Real gegen den BVB: Torsturz und Viererpack

Fünftes Duell in 18 Monaten: Heute Abend (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und bei Sky) misst sich Borussia Dortmund im Viertelfinalhinspiel der Champions League erneut mit Real Madrid. Im Estadio Santiago Bernabeu fanden in der Vergangenheit schon diverse packende Duelle zwischen den "Königlichen und dem BVB statt.

Für DFB.de blickt der Historiker Udo Muras auf diese Paarung zurück, neben den vier Vorjahrespartien auch auf das "Tor-Huwabohu" im Jahr 1998.

1997/1998: DAS HALBFINALE

Am 1. April 1998 ereignete sich eines der kuriosesten Schauspiele in der Historie des Europapokals. 12,76 Millionen Zuschauer saßen fassungslos vor ihren Bildschirmen und wünschten sich ein Tor. Denn das fehlte noch, damit das Halbfinale endlich angepfiffen werden konnte. Was sich im Stadion Santiago Bernabeu abspielte, war kein ein April-Scherz, auch wenn der Kalender darauf hinzuweisen schien. Es war eine Groteske, das "Tor-Huwabohu von Madrid" ging in die Geschichte ein. Heißblütige Fans von Real Madrid, die berüchtigten "Ultrasur", hatten vor dem Halbfinale gegen Titelverteidiger Borussia Dortmund ein bisschen zu heftig am Zaun gerüttelt. Der stürzte drei Minuten vor Anpfiff ein und mit ihm das daran befestigte Tor. Der niederländische Schiedsrichter Mario van der Ende schickte die 22 Spieler prompt wieder in die Kabinen, während Ordner in Blaumänner vergeblich versuchten, das Tor wieder aufzurichten. "Welch eine Schande, welch ein Fauxpas", schrieb die spanische Zeitung AS. Erst eine Stunde nach dem geplanten Anpfiff wurde Ersatz beschafft. Zu spät, fand nicht nur BVB-Präsident Gerd Niebaum: "Die Anspannung ist weg."

Noch im Stadion unterschrieb Kapitän Stefan Reuter eine Protestnote, die der Vorstand am nächsten Tag zurückzog, dann ging es doch noch los. Die RTL-Moderatoren Günter Jauch und Marcel Reif hatten die 75 Minuten Vorspiel mit launigen Sprüchen wie "Ein Tor würde dem Spiel guttun" überbrückt und wurden mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Das war das Beste aus deutscher Sicht, denn Borussia verlor durch nahezu mitternächtliche Treffer von Fernando Morientes und Christian Karembeu 0:2 und schied aus, weil im Rückspiel kein Tor fiel. Die UEFA verurteilte Real zu einer Platzsperre für zwei internationale Spiele, doch der Cup-Gewinn entschädigte Real und seinen deutschen Trainer: Jupp Heynckes.

2002/2003: DIE ZWISCHENRUNDE

Im Februar 2003 traf man sich in Punktspielen der Gruppe C wieder. In Madrid verlor Borussia 1:2, obwohl sie durch Jan Koller (30.) in Führung gegangen war. Aber Raul (53.) und Brasiliens Weltmeister-Stürmer Ronaldo (56.) drehten die Partie binnen drei Minuten. Wieder kein Glück in Bernabeu.

Sechs Tage später fehlten nur Sekunden zum ersten Sieg gegen die Königlichen, wieder hatte Koller ein Tor vorgelegt und erst in der Nachspielzeit wurde es egalisiert. Nach einem leichten Ballverlust von Marcio Amoroso traf Alvaro Portillo zum glücklichen 1:1. Christoph Metzelder sagte, was alle fühlten: "Wenn man so ein Spiel noch aus der Hand gibt, hat das mit Cleverness zu tun. Da fehlt uns noch einiges." Am Ende der Zwischenrunde fehlte auch ein Punkt zum Weiterkommen, den Real mehr hatte als das Team von Matthias Sammer.



