Rangnicks Ehrenrunde ins Aus

Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

7. Dezember

Vor 75 Jahren fallen in den Gauligen reichlich Tore. Selbst das 10:2 des Dresdner SC im Sachsen-Gau über Fortuna Leipzig, bei dem Helmut Schön auch ohne Treffer überragt, ist nichts Besonderes. Borussia Dortmund gewinnt mit dem gleichen Ergebnis bei Arminia Bielefeld. Damit rückt der BVB in Westfalen auf Platz drei, Primus aber ist Meister Schalke 04, der das Spitzenspiel gegen den Rivalen Gelsenguß 5:1 gewinnt. "Schalke hat nun freie Bahn und strebt einer abermaligen westfälischen Meisterschaft zu", stellt der kicker fest. Fritz Szepan eröffnet den Torreigen mit einem 25-Meter-Schuss, schon zur Pause (4:1) zweifelt keiner der 4000 Zuschauer am Sieger der Partie. Hermann Eppenhoff trifft doppelt.

Rot-Weiß Essen verteidigt am Niederrhein Platz zwei durch ein 5:1 gegen Fortuna Düsseldorf, in Niedersachsen hält sich Hannover 96 Lokalrivale Arminia vom Leib (3:1). Im Südwesten quittiert der 1. FC Kaiserslautern eine 1:3-Niederlage in Pirmasens, Fritz Walter schießt das Tor. Im kicker ist zu lesen, dass "unser jüngster Nationalspieler dieser Tage Soldat geworden" ist. Der Rechtsaußen der Breslau-Elf, Ernst Lehner, eigentlich ein Augsburger, ist durch den Krieg ein Berliner geworden und schießt beim 5:2 von Blau-Weiß 90 über die Hertha alleine drei Tore. Spitzenreiter in der Hauptstadt aber ist Minerva, das Tasmania Berlin 4:0 abfertigt.

Beim Pokalspiel zwischen Eintracht Braunschweig und Werder Bremen (3:0) geht es ruppig zu, zwei Platzverweise sind eigentlich noch zu wenig. Im kicker lesen wir: "Eine unrühmliche Tat vollbrachte Scharmann, der aus der Mitte des Feldes herbeieilte und nun mit beiden Beinen dem Eintrachtverteidiger Sukop ansprang, so daß dieser zu Boden ging…Scharmann aber blieb auf dem Felde."

Vor 30 Jahren startet die Bundesliga bereits in die Rückrunde. Das Interesse hält sich in Grenzen, 118.000 Zuschauer bedeuten den Minuswert der Saison 1985/1986, die im Schatten des Tennis-Booms steht. Herbstmeister Werder Bremen begrüßt noch die meisten Fans (24.000) und bleibt auf Titelkurs, was er seinem Sturmriesen Frank Neubarth verdankt: Der erzielt alle Tore beim 3:1 gegen Schalke 04 und kommt auf bereits 13 Saisontore. Die Torschützenliste führt jedoch ein Bochumer an: Stefan Kuntz' Siegtreffer gegen Nürnberg ist bereits sein 15. Saisontor.

Den höchsten Tagessieg feiert Meister Bayern München, der Pokalsieger Bayer Uerdingen 5:1 abfertigt und Platz zwei festigt, Dieter Hoeneß trifft doppelt. Jürgen Klinsmann rettet dem VfB Stuttgart einen Punkt am Bökelberg, gleicht zum 1:1 aus. Der HSV gewinnt am Betzenberg (2:1), auch weil Norbert Eilenfeldt einen Elfmeter neben das Gäste-Tor setzt. Eintracht Frankfurt versäumt es, sich aus dem Keller abzusetzen, gegen 1. FC Köln reicht auch eine 2:0-Pausenführung nicht. Klaus Allofs und der spätere Frankfurt Uwe Bein retten noch einen Punkt für die Kölner. Der Elfmeter, den Bein verwandelt, löst wütende Proteste beim Eintracht-Anhang aus. So wütende, dass Schiedsrichter Zimmermann seine Kabine durch einen 120 Zentimeter hohen und 80 Zentimeter breiten Notausstieg verlassen muss und aus dem Stadion fliehen muss.

