Rekordspielerin Garefrekes: "Liga kann stolz auf das Erreichte sein"

Es war eine andere Zeit, es waren andere Bedingungen. Aber es war das gleiche Spiel. Mit der gleichen Idee, den gleichen Regeln, dem gleichen Ziel: Tore schießen, Gegentore verhindern, Spiele gewinnen. Seit 40 Jahren wird im Frauenfußball um die Deutsche Meisterschaft gespielt.

Zweimal Weltmeisterin, zweimal Europameisterin, dreimal Deutsche Meisterin, viermal DFB-Pokalsiegerin und zweimal UEFA-Cup-Siegerin, dazu zweimal Dritte bei Olympia: Die Titelsammlung von Kerstin Garefrekes vom Frauen-Bundesligisten 1. FFC Frankfurt ist beeindruckend. Außerdem ist die Offensivspielerin, die am 4. September ihren 35. Geburtstag feiert, mit 312 Einsätzen auch die aktuelle Rekordspielerin der Allianz Frauen-Bundesliga.

Bereits seit 2004 spielt Kerstin Garefrekes, die in Ibbenbüren (Münsterland) geboren wurde, für den 1. FFC Frankfurt. Zuvor stand sie beim FFC Heike Rheine unter Vertrag. Die Sommerpause hat Garefrekes genutzt, um für Washington Spirit in den USA zu spielen.

Im DFB.de-Interview zur Serie "40 Jahre Deutsche Frauen-Meisterschaft" spricht Kerstin Garefrekes über ihr Engagement in den USA, über ihre Titelsammlung, die kommende Saison und ihren Antrieb.

DFB.de: Ihr zwischenzeitliches Gastspiel in den USA ist zu Ende. Wie lautet Ihr Fazit, Frau Garefrekes?

Kerstin Garefrekes: Im Vorfeld war ich mir nicht zu 100 Prozent sicher, ob es das Richtige für mich ist, aber mittlerweile bin ich sehr froh, dass ich diesen Schritt gegangen bin. Es war eine unglaublich tolle Erfahrung und ich würde es jederzeit wieder wagen. Beeindruckt haben mich das Leben im Großraum Washington D.C., die Atmosphäre in einer multikulturellen Stadt, die faszinierende Architektur sowie die vielfältigen kulinarischen und kulturellen Angebote. Sportlich ist es eine absolute Herausforderung, bei teils extremen klimatischen Bedingungen und bei einem äußerst engen Spielplan Höchstleistungen abzurufen. Drei Spiele innerhalb einer Woche an Ost- und Westküste in verschiedenen Zeitzonen sind keine Seltenheit. Mein schönstes Erlebnis waren die Heimspiele mit Washington Spirit im SoccerPlex.

DFB.de: Mit dem Titel hat es nicht geklappt. Traurig?

Garefrekes: Im Halbfinale sind wir auf Seattle Reign getroffen, den Sieger der regulären Runde. Es hat leider nicht ganz zum Finaleinzug gereicht. Dennoch war es eine tolle Zeit hier: Wir hatten einen hervorragenden Teamgeist und unsere Mannschaft ist in den vergangenen Wochen zu einer verschworenen Einheit zusammengewachsen.

DFB.de: Wo liegen die größten Unterschiede zwischen dem deutschen und dem US-amerikanischen Frauen-Fußball?

Garefrekes: In Deutschland wird ein technisch hochwertigerer und anspruchsvollerer Fußball gespielt mit vielen kurzen, schnellen Pässen und einer großen taktischen Disziplin. Dagegen wird in den USA mehr Wert auf Athletik und Schnelligkeit sowie auf die individuellen Fähigkeiten der einzelnen Spielerinnen gelegt. Es werden auch deutlich mehr hohe, lange Bälle gespielt.

DFB.de: Mit 312 Bundesligaspielen sind Sie nach Einsätzen die Rekordspielerin in der eingleisigen Allianz Frauen-Bundesliga. Was bedeutet Ihnen das?

Garefrekes: Sind es schon so viele…? Damit hätte ich nie gerechnet. Es ist zwar nur eine statistische Zahl, aber dennoch eine schöne Auszeichnung. Ich bin bislang von Verletzungen weitgehend verschont geblieben und hatte das Glück, dass mir im Laufe der Jahre die unterschiedlichsten Trainer vertraut haben.

DFB.de: Wie viele Begegnungen werden noch dazukommen?

Garefrekes: Ich fühle mich im Augenblick sehr gut und es macht mir weiterhin großen Spaß, Fußball zu spielen. Ich genieße jeden Moment. Mein Vertrag beim 1. FFC Frankfurt läuft noch bis Juni 2015 und über alles Weitere werde ich mir zu gegebener Zeit Gedanken machen.

