Julian Pollersbeck: "Die K.o.-Runde ist eine neue Zeitrechnung"

Die deutsche U 21-Nationalmannschaft steht als bester Gruppenzweiter im Halbfinale der Europameisterschaft in Polen. Nach dem 0:1 gegen Italien trifft das Team von DFB-Trainer Stefan Kuntz am Dienstag (ab 18 Uhr, live in der ARD) in Tychy auf England, den Tabellenersten aus Gruppe A.

Bei einer höheren Niederlage wäre Deutschland trotz der Siege gegen Tschechien (2:0) und Dänemark (3:0) ausgeschieden. Gut, dass Julian Pollersbeck einmal mehr ein starker Rückhalt war. Gleich dreimal konnte Pollersbeck, der am heutigen Sonntag seinen Wechsel vom 1. FC Kaiserslautern zum Bundesligisten Hamburger SV bekanntgab, gefährliche Situationen entschärfen. Im DFB.de-Interview spricht der 22-Jährige mit Redakteur Maximilian Schwartz über seine Gefühlsage nach dem Einzug ins Halbfinale und seine Begegnung mit Italiens Keeper Gianluigi Donnarumma.

DFB.de: Julian Pollersbeck, können Sie Ihre Gefühlslage kurz nach dem Abpfiff des Spiels gegen Italien beschreiben?

Julian Pollersbeck: Die Gefühle waren gemischt. Wir wussten natürlich, dass wir es ins Halbfinale geschafft hatten, aber kein Fußballer verliert gerne ein Spiel. Und mit unserer Leistung waren wir auch nicht zufrieden. Die Freude kam dann in der Kabine, da haben wir alle realisiert: Wir sind unter den besten vier Teams in Europa.

DFB.de: Der slowakische Trainer Pavel Hapal hat sich über die Spielweise von Deutschland und Italien beschwert. Die Mannschaften hätten sich in den letzten Minuten mit dem Ergebnis zufriedengegeben, da es für beide zum Einzug ins Halbfinale reichte, während die Slowakei ausschied.

Pollersbeck: Das kann man dem slowakischen Trainer nicht verdenken, ich kann ihn verstehen. Aber es ist doch klar, dass wir in so einer Phase kein Risiko mehr eingehen. Manchmal geht es nicht unbedingt um drei Punkte, und es muss nicht alles schön und perfekt sein. Wir wollten ins Halbfinale, und das haben wir geschafft.

DFB.de: Welche Gründe gibt es für die Niederlage gegen Italien?

Pollersbeck: Bis zum Gegentor haben wir gar nicht schlecht gespielt, finde ich. Und wenn unser Führungstreffer zählt, läuft das Spiel sicher ganz anders. Nach der Führung der Italiener haben wir uns schwergetan und kamen selbst nicht mehr zu richtigen Torchancen.

DFB.de: Wie haben Sie die Situation gesehen, die zum Gegentor durch Federico Bernadeschi geführt hat?

Pollersbeck: Das ist natürlich ein bitteres Gegentor, weil es durch unseren Fehler im Spielaufbau passiert. Aber sowas kann immer passieren, auch beim großen FC Barcelona kann das vorkommen. Wenn du hinten heraus spielen willst und der Gegner einen Ball abfängt, wird es gefährlich. Das wollen wir im nächsten Spiel abstellen.



Die deutsche U 21-Nationalmannschaft steht als bester Gruppenzweiter im Halbfinale der Europameisterschaft in Polen. Nach dem 0:1 gegen Italien trifft das Team von DFB-Trainer Stefan Kuntz am Dienstag (ab 18 Uhr, live in der ARD) in Tychy auf England, den Tabellenersten aus Gruppe A.

Bei einer höheren Niederlage wäre Deutschland trotz der Siege gegen Tschechien (2:0) und Dänemark (3:0) ausgeschieden. Gut, dass Julian Pollersbeck einmal mehr ein starker Rückhalt war. Gleich dreimal konnte Pollersbeck, der am heutigen Sonntag seinen Wechsel vom 1. FC Kaiserslautern zum Bundesligisten Hamburger SV bekanntgab, gefährliche Situationen entschärfen. Im DFB.de-Interview spricht der 22-Jährige mit Redakteur Maximilian Schwartz über seine Gefühlsage nach dem Einzug ins Halbfinale und seine Begegnung mit Italiens Keeper Gianluigi Donnarumma.

DFB.de: Julian Pollersbeck, können Sie Ihre Gefühlslage kurz nach dem Abpfiff des Spiels gegen Italien beschreiben?

Julian Pollersbeck: Die Gefühle waren gemischt. Wir wussten natürlich, dass wir es ins Halbfinale geschafft hatten, aber kein Fußballer verliert gerne ein Spiel. Und mit unserer Leistung waren wir auch nicht zufrieden. Die Freude kam dann in der Kabine, da haben wir alle realisiert: Wir sind unter den besten vier Teams in Europa.

DFB.de: Der slowakische Trainer Pavel Hapal hat sich über die Spielweise von Deutschland und Italien beschwert. Die Mannschaften hätten sich in den letzten Minuten mit dem Ergebnis zufriedengegeben, da es für beide zum Einzug ins Halbfinale reichte, während die Slowakei ausschied.