Vor zehn Jahren gibt es wieder mal ein Werder-Wunder im Weserstadion. Durch ein 5:1 über Panathinaikos Athen glückt auf den letzten Drücker der Einzug ins Achtelfinale der Champions League. Nach den Hinspielen in der Gruppe hatten die Hanseaten als Letzter nur einen Punkt gehabt, nun kommen sie als Zweiter weiter – auch dank des FC Barcelona, der parallel 2:0 bei Bremens Konkurrent Udinese gewinnt. Die Barca-Tore fallen erst in den letzten fünf Minuten und machen das Werder-Wunder erst möglich. Auch Bayern München bleibt im Rennen, aber das stand schon vor dem 1:1 (Tor: Pizarro) beim FC Brügge fest.



Was passierte im deutschen Fußball vor fünf Jahren? Vor 25, 50 oder 100 Jahren? Der Historiker und Autor Udo Muras hat in den Archiven gesucht und blickt auf die wichtigsten Jahrestage zurück. Die DFB-Wochenschau - immer mittwochs auf DFB.de.

7. Dezember

Vor 75 Jahren fallen in den Gauligen reichlich Tore. Selbst das 10:2 des Dresdner SC im Sachsen-Gau über Fortuna Leipzig, bei dem Helmut Schön auch ohne Treffer überragt, ist nichts Besonderes. Borussia Dortmund gewinnt mit dem gleichen Ergebnis bei Arminia Bielefeld. Damit rückt der BVB in Westfalen auf Platz drei, Primus aber ist Meister Schalke 04, der das Spitzenspiel gegen den Rivalen Gelsenguß 5:1 gewinnt. "Schalke hat nun freie Bahn und strebt einer abermaligen westfälischen Meisterschaft zu", stellt der kicker fest. Fritz Szepan eröffnet den Torreigen mit einem 25-Meter-Schuss, schon zur Pause (4:1) zweifelt keiner der 4000 Zuschauer am Sieger der Partie. Hermann Eppenhoff trifft doppelt.

Rot-Weiß Essen verteidigt am Niederrhein Platz zwei durch ein 5:1 gegen Fortuna Düsseldorf, in Niedersachsen hält sich Hannover 96 Lokalrivale Arminia vom Leib (3:1). Im Südwesten quittiert der 1. FC Kaiserslautern eine 1:3-Niederlage in Pirmasens, Fritz Walter schießt das Tor. Im kicker ist zu lesen, dass "unser jüngster Nationalspieler dieser Tage Soldat geworden" ist. Der Rechtsaußen der Breslau-Elf, Ernst Lehner, eigentlich ein Augsburger, ist durch den Krieg ein Berliner geworden und schießt beim 5:2 von Blau-Weiß 90 über die Hertha alleine drei Tore. Spitzenreiter in der Hauptstadt aber ist Minerva, das Tasmania Berlin 4:0 abfertigt.

Beim Pokalspiel zwischen Eintracht Braunschweig und Werder Bremen (3:0) geht es ruppig zu, zwei Platzverweise sind eigentlich noch zu wenig. Im kicker lesen wir: "Eine unrühmliche Tat vollbrachte Scharmann, der aus der Mitte des Feldes herbeieilte und nun mit beiden Beinen dem Eintrachtverteidiger Sukop ansprang, so daß dieser zu Boden ging…Scharmann aber blieb auf dem Felde."

Vor 30 Jahren startet die Bundesliga bereits in die Rückrunde. Das Interesse hält sich in Grenzen, 118.000 Zuschauer bedeuten den Minuswert der Saison 1985/1986, die im Schatten des Tennis-Booms steht. Herbstmeister Werder Bremen begrüßt noch die meisten Fans (24.000) und bleibt auf Titelkurs, was er seinem Sturmriesen Frank Neubarth verdankt: Der erzielt alle Tore beim 3:1 gegen Schalke 04 und kommt auf bereits 13 Saisontore. Die Torschützenliste führt jedoch ein Bochumer an: Stefan Kuntz' Siegtreffer gegen Nürnberg ist bereits sein 15. Saisontor.