DFB.de: Bei Ihrem Hobby Geocaching (Suche per GPS) suchen Sie Ziele. Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Karriere gesetzt?

Garefrekes: Als ich mit sieben Jahren mit dem Fußball anfing, hätte ich mir nicht vorstellen können, dass mir eine solch lange und erfolgreiche Karriere bevorsteht. Auch im Jugendalter war es nicht mein vorrangiges Ziel, Nationalspielerin oder Weltmeisterin zu werden. Für mich standen immer der Spaß am Fußball und der maximale Mannschaftserfolg im Vordergrund.

DFB.de: Sie haben im Fußball alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Was treibt Sie noch an?

Garefrekes: Meine Motivation schöpfe ich tatsächlich auch nach den vielen Jahren im Profifußball aus den gleichen Quellen wie zu Beginn meiner Karriere: Ich habe Spaß am Fußball und genieße es, Teil eines erfolgreichen Teams zu sein. Zusätzlich möchte ich als gestandene Spielerin noch mehr Verantwortung übernehmen, indem ich den jungen Spielerinnen etwas von meinen Erfahrungen und den Werten, die mich im Laufe meiner Fußballkarriere geprägt haben, weitergebe.

DFB.de: Was ist nach Rang zwei in der Vorsaison in dieser Bundesliga-Spielzeit für den 1. FFC Frankfurt möglich?

Garefrekes: Wir mussten den Abgang von wichtigen und zentralen Spielerinnen verkraften, aber ich sehe die Integration unserer Zugänge - zu denen auch einige talentierte Nachwuchsspielerinnen zählen - als Herausforderung und Chance zugleich. Es wird sicher wieder sehr spannend zugehen und wir werden alles daran setzen, erneut eine erfolgreiche Saison zu spielen.

DFB.de: Wer sind die größten Konkurrenten im Kampf um die Meisterschaft und die Champions League-Plätze?

Garefrekes: Der Titelverteidiger VfL Wolfsburg und der 1. FFC Turbine Potsdam, aber auch der FC Bayern München.

DFB.de: Sie sind bereits seit 2004 für den 1. FFC Frankfurt am Ball. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Garefrekes: Im Laufe der Jahre ist mir Frankfurt ans Herz gewachsen und zu meiner zweiten Heimat geworden. Der Verein ermöglicht es mir, seit über zehn Jahren Fußball auf höchstem Niveau zu spielen, und ich bin dankbar für die zahlreichen wertvollen Begegnungen und Erfahrungen auf und neben dem Platz.

DFB.de: Wie lassen sich Beruf und Spitzensport unter einen Hut bringen?

Garefrekes: Die Belastung ist, gerade bei unserem hohen Trainingspensum, nicht zu unterschätzen. Es ist auch organisatorisch nicht immer ganz einfach. Beruf und Spitzensport lassen sich nur dann vereinbaren, wenn beide Seiten rücksichtsvoll und wertschätzend agieren. Mein Arbeitgeber und meine Kollegen unterstützen mich sehr - besonders im Hinblick auf flexible Arbeits- und Urlaubszeiten - und stehen bedingungslos hinter meinem Engagement für den Leistungssport. Auch der Verein kommt mir entgegen und dadurch wird es möglich, alles unter einen Hut zu bringen.

DFB.de: Wie hat sich die Allianz Frauen-Bundesliga seit 1997 Ihrer Meinung nach entwickelt?

Garefrekes: Auch wenn es mit Sicherheit immer noch Verbesserungspotenzial gibt, ist die Bundesliga mittlerweile in allen Bereichen sehr professionell geworden. Zu Beginn meiner Karriere haben wir vier bis fünf Einheiten pro Woche absolviert - heute sind es doppelt so viele. Auch die medizinische und physiotherapeutische Betreuung besitzt einen höheren Stellenwert als früher. Sicher hat die Entwicklung der organisatorischen Rahmenbedingungen bis zum heutigen Standard einen langen Prozess durchlaufen müssen, aber gerade im aktuellen Vergleich mit der noch jungen US-amerikanischen Profiliga zeigt sich, dass die Allianz Frauen-Bundesliga sehr professionell aufgestellt ist und stolz auf das bisher Erreichte sein kann.

DFB.de: Vermissen Sie manchmal die Zeit bei der Nationalmannschaft?

Garefrekes: Es war eine tolle, wahnsinnig erfolgreiche und auch aufregende Zeit. Ich verbinde viele positive Erinnerungen und Erfahrungen mit der Nationalmannschaft, für die ich sehr dankbar bin. Aber mein Rücktritt erfolgte zum richtigen Zeitpunkt.

