Rainer Adrion: Stuttgarts guten Ruf behaupten

Was der FC Bayern München bei den Männern ist, gilt für den VfB Stuttgart im Nachwuchsbereich. Sowohl bei der U 19 (zehn Deutsche Meisterschaften) als auch bei der U 17 (sieben nationale Titel) sind die Schwaben deutscher Rekordmeister. Die U 23 ist Gründungsmitglied der 3. Liga und als einzige Zweitvertretung ununterbrochen in der für sie höchsten Spielklasse dabei. Die B-Junioren können die Erfolgsbilanz am Sonntag (ab 11 Uhr, live auf DFB-TV) im Endspiel gegen Borussia Dortmund sogar noch ausbauen.

Für die höchsten Ausbildungsmannschaften der Stuttgarter ist Rainer Adrion als Sportlicher Leiter U 23 bis U 17 verantwortlich. Der 61-jährige gebürtige Stuttgarter war beim VfB Spieler, Co-Trainer und Interimstrainer der ersten Mannschaft sowie mehrfach als Chef für die Zweitvertretung verantwortlich. Von 2009 bis 2013 trainierte er die U 21-Auswahl des DFB. Seit Sommer 2014 ist er in administrativer Funktion beim VfB tätig.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Rainer Adrion mit dem Journalisten Thomas Ziehn über den aktuellen Erfolg der U 17, die Entwicklung der 3. Liga und die neuen "Jungen Wilden".

DFB.de: Die U 17 des VfB Stuttgart steht erneut im Finale um die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft. Was bedeutet das für den Nachwuchsbereich, Herr Adrion?

Rainer Adrion: Der gesamte Verein freut sich über diesen Erfolg. Vor allem die Art und Weise, wie die U 17 bisher durch die Saison gekommen ist, war hervorragend. Der Finaleinzug unterstreicht noch einmal unsere positive Einschätzung von der Mannschaft und der einzelnen Spieler. Qualität ist ohne Zweifel vorhanden. Die Frage ist nun, was in den nächsten ein bis zwei Jahren passiert und wie wir das Potenzial nutzen. Unabhängig vom Ausgang des Endspiels geht es für die Spieler jetzt erst richtig los.

DFB.de: Die B-Junioren können im 14. Endspiel zum achten Mal den Titel holen. Das ist kein Zufall, oder?

Adrion: Ich denke, dass der VfB im Nachwuchsbereich schon seit sehr langer Zeit gut aufgestellt ist. Die Grundvoraussetzungen stimmen. Ich denke da nicht nur an die Ausbildung im athletischen und technisch-taktischen Bereich. Auch die schulische Ausbildung und Förderung sind wichtige Säulen im Nachwuchsleistungszentrum. Die Wege bei uns sind durch das neu errichtete Hauptgebäude für das NLZ noch kürzer geworden. Wir sind uns darüber bewusst, dass die Konkurrenz in den vergangenen Jahren aufgeholt hat. Immer mehr Vereine drängen nach vorne. Es gilt, uns und unseren guten Ruf zu behaupten.

DFB.de: Was spricht im Finale am Sonntag für den VfB?

Adrion: Gerade in Partien auf Augenhöhe, in denen es äußerst eng zugeht, hat unsere Mannschaft unter Beweis gestellt, dass sie sich auch von Rückschlägen nicht beeindrucken lässt. Sie kämpft dann darum, in die Begegnung zurückzukommen. Hinzu kommt die Qualität, Spiele in der Schlussphase noch drehen zu können.



Was der FC Bayern München bei den Männern ist, gilt für den VfB Stuttgart im Nachwuchsbereich. Sowohl bei der U 19 (zehn Deutsche Meisterschaften) als auch bei der U 17 (sieben nationale Titel) sind die Schwaben deutscher Rekordmeister. Die U 23 ist Gründungsmitglied der 3. Liga und als einzige Zweitvertretung ununterbrochen in der für sie höchsten Spielklasse dabei. Die B-Junioren können die Erfolgsbilanz am Sonntag (ab 11 Uhr, live auf DFB-TV) im Endspiel gegen Borussia Dortmund sogar noch ausbauen.

