Prag: Schon immer Fußballmetropole

Die U 21-EM mit Prag als wichtigstem Spielort findet an einem, auch was die Fußballgeschichte betrifft, bedeutenden Ort statt: Schon vor dem Ersten Weltkrieg war das damals zu Österreich-Ungarn gehörende Prag eine herausragende mitteleuropäische Fußballmetropole. Der Historiker Dr. Stefan Zwicker beleuchtet im Auftrag der DFB-Kulturstiftung insbesondere den deutsch-jüdischen Beitrag zur Prager Fußballgeschichte.

Prag war vor dem "Großen Krieg" eine zweisprachige Stadt, die Tschechen waren in der Mehrheit, aber es gab ein bedeutendes deutschsprachiges Bürgertum, in dem Menschen jüdischen Glaubens stark vertreten waren. Dazu gehörten etwa die Schriftsteller Rainer Maria Rilke, Franz Kafka, Max Brod und der "Rasende Reporter" Egon Erwin Kisch, letzterer ein aktiver Fußballer, der auch häufig Fußball in seinen Werken ansprach. Es gibt den Begriff der "Prager Trias" (Tschechen, Deutsche, Juden), um die Gesellschaftslage um 1900 zu charakterisieren.

Die damals führenden und auch heute noch populärsten tschechischen Klubs waren Slavia und Sparta. Ihnen lange Zeit ebenbürtig war der DFC (Deutscher Fußball Club) Prag, bei dem das Prager jüdische Bürgertum eine wichtige Rolle spielte. Im DFC waren auf der Funktionärsebene die Spitzen der Prager deutschen Gesellschaft vertreten, die ersten Präsidenten waren ausnahmslos Professoren der deutschen Prager Universität, darunter der Mediziner Ferdinand Hueppe, Gründungsvorsitzender des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

1900: DFC Prag unter Gründungsmitgliedern des DFB

Der DFC war unter den Gründungsmitgliedern des DFB im Januar 1900 in Leipzig. Hier wurde sein Vorsitzender Hueppe zum ersten Präsidenten des DFB gewählt. Der DFC wollte eher am reichsdeutschen Fußball als an dem von Wiener Klubs dominierten österreichischen Fußball teilnehmen, so waren mehrere Spieler des DFC bei einigen der sogenannten Ur-Länderspiele 1899/1901 dabei die, organisiert vom späteren Gründer des Sportmagazins Kicker Walther Bensemann, gegen Teams der englischen Football Association bestritten wurden. Auch an der an der ersten Endrunde um die deutsche Meisterschaft 1903 nahm der DFC teil. Sie war von einigen Seltsamkeiten gekennzeichnet, die bekannteste Anekdote ist, dass das Finale verspätet angepfiffen wurde, weil kein Ball vorhanden war.

Dieses in Hamburg-Altona im Mai 1903 ausgetragene Endspiel verlor der eigentlich favorisierte DFC 2:7 gegen den VfB Leipzig. Die deutschböhmischen Klubs verblieben aber nur bis 1908 im DFB, da die FIFA das Prinzip einführte, dass Verbände auf ihr Staatsgebiet beschränkt sein müssen. Der DFC war in jenen Jahren einer der Spitzenklubs in Mitteleuropa, auch wenn der Erfolg nicht in Meisterschaften gemessen wurde.

Maß der Dinge waren "Freundschaftsspiele", gegen Mannschaften aus Wien, Budapest, Deutschland oder - am prestigeträchtigsten - von den britischen Inseln. Auch wenn es keine Liga gab, lässt sich anhand der Ergebnisse der internationalen Spiele belegen, dass der DFC innerhalb Österreich-Ungarns in den Jahren vor 1914 fast immer unter den drei besten Mannschaften war - und die Donaumonarchie war damals auf dem Kontinent eine fußballerische Großmacht.

Prag, Wien und Budapest prägen Zeit des "Donaufußballs"

Die wirklich große Zeit des DFC endete mit dem Ersten Weltkrieg, in dem viele Spieler starben. Obwohl man auch im neuen, 1918 entstandenen tschechoslowakischen Staat zu Anfang der 20er-Jahren noch zu den Spitzenteams zählte, konnte man unter dem 1924 offiziell eingeführten Professionalismus mit den Prager "S" - Sparta und Slavia - auf längere Sicht nicht mehr mithalten, auch weil die Anhängerbasis schlicht zu klein war. Im langsam zur Millionenstadt werdenden Prag lebten nur etwa 40.000 Menschen deutscher Muttersprache.

Die Zwischenkriegszeit war auch die Zeit des "Donaufußballs", als die Städte Prag, Wien und Budapest das Zentrum des Fußballs auf dem Kontinent bildeten und die Spitzenteams stellten. Sparta und Slavia gewannen insgesamt dreimal den Mitropa-Cup, den ersten bedeutenden internationalen Wettbewerb. Der DFC verlor in jener Zeit war langsam an Bedeutung und löste sich nach dem Münchner Abkommen 1938 auf. Einige seiner (ehemaligen) Spieler und viele seiner Anhänger wurden im Holocaust ermordet.