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Fünftes Duell in 18 Monaten: Heute Abend (ab 20.45 Uhr, live im ZDF und bei Sky) misst sich Borussia Dortmund im Viertelfinalhinspiel der Champions League erneut mit Real Madrid. Im Estadio Santiago Bernabeu fanden in der Vergangenheit schon diverse packende Duelle zwischen den "Königlichen und dem BVB statt.

Für DFB.de blickt der Historiker Udo Muras auf diese Paarung zurück, neben den vier Vorjahrespartien auch auf das "Tor-Huwabohu" im Jahr 1998.

1997/1998: DAS HALBFINALE

Am 1. April 1998 ereignete sich eines der kuriosesten Schauspiele in der Historie des Europapokals. 12,76 Millionen Zuschauer saßen fassungslos vor ihren Bildschirmen und wünschten sich ein Tor. Denn das fehlte noch, damit das Halbfinale endlich angepfiffen werden konnte. Was sich im Stadion Santiago Bernabeu abspielte, war kein ein April-Scherz, auch wenn der Kalender darauf hinzuweisen schien. Es war eine Groteske, das "Tor-Huwabohu von Madrid" ging in die Geschichte ein. Heißblütige Fans von Real Madrid, die berüchtigten "Ultrasur", hatten vor dem Halbfinale gegen Titelverteidiger Borussia Dortmund ein bisschen zu heftig am Zaun gerüttelt. Der stürzte drei Minuten vor Anpfiff ein und mit ihm das daran befestigte Tor. Der niederländische Schiedsrichter Mario van der Ende schickte die 22 Spieler prompt wieder in die Kabinen, während Ordner in Blaumänner vergeblich versuchten, das Tor wieder aufzurichten. "Welch eine Schande, welch ein Fauxpas", schrieb die spanische Zeitung AS. Erst eine Stunde nach dem geplanten Anpfiff wurde Ersatz beschafft. Zu spät, fand nicht nur BVB-Präsident Gerd Niebaum: "Die Anspannung ist weg."

Noch im Stadion unterschrieb Kapitän Stefan Reuter eine Protestnote, die der Vorstand am nächsten Tag zurückzog, dann ging es doch noch los. Die RTL-Moderatoren Günter Jauch und Marcel Reif hatten die 75 Minuten Vorspiel mit launigen Sprüchen wie "Ein Tor würde dem Spiel guttun" überbrückt und wurden mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Das war das Beste aus deutscher Sicht, denn Borussia verlor durch nahezu mitternächtliche Treffer von Fernando Morientes und Christian Karembeu 0:2 und schied aus, weil im Rückspiel kein Tor fiel. Die UEFA verurteilte Real zu einer Platzsperre für zwei internationale Spiele, doch der Cup-Gewinn entschädigte Real und seinen deutschen Trainer: Jupp Heynckes.

2002/2003: DIE ZWISCHENRUNDE

Im Februar 2003 traf man sich in Punktspielen der Gruppe C wieder. In Madrid verlor Borussia 1:2, obwohl sie durch Jan Koller (30.) in Führung gegangen war. Aber Raul (53.) und Brasiliens Weltmeister-Stürmer Ronaldo (56.) drehten die Partie binnen drei Minuten. Wieder kein Glück in Bernabeu.

Sechs Tage später fehlten nur Sekunden zum ersten Sieg gegen die Königlichen, wieder hatte Koller ein Tor vorgelegt und erst in der Nachspielzeit wurde es egalisiert. Nach einem leichten Ballverlust von Marcio Amoroso traf Alvaro Portillo zum glücklichen 1:1. Christoph Metzelder sagte, was alle fühlten: "Wenn man so ein Spiel noch aus der Hand gibt, hat das mit Cleverness zu tun. Da fehlt uns noch einiges." Am Ende der Zwischenrunde fehlte auch ein Punkt zum Weiterkommen, den Real mehr hatte als das Team von Matthias Sammer.