Den höchsten Tagessieg feiert Meister Bayern München, der Pokalsieger Bayer Uerdingen 5:1 abfertigt und Platz zwei festigt, Dieter Hoeneß trifft doppelt. Jürgen Klinsmann rettet dem VfB Stuttgart einen Punkt am Bökelberg, gleicht zum 1:1 aus. Der HSV gewinnt am Betzenberg (2:1), auch weil Norbert Eilenfeldt einen Elfmeter neben das Gäste-Tor setzt. Eintracht Frankfurt versäumt es, sich aus dem Keller abzusetzen, gegen 1. FC Köln reicht auch eine 2:0-Pausenführung nicht. Klaus Allofs und der spätere Frankfurt Uwe Bein retten noch einen Punkt für die Kölner. Der Elfmeter, den Bein verwandelt, löst wütende Proteste beim Eintracht-Anhang aus. So wütende, dass Schiedsrichter Zimmermann seine Kabine durch einen 120 Zentimeter hohen und 80 Zentimeter breiten Notausstieg verlassen muss und aus dem Stadion fliehen muss.

Vor zehn Jahren gibt es wieder mal ein Werder-Wunder im Weserstadion. Durch ein 5:1 über Panathinaikos Athen glückt auf den letzten Drücker der Einzug ins Achtelfinale der Champions League. Nach den Hinspielen in der Gruppe hatten die Hanseaten als Letzter nur einen Punkt gehabt, nun kommen sie als Zweiter weiter – auch dank des FC Barcelona, der parallel 2:0 bei Bremens Konkurrent Udinese gewinnt. Die Barca-Tore fallen erst in den letzten fünf Minuten und machen das Werder-Wunder erst möglich. Auch Bayern München bleibt im Rennen, aber das stand schon vor dem 1:1 (Tor: Pizarro) beim FC Brügge fest.

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8. Dezember

Vor 80 Jahren findet im Düsseldorfer Rheinstadion das erste DFB-Pokalfinale überhaupt statt. Im dichten Schneetreiben stehen sich die besten deutschen Mannschaften jener Epoche gegenüber: Meister Schalke 04 und Rekordmeister 1. FC Nürnberg. Die Schalker sind zwar klarer Favorit, aber das schützt vor Pleiten nicht. Georg Friedel erzielt unmittelbar nach der Pause mit Unterstützung von Kollege Max Eiberger das 1:0 und lässt das entscheidende Tor in der 83. Minute folgen. Enttäuscht wandern die sich in der Mehrheit befindlichen Schalke-Fans ab. Der kicker kommt zu dem Schluss: "Die beiden besten deutschen Mannschaften haben sich einen grandiosen, fesselnden Kampf geliefert. Die an diesem Tag bessere Mannschaft hat den verdienten Sieg errungen."

Am selben Tag triumphiert der Fairplay-Gedanke in der Gauliga Südwest. Tabellenführer Borussia Neunkirchen und Eintracht Frankfurt trennen sich 0:0, obwohl Frankfurts Adam Schmitt ein Tor erzielt. Auf Befragen des Schiedsrichters gesteht er jedoch ein, die Hand genommen zu haben. Ein Vorbild, dem spätere Generationen nicht immer nacheifern werden.

Vor 50 Jahren erreicht Hannover 96 das Achtelfinale des Messepokals, woran nach dem 5:0-Hinspielsieg gegen den FC Porto keiner mehr zweifelte. Nun kann sich 96 eine 1:2-Niederlage leisten, nach Stefan Benas 1:1 (43.) erlöscht Portos letzter Hoffnungsfunke.

Vor 25 Jahren spitzt sich das Rennen um die Spitze in der Bundesliga zu. Drei Mannschaften liegen punktgleich vorne und spekulieren auf die Herbstmeisterschaft: Der FC Bayern (1:0 gegen Nürnberg) und Werder Bremen (3:1 gegen Düsseldorf) ziehen mit Kaiserslautern gleich, das am Vortag trotz zweier Labbadia-Tore in Mönchengladbach (2:2) einen Punkt gelassen hat. Die meisten Zuschauer kommen ins Ruhrstadion (33.300), dort gerät das erste Bochumer Bundesliga-Derby zu einer unerwartet einseitigen Angelegenheit: Der VfL schlägt Aufsteiger Wattenscheid 09 4:0. Dabei erzielt der VfL nach Frank Heinemanns Platzverweis sogar drei Treffer in Unterzahl. "Eine schöne Bescherung", seufzt 09-Trainer Hannes Bongartz anlässlich der am selben Tag folgenden Weihnachtsfeier.