Für die höchsten Ausbildungsmannschaften der Stuttgarter ist Rainer Adrion als Sportlicher Leiter U 23 bis U 17 verantwortlich. Der 61-jährige gebürtige Stuttgarter war beim VfB Spieler, Co-Trainer und Interimstrainer der ersten Mannschaft sowie mehrfach als Chef für die Zweitvertretung verantwortlich. Von 2009 bis 2013 trainierte er die U 21-Auswahl des DFB. Seit Sommer 2014 ist er in administrativer Funktion beim VfB tätig.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Rainer Adrion mit dem Journalisten Thomas Ziehn über den aktuellen Erfolg der U 17, die Entwicklung der 3. Liga und die neuen "Jungen Wilden".

DFB.de: Die U 17 des VfB Stuttgart steht erneut im Finale um die Deutsche B-Junioren-Meisterschaft. Was bedeutet das für den Nachwuchsbereich, Herr Adrion?

Rainer Adrion: Der gesamte Verein freut sich über diesen Erfolg. Vor allem die Art und Weise, wie die U 17 bisher durch die Saison gekommen ist, war hervorragend. Der Finaleinzug unterstreicht noch einmal unsere positive Einschätzung von der Mannschaft und der einzelnen Spieler. Qualität ist ohne Zweifel vorhanden. Die Frage ist nun, was in den nächsten ein bis zwei Jahren passiert und wie wir das Potenzial nutzen. Unabhängig vom Ausgang des Endspiels geht es für die Spieler jetzt erst richtig los.

DFB.de: Die B-Junioren können im 14. Endspiel zum achten Mal den Titel holen. Das ist kein Zufall, oder?

Adrion: Ich denke, dass der VfB im Nachwuchsbereich schon seit sehr langer Zeit gut aufgestellt ist. Die Grundvoraussetzungen stimmen. Ich denke da nicht nur an die Ausbildung im athletischen und technisch-taktischen Bereich. Auch die schulische Ausbildung und Förderung sind wichtige Säulen im Nachwuchsleistungszentrum. Die Wege bei uns sind durch das neu errichtete Hauptgebäude für das NLZ noch kürzer geworden. Wir sind uns darüber bewusst, dass die Konkurrenz in den vergangenen Jahren aufgeholt hat. Immer mehr Vereine drängen nach vorne. Es gilt, uns und unseren guten Ruf zu behaupten.

DFB.de: Was spricht im Finale am Sonntag für den VfB?

Adrion: Gerade in Partien auf Augenhöhe, in denen es äußerst eng zugeht, hat unsere Mannschaft unter Beweis gestellt, dass sie sich auch von Rückschlägen nicht beeindrucken lässt. Sie kämpft dann darum, in die Begegnung zurückzukommen. Hinzu kommt die Qualität, Spiele in der Schlussphase noch drehen zu können.

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DFB.de: Sie waren selbst viele Jahre als Trainer tätig. Kribbelt es vor solchen Endspielen wie am Sonntag noch?

Adrion: Ich gebe zu, dass das Kribbeln manchmal noch vorhanden ist. Als Sportlicher Leiter gibt es für mich allerdings eine andere Aufgabenstellung. Meinen kleinen inneren Konflikt regele ich mit dem Verstand.

DFB.de: Im Gegensatz zur U 17 hat die U 19 in der Staffel Süd/Südwest der A-Junioren-Bundesliga "nur" Rang neun erreicht. Wo lagen die Gründe für das magere Abschneiden?

Adrion: Bei der U 19 konnte man in der abgelaufenen Saison beobachten, dass sehr gute Einzelspieler noch keine gute Mannschaft ausmachen. Nicht jedes Rädchen griff reibungslos ins andere. Im Gegensatz zur U 17 hatten die A-Junioren nicht die ausgeprägte Qualität, nach Rückständen zurückzukommen. Allerdings hat die U 19 im Vergleich zur U 17 meist einen wesentlichen Nachteil. Während die B-Junioren in der Regel bis zum Saisonende zusammenbleiben, gibt es bei der U 19 bereits eine hohe Fluktuation nach oben. Das betrifft die Leistungsträger, die dann in der A-Junioren-Bundesliga fehlen. Das ist nur schwer aufzufangen.

DFB.de: Die U 23 ist neben Rot-Weiß Erfurt das einzige Gründungsmitglied der 3. Liga, das ununterbrochen dabei ist. Wie stolz sind Sie auf diese Leistung?

