Ravensburger Toprak: "Was Größeres gibt's für einen Amateur nicht"

Nach mehreren Monaten Verletzungspause peilt Harun Toprak vom Oberligisten FV Ravensburg sein Comeback bei einem der größten Spiele der Vereinsgeschichte an - im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten FC Augsburg am Freitag (ab 20.45 Uhr, live bei Sky).

Es läuft schon die 90. Minute. 0:0 im Oberligaspiel zwischen dem SV Oberachern und dem FV Ravensburg. Harun Toprak stürmt noch einmal über den Flügel nach vorn, flankt – und bleibt im Rasen hängen. Ravensburgs Offensivspieler verdreht sich das Knie. "Ich habe gleich gemerkt, dass etwas passiert ist", sagt Toprak heute über die Szene vom 29. August 2015.

Kreuzbandriss, Operation, mehrere Monate Pause, Rückkehr ins Training. Das lange Kampf um das Comeback. Dann der nächste Rückschlag. Das Knie entzündet sich, Toprak muss im Frühjahr erneut operiert werden. Wieder mehrere Monate Pause. Inzwischen sagt der Bruder von Bayer Leverkusens Ömer Toprak: "Ich bin voll im Training. Jetzt ist alles gut mit dem Knie." Er peilt sein Comeback bei einem der größten Spiele der Vereinsgeschichte an, im DFB-Pokal gegen den FC Augsburg am 19. August. "Ich denke, dass ich 20 Minuten spielen kann." Zehn Tage, bevor sich der verhängnisvolle Sprint vom Spiel in Oberachern jährt.

Toprak: Keine Chance in der türkischen Süper Lig

Seit Ende August 2015 hat er kein Spiel mehr für seinen Heimatverein bestritten, für den er schon in der Jugend spielte. Er hat fast die komplette Spielzeit verpasst, die nur auf Rang neun endete. Die Ziele wurden "schlicht und einfach verfehlt", sagt der Sportliche Leiter Peter Mörth. Dafür gelang im Pokal Erstaunliches: Ravensburg beförderte Zweitliga-Absteiger VfR Aalen (1:0) und den späteren Oberliga-Meister SSV Ulm (3:0) aus dem Wettbewerb und gewann in einem rasanten Endspiel 5:2 gegen den FSV 08 Bissingen.

"Ich habe gedacht, ich komme viel früher zurück", sagt Toprak, "aber ans Aufhören habe ich keine Sekunde gedacht." Fußball ist seit einiger Zeit nur noch ein Hobby für ihn. Den Traum, Profi zu werden, träumt er schon lange nicht. Früher schon: 2010 wechselte er vom Regionalligisten SC Pfullendorf zum türkischen Erstligisten Sivasspor, in die Heimatstadt seiner Eltern. Zu einer Zeit, als sein knapp anderthalb Jahre jüngerer Bruder Ömer - wie Harun in Ravensburg geboren - beim SC Freiburg am Anfang der Karriere stand. Die frustrierende Bilanz nach einem Jahr: null Einsätze in der Süper Lig.

Die Spielberechtigung verzögerte sich, Sivasspor steckte im Abstiegskampf: "In dieser sportlichen Situation hatte ich als 21-Jähriger 0,0 Prozent Chancen." Es gab einen Trainerwechsel, doch Toprak blieb außen vor, trainierte nicht mal mit der ersten Mannschaft. Eigentlich wollte er schon nach einem halben Jahr weg, schließlich dauerte es ein ganzes, bis das unbefriedigende Kapitel beendet war.



Nach mehreren Monaten Verletzungspause peilt Harun Toprak vom Oberligisten FV Ravensburg sein Comeback bei einem der größten Spiele der Vereinsgeschichte an - im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten FC Augsburg am Freitag (ab 20.45 Uhr, live bei Sky).

Es läuft schon die 90. Minute. 0:0 im Oberligaspiel zwischen dem SV Oberachern und dem FV Ravensburg. Harun Toprak stürmt noch einmal über den Flügel nach vorn, flankt – und bleibt im Rasen hängen. Ravensburgs Offensivspieler verdreht sich das Knie. "Ich habe gleich gemerkt, dass etwas passiert ist", sagt Toprak heute über die Szene vom 29. August 2015.

Kreuzbandriss, Operation, mehrere Monate Pause, Rückkehr ins Training. Das lange Kampf um das Comeback. Dann der nächste Rückschlag. Das Knie entzündet sich, Toprak muss im Frühjahr erneut operiert werden. Wieder mehrere Monate Pause. Inzwischen sagt der Bruder von Bayer Leverkusens Ömer Toprak: "Ich bin voll im Training. Jetzt ist alles gut mit dem Knie." Er peilt sein Comeback bei einem der größten Spiele der Vereinsgeschichte an, im DFB-Pokal gegen den FC Augsburg am 19. August. "Ich denke, dass ich 20 Minuten spielen kann." Zehn Tage, bevor sich der verhängnisvolle Sprint vom Spiel in Oberachern jährt.

Toprak: Keine Chance in der türkischen Süper Lig

Seit Ende August 2015 hat er kein Spiel mehr für seinen Heimatverein bestritten, für den er schon in der Jugend spielte. Er hat fast die komplette Spielzeit verpasst, die nur auf Rang neun endete. Die Ziele wurden "schlicht und einfach verfehlt", sagt der Sportliche Leiter Peter Mörth. Dafür gelang im Pokal Erstaunliches: Ravensburg beförderte Zweitliga-Absteiger VfR Aalen (1:0) und den späteren Oberliga-Meister SSV Ulm (3:0) aus dem Wettbewerb und gewann in einem rasanten Endspiel 5:2 gegen den FSV 08 Bissingen.