[sz]

Die U 21-EM mit Prag als wichtigstem Spielort findet an einem, auch was die Fußballgeschichte betrifft, bedeutenden Ort statt: Schon vor dem Ersten Weltkrieg war das damals zu Österreich-Ungarn gehörende Prag eine herausragende mitteleuropäische Fußballmetropole. Der Historiker Dr. Stefan Zwicker beleuchtet im Auftrag der DFB-Kulturstiftung insbesondere den deutsch-jüdischen Beitrag zur Prager Fußballgeschichte.

Prag war vor dem "Großen Krieg" eine zweisprachige Stadt, die Tschechen waren in der Mehrheit, aber es gab ein bedeutendes deutschsprachiges Bürgertum, in dem Menschen jüdischen Glaubens stark vertreten waren. Dazu gehörten etwa die Schriftsteller Rainer Maria Rilke, Franz Kafka, Max Brod und der "Rasende Reporter" Egon Erwin Kisch, letzterer ein aktiver Fußballer, der auch häufig Fußball in seinen Werken ansprach. Es gibt den Begriff der "Prager Trias" (Tschechen, Deutsche, Juden), um die Gesellschaftslage um 1900 zu charakterisieren.

Die damals führenden und auch heute noch populärsten tschechischen Klubs waren Slavia und Sparta. Ihnen lange Zeit ebenbürtig war der DFC (Deutscher Fußball Club) Prag, bei dem das Prager jüdische Bürgertum eine wichtige Rolle spielte. Im DFC waren auf der Funktionärsebene die Spitzen der Prager deutschen Gesellschaft vertreten, die ersten Präsidenten waren ausnahmslos Professoren der deutschen Prager Universität, darunter der Mediziner Ferdinand Hueppe, Gründungsvorsitzender des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

1900: DFC Prag unter Gründungsmitgliedern des DFB

Der DFC war unter den Gründungsmitgliedern des DFB im Januar 1900 in Leipzig. Hier wurde sein Vorsitzender Hueppe zum ersten Präsidenten des DFB gewählt. Der DFC wollte eher am reichsdeutschen Fußball als an dem von Wiener Klubs dominierten österreichischen Fußball teilnehmen, so waren mehrere Spieler des DFC bei einigen der sogenannten Ur-Länderspiele 1899/1901 dabei die, organisiert vom späteren Gründer des Sportmagazins Kicker Walther Bensemann, gegen Teams der englischen Football Association bestritten wurden. Auch an der an der ersten Endrunde um die deutsche Meisterschaft 1903 nahm der DFC teil. Sie war von einigen Seltsamkeiten gekennzeichnet, die bekannteste Anekdote ist, dass das Finale verspätet angepfiffen wurde, weil kein Ball vorhanden war.

Dieses in Hamburg-Altona im Mai 1903 ausgetragene Endspiel verlor der eigentlich favorisierte DFC 2:7 gegen den VfB Leipzig. Die deutschböhmischen Klubs verblieben aber nur bis 1908 im DFB, da die FIFA das Prinzip einführte, dass Verbände auf ihr Staatsgebiet beschränkt sein müssen. Der DFC war in jenen Jahren einer der Spitzenklubs in Mitteleuropa, auch wenn der Erfolg nicht in Meisterschaften gemessen wurde.

Maß der Dinge waren "Freundschaftsspiele", gegen Mannschaften aus Wien, Budapest, Deutschland oder - am prestigeträchtigsten - von den britischen Inseln. Auch wenn es keine Liga gab, lässt sich anhand der Ergebnisse der internationalen Spiele belegen, dass der DFC innerhalb Österreich-Ungarns in den Jahren vor 1914 fast immer unter den drei besten Mannschaften war - und die Donaumonarchie war damals auf dem Kontinent eine fußballerische Großmacht.

Prag, Wien und Budapest prägen Zeit des "Donaufußballs"

Die wirklich große Zeit des DFC endete mit dem Ersten Weltkrieg, in dem viele Spieler starben. Obwohl man auch im neuen, 1918 entstandenen tschechoslowakischen Staat zu Anfang der 20er-Jahren noch zu den Spitzenteams zählte, konnte man unter dem 1924 offiziell eingeführten Professionalismus mit den Prager "S" - Sparta und Slavia - auf längere Sicht nicht mehr mithalten, auch weil die Anhängerbasis schlicht zu klein war. Im langsam zur Millionenstadt werdenden Prag lebten nur etwa 40.000 Menschen deutscher Muttersprache.

Die Zwischenkriegszeit war auch die Zeit des "Donaufußballs", als die Städte Prag, Wien und Budapest das Zentrum des Fußballs auf dem Kontinent bildeten und die Spitzenteams stellten. Sparta und Slavia gewannen insgesamt dreimal den Mitropa-Cup, den ersten bedeutenden internationalen Wettbewerb. Der DFC verlor in jener Zeit war langsam an Bedeutung und löste sich nach dem Münchner Abkommen 1938 auf. Einige seiner (ehemaligen) Spieler und viele seiner Anhänger wurden im Holocaust ermordet.