Rehhagel und Peters beim Blindenfußball-Saisonauftakt

Er hat es gemacht. Trotz Skepsis das Herz in beide Hände genommen und mitgespielt. Peter Peters lieferte das perfekt passende Bild zum Ligaauftakt in Gelsenkirchen. Im Hans-Sachs-Haus mitten in der Stadt und erstmals "indoor" startete die Blindenfußball-Bundesliga am Samstag in ihre nun schon 9. Saison. Und also setzte sich der 53 Jahre alte Geschäftsführer des FC Schalke 04 eine Dunkelbrille auf, um ein paar Doppelpässe mit "seinen" Schalker Blindenfußballern zu spielen. Über Inklusion im Sport wird viel geredet. So wie am Samstag sieht sie aus.

Das 0:0 im Revierderby gegen Viktoria Dortmund im anschließenden ersten Match der neuen Saison bot Rasse und Klasse, Sprints im freien Raum, tolle Dribblings und einige scheppernde Kollisionen. Doch trotz sieben Penaltys alleine für den S04 blieb das Auftaktspiel torlos. Mehrfach schon experimentierte die IBSA mit 5x2m-Toren. Für die Attraktivität des Sports wäre dem Internationalen Blindensportverband eine Umstellung auf größere Tore dringend zu empfehlen.

Schalkes Blindenfußballer "haben keine Probleme mehr"

"Nein, noch nicht, aber ich kann mir ungefähr vorstellen, wieviel Geschick man dazu braucht", hatte Schalkes Denker und Geschäftelenker zuvor im Interview geantwortet. Nein, gegen den Rasselball habe er noch nie getreten. Ahnte er schon, was auf ihn zukommen würde? Kurz darauf jedenfalls stand er auf dem Kunstrasenplatz und machte eine bemerkenswert gute Figur. Nach drei Minuten streifte er die Dunkelbrille ab und sagte lachend: "Das reicht."

Seine "Schalker Jungs" applaudierten dem Chef für den couragierten Kurzauftritt. "Dass Schalke 04 uns vor einem Jahr aufnahm, hat uns nochmal Auftrieb gegeben", sagt der Spielertrainer des Schalker Blindenfußballteams, der 42-jährige Bayram Dogan. Musste früher jeder Spieler Reisen zu Trainingslagern oder Saisonspielen selbst bezahlen, stellt der FC Schalke 04 nun seiner neuesten und kleinsten Abteilung ein ordentliches Budget zur Verfügung. Beim "Tag der offenen Tür" mit 100.000 Schalker Fans konnten die Blindenfußballer für ihren Sport werben. "Wir haben keine Probleme mehr", sagt Dogan. Seine Eltern kamen einst aus Anatolien nach Deutschland eingewandert, er selbst wurde in Gelsenkirchen geboren und arbeitet heute bei der Arbeitsagentur. "Der Sport macht einen mobiler, man verliert die Ängstlichkeit. Manchmal zu sehr, dann vernachlässigt man den Stock und rennt gegen eine Laterne", erzählt Bayram Dogan lachend.

Peters: "Probleme überwinden – das ist die Basis für Erfolg"

"Mit welchem Elan" der Sport betrieben wurde, das hatte für Peter Peters schließlich den Ausschlag gegeben. Über die Vereinsstiftung "Schalke hilft!" wurden die Blindenfußballer gefördert. 2015 aber wurden sie "Knappen", die neuste und kleinste Abteilung bei S04. Und am Samstag verfolgte Peters erstmals selbst ein Punktspiel. Trotz Sitzungen und einem (nicht ganz unwichtigem) Heimspiel gegen den FC Augsburg besuchte er am Vormittag das Blindenfußballderby gegen die überraschend starken Dortmunder. Nach dem Abpfiff äußerte sich Peters, selbst Kuratoriumsmitglied der DFB-Stiftung Sepp Herberger, ehrlich beeindruckt "vom Spiel und auch vom Engagement". Peters: "Talent ist wichtig. Aber daneben ist die Bereitschaft, Probleme zu überwinden, entscheidend für den Erfolg." Egal in welcher Arena. Der Blindenfußball als Inspiration und Lebensschule – das erleben viele der rund 10.000 Zuschauer bei den Städtespieltagen jedes Jahr genauso.

