Ratzeburg: "Ich glaube fest an dieses Team"

Die erste schwere Hürde ist genommen: Nach dem überzeugenden 4:1 über Schweden im Achtelfinale sind die DFB-Frauen ihrem Titeltraum einen Schritt näher gekommen. Am Freitag (ab 22 Uhr, live im ZDF und auf Eurosport) wartet im WM-Viertelfinale Frankreich. Dank des Sieges von England über Norwegen ist das zweite Ziel bei dieser WM bereits geschafft. Die DFB-Auswahl hat die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro sicher. Mit dabei in Kanada ist auch Delegationsleiterin und DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg.

Im DFB.de-Interview spricht Ratzeburg mit Redakteurin Paula Widmer über ihre Erfahrungen bei dieser WM, ihre Einschätzungen zur Organisation und ihre Eindrücke vom deutschen Team.

DFB.de: Frau Ratzeburg, Sie begleiten die Mannschaft schon seit der Vorbereitung in der Schweiz. Wie ist Ihr Eindruck vom Team?

Hannelore Ratzeburg: Mein Eindruck ist sehr gut. Ich finde es sehr erfreulich, dass die jungen Spielerinnen, die im vergangen Jahr hier in Kanada die U 20-WM gespielt und jetzt den Sprung in die A-Mannschaft geschafft haben, so gut integriert sind. Man hat den Eindruck, dass sie schon immer dazu gehören. Es ist toll, wie die älteren Spielerinnen die jüngeren aufgenommen haben. Sie sitzen alle immer ganz gemischt am Tisch, es gibt keine Grüppchen, das ist wirklich schön.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die Abläufe bei dieser Weltmeisterschaft?

Ratzeburg: Ich muss zugeben, dass ich ein wenig enttäuscht bin, dass wir in manchen Bereichen etwas zurückgegangen sind. Dass zum Beispiel die Spiele in der Gruppenphase als Doubleheader veranstaltet wurden oder dass die Mannschaften nicht alleine in einem Hotel untergebracht wurden, sondern die Gruppengegner alle in einem Hotel. Sogar vor dem Achtelfinale und auch jetzt vor dem Viertelfinale wohnen die Mannschaften, die gegeneinander spielen, in einem Hotel. Das halte ich für sehr unglücklich und für ein A-Turnier nicht mehr angemessen. Das sollte in der Zukunft wieder anders sein.

DFB.de: Wer entscheidet über die Unterbringung der Teams?

Ratzeburg: Das ist eine Frage, die bei der FIFA bei der Kommission für die Wettbewerbe diskutiert werden müsste. Und natürlich mit den Vertretern und sportlichen Leitungen der Nationalverbände. Es gibt Erfahrungswerte, aus denen man schöpfen kann, beispielsweise haben die Männer ja feste Teamquartiere gehabt. Und dann sollte man die Erkenntnisse sammeln und danach abwägen, was dafür und was dagegen spricht.

DFB.de: Wo sehen Sie die Vor- und Nachteile in Hinblick darauf, dass die DFB-Frauen kein festes Teamquartier haben?

Ratzeburg: Kanada wollte die WM von Küste zu Küste veranstalten, also vom Osten bis zum Westen. Dadurch hat man fünf verschiedene Zeitzonen und viele Kilometer, die zurückgelegt werden müssen. Da macht es kein Sinn ein festes Quartier zu haben. Man würde mehr Zeit im Flugzeug oder im Bus verbringen als man zum Regenerieren oder zum Trainieren hätte. Vielleicht kann man bei der nächsten WM, die in Frankreich sein wird, über ein Basecamp nachdenken. Das hat natürlich auch Vorteile, man kann sich wie zuhause fühlen - vorausgesetzt man hat ein passendes Quartier, das sowohl Erholung als auch Abwechslung bietet. Aber es gab auch schon Spielerinnen, die gesagt haben, dass es auch ganz schön ist zu reisen. Weil man ein Spiel komplett zurück lassen kann, indem man auch den Ort wechselt, sich neu orientiert und es als neuen Start sieht.



Die erste schwere Hürde ist genommen: Nach dem überzeugenden 4:1 über Schweden im Achtelfinale sind die DFB-Frauen ihrem Titeltraum einen Schritt näher gekommen. Am Freitag (ab 22 Uhr, live im ZDF und auf Eurosport) wartet im WM-Viertelfinale Frankreich. Dank des Sieges von England über Norwegen ist das zweite Ziel bei dieser WM bereits geschafft. Die DFB-Auswahl hat die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro sicher. Mit dabei in Kanada ist auch Delegationsleiterin und DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg.

Im DFB.de-Interview spricht Ratzeburg mit Redakteurin Paula Widmer über ihre Erfahrungen bei dieser WM, ihre Einschätzungen zur Organisation und ihre Eindrücke vom deutschen Team.

DFB.de: Frau Ratzeburg, Sie begleiten die Mannschaft schon seit der Vorbereitung in der Schweiz. Wie ist Ihr Eindruck vom Team?

