Ralf Aussem: "In FC-Bettwäsche geschlafen"

Zwei Ex-Profis sollen die U 17 des 1. FC Köln vor dem Abstieg aus der West-Staffel der B-Junioren-Bundesliga bewahren. Der erfahrene Fußballlehrer Ralf Aussem (56), einst selbst ein Eigengewächs der Kölner Nachwuchsabteilung, und sein gleichberechtigter Kollege Markus Daun (35), der sogar für die U 21-Nationalmannschaft stürmte sowie für Bayer 04 Leverkusen und den SV Werder Bremen am Ball war, starteten als neues Trainergespann mit zwei Siegen. Am Samstag (ab 11 Uhr) steht das Derby gegen Leverkusen an.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Ralf Aussem, der zuvor unter anderem schon die Seniorenteams von Fortuna Köln, Rot-Weiss Essen und Alemannia Aachen trainiert hatte, mit dem Journalisten Ralf Debat auch über Konsequenzen eines möglichen Abstiegs, sein Idol Wolfgang Overath, seine Vaterrolle und die Nutzung neuer Medien.

DFB.de: Dem 1. FC Köln drohte bei Ihrem Amtsantritt der Sturz auf einen Abstiegsplatz in der B-Junioren-Bundesliga. Wie groß waren die Steine, die Ihnen nach den Siegen gegen die direkten Konkurrenten Sportfreunde Siegen und Rot-Weiß Oberhausen vom Herzen gefallen sind, Herr Aussem?

Ralf Aussem: Die beiden Siege waren sehr wichtig für uns, keine Frage. Vor allem hat mich die Art und Weise gefreut, wie die Mannschaft in diesen Partien aufgetreten ist. Wir waren sehr aggressiv und bissig, haben in der Defensive kaum etwas zugelassen. Das war der Schlüssel. Allerdings ist es mir wichtig zu betonen, dass diese Erfolgserlebnisse ganz bestimmt nicht in erster Linie auf den Trainerwechsel zurückzuführen waren. Bei allem Respekt muss der 1. FC Köln einfach den Anspruch haben, Gegner wie Siegen oder RWO zu bezwingen. Ich bin aber froh, dass die Jungs es auch auf den Platz gebracht haben.

DFB.de: Nach Abschluss der Hinserie trennen Ihre Mannschaft vier Punkte von der Abstiegszone. Ist der Effzeh schon über den Berg?

Aussem: Nein, mit Sicherheit nicht. Da liegt noch einiges an Arbeit vor uns. Wir befinden uns auf einem sehr guten Weg, haben aber noch ein ganzes Stück Arbeit vor uns. Vier Punkte vor einem Abstiegsplatz sind kein komfortables Polster.

DFB.de: Was konnten Sie in der kurzen Zeit schon bewirken? Wo haben Sie den Hebel angesetzt?

Aussem: Mein Trainerkollege Markus Daun und ich haben viele Gespräche mit den Spielern geführt. Im Training haben wir zunächst auf einfache Spielformen gesetzt, um den Jungs Erfolgserlebnisse zu verschaffen. Einige hatten sich ja schon kaum mehr etwas zugetraut. Die Spieler haben gemerkt, dass jeder wieder bei Null startet und jeder seine Chance bekommt. Das hat sich bestimmt auch positiv bemerkbar gemacht.

DFB.de: Regelmäßig mischt der 1. FC Köln in den Junioren-Bundesligen in der Spitzengruppe mit. Woran hat es aus Ihrer Sicht bei der U 17 bisher gemangelt?

Aussem: Da sind einige Faktoren zusammengekommen. Dazu gehörte beispielsweise auch der langfristige Ausfall von Leistungsträgern wie Dominik Becker und Sinan Karweina. Beide stehen uns erst seit zwei Wochen wieder zur Verfügung, tun der Mannschaft gut. Dominik ist ein wichtiger Stabilitätsfaktor in der Abwehr, Sinan ein echter Straßenfußballer, der immer für besondere Aktionen gut ist. Gegen Siegen und RWO sind ihm drei Treffer und eine Torvorlage gelungen. Solche Spieler über einen längeren Zeitraum zu ersetzen, ist sehr schwierig. Hinzu kam sicher, dass durch die Misserfolge das Selbstvertrauen nach und nach verloren gegangen war. Ich hoffe, dass wir diese Negativspirale durchbrochen haben.

DFB.de: Stellen Sie sich auf einen Abstiegskampf bis zum Saisonende ein?

