Premiere in Stuttgart: Wir sind eins

Vor 25 Jahren spielten Ost und West erstmals wieder in einer gemeinsamen Nationalmannschaft. Das Spiel gewannen die vereinigten Deutschen gegen die Schweiz 4:0. Aber das Resultat spielte bald keine Rolle mehr – viel wichtiger war das Zeichen, das von diesem kalten Dezemberabend in Stuttgart ausging.

Ein Freundschaftsspiel gegen die Schweiz, kurz vor Weihnachten. Der Weltmeister trifft auf seinen Lieblingsgegner, jedenfalls gemessen an der Zahl der Begegnungen. Im Stuttgarter Neckarstadion, wie es damals noch heißt, verlieren sich nur 20.000 Menschen. Auf den ersten Blick hatte Länderspiel Nummer 571 in der DFB-Historie keinen besonderen Stellenwert, dafür sprach hinterher auch das erwartungsgemäße Resultat (4:0). Und doch war etwas anders, markierten diese 90 Minuten eine Zäsur in der deutschen Länderspiel-Geschichte.

Thom, Sammer, Kirsten und Doll im Aufgebot

Die DDR war seit dem 3. Oktober 1990 Geschichte, ihr Fußball-Verband DFV hatte noch bis zur Vereinigung in Leipzig am 21. November Bestand. Nun endlich war die Tür offen für die bereits in der Bundesliga spielenden Stars der ehemaligen DDR-Nationalmannschaft. Andreas Thom vom BFC Dynamo hatte bereits im Februar 1990 für Bayer Leverkusen debütiert. Die anderen kamen zu Beginn der Saison 1990/1991. Der Dresdner Matthias Sammer wurde auf Anhieb Mittelfeldchef beim VfB Stuttgart, der andere Ex-Dresdner, Ulf Kirsten, traf gleich bei seinem Debüt für Leverkusen, und der einstige Rostocker Thomas Doll dribbelte sich in die Herzen der HSV-Fans. Dieses Quartett schaffte es ins erste gesamtdeutsche Länderspiel-Aufgebot seit dem 22. November 1942, dem letzten Spiel vor der deutschen Teilung.

Aus der austrudelnden DDR-Oberliga war Perry Bräutigam mit im Aufgebot, notenbester Spieler und Torwart des FC Carl Zeiss Jena. Die ehemalige Nummer eins des Ostens teilte sich Zimmer 137 im Stuttgarter Waldhotel mit Bodo Illgner, der Nummer eins des Westens. Weltmeister Illgner war sich schon vorher sicher: "Wir werden uns prächtig verstehen." So kam es dann auch.



Vor 25 Jahren spielten Ost und West erstmals wieder in einer gemeinsamen Nationalmannschaft. Das Spiel gewannen die vereinigten Deutschen gegen die Schweiz 4:0. Aber das Resultat spielte bald keine Rolle mehr – viel wichtiger war das Zeichen, das von diesem kalten Dezemberabend in Stuttgart ausging.

Ein Freundschaftsspiel gegen die Schweiz, kurz vor Weihnachten. Der Weltmeister trifft auf seinen Lieblingsgegner, jedenfalls gemessen an der Zahl der Begegnungen. Im Stuttgarter Neckarstadion, wie es damals noch heißt, verlieren sich nur 20.000 Menschen. Auf den ersten Blick hatte Länderspiel Nummer 571 in der DFB-Historie keinen besonderen Stellenwert, dafür sprach hinterher auch das erwartungsgemäße Resultat (4:0). Und doch war etwas anders, markierten diese 90 Minuten eine Zäsur in der deutschen Länderspiel-Geschichte.

