Rani über Sami Khedira: "Großer Bruder, großer Fußballer"

Dem Pfichtspieldebüt in der Champions League soll die Premiere in der Serie A folgen. Sami Khedira soll Juventus Turin am Sonntag (18 Uhr) gegen den FC Bologna zum Sieg führen. Am Mittwoch war Khedira beim 2:0-Erfolg Turins über den FC Sevilla nach seiner Muskelverletzung auf den Platz zurückgekehrt. Warum der Weltmeister für jede Mannschaft so wichtig ist und was ihn auf und neben dem Fußballfeld auszeichnet, hat sein Bruder Rani, selbst Fußballprofi bei RB Leipzig, für DFB.de aufgeschrieben.

Mir fällt vor allem dieser Begriff ein, wenn ich an meinen Bruder denke: Stolz. Ich bin stolz auf alles, was er erreicht hat, stolz auf sein Wirken, seinen Werdegang und auf seine Werte. Und natürlich bin ich stolz darauf, dass Sami Khedira mein großer Bruder ist.

Sami ist sieben Jahre älter als ich, trotz dieses weiten Abstands hatten und haben wir ein sehr enges Verhältnis. Wir drei Brüder – Sami, Denny und ich - haben immer und überall Fußball gespielt, auf dem Bolzplatz, auf dem Spielplatz, auch bei uns zu Hause im Wohnzimmer. Vor der Fensterfront hatten wir an der Wand eine große Heizung - und mit ihr ein ganz vorzügliches Tor. Sami, Denny und ich haben abwechselnd als Torhüter davor gestanden, gehockt, die beiden anderen standen in der Wohnzimmertür mit dem Ball am Fuß. Immer drei Schuss, dann war der nächste dran. Ein paar Zimmerpflanzen haben darunter mitunter gelitten, genauso wie die Laune unserer Mutter. Das hat aber nie lange angehalten, das mit der Laune, und so schrecklich viel haben wir auch nicht kaputt gemacht.

Der strenge Bruder

Im Grunde war Sami einer meiner ersten Trainer. Es kam nicht selten vor, dass wir nur zu zweit draußen waren. Und dann hat er Übungen mit mir gemacht. Er hat mir den Ball zugeworfen, mal schnell, mal langsam, mal flach, mal hoch. Meine Aufgabe bestand darin, den Ball seriös und sauber zu ihm zurück zu befördern. Sami war streng, sein Urteil oft hart. Noch heute ist es das. Es gab Situationen, in denen ich mir von ihm mehr Lob gewünscht hätte. Aber heute weiß ich, dass er alles richtig gemacht hat. Es gibt in unserem Geschäft genug Ja-Sager und Schulterklopfer, umso wichtiger sind Menschen, die aufrichtig sind und es ehrlich mit einem meinen. Und alles, was Sami mir gesagt hat, diente nur einem Zweck: mich besser zu machen.



Dem Pfichtspieldebüt in der Champions League soll die Premiere in der Serie A folgen. Sami Khedira soll Juventus Turin am Sonntag (18 Uhr) gegen den FC Bologna zum Sieg führen. Am Mittwoch war Khedira beim 2:0-Erfolg Turins über den FC Sevilla nach seiner Muskelverletzung auf den Platz zurückgekehrt. Warum der Weltmeister für jede Mannschaft so wichtig ist und was ihn auf und neben dem Fußballfeld auszeichnet, hat sein Bruder Rani, selbst Fußballprofi bei RB Leipzig, für DFB.de aufgeschrieben.

Mir fällt vor allem dieser Begriff ein, wenn ich an meinen Bruder denke: Stolz. Ich bin stolz auf alles, was er erreicht hat, stolz auf sein Wirken, seinen Werdegang und auf seine Werte. Und natürlich bin ich stolz darauf, dass Sami Khedira mein großer Bruder ist.

Sami ist sieben Jahre älter als ich, trotz dieses weiten Abstands hatten und haben wir ein sehr enges Verhältnis. Wir drei Brüder – Sami, Denny und ich - haben immer und überall Fußball gespielt, auf dem Bolzplatz, auf dem Spielplatz, auch bei uns zu Hause im Wohnzimmer. Vor der Fensterfront hatten wir an der Wand eine große Heizung - und mit ihr ein ganz vorzügliches Tor. Sami, Denny und ich haben abwechselnd als Torhüter davor gestanden, gehockt, die beiden anderen standen in der Wohnzimmertür mit dem Ball am Fuß. Immer drei Schuss, dann war der nächste dran. Ein paar Zimmerpflanzen haben darunter mitunter gelitten, genauso wie die Laune unserer Mutter. Das hat aber nie lange angehalten, das mit der Laune, und so schrecklich viel haben wir auch nicht kaputt gemacht.

