Rekordtrainer Nagelsmann: "Da waren eine Menge Endorphine"

Mit 28 Jahren und 205 Tage ist Julian Nagelsmann der jüngste Cheftrainer der Bundesligageschichte - auch wenn es in der Liga aktuell viele prominente Vorbilder gibt. Bei seinem Einstand auf der Bank von 1899 Hoffenheim - übrigens deutlich früher als der des bei Amtsantritt jüngsten Nationaltrainers - gelang dem Neuling ein 1:1 bei Werder Bremen. Das Remis war für die TSG ein kleiner Schritt im Abstiegskampf, Nagelsmann ist mit dem Ergebnis dennoch zufrieden. Im Interview auf DFB.de spricht der Rekordtrainer über seine Nervosität vor dem Debüt, seine Taktik im Abstiegskampf und seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer.

Frage: Herr Nagelsmann, wie aufgeregt waren Sie vor Ihrer Premiere als Bundesligatrainer?

Julian Nagelsmann: Ich habe versucht, ruhig und gelassen zu bleiben und das ganze Drumherum auszublenden. Das ist mir recht gut gelungen, und deshalb habe ich mich ganz auf Fußball konzentriert.

Frage: Sie konnten den ganzen Rummel um Sie einfach abschalten?

Nagelsmann: Als Trainer ist man vor jedem Spiel aufgeregt. Ich war auch als U 19-Trainer vor dem Anpfiff aufgeregt, deshalb ist ein gewisser Grad der Anspannung völlig normal und gehört in diesem Beruf dazu. Aber ich war nicht übernervös, mir ging es gut in dieser neuen Situation. Ich habe mich deshalb auf die Partie gefreut.

Frage: Ihre Spieler haben erklärt, dass Sie Ihre Spielstrategie ganz auf Werder Bremen ausgerichtet haben. Unter anderem mit einer neuen Dreierkette im Defensivverbund. Wird es auch in Zukunft so sein, dass Sie sich als Trainer am Gegner orientieren und Ihr Team speziell darauf ausrichten?

Nagelsmann: Ich gebe meinen Spielern Muster an die Hand, die in jeder Grundordnung sowie jeder Spielform gelten. Und Sie haben recht - ich bin auf kein bestimmtes System festgelegt. Wichtig ist, dass meine Spieler die Prinzipien, die wir haben, am Wochenende gut auf den Rasen bekommen. Und die dann auf den jeweiligen Gegner passend schalten. So sind wir schwieriger ausrechenbar.

Frage: Hat Sie die Leistung ihrer Mannschaft beim 1:1 in Bremen in der Hoffnung auf den Klassenverbleib bestärkt?

Nagelsmann: Ich bin bestärkt worden. Natürlich habe ich bisher mit der Mannschaft noch nicht so viel Zeit gehabt. Aber insgesamt bin ich mit der Leistung sowie dem Ergebnis zufrieden. Wir hatten eine Schwächephase in der ersten Halbzeit, dann aber in der zweiten Hälfte unsere beste Zeit gehabt. Da besaßen wir ein gutes Tempo, und auch das Umschaltspiel sah so aus, wie ich mir das vorstelle. Obwohl wir uns natürlich noch steigern können und müssen. Aber schon in diesem ersten Spiel haben wir einige Facetten von dem übernommen, was ich mir vorstelle. Deshalb bin ich optimistisch für die nächsten Wochen, um aus unserer angespannten Situation in der Tabelle herauszukommen.



Mit 28 Jahren und 205 Tage ist Julian Nagelsmann der jüngste Cheftrainer der Bundesligageschichte - auch wenn es in der Liga aktuell viele prominente Vorbilder gibt. Bei seinem Einstand auf der Bank von 1899 Hoffenheim - übrigens deutlich früher als der des bei Amtsantritt jüngsten Nationaltrainers - gelang dem Neuling ein 1:1 bei Werder Bremen. Das Remis war für die TSG ein kleiner Schritt im Abstiegskampf, Nagelsmann ist mit dem Ergebnis dennoch zufrieden. Im Interview auf DFB.de spricht der Rekordtrainer über seine Nervosität vor dem Debüt, seine Taktik im Abstiegskampf und seine Ausbildung zum Fußball-Lehrer.

Frage: Herr Nagelsmann, wie aufgeregt waren Sie vor Ihrer Premiere als Bundesligatrainer?

