Relegation: Fast immer siegt der Drittligist

Die Bilanz spricht eine klare Sprache: Bisher gab's sechsmal die Relegation 2. Bundesliga gegen 3. Liga - fünfmal triumphierte der Drittligist. Ein gutes Omen für Holstein Kiel vor dem Hinspiel heute (ab 20.30 Uhr, live im NDR und auf Sky) gegen Zweitligist 1860 München. DFB.de hat sich die bisherigen Duelle angeschaut.

2009: SC Paderborn – VfL Osnabrück 1:0 und 1:0

Drittligist SCP genoss am 29. Mai 2009 das erste Heimrecht in der Relegations-Historie in Spielen um einen Zweitliga-Platz. Das Stadion war ausverkauft mit 15.000 Zuschauern, die ein schwaches Spiel sahen. SCP-Trainer Andre Schubert zog nach torloser erster Hälfte zwei Joker. Während Sercan Güvenisik zwar viel Betrieb machte, aber zwei "Hundertprozentige" vergab, traf Frank Löning neun Minuten nach seiner Einwechslung zum 1:0 (78.). Dabei blieb es. Im Rückspiel nur drei Tage später an der "Bremer Brücke" lief Löning von Beginn an auf – und wieder schaffte nur er es auf die Anzeigetafel. Sein Linksschuss in der 63. Minute besiegelte den VfL-Abstieg, der spätestens nach Cichons Elfmeter-Fehlschuss (47.) in der Luft lag. Frank Löning avancierte zum ersten Helden der "kleinen Relegation" und Paderborn stellte die Weichen für eine seltsame Entwicklung: fast immer gewann der Drittligist, es sei denn er heißt VfL Osnabrück sollte die Ausnahme sein.

2010: FC Ingolstadt – Hansa Rostock 1:0 und 2:0

Am 14. Mai 2010 fanden sich im "Tuja-Stadion" zu Ingolstadt nur 7500 Zuschauer ein, bis heute Minusrekord für die Relegation. Was auch daran lag, dass Hansa nach Ausschreitungen keine Fans mitbringen durfte. So wurde der Zweitligist nicht unterstützt als er es brauchte – was nach 73 Minuten der Fall war, als Steffen Wohlfarth den Ball mit der Brust über die Linie drückte. Auch am 17. Mai setzte sich das Prinzip durch, dass es in diesen Spielen offenbar immer nur einen Torschützen geben darf. Diesmal aber traf er doppelt: Fabian Gerber, Sohn eines berühmten Vaters ("Schlangen -Franz" Gerber war Torjäger bei St. Pauli und Hannover 96 und als Reservist 1972 Meister mit den Bayern) raubte den 15.000 Hansa-Fans früh alle Illusionen, traf nach acht Minuten mit rechts – und 70 Minuten später noch mal. So begann Ingolstadts Aufstieg, der mit dem Erreichen der Bundesliga aktuell seinen Höhepunkt erfährt. Hansa jedoch stieg erstmals in die 3. Liga ab, war nach der Wende 19 Jahre in einer der beiden Bundesligen vertreten gewesen. Immerhin schien es von da eine Wiederkehr zu geben, in der Relegation stand es 2:0 für den Drittligisten.



Die Bilanz spricht eine klare Sprache: Bisher gab's sechsmal die Relegation 2. Bundesliga gegen 3. Liga - fünfmal triumphierte der Drittligist. Ein gutes Omen für Holstein Kiel vor dem Hinspiel heute (ab 20.30 Uhr, live im NDR und auf Sky) gegen Zweitligist 1860 München. DFB.de hat sich die bisherigen Duelle angeschaut.

2009: SC Paderborn – VfL Osnabrück 1:0 und 1:0

Drittligist SCP genoss am 29. Mai 2009 das erste Heimrecht in der Relegations-Historie in Spielen um einen Zweitliga-Platz. Das Stadion war ausverkauft mit 15.000 Zuschauern, die ein schwaches Spiel sahen. SCP-Trainer Andre Schubert zog nach torloser erster Hälfte zwei Joker. Während Sercan Güvenisik zwar viel Betrieb machte, aber zwei "Hundertprozentige" vergab, traf Frank Löning neun Minuten nach seiner Einwechslung zum 1:0 (78.). Dabei blieb es. Im Rückspiel nur drei Tage später an der "Bremer Brücke" lief Löning von Beginn an auf – und wieder schaffte nur er es auf die Anzeigetafel. Sein Linksschuss in der 63. Minute besiegelte den VfL-Abstieg, der spätestens nach Cichons Elfmeter-Fehlschuss (47.) in der Luft lag. Frank Löning avancierte zum ersten Helden der "kleinen Relegation" und Paderborn stellte die Weichen für eine seltsame Entwicklung: fast immer gewann der Drittligist, es sei denn er heißt VfL Osnabrück sollte die Ausnahme sein.