Pollersbeck: Das kann man dem slowakischen Trainer nicht verdenken, ich kann ihn verstehen. Aber es ist doch klar, dass wir in so einer Phase kein Risiko mehr eingehen. Manchmal geht es nicht unbedingt um drei Punkte, und es muss nicht alles schön und perfekt sein. Wir wollten ins Halbfinale, und das haben wir geschafft.

DFB.de: Welche Gründe gibt es für die Niederlage gegen Italien?

Pollersbeck: Bis zum Gegentor haben wir gar nicht schlecht gespielt, finde ich. Und wenn unser Führungstreffer zählt, läuft das Spiel sicher ganz anders. Nach der Führung der Italiener haben wir uns schwergetan und kamen selbst nicht mehr zu richtigen Torchancen.

DFB.de: Wie haben Sie die Situation gesehen, die zum Gegentor durch Federico Bernadeschi geführt hat?

Pollersbeck: Das ist natürlich ein bitteres Gegentor, weil es durch unseren Fehler im Spielaufbau passiert. Aber sowas kann immer passieren, auch beim großen FC Barcelona kann das vorkommen. Wenn du hinten heraus spielen willst und der Gegner einen Ball abfängt, wird es gefährlich. Das wollen wir im nächsten Spiel abstellen.

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DFB.de: Im ersten Gruppenspiel gegen Tschechien wirkten Sie noch etwas unsicher, gegen Dänemark und Italien zeigten Sie hervorragende Leistungen. In der Presse sprachen Sie von einem "Zaubertrank von Miraculix", der für die Leistungssteigerung gesorgt habe.

Pollersbeck: (lacht) Das war nur so ein Spruch. Der Start ins Turnier war schwierig. Ich war etwas nervös, es ist ja auch mein erstes großes Turnier. Und jeder hat mal ein etwas schwächeres Spiel, glaube ich. Gegen Tschechien gab es die eine Situation, wo mir der Stürmer den Ball fast vom Fuß ins Tor grätscht, da hatte ich natürlich Glück. Ich habe aber keinen Bock geschossen, der zu einem Gegentor geführt hat.

DFB.de: Wie haben Sie die Nervosität für die folgenden Gruppenspiele in den Griff bekommen?

Pollersbeck: Ich bin gegen Dänemark und Italien gut ins Spiel gekommen. Ich habe Bälle gehalten und dadurch Sicherheit bekommen. Die Kiste sauber zu halten, ist die Hauptaufgabe eines Torwarts, natürlich ist auch die fußballerische Komponente wichtig. Ich habe früher ewig im Feld gespielt und kann daher schon mit dem Ball umgehen. Meine Mitspieler haben es mir nach dem ersten Spiel auch sehr leicht gemacht und Mut zugesprochen. Sie bieten sich immer an, und ich kann sie von hinten anspielen. Es tut gut, das Vertrauen von ihnen zu spüren.

DFB.de: Nach dem Spiel gegen Italien haben Sie das Trikot mit Gianluigi Donnarumma getauscht. Der 18-Jährige wird als legitimer Nachfolger von Gianluigi Buffon als Nationaltorwart Italiens gehandelt.

Pollersbeck: Ich ziehe meinen Hut vor Donnarumma. Mit 16 Jahren war er schon Stammtorwart in der Serie A und hat sich dort etabliert. Außerdem war ich von seiner Lockerheit beeindruckt, als ich ihn gestern kennengelernt habe. Ich bin vor dem Spiel im Tunnel und sehr fokussiert, da wirst du nie ein Lächeln von mir sehen. Donnarumma kam auf mich zu, hat gelacht und mir viel Glück gewünscht. Und nach dem Spiel hat er mich gefragt, ob wir die Trikots tauschen. Er ist ein sehr offener Typ.

DFB.de: Haben Sie ein Vorbild auf der Torhüterposition?

Pollersbeck: Ein großes Vorbild habe ich nicht, ich wollte schon immer meinen eigenen Stil und meine eigene Persönlichkeit entwickeln. Ich habe Oliver Kahn, Edwin van der Sar und Gianluigi Buffon immer sehr bewundert. Kahn, weil er eben der unnachahmliche "Titan" auf dem Feld war. Van der Sar, weil er eine unheimliche Ruhe ausstrahlte und damals schon ein spielerisch sehr starker Keeper war. Und bei Buffon beeindruckt mich einfach, wie er sich spielerisch verbessert hat. Er stammt aus einer ganz anderen Generation und hat sich ans moderne Torwartspiel angepasst. Er zählt seit 20 Jahren zur Weltklasse auf seiner Position.

DFB.de: Im Halbfinale wartet am Dienstag England, der Erstplatzierte aus Gruppe A. Welche Lehren ziehen Sie aus der Niederlage gegen Italien?

Pollersbeck: Ab jetzt beginnen die K.o.-Spiele, das ist eine neue Zeitrechnung. Da heißt es alles oder nichts, jeder Fehler wird bestraft. Das wissen wir, entsprechend motiviert und konzentriert werden wir ins Spiel gehen.

DFB.de: Vor knapp drei Monaten haben sie die Engländer mit 1:0 in einem Testspiel in Wiesbaden besiegt. Ist das ein psychologischer Vorteil?

Pollersbeck: Nein, das Spiel am Dienstag wird ein ganz anderes. Wie gesagt, wir sind jetzt in der entscheidenden Phase der EM. Natürlich wollen wir wieder gewinnen, auch gerne mit 1:0, dann habe ich nämlich kein Gegentor bekommen. Und wenn die Engländer eins schießen sollten, dann machen wir eben zwei.

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