Rekordmann Pfitzner: Von der Kreisliga in die Bundesliga

Die Karriere des Marc Pfitzner liest sich wie der Wochenplan eines Groundhoppers. Kreisliga, Landesliga, Oberliga, Regionalliga, 3. Liga, 2. Bundesliga, Bundesliga. Marc Pfitzner ist nicht Groundhopper, er ist Fußballer bei Eintracht Braunschweig, dem Aufsteiger in die Bundesliga.

Mit 18 kickte Pfitzner noch auf Kreisebene, mit 23 in der Niedersachsenliga, also fünfte Liga. Jetzt, mit fast 29 Jahren, ist der gebürtige Braunschweiger ganz oben angekommen. Er hat damit sogar den bisherigen Rekordmann Andreas Lambertz übertroffen, der bei Fortuna Düsseldorf alle Stufen von der vierten Liga bis in die Bundesliga genommen hatte.

Vor dem Start in die Bundesligasaison spricht Marc Pfitzner im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband über seinen ungewöhnlichen Werdegang, wichtige Wendungen, Heimat und seine Probleme mit dem Polizei-Eignungstest.

DFB.de: Herr Pfitzner, wie fühlt man sich als neuer "Lumpi" Lambertz?

Marc Pfitzner: Es ist unglaublich, ganz oben angekommen zu sein. In der Regionalliga und 3. Liga haben wir noch gegen die zweite Mannschaft von Werder Bremen gespielt, am Samstag treffen wir in der Bundesliga auf Werders erste Mannschaft. Und eine Woche später geht es nach Dortmund in ein ausverkauftes Stadion mit 80.000 Zuschauern.

DFB.de: Mit welchen Erwartungen gehen Sie in Ihre erste Bundesligasaison?

Pfitzner: Ich will nicht nur dabei sein, ich will spielen. Ich möchte nicht nur der Mann mit der besonderen Geschichte sein.

DFB.de: Am 28. August werden Sie 29 Jahre alt. Ein seltenes Alter für einen Bundesliga-Debütanten.



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Die Karriere des Marc Pfitzner liest sich wie der Wochenplan eines Groundhoppers. Kreisliga, Landesliga, Oberliga, Regionalliga, 3. Liga, 2. Bundesliga, Bundesliga. Marc Pfitzner ist nicht Groundhopper, er ist Fußballer bei Eintracht Braunschweig, dem Aufsteiger in die Bundesliga.

Mit 18 kickte Pfitzner noch auf Kreisebene, mit 23 in der Niedersachsenliga, also fünfte Liga. Jetzt, mit fast 29 Jahren, ist der gebürtige Braunschweiger ganz oben angekommen. Er hat damit sogar den bisherigen Rekordmann Andreas Lambertz übertroffen, der bei Fortuna Düsseldorf alle Stufen von der vierten Liga bis in die Bundesliga genommen hatte.

Vor dem Start in die Bundesligasaison spricht Marc Pfitzner im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband über seinen ungewöhnlichen Werdegang, wichtige Wendungen, Heimat und seine Probleme mit dem Polizei-Eignungstest.

DFB.de: Herr Pfitzner, wie fühlt man sich als neuer "Lumpi" Lambertz?

Marc Pfitzner: Es ist unglaublich, ganz oben angekommen zu sein. In der Regionalliga und 3. Liga haben wir noch gegen die zweite Mannschaft von Werder Bremen gespielt, am Samstag treffen wir in der Bundesliga auf Werders erste Mannschaft. Und eine Woche später geht es nach Dortmund in ein ausverkauftes Stadion mit 80.000 Zuschauern.

DFB.de: Mit welchen Erwartungen gehen Sie in Ihre erste Bundesligasaison?

Pfitzner: Ich will nicht nur dabei sein, ich will spielen. Ich möchte nicht nur der Mann mit der besonderen Geschichte sein.

DFB.de: Am 28. August werden Sie 29 Jahre alt. Ein seltenes Alter für einen Bundesliga-Debütanten.

Pfitzner: Ja, Wahnsinn. Zuletzt hatten wir einen Spieler im Probetraining, der war Jahrgang 1996. Es ist gut so, wenn die Talente nachdrängen. Aber es geht nicht nur mit jungen Spielern, ein paar ältere dürfen nicht fehlen. Und mit 29 zähle ich mich noch nicht zum alten Eisen.