Aussem: Wir stellen uns in erster Linie immer auf die nächsten Aufgaben ein, in der Tabelle ist ohnehin noch alles sehr eng beieinander. In den nächsten Wochen und Monaten warten allerdings deutlich stärkere Gegner auf uns, gegen die sich die Mannschaft behaupten muss. Ich bin auf jeden Fall felsenfest davon überzeugt, dass die Mannschaft noch viele gute Spiele zeigen wird und wir auf jeden Fall in der Liga bleiben werden.

DFB.de: Welche Auswirkungen hätte ein möglicher Abstieg aus der B-Junioren-Bundesliga für die Nachwuchsarbeit?

Aussem: Das wäre zweifellos ein herber Schlag, denn er würde beispielsweise bedeuten, dass auch unsere U 16 automatisch aus der Verbandsliga absteigen müsste. Das wäre für unsere Talente keine gute Voraussetzung. An der grundsätzlichen Nachwuchsausbildung beim 1. FC Köln würde sich zwar ganz bestimmt nichts ändern. Ein Rückschritt wäre es aber allemal. Den wollen wir alle gemeinsam unbedingt vermeiden.



Zwei Ex-Profis sollen die U 17 des 1. FC Köln vor dem Abstieg aus der West-Staffel der B-Junioren-Bundesliga bewahren. Der erfahrene Fußballlehrer Ralf Aussem (56), einst selbst ein Eigengewächs der Kölner Nachwuchsabteilung, und sein gleichberechtigter Kollege Markus Daun (35), der sogar für die U 21-Nationalmannschaft stürmte sowie für Bayer 04 Leverkusen und den SV Werder Bremen am Ball war, starteten als neues Trainergespann mit zwei Siegen. Am Samstag (ab 11 Uhr) steht das Derby gegen Leverkusen an.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Ralf Aussem, der zuvor unter anderem schon die Seniorenteams von Fortuna Köln, Rot-Weiss Essen und Alemannia Aachen trainiert hatte, mit dem Journalisten Ralf Debat auch über Konsequenzen eines möglichen Abstiegs, sein Idol Wolfgang Overath, seine Vaterrolle und die Nutzung neuer Medien.

DFB.de: Dem 1. FC Köln drohte bei Ihrem Amtsantritt der Sturz auf einen Abstiegsplatz in der B-Junioren-Bundesliga. Wie groß waren die Steine, die Ihnen nach den Siegen gegen die direkten Konkurrenten Sportfreunde Siegen und Rot-Weiß Oberhausen vom Herzen gefallen sind, Herr Aussem?

Ralf Aussem: Die beiden Siege waren sehr wichtig für uns, keine Frage. Vor allem hat mich die Art und Weise gefreut, wie die Mannschaft in diesen Partien aufgetreten ist. Wir waren sehr aggressiv und bissig, haben in der Defensive kaum etwas zugelassen. Das war der Schlüssel. Allerdings ist es mir wichtig zu betonen, dass diese Erfolgserlebnisse ganz bestimmt nicht in erster Linie auf den Trainerwechsel zurückzuführen waren. Bei allem Respekt muss der 1. FC Köln einfach den Anspruch haben, Gegner wie Siegen oder RWO zu bezwingen. Ich bin aber froh, dass die Jungs es auch auf den Platz gebracht haben.

DFB.de: Nach Abschluss der Hinserie trennen Ihre Mannschaft vier Punkte von der Abstiegszone. Ist der Effzeh schon über den Berg?

Aussem: Nein, mit Sicherheit nicht. Da liegt noch einiges an Arbeit vor uns. Wir befinden uns auf einem sehr guten Weg, haben aber noch ein ganzes Stück Arbeit vor uns. Vier Punkte vor einem Abstiegsplatz sind kein komfortables Polster.

DFB.de: Was konnten Sie in der kurzen Zeit schon bewirken? Wo haben Sie den Hebel angesetzt?

Aussem: Mein Trainerkollege Markus Daun und ich haben viele Gespräche mit den Spielern geführt. Im Training haben wir zunächst auf einfache Spielformen gesetzt, um den Jungs Erfolgserlebnisse zu verschaffen. Einige hatten sich ja schon kaum mehr etwas zugetraut. Die Spieler haben gemerkt, dass jeder wieder bei Null startet und jeder seine Chance bekommt. Das hat sich bestimmt auch positiv bemerkbar gemacht.

DFB.de: Regelmäßig mischt der 1. FC Köln in den Junioren-Bundesligen in der Spitzengruppe mit. Woran hat es aus Ihrer Sicht bei der U 17 bisher gemangelt?