Adrion: Das ist schon außergewöhnlich. Wir haben immer gesagt - und davon rücken wir auch nicht ab - dass die U 23 für den Übergang zu den Profis eine wichtige Rolle einnimmt. Die 3. Liga ist dafür eine prima Plattform. Für unsere jungen Spieler ist das Bestehen und Durchsetzen gegen Traditionsvereine wie Hansa Rostock oder Dynamo Dresden von großer Bedeutung. So holen sie sich die erforderliche Wettkampfhärte, die für eine Profikarriere unverzichtbar ist. Für Rekonvaleszenten aus der ersten Mannschaft - ich denke da beispielsweise an Daniel Ginczek oder Daniel Didavi - stellt die 3. Liga ebenfalls eine gute Möglichkeit dar, sich nach einer längeren Pause wieder Spielpraxis zu holen.

DFB.de: Sie hatten sich mit der VfB-Reserve noch als Trainer für die 3. Liga qualifiziert. Welche Entwicklung hat die Liga genommen?

Adrion: Sie hat sich als dritte Profiliga etabliert. Für die 2. Bundesliga ist die eingleisige 3. Liga ein guter Unterbau, der nahezu perfekt organisiert ist. Von den Zuschauerzahlen können europaweit viele zweithöchste Spielklassen nur träumen. Im Vergleich zu den Traditionsvereinen haben wir selbstverständlich eine andere Herangehensweise. Für uns steht die Ausbildung ohne Wenn und Aber im Vordergrund.

DFB.de: Wie wichtig war der Klassenverbleib der Profis?

Adrion: Uns allen ist ein Stein vom Herzen gefallen. Der Abstieg wäre das 'Worst Case-Szenario' gewesen.

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DFB.de: Die Zeiten der "Jungen Wilden" zu Beginn der 2000er Jahre mit Stuttgarter Eigengewächsen wie Andreas Hinkel, Kevin Kuranyi, Timo Hildebrand, Aljaksandr Hleb oder etwas später Mario Gomez und Sami Khedira schienen zuletzt ein wenig vorbei zu sein. Wie bewerten Sie die Durchlässigkeit in den Profi-Kader?

Adrion: Es stimmt, dass es nach Daniel Didavi ein Tal gab. Ich denke aber, dass wir nun wieder auf dem richtigen Weg sind. Antonio Rüdiger, Timo Werner und Timo Baumgartl sind gute Beispiele. In der kommenden Saison stehen mit Jerome Kiesewetter, Marvin Wanitzek und Mart Ristl drei weitere Spieler im Bundesligakader.

DFB.de: Was ist aus Ihrer Sicht für einen jungen Spieler Voraussetzung, um es ganz nach oben zu schaffen?

Adrion: Ohne Talent und Qualität geht es nicht. Hinzu kommt die Spezialisierung auf eine bestimmte Position. Entscheidend sind dann der Wille und die Mentalität. Nur mit harter Arbeit kommt ein junger Spieler voran.

DFB.de: Was denken Sie, wenn Sie einen Ihrer ehemaligen Schützlinge auf der großen Bühne in der Bundesliga sehen?

Adrion: In erster Linie freut mich das für den Spieler, der seine Ziele erreicht hat. Bei dem einen oder anderen hat sich meine Einschätzung, die vielleicht nicht von jedem geteilt wurde, im Nachhinein doch bestätigt. Bei Sami Khedira und Mario Gomez war das zugegegen nicht allzu schwer. Bei ihnen war nur die Frage, ob sie Bundesliga- oder auch Nationalspieler werden. Christian Träsch musste sich dagegen jede Karrierestufe noch härter erarbeiten und hat jetzt auch schon zehn Länderspiele auf dem Konto.

DFB.de: Sie waren ausschließlich im Süden Deutschlands tätig. Können Sie sich noch einmal eine Luftveränderung vorstellen?

Adrion: Ich bin froh, wie es ist. In Stuttgart habe ich den Umstieg vom Trainer zum Sportlichen Leiter geschafft und kann meine Erfahrung weitergeben.

DFB.de: Was macht für Sie die Arbeit beim VfB aus?

Adrion: Unsere Vereinsführung hat es ganz klar gesagt: Der Nachwuchs ist in Stuttgart eine der großen Säulen. An den Schnittstellen, die ich für außergewöhnlich wichtig halte, sitzen beim VfB hochqualifizierte Mitarbeiter. Es gibt kaum Reibungsverluste. Daher macht es großen Spaß, mit diesem Team zusammenzuarbeiten.