Vor 20 Jahren feiert der FC St. Pauli seinen höchsten Auswärtssieg in der Bundesliga. Beim KFC Uerdingen siegen die Hamburger 5:2, Mittelfeldspieler Thomas Sobotzik trifft dreifach. "Das habe ich irgendwann in der Jugend mal geschafft", staunt Sobotzik über sich selbst. Auch Lokalrivale feiert an diesem Freitag ein Schützenfest und ist nach dem 5:1 gegen Eintracht Frankfurt nach der Vorrunde Fünfter. Schon zur Pause steht es 4:0, die Fans feiern besonders Karsten Bäron. Nach langer Verletzungspause glücken ihm beim Comeback in der Startformation zwei Tore. Sogar der gestrenge Trainer Felix Magath lobt: "Unglaublich, nach einem Jahr Pause spielt er, als wäre er nie weg gewesen."

Vor zehn Jahren entlässt Bundesligist MSV Duisburg in Folge der Kopfstoß-Affäre (Zusammenstoß mit Kölns Albert Streit drei Tage zuvor) seinen Trainer Norbert Meier und greift dem DFB vor, der ihn drei Monate sperren wird.

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9. Dezember

Vor 70 Jahren wird der 6. Spieltag der Süddeutschen Fußball-Liga ausgetragen. 1860 München verteidigt mit einem 0:0 bei den Stuttgarter Kickers vor 10.000 Zuschauern Platz eins. Verfolger 1. FC Nürnberg unterliegt trotz eines Morlock-Tors bei Abstiegskandidat Karlsruher FV überraschend 1:4. So zieht der VfB Stuttgart (2:1 bei Waldhof Mannheim) am Club vorbei. Für die Sensation des Tages sorgt das Frankfurter Derby. Der FSV schlägt die leicht favorisierte Eintracht 6:0. Die Süddeutsche Zeitung kann es nicht glauben und meldet einen 6:0-Sieg der Eintracht. In der Frankfurter Rundschau steht es korrekt: "Es war ein eigenartiges Fußballderby! Die meisten Zuschauer rechneten irgendwie mit einem Sieg der Eintracht, sie hofften höchstens auf ein Unentschieden, ein ehrenvolles Ergebnis des FSV. Und dann kam es ganz anders."

Vor 40 Jahren endet das erste Engagement des Bundesliga-Trainers Otto Rehhagel. Als Folge einer zehnwöchigen DFB-Sperre entlässt ihn Abstiegskandidat Kickers Offenbach fristlos. Präsident Hans-Leo Böhm macht sich keine Sorgen um einen Nachfolger: "Die Trainer umschwärmen uns wie die Bienen ihren Korb."

Vor 20 Jahren schießt Lars Ricken Borussia Dortmund zur Herbstmeisterschaft 1995/1996. Der Meister gewinnt beim SC Freiburg 1:0 und verteidigt seinen Zwei-Punkte-Vorsprung vor den Bayern, die ihre Pflicht bei Schlusslicht Fortuna Düsseldorf erfüllen. Dietmar Hamann und Jürgen Klinsmann (per Elfmeter) schießen das ungefährdete 2:0 heraus. Als Dritter geht der VfB Stuttgart in die Winterpause, durch das 2:1 im Derby beim Karlsruher SC springen die Schwaben gleich drei Plätze nach oben. Werder Bremen beendet die erste Vorrunde nach der Rehhagel-Ära mit einem 1:2 auf Schalke auf dem 15. Platz. Nach nun 13 Spielen ohne Sieg stellt sich unweigerlich die Trainerfrage. Manager Willi Lemke streicht die trotzig von der Agenda: "Meine Herren, Sie brauchen gar nicht erst anzurufen. Bei uns gibt es nichts Dramatisches." Und doch hat man im Parkstadion das letzte Bundesligaspiel von Aad de Mos erlebt.

Kuriosum in der 2. Bundesliga: Stefan Brasas, Torwart des SV Meppen, eilt in Jena nach vorne und köpft in letzter Sekunde den Ausgleich (2:2). "Eine Zuckerflanke von Myyry, ich konnte den Ball nur noch reinmachen", relativiert der Zwei-Meter-Mann sein erstes Tor im Profifußball.