Aussem: Da sind einige Faktoren zusammengekommen. Dazu gehörte beispielsweise auch der langfristige Ausfall von Leistungsträgern wie Dominik Becker und Sinan Karweina. Beide stehen uns erst seit zwei Wochen wieder zur Verfügung, tun der Mannschaft gut. Dominik ist ein wichtiger Stabilitätsfaktor in der Abwehr, Sinan ein echter Straßenfußballer, der immer für besondere Aktionen gut ist. Gegen Siegen und RWO sind ihm drei Treffer und eine Torvorlage gelungen. Solche Spieler über einen längeren Zeitraum zu ersetzen, ist sehr schwierig. Hinzu kam sicher, dass durch die Misserfolge das Selbstvertrauen nach und nach verloren gegangen war. Ich hoffe, dass wir diese Negativspirale durchbrochen haben.

DFB.de: Stellen Sie sich auf einen Abstiegskampf bis zum Saisonende ein?

Aussem: Wir stellen uns in erster Linie immer auf die nächsten Aufgaben ein, in der Tabelle ist ohnehin noch alles sehr eng beieinander. In den nächsten Wochen und Monaten warten allerdings deutlich stärkere Gegner auf uns, gegen die sich die Mannschaft behaupten muss. Ich bin auf jeden Fall felsenfest davon überzeugt, dass die Mannschaft noch viele gute Spiele zeigen wird und wir auf jeden Fall in der Liga bleiben werden.

DFB.de: Welche Auswirkungen hätte ein möglicher Abstieg aus der B-Junioren-Bundesliga für die Nachwuchsarbeit?

Aussem: Das wäre zweifellos ein herber Schlag, denn er würde beispielsweise bedeuten, dass auch unsere U 16 automatisch aus der Verbandsliga absteigen müsste. Das wäre für unsere Talente keine gute Voraussetzung. An der grundsätzlichen Nachwuchsausbildung beim 1. FC Köln würde sich zwar ganz bestimmt nichts ändern. Ein Rückschritt wäre es aber allemal. Den wollen wir alle gemeinsam unbedingt vermeiden.

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DFB.de: Es fällt auf, dass der 1. FC Köln bei seinen Juniorentrainern verstärkt auf frühere Lizenzspieler zurückgreift. Weitere Beispiele sind Patrick Helmes, Uwe Grauer, Kevin McKenna, Carsten Cullmann und Ihr Kollege Markus Daun. Wie sehr hilft die Profi-Erfahrung bei der Arbeit mit jungen Spielern?

Aussem: Wenn frühere Nationalspieler wie Patrick Helmes oder Kevin McKenna den Jungs erklären, wie sie sich als Stürmer verhalten oder als Abwehrspieler in die Zweikämpfe gehen müssen, dann ist das für die Jungs sicher noch ein Stück glaubhafter. Unsere Spieler schauen nach oben, wollen Profi werden. Wenn die Trainer schon selbst einmal dort waren, wo die Jungs hinwollen, kann das nicht schaden. Es ist aber auch keine Voraussetzung dafür, um ein guter Trainer zu werden.

DFB.de: Wie läuft die Zusammenarbeit innerhalb des NLZ sowie mit der Lizenzabteilung?

Aussem: Ausgezeichnet! Im gesamten Verein gibt es von der kleinsten Jugendmannschaft bis hin zu den Profis ein echtes Miteinander. Wir alle begleiten unsere Spieler auf ihrem Weg. Wenn dann am Ende der eine oder andere ganz oben ankommt, dann ist das eine echte Teamarbeit. So gibt es beispielsweise in jeder Woche eine Trainersitzung von der U 15 bis zur U 21, auch die Profi-Abteilung ist immer eingebunden. So findet ein ständiger Austausch statt.

DFB.de: Sie sind in Manheim im benachbarten Kreis Bergheim geboren, gelten aber längst als Ur-Kölner. Wie würden Sie Ihre Beziehung zur Stadt und zum Verein beschreiben?

Aussem: Ich bin zwar kein waschechter Kölner, trotzdem schon mein ganzes Leben sehr eng mit der Stadt und ihren Vereinen verbunden. Bereits als kleiner Junge war ich Fan des FC, habe in Bettwäsche des Klubs geschlafen und vor allem Wolfgang Overath bewundert, wenn nicht sogar abgöttisch geliebt. Als ich es 1979 gemeinsam mit Stephan Engels aus der U 19 in den Profikader geschafft habe, ging für mich ein Traum in Erfüllung. Später habe ich noch für Viktoria und vor allem lange Zeit für Fortuna gespielt, war auch bei beiden Vereinen Trainer. Dass ich jetzt für den 1. FC Köln arbeiten darf, ist für mich etwas ganz Besonderes.

DFB.de: Sie wirken eher ruhig und kontrolliert. Trifft das Klischee der rheinischen Frohnatur auf Sie nicht zu?

