gemeinsam mit Adjutant "Robin" Reus. Der wiederum veredelte später den Dortmunder Sieg gegen den alten Rivalen mit einem hochwertigen Solo. So ähnlich könnten sich die Dortmunder den Weg zum Erfolg auch für Samstagabend vorstellen.