Vor zehn Jahren schaut die Welt nach Leipzig. In der Neuen Messe werden die Gruppeneinteilungen für die WM 2006 in Deutschland ausgelost. 320 Millionen TV-Zuschauer werden weltweit Zeugen der Gala vor 4000 geladenen Gästen. Schicksal spielen unter anderem Weltstars wie Pelé, Johan Cruyff und Lothar Matthäus, die in die Lostrommel greifen dürfen. Der Gastgeber ist äußerst zufrieden mit Fortuna: Costa Rica, Ecuador und Polen sorgen nicht gerade für Angst und Schrecken im Lager der Deutschen. Bundestrainer Jürgen Klinsmann spricht von einer "absolut machbaren Gruppe".

Zuvor ernennt der DFB den Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder auf dem DFB-Bundestag in der Leipziger Oper zum Ehrenmitglied.

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10. Dezember

Vor 40 Jahren freut sich der HSV über eine Niederlage: Das 1:2 beim FC Porto reicht aus, um ins Viertelfinale des UEFA-Cups einzuziehen (Hinspiel 2:0). Das frühe Tor von Willi Reimann ist Gold wert.

Vor 30 Jahren kocht der Pott: In einem Nachholspiel treffen Schalke 04 und Borussia Dortmund an einem Dienstagabend aufeinander. Zur Pause steht es 0:0, aber nach 90 Minuten feiert Schalke einen 6:1-Triumph. Kurios: Die Stürmer halten sich weitgehend raus aus dem Schützenfest, nur Schalkes Frank Hartmann schert einmal aus. Verteidiger Gerd Kleppinger (2) sowie die Mittelfeldspieler Olaf Thon (2) und Bernd Dierßen treffen für Schalke, auch den Dortmunder Ehrentreffer erzielt ein Mittelfeldspieler: Ingo Anderbrügge.

Vor zehn Jahren sieht die Bundesliga ein seltenes Schauspiel. Vor der Partie gegen Mainz 05 (1:0) nimmt Schalke-Trainer Ralf Rangnick mit einer Ehrenrunde Abschied vom Publikum, obwohl er noch im Amt ist. Das will er nicht geplant haben, vielmehr hätten ihn die Fans gerufen, sagt Rangnick. Damit beschleunigt er jedoch seine Entlassung, die er aufgrund interner Spannungen offenbar in Kauf nimmt. Am Vortag hat er bekanntgemacht, nach Saisonende aufzuhören, da er vom Vorstand "systematisch demontiert" werde. Schalkes Präsident Josef Schnusenberg meint: "Mit Rangnick die Saison zu überstehen, übersteigt meine Vorstellungskraft."

Aufsteiger Eintracht Frankfurt beendet die Vorrunde als Elfter, dank eines 2:0-Sieges über Dortmund. BVB-Regisseur Tomas Rosicky erlebt bereits seinen dritten Platzverweis, diesmal "wegen Dummheit", wie der kicker schreibt. Der Verein bittet den Tschechen zur Kasse, 10.000 Euro - weil er "der Mannschaft geschadet hat", wie Sportdirektor Michael Zorc grollend erklärt. Rosicky hat Eintracht-Verteidiger Christoph Spycher mit beiden Händen vor die Brust gestoßen, dummerweise im bereits "gelben Zustand".

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11. Dezember

Vor 60 Jahren spielen die Oberligen. Alle Tabellenführer bleiben "im Amt". Der VfR Mannheim gewinnt dafür sogar erstmals seit zehn Jahren bei 1860 München (2:1) und profitiert vom 0:0 im Verfolgerduell zwischen dem VfB Stuttgart und dem KSC, das die größte Süd-Kulisse (22.000 Fans) anlockt. Nur 8000 Zuschauer wollen dagegen den ruhmreichen Club bei Eintracht Frankfurt sehen, Max Morlock erzielt das Tor des Tages für die Gäste. Auch der zweite Torschütze im Finale von Bern trifft an diesem Sonntag: Meister RW Essen hat im Westen zwar kaum noch Chancen auf die Titelverteidigung, setzt aber vor 25.000 Zuschauern ein Signal mit dem 3:2 gegen den 1. FC Köln, zu dem Helmut Rahn das 1:0 beisteuert. Primus bleibt Borussia Dortmund (4:2 vs. SV Sodingen), gefolgt von Fortuna Düsseldorf (2:0 vs. Schlusslicht Bayer Leverkusen). Die spielfreien Schalker müssen Alemannia Aachen an sich vorbei ziehen lassen, Jupp Martinelli erzielt das entscheidende 2:1 in Herne.