DFB.de: Auf dem Weg von der Kreisliga in die Bundesliga zählen nicht nur Talent und Wille, es bedarf auch manch glücklicher Fügung. Was waren die entscheidenden Wendungen in Ihrer Karriere?

Pfitzner: Der entscheidende Punkt war, als mich Benno Möhlmann zum Training der Profis eingeladen hat. Das war zu Beginn meiner dritten Saison bei der Eintracht. Es ging um die Qualifikation für die neue 3. Liga, der Start war in die Hose gegangen. Nachdem ich eine Weile mittrainiert hatte, habe ich mein erstes Spiel zu Hause gegen den 1. FC Magdeburg gemacht, gleich vor 22.000 Zuschauern. Unser Sechser verletzte sich, ich war der einzige Ersatz, der noch zur Verfügung stand, also kam ich eine Viertelstunde vor Schluss rein. Das werde ich nie vergessen, ich konnte es kaum glauben.

DFB.de: Und dann?

Pfitzner: Eine Woche später spielte ich eine halbe Stunde, dann durfte ich von Anfang an ran. Seitdem geht es mit der Eintracht bergauf. (lacht) Es war ohnehin eine verrückte Saison. Man musste mindestens Zehnter werden, um sich für die 3. Liga zu qualifizieren. Wir standen nur einmal auf dem zehnten Platz - am letzten Spieltag ab der 70. Minute. Mein Vertrag für die neue Saison galt für die Regionalliga, 3. Liga und 2. Bundesliga, so eng war es zwischenzeitlich.

DFB.de: Wie kam es, dass Sie mit 18 nur in der Kreisliga spielten?

Pfitzner: Ich war schon in der Jugend bei Eintracht Braunschweig. Nach der C-Jugend sollte ich in die B2 und nicht zu den B1-Junioren. Das Thema Profifußball war für mich damit frühzeitig abgeschlossen. Ich entwickelte andere Interessen, kümmerte mich eher um die Schule und meine Freunde. Ich wechselte zum TSV Timmerlah, spielte in der B- und A-Junioren-Bezirksliga, dann bei den Herren in der Kreisliga. Anschließend ging es zum SV Broitzem in die Landesliga und zur FT Braunschweig in die Oberliga, ehe sich bei Eintracht Braunschweig eine zweite Chance für mich bot. Es war eine schwierige Entscheidung - und eine wichtige. Als ich wieder bei der Eintracht war, habe ich nicht unbedingt erwartet, noch Profi zu werden, aber ich habe darauf hingearbeitet.

DFB.de: Was wäre heute, wenn Sie sich damals gegen eine Rückkehr entschieden hätten?

Pfitzner: Dann würde ich wahrscheinlich immer noch Niedersachsenliga spielen und auch so Spaß am Leben haben. Ich habe auch meine Freundin von damals noch. Früher wollte ich Polizist werden. Aber die wollten mich irgendwie nicht, ich habe den Eignungstest zweimal nicht bestanden. Sport war kein Problem, aber der schriftliche Teil war richtig schwer - zumindest für mich. (lacht) Ich habe dann eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Vielleicht hätte ich ohne Profifußball auch studiert.

DFB.de: Vermissen Sie etwas aus Ihrer Zeit im Amateurfußball?

Pfitzner: Nein. Ich fühle mich total wohl. Wir sind hier ein verschworener Haufen, anders als vielleicht in manch anderem Profiklub. Ich habe echte Freunde in der Mannschaft.

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DFB.de: Sie waren immer in Braunschweig. Wollten Sie nie etwas anderes sehen?

Pfitzner: Ich habe überlegt, aber letztlich ist es nie wirklich in Frage gekommen. Ich glaube, viele andere Profifußballer beneiden mich, weil ich hier alles habe: Familie, Freunde, Heimat.

DFB.de: Was passiert nach Ihrer Karriere? Wieder Amateurfußball?

Pfitzner: Ich habe mir noch keinen Plan zurechtgelegt. Komplett ohne Fußball wird meine Zukunft bestimmt nicht stattfinden. Ja, vielleicht werde ich nochmal mit Kumpels in einer Amateurliga spielen. Auch der Gedanke, Trainer zu werden, ist nicht völlig abwegig - zunächst vielleicht im Jugendbereich.