2010: FC Ingolstadt – Hansa Rostock 1:0 und 2:0

Am 14. Mai 2010 fanden sich im "Tuja-Stadion" zu Ingolstadt nur 7500 Zuschauer ein, bis heute Minusrekord für die Relegation. Was auch daran lag, dass Hansa nach Ausschreitungen keine Fans mitbringen durfte. So wurde der Zweitligist nicht unterstützt als er es brauchte – was nach 73 Minuten der Fall war, als Steffen Wohlfarth den Ball mit der Brust über die Linie drückte. Auch am 17. Mai setzte sich das Prinzip durch, dass es in diesen Spielen offenbar immer nur einen Torschützen geben darf. Diesmal aber traf er doppelt: Fabian Gerber, Sohn eines berühmten Vaters ("Schlangen -Franz" Gerber war Torjäger bei St. Pauli und Hannover 96 und als Reservist 1972 Meister mit den Bayern) raubte den 15.000 Hansa-Fans früh alle Illusionen, traf nach acht Minuten mit rechts – und 70 Minuten später noch mal. So begann Ingolstadts Aufstieg, der mit dem Erreichen der Bundesliga aktuell seinen Höhepunkt erfährt. Hansa jedoch stieg erstmals in die 3. Liga ab, war nach der Wende 19 Jahre in einer der beiden Bundesligen vertreten gewesen. Immerhin schien es von da eine Wiederkehr zu geben, in der Relegation stand es 2:0 für den Drittligisten.

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2011: Dynamo Dresden – VfL Osnabrück 1:1 und 3:1 n.V.

Nach dem Hinspiel in Dresden hatte der Zweitligist erstmals die besseren Karten. Vor der bisherigen Rekord-Kulisse von 28.800 Zuschauern ging der Gast aus Niedersachsen nach 68 Minuten in Führung – durch ein kurioses Eigentor von Lars Jungnickel. Robert Koch glückte noch der Ausgleich aus kurzer Distanz (81.) und Dynamo fuhr immerhin mit dem Bewusstsein nach Osnabrück, die bessere Mannschaft gewesen zu sein. Am 24. Mai 2011 stieg zum zweiten Mal ein Relegations-spiel in Osnabrück, wieder kamen 16.500 und wieder gingen sie enttäuscht. Dabei ging der VfL durch Jan Mauersbergers Kopfball in Führung (45.), die nur bis zur 61. Minute hielt – da glich Cristian Fiel aus. Obwohl das Tor glücklich war – ein abgefälschter Freistoß – hatte sich Dynamo die Verlängerung verdient. Dort hatte dann der Drittligist mehr zuzusetzen, Dani Schahins Kopfball zum 1:2 (94.) war die Vorent-scheidung, aufgrund der Auswärts-Tore-Regel musste der VfL nun gewinnen. Was nicht glückte, Robert Koch schloss einen Konter zum 1:3 ab (119.) und die Dynamo-Fans stürmten den Rasen. Schiedsrichter Torsten Kinhöfer pfiff 15 Sekunden früher ab, eine weise Entscheidung angesichts der Szenen auf dem Rasen. Nun stand es 3:0 für die 3. Liga.

2012: Jahn Regensburg – Karlsruher SC 1:1 und 2:2

In 180 Minuten gab es zwar keinen Gewinner, aber auch für diesen Fall sah das Reglement einen Sieger vor. Nach dem guten alten Europacup-Modus zählten die Auswärts-Tore doppelt und von denen hatten die Bayern eines mehr. In Regensburg hatte Jahn auch Glück bei einer Schiedsrichter-Entscheidung, den Elfmeter zum 1:0 durch Selcuk Alibaz (58.), der kurioserweise danach zum KSC wechselte, hätte nicht jeder gegeben. Der heutige Ingolstädter Pascal Groß sorgte mit einem Fernschuss für den verdienten Ausgleich (76.). Nun hatte der KSC alle Trümpfe in der Hand, 29.700 kamen am 14. Mai in den Wildpark, um den Klassen-erhalt durch die Hintertür zu schaffen. Es kam anders. Oliver Hein brachte die vom heutigen Augsburger Markus Weinzierl trainierten Gäste in Führung (28.), Klemen Lavric antwortete prompt (32.). Wie er traf auch Elias Charalam-bous per Kopf (56.), aber Jahn war nicht zu erschüttern und hatte auch einen Stürmer mit "Köpfchen": Andre Laurito erzielte das Tor zum Aufstieg (66.), der in der Schlussphase auch nicht mehr in Gefahr kam, als noch zwei Regens-burger vom Platz flogen. Zunächst erwischte es Tim Erfen (87.), dann Jan-Patrick Müller (90.). Es blieb beim 2:2, wieder sprangen Zuschauer über den Zaun, diesmal aber nicht aus Freude. Die KSC-Anhänger, die dieser Tage von der Bundesliga träumen dürfen, hielten die Polizei noch stundenlang in Atem. Regensburg erhöhte auf 4:0 für die Drittligisten, konnte davon aber nicht profitieren. Aus der 2. Liga stieg "der Jahn" sofort wieder ab, jetzt mussten sie auch die 3. Liga verlassen.