2012/2013: DIE VORRUNDE

Am 24. Oktober 2012 war es endlich so weit: Borussias erster Sieg überhaupt gegen Real Madrid wurde wahr. In einem packenden Spiel setzte sich der BVB im eigenen Stadion mit 2:1 durch. Auf der Gästebank saß nun José Mourinho, und Real spielte mit zwei Deutschen, aber Sami Khedira schied schon nach 20 Minuten verletzt aus. In der 36. Minute glückte Robert Lewandowski das 1:0, das Cristiano Ronaldo schon zwei Minuten später ausglich - auf Zuspiel des überragenden zweiten Deutschen Mesut Özil. Die Entscheidung besorgte ein deutscher Nationalspieler im BVB-Dress, der eigentlich für das Toreschießen zuständig ist: Marcel Schmelzer nahm einen abgefausteten Ball volley und traf aus rund 15 Metern durch alle Abwehrbeine hindurch.

"Nach dem Schuss habe ich meine Schmerzen im Fuß vergessen", sagte der angeschlagen ins Spiel gegangene Nationalverteidiger, der erstmals im Europapokal traf. Nach Abpfiff jubelten 65.000 und Trainer Jürgen Klopp voller Euphorie: "Es war ein sensationeller Champions-League-Abend, wie man sich das in den kühnsten Träumen nicht vorstellen kann", sagte Dortmunds Trainer.

Im Rückspiel am 6. November hätte es um ein Haar auch mit dem ersten Sieg in Madrid geklappt, denn bis zur 89. Minute führte der BVB 2:1, wie es schon zur Pause nach Treffern von Marco Reus, Alvaro Arbeloa (Eigentor) und Pepe stand. Dann legte sich Mesut Özil den Ball zum Freistoß zurecht und schoss vom Innenpfosten ins Tor - Roman Weidenfeller streckte sich vergebens. Anschließend wurde der BVB ungeschlagener Gruppensieger vor Real, das auch weiterkam. So gab es im Halbfinale ein Wiedersehen.

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2012/2013: DAS HALBFINALE

Borussias Weg nach Wembley war nach dem fantastischen Hinspiel schon gepflastert. Im wohl größten Spiel seines Lebens schoss Stürmer Robert Lewandowski alle Tore zum 4:1. Zur Halbzeit (1:1) hatte es danach noch nicht ausgesehen, Cristiano Ronaldo hatte kurz vor dem Pausenpfiff mit seinem Tor für Ernüchterung gesorgt. Denn nun ging es nicht um Punkte, nun zählte jedes Tor - und Auswärtstore sind besonders wertvoll. Dann aber begann sie, die große Lewandowski-Show: 2:1 nach Zuspiel von Marco Reus (50.), 3:1 mit einem Hammer unter die Latte (55.) und 4:1 etwas profaner durch einen Foulelfmeter (67.) - fertig war der erste Hattrick im Spiel einer deutschen Mannschaft gegen Real Madrid. Auch sein Viererpack, das 1:0 fiel schon nach acht Minuten, hatte absoluten Seltenheitswert. Am 24. April 2013 kannte die ganze Fußballwelt Robert Lewandowski.

Im Rückspiel traf er nicht, nur die Latte. Auch deshalb wurde noch einmal gewaltig gezittert im Borussen-Lager, wo man sich bis zur 82. Minute sicher in Wembley wähnte. Dann gelang Karin Benzema das 1:0, und Panik griff um sich. Als Sergio Ramos auf 2:0 erhöhte (88.), floh Borussias Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vor Anspannung aus der Ehrenloge, wo er neben dem spanischen König sitzen durfte, und wartete die letzten Momente des Dramas auf der Toilette ab. Zwei Minuten sah er dann doch wieder "live". Der Schlusspfiff nach fünfminütiger Wartezeit war eine Erlösung für alle Schwarz-Gelben, das 0:2 von Madrid war eine der schönsten Niederlagen der Vereinsgeschichte. Nuri Sahin, kurz zuvor noch bei Real, zeigte seinen Kollegen, wo man sie am besten feiern konnte.