Thom, Sammer, Kirsten und Doll im Aufgebot

Die DDR war seit dem 3. Oktober 1990 Geschichte, ihr Fußball-Verband DFV hatte noch bis zur Vereinigung in Leipzig am 21. November Bestand. Nun endlich war die Tür offen für die bereits in der Bundesliga spielenden Stars der ehemaligen DDR-Nationalmannschaft. Andreas Thom vom BFC Dynamo hatte bereits im Februar 1990 für Bayer Leverkusen debütiert. Die anderen kamen zu Beginn der Saison 1990/1991. Der Dresdner Matthias Sammer wurde auf Anhieb Mittelfeldchef beim VfB Stuttgart, der andere Ex-Dresdner, Ulf Kirsten, traf gleich bei seinem Debüt für Leverkusen, und der einstige Rostocker Thomas Doll dribbelte sich in die Herzen der HSV-Fans. Dieses Quartett schaffte es ins erste gesamtdeutsche Länderspiel-Aufgebot seit dem 22. November 1942, dem letzten Spiel vor der deutschen Teilung.

Aus der austrudelnden DDR-Oberliga war Perry Bräutigam mit im Aufgebot, notenbester Spieler und Torwart des FC Carl Zeiss Jena. Die ehemalige Nummer eins des Ostens teilte sich Zimmer 137 im Stuttgarter Waldhotel mit Bodo Illgner, der Nummer eins des Westens. Weltmeister Illgner war sich schon vorher sicher: "Wir werden uns prächtig verstehen." So kam es dann auch.

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Vogts beordert Sammer in die Startelf

In Stuttgart mussten vier der fünf Neuen aber erst mal auf die Bank. So einfach kommt man eben nicht in eine Weltmeister-Elf. Berti Vogts gab schon Tage vorher bekannt, dass nur Sammer von Beginn an auflaufen würde. Vogts: "Die früheren DDR-Spieler werden sehen, dass sie die eine oder andere Chance bekommen, doch auch bei ihnen zählt nur der Leistungswille und die Leistung, die sie anbieten."

Für Sammer musste Andreas Möller weichen. Mit neun Weltmeistern und einem neuen Linksverteidiger (Thomas Helmer) lief Sammer an diesem kalten Dezember-Mittwoch ein. Sammer, der noch im September die letzten Tore für die DDR erzielt hatte, beschlich ein komisches Gefühl. Die Hymne zu singen, kam ihm bei seinem Debüt nicht in den Sinn. Sammer: "Ich wollte die DDR-Karriere zwar abhaken, aber gleichzeitig dachte ich schon, dass da auf Anhieb nicht gleich alles zusammen ist, auch spielerisch galt das." Obwohl die Mannschaft schon nach 28 Sekunden durch Rudi Völler in Führung ging, nahm ein zähes Spiel seinen Lauf – und Sammer suchte noch seine Rolle in fremder Umgebung. Sein letzter Auswahl-Trainer Eduard Geyer kommentierte im kicker: "Er schien etwas zu nervös sein, ist wohl noch nicht ganz fit." Das Fachblatt gab ihm eine 4 – für "ausreichend".

Matthäus: "Egal, wo die Neuen herkommen. Wir reichen ihnen die Hand"

Nach der Pause scheiterte Jürgen Klinsmann mit einem Elfmeter am Torwart Walker. Dann kamen die großen Momente der Joker: Karl-Heinz Riedle schwebte wieder mal über allen und machte seinem Namen "Air Riedle" alle Ehre. Sein Kopfball nach Matthäus-Flanke bedeutete das 2:0 (66.). Nun ging Sammer vom Feld, machte Platz für den zweiten Ost-Import. Und dessen Debüt verlief weit spektakulärer. Andreas Thom brauchte nur 25 Sekunden, als er eine Häßler-Vorlage zum Tor nutzte – 3:0 nach 75 Minuten. Den Schlusspunkt des Abends setzte Lothar Matthäus mit einem Linksschuss zum 4:0 (85.).

Der Kapitän sprach auch das Wort des Tages: "Egal, wo die Neuen herkommen. Wir reichen ihnen die Hand." Es kamen im Laufe der Jahre noch viele dazu. Michael Ballack, Bernd Schneider, Steffen Freund, Thomas Linke – um nur einige zu nennen. Und diese Geschichte begann am 19. Dezember 1990 in Stuttgart.

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