Torschützenkönig Alican Pektas noch nicht restlos fit

Diesmal auch Otto Rehhagel. "Mr. Bundesliga", "Rehhakles", Europameister mit Griechenland, ein paar Wunder von der Weser, Deutscher Meister mit einem Aufsteiger – was hat er nicht alles erlebt. Jedenfalls bis zum Samstag noch nie ein Blindenfußballspiel. Beeindruckt war auch "König Otto". "Was die Spieler trotz ihrer Benachteiligung hier auf dem Kunstrasen zeigen, ist sensationell."

Das ursprüngliche Auftaktspiel des Meisters Blau-Gelb Blista Marburg gegen den Vorjahrszweiten Chemnitz musste bereits am Freitag abgesagt werden. Die Sachsen hatten aufgrund zahlreicher Verletzungen um eine Verschiebung gebeten. Alican Pektas, vierfacher Torschützenkönig der Liga, kam es recht. Nach acht Monaten Pause wegen eines Kreuzbandrisses im linken Knie ist der 23 Jahre alte Stürmer immer noch nicht restlos fit. "Ich darf nicht die Geduld verlieren. Ich werde in diesem und im nächsten Jahr wichtigere Spiele bestreiten", sagte Pektas, der sich "riesig" auf die kommende Europameisterschaft 2017 in Berlin freut. "Ich hoffe, dass wir als Nationalmannschaft etwas aus dieser Chance machen." Das Spiel wurde mit 2:0 für Marburg gewertet.

Zuvor aber wird noch jede Menge Blindenfußball in der Liga gespielt. Der nächste Spieltag findet am 4./5. Juni auf dem Gelände des Rekordmeisters MTV Stuttgart statt. Hingehen und zuschauen – ist ein Erlebnis!

[th]

Er hat es gemacht. Trotz Skepsis das Herz in beide Hände genommen und mitgespielt. Peter Peters lieferte das perfekt passende Bild zum Ligaauftakt in Gelsenkirchen. Im Hans-Sachs-Haus mitten in der Stadt und erstmals "indoor" startete die Blindenfußball-Bundesliga am Samstag in ihre nun schon 9. Saison. Und also setzte sich der 53 Jahre alte Geschäftsführer des FC Schalke 04 eine Dunkelbrille auf, um ein paar Doppelpässe mit "seinen" Schalker Blindenfußballern zu spielen. Über Inklusion im Sport wird viel geredet. So wie am Samstag sieht sie aus.

Das 0:0 im Revierderby gegen Viktoria Dortmund im anschließenden ersten Match der neuen Saison bot Rasse und Klasse, Sprints im freien Raum, tolle Dribblings und einige scheppernde Kollisionen. Doch trotz sieben Penaltys alleine für den S04 blieb das Auftaktspiel torlos. Mehrfach schon experimentierte die IBSA mit 5x2m-Toren. Für die Attraktivität des Sports wäre dem Internationalen Blindensportverband eine Umstellung auf größere Tore dringend zu empfehlen.

Schalkes Blindenfußballer "haben keine Probleme mehr"

"Nein, noch nicht, aber ich kann mir ungefähr vorstellen, wieviel Geschick man dazu braucht", hatte Schalkes Denker und Geschäftelenker zuvor im Interview geantwortet. Nein, gegen den Rasselball habe er noch nie getreten. Ahnte er schon, was auf ihn zukommen würde? Kurz darauf jedenfalls stand er auf dem Kunstrasenplatz und machte eine bemerkenswert gute Figur. Nach drei Minuten streifte er die Dunkelbrille ab und sagte lachend: "Das reicht."