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2013: VfL Osnabrück – Dynamo Dresden 1:0 und 0:2

Erstmals kam es zu einer Neuauflage, aber auch die Revanche für 2011 ging an Dynamo. Diesmal waren die Rollen vertauscht, aber selbst als Drittligist konnte der VfL nicht gewinnen. Nur im Hinspiel, das Gaetano Manno durch einen Kunstschuss (43.) entschied. Ein dickeres Polster wäre möglich gewesen, als sich Timo Staffeldt nach Romaine Bregeries Handspiel den Ball zum Elfmeter zurechtlegte. Aber wie vor vier Jahren Thomas Cichon scheiterte auch dieser VfL-Spieler an seinen Nerven, Benjamin Kirsten parierte. Auch das sollte Folgen haben. Im Rückspiel drehte Dynamo vor 29.000 Zuschauern den Spieß noch um, gewann durch Tore von Cristian Fiel (30.), der schon 2011 gegen den VfL traf, und Idir Ouali (71.) mit 2:0 und sorgte für den Präzedenzfall: die 2. Liga kann ja doch gewinnen. Es war der reichliche späte "Anschlusstreffer" zum 4:1. Osnabrück dagegen feierte einen traurigen Hattrick, verlor zum dritten Mal in Folge in der Relegation.

2014: Darmstadt 98 – Arminia Bielefeld 1:3 und 4:2 n.V.

Die Spiele im vergangenen Jahr stellten alles in den Schatten. Dass jeweils der Gast gewann, war ein Novum, dass ein Verein einen Zwei-Tore-Vorsprung verspielte, auch. Nur dass wieder der Drittligist gewann, das kannte man schon. Es stand nun 5:1. Nie aber war es überraschender als 2014: Darmstadt 98 war als absoluter Underdog in dieses Duell gegangen, hatte man doch nur durch den Lizenz-Entzug der Offenbacher Kickers in der 3. Liga spielen dürfen. Dort aber landeten die lange unterschätzten "Lilien" auf dem 3. Platz. Am 16. Mai schien der Höhenflug vorerst beendet, die von Ex-Nationalspieler Norbert Meier trainierten Arminen gewannen am Böllenfall-Tor verdient mit 3:1. Christian Müller (22.) und Ben Sahar (33.) sorgten für den Pausenstand und Ernüchterung auf den voll besetzten Rängen. Als Milan Ivana (65.) mit links verkürzte, keimte noch mal Hoffnung auf, aber nach Sebastian Hilles 1:3 (85.) ließ das Rückspiel zur Formsache werden. Dachten alle, die sich mit Fußball auskennen - und wurden eines Besseren belehrt.

Am 19. Mai 2014 wurden 29.200 Zuschauer auf der Bielefelder Alm und einige Millionen vor den Bildschirmen Zeugen eines Fußball-Wunders. Darmstadt suchte seine letzte Chance und ging nun ebenfalls 2:0 in Führung, durch Dominik Stroh-Engel (22.) und Hanno Behrens (51.). Felix Burmeisters 1:2 im Gegenzug (53.) sorgte kaum für Beruhigung auf den Rängen und die Befürchtungen der Arminen-Fans bestätigten sich, als Jerome Gondorf (79.) den Gleichstand in der Gesamtwertung herstellte. So ging das Drama in die unerwartetste Verlängerung der jüngeren deutschen Fußballgeschichte. Noch einmal schien es für Arminia gut zu werden, als Kaspar Przybylko auf 2:3 verkürzte (110.). Da brachte Lilien-Trainer Dirk Schuster ("Schraubt uns erst ab, wenn wir unter der Dusche stehen") seinen Routinier Elton da Costa, der keinen Vertrag mehr bekommen würde. Es hielt ihn nicht davon ab, fast mit Schlusspfiff ein ebenso herrliches wie wichtiges Tor aus 20 Metern zum 2:4-Endstand zu erzielen. Darmstadt war in letzter Minute aufgestiegen, 8000 Fans feierten am nächsten Tag vor dem Rathaus das "Wunder von Bielefeld". Da ahnte niemand, dass sie ein Jahr später den nächsten Aufstieg feiern könnten. Erstaunlich, welche Kräfte so ein Sieg in der Relegation freisetzen kann.