Aussem: Der Kölner ist zwar als "jeck" bekannt, aber das schließt ja andere Wesenszüge nicht aus. Ich weiß schon, wann es an der Zeit ist, ernst zu bleiben, und wann es lustiger zugehen kann. Das gilt auch für die Arbeit mit den Spielern. Es ist wichtig, dass sie mit Freude und Spaß bei der Sache sind, bei aller konzentrierten Arbeit auch mal herzlich lachen können. Wir wollen schließlich keine Klosterschüler ausbilden.

DFB.de: Viele Ihrer Trainerkollegen verdienen sich ihre ersten Sporen im Nachwuchsbereich, wechseln später in den Seniorenbereich. Bei Ihnen lief es nach Stationen bei Fortuna Köln, Rot-Weiss Essen, Alemannia Aachen und Viktoria Köln umgekehrt. Warum haben Sie sich für diesen Schritt entschieden?

Aussem: Nach einigen negativen Erfahrungen auf meinen letzten Stationen wollte ich eigentlich eine Pause machen. Als ich dann aus dem Urlaub zurückkam, war eine Nachricht von Nachwuchs-Chef Frank Schaefer auf meiner Mailbox. Er wollte mich als U 16-Trainer verpflichten. Zunächst hatte ich einige Bedenken, weil ich zuvor noch nicht mit im Nachwuchsbereich gearbeitet hatte. Nach kurzer Bedenkzeit habe ich dann aber zugesagt - und es nicht bereut.

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DFB.de: Der Altersunterschied zu Ihren Spielern beträgt fast 40 Jahre. Vor- oder Nachteil?

Aussem: Ich bin bestimmt noch kein Opa für die Jungs, aber sicher in einer Art Vaterrolle. Von daher sind mein Alter und meine Erfahrung bestimmt kein Nachteil.

DFB.de: Wie gut sind Sie beispielsweise im Bereich der neuen Medien und sozialen Netzwerke auf dem Laufenden?

Aussem: Mit Facebook, Twitter oder Instagram beschäftige ich mich privat nicht. Ich weiß aber, dass Social Media für die Jugend eine große Rolle spielt. In der WhatsApp-Gruppe unseres Kaders bin ich natürlich dabei. So kann ich alle immer schnell und unkompliziert erreichen.

DFB.de: Was ist der größte Unterschied zwischen Männer- und Juniorenfußball?

Aussem: Im Seniorenbereich kann es schon mal vorkommen, dass Spieler meinen, sie könnten schon alles. Im Gegensatz dazu bringen die jungen Talente zu jedem Training die Bereitschaft mit, etwas lernen und sich verbessern zu wollen. Das bereitet mir große Freude. Oft muss ich sie in ihrem Eifer sogar bremsen.

DFB.de: Neben dem Fußball betreiben Sie schon seit vielen Jahren in Köln auch noch ein Geschäft für Lotterie, Tabakwaren und Post. Wie wichtig ist Ihnen dieses zweite Standbein?

Aussem: Sehr wichtig, deshalb habe ich es auch nie aufgegeben, als ich beispielsweise ständig nach Essen oder Aachen pendeln musste. Das Geschäft ist meine Existenz. Ich habe selbst oft genug zu spüren bekommen, wie schnelllebig der Fußball ist. Daher bin ich froh, immer daran festgehalten zu haben. Oft stehe ich um fünf Uhr morgens auf und bin erst um 20.30 Uhr zu Hause. Das nehme ich aber gerne in Kauf.

DFB.de: Wie sieht Ihr Plan für die nächsten Jahre aus?

Aussem: Mein Vertrag beim 1. FC Köln läuft aktuell bis zum Saisonende. Ich mache aber kein Geheimnis daraus, dass ich sehr gerne weitermachen würde. Im Nachwuchsbereich ist kontinuierliche Arbeit gefragt. Das passt zu mir.

DFB.de: Zurück zur Aktualität: Am Samstag (ab 11 Uhr) steht das Derby gegen den Meisterschaftsaspiranten Bayer 04 Leverkusen auf dem Programm. Herrscht auch im Nachwuchsbereich eine große Rivalität zwischen den beiden benachbarten Klubs?

Aussem: Köln gegen Leverkusen ist immer etwas Besonderes - in jeder Altersstufe. Es geht zwar auch nur um drei Punkte, ist für die Spieler aber trotzdem immer eine außergewöhnliche Situation.

DFB.de: Das Hinspiel endete 3:2 für Bayer 04. Wie beurteilen Sie die Chancen auf eine Überraschung?

Aussem: Wenn wir die Tugenden zeigen, die uns zuletzt ausgezeichnet haben, dann sind wir auch gegen eine Spitzenmannschaft wie Leverkusen nicht chancenlos.

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