Hannelore Ratzeburg: Mein Eindruck ist sehr gut. Ich finde es sehr erfreulich, dass die jungen Spielerinnen, die im vergangen Jahr hier in Kanada die U 20-WM gespielt und jetzt den Sprung in die A-Mannschaft geschafft haben, so gut integriert sind. Man hat den Eindruck, dass sie schon immer dazu gehören. Es ist toll, wie die älteren Spielerinnen die jüngeren aufgenommen haben. Sie sitzen alle immer ganz gemischt am Tisch, es gibt keine Grüppchen, das ist wirklich schön.

DFB.de: Wie beurteilen Sie die Abläufe bei dieser Weltmeisterschaft?

Ratzeburg: Ich muss zugeben, dass ich ein wenig enttäuscht bin, dass wir in manchen Bereichen etwas zurückgegangen sind. Dass zum Beispiel die Spiele in der Gruppenphase als Doubleheader veranstaltet wurden oder dass die Mannschaften nicht alleine in einem Hotel untergebracht wurden, sondern die Gruppengegner alle in einem Hotel. Sogar vor dem Achtelfinale und auch jetzt vor dem Viertelfinale wohnen die Mannschaften, die gegeneinander spielen, in einem Hotel. Das halte ich für sehr unglücklich und für ein A-Turnier nicht mehr angemessen. Das sollte in der Zukunft wieder anders sein.

DFB.de: Wer entscheidet über die Unterbringung der Teams?

Ratzeburg: Das ist eine Frage, die bei der FIFA bei der Kommission für die Wettbewerbe diskutiert werden müsste. Und natürlich mit den Vertretern und sportlichen Leitungen der Nationalverbände. Es gibt Erfahrungswerte, aus denen man schöpfen kann, beispielsweise haben die Männer ja feste Teamquartiere gehabt. Und dann sollte man die Erkenntnisse sammeln und danach abwägen, was dafür und was dagegen spricht.

DFB.de: Wo sehen Sie die Vor- und Nachteile in Hinblick darauf, dass die DFB-Frauen kein festes Teamquartier haben?

Ratzeburg: Kanada wollte die WM von Küste zu Küste veranstalten, also vom Osten bis zum Westen. Dadurch hat man fünf verschiedene Zeitzonen und viele Kilometer, die zurückgelegt werden müssen. Da macht es kein Sinn ein festes Quartier zu haben. Man würde mehr Zeit im Flugzeug oder im Bus verbringen als man zum Regenerieren oder zum Trainieren hätte. Vielleicht kann man bei der nächsten WM, die in Frankreich sein wird, über ein Basecamp nachdenken. Das hat natürlich auch Vorteile, man kann sich wie zuhause fühlen - vorausgesetzt man hat ein passendes Quartier, das sowohl Erholung als auch Abwechslung bietet. Aber es gab auch schon Spielerinnen, die gesagt haben, dass es auch ganz schön ist zu reisen. Weil man ein Spiel komplett zurück lassen kann, indem man auch den Ort wechselt, sich neu orientiert und es als neuen Start sieht.

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DFB.de: Bei dieser WM sind erstmals 24 Nationen ins Turnier gestartet, wie beurteilen Sie diese Entscheidung?

Ratzeburg: Jeder Schritt, der gemacht wird, hat Vor- und Nachteile. Ich glaube, dass diese Entscheidung insgesamt positiv ist. Die Entwicklung des Frauenfußballs schreitet weltweit immer weiter voran. Sicherlich in manchen Verbänden schneller, in anderen langsamer, das hängt von vielen Aspekten ab, beispielweise von der Situation der Frauen in der Gesellschaft. Das ist in manchen Ländern sicherlich nicht leicht.

DFB.de: Kritiker haben durch die erhöhte Teilnehmerzahl ein stärkeres Leistungsgefälle befürchtet...

Ratzeburg: Wir haben gesehen, dass sich die skeptische Erwartungshaltung nicht bewahrheitet hat und dass das Turnier sehr erfolgreich läuft. Nach der Gruppenphase sind WM-Neulinge ausgeschieden, aber eben auch drei im Wettbewerb geblieben. Und die, die zum ersten Mal dabei waren, nehmen sehr viel aus dem Turnier mit. Das bringt sie wieder einen Schritt weiter. Auch die Ergebnisse zeigen - mit wenigen Ausnahmen - dass die Diskrepanz nicht so groß ist. Ich glaube, dass der Schritt von 16 auf 24 Mannschaften zu erhöhen gemacht werden musste. Der neue Modus gibt auch drittplatzierten Teams noch eine Chance weiterzukommen. Und auf diesen Plätzen waren auch Teams wie zum Beispiel Schweden, die in einer sehr schweren Gruppe gespielt haben und klar zu den Topmannschaften gehören. Insgesamt sehe ich das also sehr positiv.

DFB.de: Was war Ihr bisher schönster Moment bei der WM?

Ratzeburg: Es war natürlich sehr schön in der Gruppenphase zu bestehen und das Achtelfinale zu erreichen, und dies dann auch zu gewinnen. Mit einer so starken Leistung der Mannschaft, bei dieser großen Hitze. Das macht große Freude. Und ich bin sehr stolz darauf, dass die Mannschaft ihre Stärke gezeigt hat, dass jede einzelne Spielerin alles gegeben hat. Wir haben jetzt noch ein wenig Zeit bis zum Viertelfinale, ich glaube fest an dieses Team. Die bereits geschaffte Olympia-Qualifikation kann die Mannschaft zusätzlich beflügeln.