Der strenge Bruder

Im Grunde war Sami einer meiner ersten Trainer. Es kam nicht selten vor, dass wir nur zu zweit draußen waren. Und dann hat er Übungen mit mir gemacht. Er hat mir den Ball zugeworfen, mal schnell, mal langsam, mal flach, mal hoch. Meine Aufgabe bestand darin, den Ball seriös und sauber zu ihm zurück zu befördern. Sami war streng, sein Urteil oft hart. Noch heute ist es das. Es gab Situationen, in denen ich mir von ihm mehr Lob gewünscht hätte. Aber heute weiß ich, dass er alles richtig gemacht hat. Es gibt in unserem Geschäft genug Ja-Sager und Schulterklopfer, umso wichtiger sind Menschen, die aufrichtig sind und es ehrlich mit einem meinen. Und alles, was Sami mir gesagt hat, diente nur einem Zweck: mich besser zu machen.

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Er hat sich für mich auch noch Zeit genommen, als er im Begriff war, ein Star zu werden. Ich weiß noch genau, wie das damals war. Sein erstes Bundesligaspiel, die ersten Tore, auf einmal stand er im Mittelpunkt. Und ich in meiner Welt irgendwie auch. In seinem vierten Bundesligaspiel hat er gegen Schalke gleich zwei Mal getroffen, in der Schule wurde auch sein kleiner Bruder dafür gefeiert. Natürlich war ich wahnsinnig stolz auf ihn, ich wäre fast geplatzt, mir war der Rummel damals aber auch unangenehm. Nicht ich hatte schließlich etwas Besonderes vollbracht, sondern mein Bruder. Und mich mit fremdem Lorbeer schmücken, das wollte ich nie.

Der Teamplayer

Beim Höhepunkt seiner Karriere konnte ich nicht vor Ort dabei sein. Ich war mit RB Leipzig im Trainingslager, als das DFB-Team Weltmeister wurde. Und natürlich habe ich mit mich mit Sami gefreut und mit ihm gelitten. Seine ganz persönliche Geschichte ging mir als Bruder extrem nah. Es fing an mit dem Kreuzbandriss aus dem Länderspiel gegen Italien im November 2013. Nach der Operation war die gesamte Familie bei ihm im Krankenhaus, und sein erster Gedanke nach der OP war: "Ich muss es schaffen." Und wir alle haben ihm gesagt: "Du wirst es schaffen." Und er hat es geschafft. Mit Disziplin, Ehrgeiz und Willen. Bei seinem Comeback nach dem Kreuzbandriss hat er mit die Champions League gewonnen – und wenig später den WM-Titel. Diese Geschichte ist wirklich unwirklich. Und doch ist sie real, und sie passt auch zu meinem Bruder, zum großen Kämpfer.

Sami ist daneben: ein großer Teamplayer. Für ihn zählt nur die Mannschaft. Am eindrucksvollsten hat er dies vor dem WM-Finale demonstriert. Nach dem Abschlusstraining war klar, dass sein Einsatz fast unmöglich ist. Die Wade war fest, der Muskel zu. Beim Warmmachen hat er es noch einmal versucht, aber ihm war klar, dass er der Mannschaft nicht helfen kann. Es hätte nichts gebracht, für zehn Minuten zu spielen und sich dann auswechseln lassen zu müssen. So ist Sami nicht gestrickt. Für ihn wäre es unerträglich gewesen, das Team zu schwächen, indem er dem Bundestrainer eine Wechseloption nimmt. Dies zu erkennen und entsprechend zu handeln, ist dennoch nicht leicht und sehr reif.

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Mein Ziel war es nie, eine Kopie von Sami zu werden. Das wäre erstens anmaßend und zweitens nicht sinnvoll, da eine Kopie immer schlechter als das Original sein wird. Wie Sami habe auch ich den VfB verlassen, natürlich unter ganz anderen Vorzeichen. Der Weg nach Madrid war für ihn der Richtige, und auch ich kann das für mich in Anspruch nehmen. Bei RB Leipzig habe ich ein ideales Umfeld, einen ambitionierten Verein und optimale Bedingungen, um als Fußballer zu wachsen. In der Stadt, im Verein und in der Mannschaft fühle ich mich sehr wohl. Ich spüre das Vertrauen des Trainers – und ich vertraue in seine Fähigkeit, junge Spieler besser zu machen. Bisher kann ich sagen: Es passt wirklich alles.

Sami und ich haben schon lange den Wunsch, eines Tages gemeinsam auf den Platz zu laufen. Allerdings ist Sami inzwischen so gut geworden, dass dies immer unwahrscheinlicher wird. Doch bekanntlich stirbt die Hoffnung zuletzt, aufgegeben haben wir den Wunsch noch lange nicht. Für mich wäre aber schon ein Spiel gegen ihn ein sehr spezielles Highlight. Sami gegen Rani – das wäre Wahnsinn. Aktuell ist dies weit weg, aber wer weiß schon, was die Zukunft bringt. Im Fußball passieren die erstaunlichsten Dinge, Entwicklungen lassen sich oft schwer prognostizieren. Die von Spielern nicht - und die von ihren Teams auch nicht.