"Ich habe gedacht, ich komme viel früher zurück", sagt Toprak, "aber ans Aufhören habe ich keine Sekunde gedacht." Fußball ist seit einiger Zeit nur noch ein Hobby für ihn. Den Traum, Profi zu werden, träumt er schon lange nicht. Früher schon: 2010 wechselte er vom Regionalligisten SC Pfullendorf zum türkischen Erstligisten Sivasspor, in die Heimatstadt seiner Eltern. Zu einer Zeit, als sein knapp anderthalb Jahre jüngerer Bruder Ömer - wie Harun in Ravensburg geboren - beim SC Freiburg am Anfang der Karriere stand. Die frustrierende Bilanz nach einem Jahr: null Einsätze in der Süper Lig.

Die Spielberechtigung verzögerte sich, Sivasspor steckte im Abstiegskampf: "In dieser sportlichen Situation hatte ich als 21-Jähriger 0,0 Prozent Chancen." Es gab einen Trainerwechsel, doch Toprak blieb außen vor, trainierte nicht mal mit der ersten Mannschaft. Eigentlich wollte er schon nach einem halben Jahr weg, schließlich dauerte es ein ganzes, bis das unbefriedigende Kapitel beendet war.

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"Von irgendetwas muss man ja leben"

Toprak probierte es in der Schweiz. Beim SC Schaffhausen spielte er zunächst in der 2. Liga unter Trainer René Weiler, später in der 3. Liga. Irgendwann machte der Rücken nicht mehr mit. "Drei oder vier Monate konnte mir kein Arzt sagen, woran es liegt", erinnert sich der 28-Jährige. Die Wirbelbögen verursachten die Probleme, stellte schließlich ein Arzt fest. Lange Pause, aber zumindest das Ende der Ungewissheit. In dieser Zeit kam der Kontakt zum FV Ravensburg zustande. "Ich wollte dabei helfen, in die Oberliga aufzusteigen. Sie wollten mir helfen fit zu werden", sagt Toprak. Anfang 2013 sprach die Schwäbische Zeitung von einem "spektakulären Zugang für die Rückrunde".

Der Aufstieg gelang. Toprak wollte es im Anschluss noch einmal höherklassig wissen. Während des Probetrainings beim damaligen Drittligisten Stuttgarter Kickers merkte er jedoch endgültig: Zwei Einheiten bei voller Belastung macht der Rücken nicht mit. Schluss. Neuorientierung. "Ich habe alles gegeben, um Profi zu werden. Aber es ging nicht. Und von irgendetwas muss man ja leben." Mit Mitte 20 machte er eine Ausbildung als Fachinformatiker. Seinen Job hat er vor kurzem gekündigt. Toprak macht sich im Herbst mit einem Café in der Ravensburger Innenstadt selbständig. Harun Toprak und Profifußball, das hat nicht hingehauen. Ömer Toprak hat es dagegen geschafft. "Das macht mich und unsere ganze Familie sehr stolz", sagt der ältere über den jüngeren Bruder. Jedes Mal, wenn er Ömer im Fernsehen oder live im Stadion sehe, "bekomme ich noch Gänsehaut."

Zumindest kurz betritt Harun Toprak auch noch einmal die große nationale Bühne: "Das Spiel gegen Augsburg wird live übertragen, ein Bundesligist kommt, was Größeres gibt es für einen Amateursportler nicht.". Er selbst kennt das Erlebnis DFB-Pokal, spielte mit Pfullendorf gegen Eintracht Frankfurt (0:3 im Jahr 2008). Für die meisten seiner Mitspieler ist es ein neues Erlebnis. Verlieren könne Ravensburg nicht. An die Sensation zu denken, sei erlaubt. Aber: "Wir sollten jetzt nicht zu hoch fliegen."

Heimspiel im fremden Stadion

Die 50.000-Einwohnerstadt Ravensburg, nah am Bodensee gelegen, ist weltweit bekannt für Gesellschaftsspiele und Puzzle. In sportlicher Hinsicht ist normalerweise das Eishockey-Team aus der DEL2 die Nummer eins. Zurzeit sind es die Fußballer. Das liegt nicht nur an der eishockeyfernen Jahreszeit: "Der Pokal ist Gesprächsthema in der Stadt", sagt Toprak, der nur fünf Minuten vom Stadion entfernt wohnt.

Gegen Augsburg bleiben die Tore jedoch verschlossen. Der Verein weicht nach Pfullendorf aus, da der Aufwand zu groß gewesen wäre, das eigene Stadion herzurichten. Schade sei das schon für die Ravensburger Zuschauer, findet Toprak. Aber so sei es nun einmal. Er selbst hätte zum Spiel mit dem Fahrrad kommen können. Nach Pfullendorf sind es dagegen knapp 40 Kilometer: "Das wäre auch mit dem Fahrrad gegangen. Da wäre ich gleich warm gewesen", lacht Toprak. Fit genug für einen Kurzeinsatz will er auch so sein. Endlich wieder. Nach fast einem Jahr.

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