Seine "Schalker Jungs" applaudierten dem Chef für den couragierten Kurzauftritt. "Dass Schalke 04 uns vor einem Jahr aufnahm, hat uns nochmal Auftrieb gegeben", sagt der Spielertrainer des Schalker Blindenfußballteams, der 42-jährige Bayram Dogan. Musste früher jeder Spieler Reisen zu Trainingslagern oder Saisonspielen selbst bezahlen, stellt der FC Schalke 04 nun seiner neuesten und kleinsten Abteilung ein ordentliches Budget zur Verfügung. Beim "Tag der offenen Tür" mit 100.000 Schalker Fans konnten die Blindenfußballer für ihren Sport werben. "Wir haben keine Probleme mehr", sagt Dogan. Seine Eltern kamen einst aus Anatolien nach Deutschland eingewandert, er selbst wurde in Gelsenkirchen geboren und arbeitet heute bei der Arbeitsagentur. "Der Sport macht einen mobiler, man verliert die Ängstlichkeit. Manchmal zu sehr, dann vernachlässigt man den Stock und rennt gegen eine Laterne", erzählt Bayram Dogan lachend.

Peters: "Probleme überwinden – das ist die Basis für Erfolg"

"Mit welchem Elan" der Sport betrieben wurde, das hatte für Peter Peters schließlich den Ausschlag gegeben. Über die Vereinsstiftung "Schalke hilft!" wurden die Blindenfußballer gefördert. 2015 aber wurden sie "Knappen", die neuste und kleinste Abteilung bei S04. Und am Samstag verfolgte Peters erstmals selbst ein Punktspiel. Trotz Sitzungen und einem (nicht ganz unwichtigem) Heimspiel gegen den FC Augsburg besuchte er am Vormittag das Blindenfußballderby gegen die überraschend starken Dortmunder. Nach dem Abpfiff äußerte sich Peters, selbst Kuratoriumsmitglied der DFB-Stiftung Sepp Herberger, ehrlich beeindruckt "vom Spiel und auch vom Engagement". Peters: "Talent ist wichtig. Aber daneben ist die Bereitschaft, Probleme zu überwinden, entscheidend für den Erfolg." Egal in welcher Arena. Der Blindenfußball als Inspiration und Lebensschule – das erleben viele der rund 10.000 Zuschauer bei den Städtespieltagen jedes Jahr genauso.

Torschützenkönig Alican Pektas noch nicht restlos fit

Diesmal auch Otto Rehhagel. "Mr. Bundesliga", "Rehhakles", Europameister mit Griechenland, ein paar Wunder von der Weser, Deutscher Meister mit einem Aufsteiger – was hat er nicht alles erlebt. Jedenfalls bis zum Samstag noch nie ein Blindenfußballspiel. Beeindruckt war auch "König Otto". "Was die Spieler trotz ihrer Benachteiligung hier auf dem Kunstrasen zeigen, ist sensationell."

Das ursprüngliche Auftaktspiel des Meisters Blau-Gelb Blista Marburg gegen den Vorjahrszweiten Chemnitz musste bereits am Freitag abgesagt werden. Die Sachsen hatten aufgrund zahlreicher Verletzungen um eine Verschiebung gebeten. Alican Pektas, vierfacher Torschützenkönig der Liga, kam es recht. Nach acht Monaten Pause wegen eines Kreuzbandrisses im linken Knie ist der 23 Jahre alte Stürmer immer noch nicht restlos fit. "Ich darf nicht die Geduld verlieren. Ich werde in diesem und im nächsten Jahr wichtigere Spiele bestreiten", sagte Pektas, der sich "riesig" auf die kommende Europameisterschaft 2017 in Berlin freut. "Ich hoffe, dass wir als Nationalmannschaft etwas aus dieser Chance machen." Das Spiel wurde mit 2:0 für Marburg gewertet.

Zuvor aber wird noch jede Menge Blindenfußball in der Liga gespielt. Der nächste Spieltag findet am 4./5. Juni auf dem Gelände des Rekordmeisters MTV Stuttgart statt. Hingehen und zuschauen – ist ein Erlebnis!