Im Norden dreht der HSV seine einsamen Kreise, Uwe Seeler trifft auch beim 2:0 in Bremerhaven und wird doch von Sepp Herberger aus dem Italien-Aufgebot gestrichen. Eintracht Braunschweig schlägt Hannover 96 im Derby 3:2 und verhindert auch im 15. Saisonspiel ein Remis. Im Südwesten gewinnen die ersten Fünf der Tabelle, aber Spitzenreiter 1. FC Kaiserslautern erntet beim 2:1 in Ludwigshafen Pfiffe – für seine Härte. "Schrille Pfiffe und ein wütendes Buh-Gebrüll sind ein wirklich seltener Abschied für die Lauterer Meister-Elf, die sich überall großer Beliebtheit erfreut", schreibt das Sport Magazin. Die Sympathien Sepp Herbergers für Fritz Walter, der das 1:1 erzielt, sind unverändert. Tribünengast Herberger: "Dass Kaiserslautern gewonnen hat, hat es Fritz Walter zu verdanken."

Für Furore sorgt mit Hans Bauer ein weiterer Weltmeister. Im Spiel der 1955/1956 zweitklassigen Münchner Bayern bei Hessen Kassel reißt der Verteidiger bei einem Rettungsversuch das Tor ein - die Latte bricht in der Mitte durch. Nach zehn Minuten ist sie repariert, der KSV kann seinen 3:2-Sieg über die Zeit retten.

Vor 50 Jahren wird 1860 München am 16. Spieltag Herbstmeister der Bundesliga. Im Spitzenspiel behalten die Löwen gegen Borussia Dortmund die Oberhand (2:1), Hans Rebeles Siegtreffer beendet zugleich die BVB-Serie von 14 Spielen ohne Niederlage. "Jetzt sind wir befreit von der Belastung, den Rekord zu brechen", sagt BVB-Trainer Willy Multhaup. Kollege Max Merkel schwärmt: "Ein großes Spiel zweier großer Mannschaften." Für das zweite Topspiel gilt das nicht so ganz: Der 1. FC Köln fügt Aufsteiger FC Bayern die höchste Niederlage zu – 6:1. Bayern bleibt trotzdem Zweiter. Meister Werder Bremen gewinnt das Derby gegen den HSV (2:0), bleibt aber Fünfter. Dahinter lauert Eintracht Frankfurt, das durch zwei späte Grabowski-Tore Mönchengladbach 3:1 bezwingt. Überhaupt ist es kein Tag für Gäste, alle acht verlieren, erst Nürnberg wird im Nachholspiel in Meiderich (1:2) deren Ehre retten. Wobei für Schlusslicht Tasmania eine 1:3-Niederlage in Neunkirchen schon ein gefühlter Sieg ist, bis zur 55. Minute halten die Tasmanen sogar das 1:1. Mit 3:29 Punkten gehen sie ins letzte Vorrundenspiel.

Vor 30 Jahren schreibt Borussia Mönchengladbach ein trauriges Kapitel in seiner Europacup-Geschichte. Bei Real Madrid verspielt die Auswahl von Jupp Heynckes im UEFA-Cup einen scheinbar sicheren 5:1-Vorsprung und scheidet aus - 0:4. Spaniens Rekordtorjäger Carlos Santillana versetzt der Borussia mit zwei späten Toren (77., 89.) den Todesstoß, die ersten beiden Treffer gehen auf das Konto von Juanito. 93.000 Zuschauer sind begeistert. Am selben Tag rettet sich der 1. FC Köln durch ein 3:1 über Hammarby IF ins Viertelfinale 1985/1986. Uwe Bein erspart den Kölnern mit seinem Tor in der 86. Minute eine Verlängerung.

Vor 25 Jahren kommt Bayer Leverkusen zu Hause nur zu einem 0:0 gegen Bröndby IF und verabschiedet sich im Achtelfinale aus dem UEFA-Pokal. Manager Reiner Calmund sucht das Positive: "Wir haben ein wirtschaftlich gutes Ergebnis mit 3,5 Millionen Mark Einnahme erzielt - und wir sind gegen eine europäische Spitzenmannschaft ausgeschieden."