[mspw]

Es war eine andere Zeit, es waren andere Bedingungen. Aber es war das gleiche Spiel. Mit der gleichen Idee, den gleichen Regeln, dem gleichen Ziel: Tore schießen, Gegentore verhindern, Spiele gewinnen. Seit 40 Jahren wird im Frauenfußball um die Deutsche Meisterschaft gespielt.

Zweimal Weltmeisterin, zweimal Europameisterin, dreimal Deutsche Meisterin, viermal DFB-Pokalsiegerin und zweimal UEFA-Cup-Siegerin, dazu zweimal Dritte bei Olympia: Die Titelsammlung von Kerstin Garefrekes vom Frauen-Bundesligisten 1. FFC Frankfurt ist beeindruckend. Außerdem ist die Offensivspielerin, die am 4. September ihren 35. Geburtstag feiert, mit 312 Einsätzen auch die aktuelle Rekordspielerin der Allianz Frauen-Bundesliga.

Bereits seit 2004 spielt Kerstin Garefrekes, die in Ibbenbüren (Münsterland) geboren wurde, für den 1. FFC Frankfurt. Zuvor stand sie beim FFC Heike Rheine unter Vertrag. Die Sommerpause hat Garefrekes genutzt, um für Washington Spirit in den USA zu spielen.

Im DFB.de-Interview zur Serie "40 Jahre Deutsche Frauen-Meisterschaft" spricht Kerstin Garefrekes über ihr Engagement in den USA, über ihre Titelsammlung, die kommende Saison und ihren Antrieb.

DFB.de: Ihr zwischenzeitliches Gastspiel in den USA ist zu Ende. Wie lautet Ihr Fazit, Frau Garefrekes?

Kerstin Garefrekes: Im Vorfeld war ich mir nicht zu 100 Prozent sicher, ob es das Richtige für mich ist, aber mittlerweile bin ich sehr froh, dass ich diesen Schritt gegangen bin. Es war eine unglaublich tolle Erfahrung und ich würde es jederzeit wieder wagen. Beeindruckt haben mich das Leben im Großraum Washington D.C., die Atmosphäre in einer multikulturellen Stadt, die faszinierende Architektur sowie die vielfältigen kulinarischen und kulturellen Angebote. Sportlich ist es eine absolute Herausforderung, bei teils extremen klimatischen Bedingungen und bei einem äußerst engen Spielplan Höchstleistungen abzurufen. Drei Spiele innerhalb einer Woche an Ost- und Westküste in verschiedenen Zeitzonen sind keine Seltenheit. Mein schönstes Erlebnis waren die Heimspiele mit Washington Spirit im SoccerPlex.

DFB.de: Mit dem Titel hat es nicht geklappt. Traurig?

Garefrekes: Im Halbfinale sind wir auf Seattle Reign getroffen, den Sieger der regulären Runde. Es hat leider nicht ganz zum Finaleinzug gereicht. Dennoch war es eine tolle Zeit hier: Wir hatten einen hervorragenden Teamgeist und unsere Mannschaft ist in den vergangenen Wochen zu einer verschworenen Einheit zusammengewachsen.

DFB.de: Wo liegen die größten Unterschiede zwischen dem deutschen und dem US-amerikanischen Frauen-Fußball?

Garefrekes: In Deutschland wird ein technisch hochwertigerer und anspruchsvollerer Fußball gespielt mit vielen kurzen, schnellen Pässen und einer großen taktischen Disziplin. Dagegen wird in den USA mehr Wert auf Athletik und Schnelligkeit sowie auf die individuellen Fähigkeiten der einzelnen Spielerinnen gelegt. Es werden auch deutlich mehr hohe, lange Bälle gespielt.

DFB.de: Mit 312 Bundesligaspielen sind Sie nach Einsätzen die Rekordspielerin in der eingleisigen Allianz Frauen-Bundesliga. Was bedeutet Ihnen das?

Garefrekes: Sind es schon so viele…? Damit hätte ich nie gerechnet. Es ist zwar nur eine statistische Zahl, aber dennoch eine schöne Auszeichnung. Ich bin bislang von Verletzungen weitgehend verschont geblieben und hatte das Glück, dass mir im Laufe der Jahre die unterschiedlichsten Trainer vertraut haben.

DFB.de: Wie viele Begegnungen werden noch dazukommen?

Garefrekes: Ich fühle mich im Augenblick sehr gut und es macht mir weiterhin großen Spaß, Fußball zu spielen. Ich genieße jeden Moment. Mein Vertrag beim 1. FFC Frankfurt läuft noch bis Juni 2015 und über alles Weitere werde ich mir zu gegebener Zeit Gedanken machen.