Julian Nagelsmann: Ich habe versucht, ruhig und gelassen zu bleiben und das ganze Drumherum auszublenden. Das ist mir recht gut gelungen, und deshalb habe ich mich ganz auf Fußball konzentriert.

Frage: Sie konnten den ganzen Rummel um Sie einfach abschalten?

Nagelsmann: Als Trainer ist man vor jedem Spiel aufgeregt. Ich war auch als U 19-Trainer vor dem Anpfiff aufgeregt, deshalb ist ein gewisser Grad der Anspannung völlig normal und gehört in diesem Beruf dazu. Aber ich war nicht übernervös, mir ging es gut in dieser neuen Situation. Ich habe mich deshalb auf die Partie gefreut.

Frage: Ihre Spieler haben erklärt, dass Sie Ihre Spielstrategie ganz auf Werder Bremen ausgerichtet haben. Unter anderem mit einer neuen Dreierkette im Defensivverbund. Wird es auch in Zukunft so sein, dass Sie sich als Trainer am Gegner orientieren und Ihr Team speziell darauf ausrichten?

Nagelsmann: Ich gebe meinen Spielern Muster an die Hand, die in jeder Grundordnung sowie jeder Spielform gelten. Und Sie haben recht - ich bin auf kein bestimmtes System festgelegt. Wichtig ist, dass meine Spieler die Prinzipien, die wir haben, am Wochenende gut auf den Rasen bekommen. Und die dann auf den jeweiligen Gegner passend schalten. So sind wir schwieriger ausrechenbar.

Frage: Hat Sie die Leistung ihrer Mannschaft beim 1:1 in Bremen in der Hoffnung auf den Klassenverbleib bestärkt?

Nagelsmann: Ich bin bestärkt worden. Natürlich habe ich bisher mit der Mannschaft noch nicht so viel Zeit gehabt. Aber insgesamt bin ich mit der Leistung sowie dem Ergebnis zufrieden. Wir hatten eine Schwächephase in der ersten Halbzeit, dann aber in der zweiten Hälfte unsere beste Zeit gehabt. Da besaßen wir ein gutes Tempo, und auch das Umschaltspiel sah so aus, wie ich mir das vorstelle. Obwohl wir uns natürlich noch steigern können und müssen. Aber schon in diesem ersten Spiel haben wir einige Facetten von dem übernommen, was ich mir vorstelle. Deshalb bin ich optimistisch für die nächsten Wochen, um aus unserer angespannten Situation in der Tabelle herauszukommen.

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Frage: Werder Bremens Ausgleich folgte nur drei Minuten nach dem Führungstreffer Ihres Teams. Kam das Gegentor zu schnell?

Nagelsmann: Ich hätte mir gewünscht, dass wir die Führung länger halten, denn aus psychologischer Sicht ist es nicht ideal, wenn man so schnell einen Ausgleich kassiert. Man hat ja gesehen, wie sich meine Mannschaft gefreut hat und wie befreit sie dieses Tor gefeiert hat. Da waren eine Menge Endorphine im Körper meines Teams. Dennoch haben wir bis zur 94. Minute gekämpft und uns deshalb das 1:1 am Ende verdient. Obwohl man sagen muss, dass wir in einigen Situationen auch Glück hatten. Werder hat eine starke Offensive, und es ist wegen der großartigen Fans immer schwierig, in Bremen zu spielen.

Frage: Also sehen Sie das Unentschieden als Punktgewinn. Welche Fortschritte haben Sie bei Ihrer Mannschaft im Vergleich zu den vergangenen Wochen gesehen?

Nagelsmann: Mein Team hat bis zum Schluss richtig gefightet. Das ist umso wertvoller, weil wir ja durch die Gelb-Rote Karte (gegen Andrej Kramaric in der 77. Minute; Anm. d. Red.) fast 20 Minuten in Unterzahl spielen mussten. Dazu hatten wir einige Balleroberungen in Werders Hälfte, die wir vorher genauso besprochen hatten. Das war sehr ordentlich. Zusätzlich sind wir offensiv in Räume gekommen, die Werder weh taten. Leider nicht über einen längeren Zeitraum, aber das war trotzdem insgesamt absolut in Ordnung.

Frage: Es scheint bei der TSG die letzte Wucht in der Offensive zu fehlen. Wie wollen Sie das in den nächsten Wochen beheben?