Vor zehn Jahren wird Bayern München mit einem Rekord Herbstmeister. Nach dem mühsamen 2:1 über Schlusslicht Kaiserslautern, den ein Makaay-Elfmeter sichert, stehen für die Mannschaft von Trainer Felix Magath 41 Punkte zu Buche. Das hat nach 16 Spielen noch keiner geschafft. So bleibt der HSV trotz seines vierten Sieges in Folge am Vortag (2:1 über Hertha) auf Abstand, er liegt vier Punkte zurück. Im zweiten Sonntagsspiel triumphiert Werder Bremen mit 4:1 bei Aufsteiger 1. FC Köln, Miroslav Klose beendet die Vorrunde mit zwei Toren und führt die Torjägerliste souverän an - mehr als 16 Tore schaffte noch kein Bremer.

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12. Dezember

Vor 100 Jahren findet das 26. Münchner Derby mitten im Krieg statt. Die Löwen und der FC Bayern trennen sich im Punktspiel auf dem "Sechzger-Platz" 1:1.

Vor 40 Jahren köpft Kapitän Berti Vogts Borussia Mönchengladbach ins Achtelfinale des DFB-Pokals. Der Verteidiger trifft zum 1:0-Endstand beim MSV Duisburg, dessen Nationalspieler Bernard Dietz einen Foulelfmeter an die Latte setzt. 31.000 Zuschauer sehen einen glücklichen Sieg des Herbstmeisters 1975/1976.

Vor 25 Jahren scheidet die Bundesliga geschlossen aus dem UEFA-Pokal aus. Für Borussia Dortmund ist das 2:1 im Westfalenstadion (Tore: Gorlukowitsch und Schulz) gegen RSC Anderlecht wegen der Auswärtstorregelung zu wenig, der 1. FC Köln unterliegt 0:1 in Bergamo. Doppeltes Pech beklagt Olaf Janßen, der sich schon beim Aufwärmen verletzt. Die Liga des Weltmeisters ist 1990/1991 somit nur noch durch Bayern München im Landesmeister-Pokal vertreten.

Vor zehn Jahren trifft Schalke 04 die erwartete Entscheidung und entlässt Trainer Ralf Rangnick, obwohl der nur ein Vorrundenspiel verloren und den besten Punkteschnitt aller Schalker Trainer in der Bundesliga hat. Zahlen lügen nicht, aber sie können trügen.

13. Dezember

Vor 90 Jahren setzt der HSV seinen Siegeszug durch die Alsterstaffel fort. Nach dem 7:0 gegen Concordia Wandsbek leitet das Punkte-Konto 16:2.

Vor 40 Jahren wird das DFB-Pokalachtelfinale fortgesetzt. Es kommt ohne Sensationen aus, aber Schalkes 1:2-Heimniederlage gegen Ligakonkurrent Eintracht Braunschweig ist ein schwerer Schlag. Die Zuschauer fordern die Entlassung von Max Merkel, Präsident Günter Siebert sagt ernüchtert: "Schalke ist nicht mehr Schalke. Es muss etwas geschehen." Verantwortlich für den königsblauen Ärger ist auch Eintracht-Stürmer Wolfgang Frank, dessen zwei Tore die Partie umdrehen.

Bayern München kommt gegen TeBe Berlin zu einem 3:0-Pflichtsieg, der lange verletzte Gerd Müller trifft bei seinem Comeback, ebenso wie der junge Karl-Heinz Rummenigge. Keinen Sieger hat das Duell der Bundesligisten Fortuna Düsseldorf und VfL Bochum, auf dessen Wiederholung sich nach dem 4:4 alle freuen. Die Bochumer geben einen 3:1-Vorsprung noch aus den Händen und auch "Tiger" Gerlands 3:4 (92.) in der Verlängerung wird noch ausgeglichen. Titelverteidiger Eintracht Frankfurt bleibt im Geschäft, Zweitligist VfL Osnabrück reist mit einer 3:0-Packung heim. Auch der 1. FC Köln erfüllt gegen SpVgg. Fürth (3:1) seine Pflicht. Mit dem SC Jülich (0:4 beim HSV), SV Weiskirchen (0:1 vs. FK Pirmasens) und Hassia Bingen (1:4 in Völklingen) scheiden die letzten Amateure aus.

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