DFB.de: Bei Ihrem Hobby Geocaching (Suche per GPS) suchen Sie Ziele. Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Karriere gesetzt?

Garefrekes: Als ich mit sieben Jahren mit dem Fußball anfing, hätte ich mir nicht vorstellen können, dass mir eine solch lange und erfolgreiche Karriere bevorsteht. Auch im Jugendalter war es nicht mein vorrangiges Ziel, Nationalspielerin oder Weltmeisterin zu werden. Für mich standen immer der Spaß am Fußball und der maximale Mannschaftserfolg im Vordergrund.

DFB.de: Sie haben im Fußball alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Was treibt Sie noch an?

Garefrekes: Meine Motivation schöpfe ich tatsächlich auch nach den vielen Jahren im Profifußball aus den gleichen Quellen wie zu Beginn meiner Karriere: Ich habe Spaß am Fußball und genieße es, Teil eines erfolgreichen Teams zu sein. Zusätzlich möchte ich als gestandene Spielerin noch mehr Verantwortung übernehmen, indem ich den jungen Spielerinnen etwas von meinen Erfahrungen und den Werten, die mich im Laufe meiner Fußballkarriere geprägt haben, weitergebe.

DFB.de: Was ist nach Rang zwei in der Vorsaison in dieser Bundesliga-Spielzeit für den 1. FFC Frankfurt möglich?

Garefrekes: Wir mussten den Abgang von wichtigen und zentralen Spielerinnen verkraften, aber ich sehe die Integration unserer Zugänge - zu denen auch einige talentierte Nachwuchsspielerinnen zählen - als Herausforderung und Chance zugleich. Es wird sicher wieder sehr spannend zugehen und wir werden alles daran setzen, erneut eine erfolgreiche Saison zu spielen.

DFB.de: Wer sind die größten Konkurrenten im Kampf um die Meisterschaft und die Champions League-Plätze?

Garefrekes: Der Titelverteidiger VfL Wolfsburg und der 1. FFC Turbine Potsdam, aber auch der FC Bayern München.

DFB.de: Sie sind bereits seit 2004 für den 1. FFC Frankfurt am Ball. Was bedeutet Ihnen der Verein?

Garefrekes: Im Laufe der Jahre ist mir Frankfurt ans Herz gewachsen und zu meiner zweiten Heimat geworden. Der Verein ermöglicht es mir, seit über zehn Jahren Fußball auf höchstem Niveau zu spielen, und ich bin dankbar für die zahlreichen wertvollen Begegnungen und Erfahrungen auf und neben dem Platz.

DFB.de: Wie lassen sich Beruf und Spitzensport unter einen Hut bringen?

Garefrekes: Die Belastung ist, gerade bei unserem hohen Trainingspensum, nicht zu unterschätzen. Es ist auch organisatorisch nicht immer ganz einfach. Beruf und Spitzensport lassen sich nur dann vereinbaren, wenn beide Seiten rücksichtsvoll und wertschätzend agieren. Mein Arbeitgeber und meine Kollegen unterstützen mich sehr - besonders im Hinblick auf flexible Arbeits- und Urlaubszeiten - und stehen bedingungslos hinter meinem Engagement für den Leistungssport. Auch der Verein kommt mir entgegen und dadurch wird es möglich, alles unter einen Hut zu bringen.

DFB.de: Wie hat sich die Allianz Frauen-Bundesliga seit 1997 Ihrer Meinung nach entwickelt?

Garefrekes: Auch wenn es mit Sicherheit immer noch Verbesserungspotenzial gibt, ist die Bundesliga mittlerweile in allen Bereichen sehr professionell geworden. Zu Beginn meiner Karriere haben wir vier bis fünf Einheiten pro Woche absolviert - heute sind es doppelt so viele. Auch die medizinische und physiotherapeutische Betreuung besitzt einen höheren Stellenwert als früher. Sicher hat die Entwicklung der organisatorischen Rahmenbedingungen bis zum heutigen Standard einen langen Prozess durchlaufen müssen, aber gerade im aktuellen Vergleich mit der noch jungen US-amerikanischen Profiliga zeigt sich, dass die Allianz Frauen-Bundesliga sehr professionell aufgestellt ist und stolz auf das bisher Erreichte sein kann.

DFB.de: Vermissen Sie manchmal die Zeit bei der Nationalmannschaft?

Garefrekes: Es war eine tolle, wahnsinnig erfolgreiche und auch aufregende Zeit. Ich verbinde viele positive Erinnerungen und Erfahrungen mit der Nationalmannschaft, für die ich sehr dankbar bin. Aber mein Rücktritt erfolgte zum richtigen Zeitpunkt.