Nagelsmann: Entscheidend ist das Spiel am Boden. Das hat man beim Spiel in Bremen gesehen. Die einzelnen Akteure der Viererkette der Bremer sind alle ab 1,85 Meter aufwärts groß. Da war es für uns schwierig, im Luftkampf viel zu bewegen. Deshalb setze ich den Fokus aufs Spiel am Boden. Wir müssen flach über die letzte Linie kommen, um aufgrund unseres niedrigen Schwerpunkts zu Torchancen zu kommen. Einige Male ist uns das gut gelungen, und wir konnten den Bremern am Boden wehtun. Wir werden demnach in Zukunft versuchen, noch kontrolliertere Bälle vorne reinzuspielen.

Frage: Ihre Mannschaft hat immer noch fünf Punkte Rückstand zu einem Nichtabstiegsplatz. Wie vermeiden Sie, dass das Gefühl aufkommt, dass Ihnen die Zeit für eine Aufholjagd wegläuft?

Nagelsmann: Wir haben eine festgeschriebene Anzahl von Begegnungen bis zum letzten Spieltag. Und so sind noch viele Punkte zu vergeben. Das spricht für uns. Parallel werden wir an den Inhalten unseres Spiels arbeiten: aggressiver, gezielter und punktgenau vor das gegnerische Tor zu kommen, um uns mehr Torchancen zu erspielen. Dadurch schießen wir dann mehr Tore und sammeln unsere Punkte.

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Frage: Wäre ein Sieg im Weserstadion eine Befreiung für den 17. der Tabelle gewesen?

Nagelsmann: Natürlich, aber ein Sieg war nicht zwingend notwendig. Denn durch das Unentschieden bleiben wir in der Tabelle an den Vereinen dran, die ebenfalls mit uns da unten stehen. Wir werden die Zeit in den kommenden Wochen nutzen, um alles dafür zu tun, dass wir unser Spiel stabilisieren. Dann kommen die guten Ergebnisse von ganz alleine.

Frage: Ergebnisse müssen Sie demnächst auch außerhalb des Rasens liefern, denn Sie schließen Mitte März an der Hennes-Weisweiler-Akademie des DFB in Hennef Ihre Ausbildung zum Fußball-Lehrer ab. Wie lässt sich das mit Ihrer neuen Aufgabe als Chefcoach eines Bundesligisten im Abstiegskampf vereinbaren?

Nagelsmann: Ich habe das Glück, dass ich die zehn Monate, die für meine bisherige Ausbildung wichtig waren, viel in Hennef anwesend war. Deshalb habe ich jetzt ein paar Tage, an denen ich dort abstinent sein kann, weil keine Prüfungen anstehen. Dazu gab es immer wieder Modul-Tests, in denen ich den Stoff des ganzen Jahres regelmäßig wiederholen konnte. Jetzt geht es für mich darum, in kurzer Zeit alles in den Kopf reinzubekommen, um dann eine ordentliche Abschlussprüfung zu schreiben.

Frage: Inwieweit war und ist die Fußball-Lehrer-Ausbildung in Hennef wichtig für die Zusammenarbeit mit abgezockten Bundesligaprofis?

Nagelsmann: Ich hatte dort viel Austausch mit meinen Kollegen und habe vom Lehrgangsleiter Frank Wormuth immer wieder neue Ideen und Impulse an die Hand bekommen, die ich in meinem Kopf bearbeiten kann. Dabei kann ich mich dann selbst reflektieren, ob und wie ich diese Dinge dann in der Praxis anwende. Es geht den Dozenten in Hennef nicht darum, den Fußball zu erklären - das wollen sie gar nicht. Sie lassen einem da völlig freie Hand. Es geht vielmehr darum, den Dingen im Kopf eine Struktur zu geben. Auch in Bezug auf das, was außerhalb des Platzes passiert. Es ist wichtig, wenn man sich selbst reflektiert, um vielleicht auch mal seine Arbeitsweise zu überdenken.

Frage: Sie sind mit 28 Jahren der jüngste Trainer der Bundesligageschichte. Was bedeutet Ihnen das?

Nagelsmann: Mir persönlich sehr wenig. Mir wäre es lieber, wenn irgendwann bei Wikipedia steht, dass wir gemeinschaftlich bei der TSG Hoffenheim den Abstieg in dieser Saison verhindert haben, als dass nur da steht, dass ich der jüngste Trainer der Bundesligageschichte bin. Das mag eine nette Randnotiz sein, aber ich möchte nicht in die Geschichte eingehen als der Trainer, der mit Hoffenheim abgestiegen ist.

Aufgezeichnet von DFB.de.

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