Pirmasens' Routinier Auer: "Lieber Heidenheim als Bayern"

Große Bühne für kleine Klubs. Der DFB-Pokal rückt Deutschlands Amateurvereine in den Mittelpunkt. Hier kann der Dorfverein von nebenan auf den Deutschen Meister treffen, der ambitionierte Regionalligist auf den Champions-League-Teilnehmer. In der mehr als 70-jährigen Geschichte des deutschen Vereinspokals gab es viele Überraschungen und Sensationen.

Denn der Pokal, so heißt es im Volksmund, hat seine eigenen Gesetze. Vor allem aber schreibt er seine ganz eigenen Geschichten. In einer Serie stellt DFB.de deshalb alle 18 Amateurvereine vor, die in der ersten Runde des 73. DFB-Pokals an den Start gehen. Heute: der FK Pirmasens aus der Regionalliga Südwest.

Es ist das Comeback vom Rücktritt nach dem Comeback. Benjamin Auer stürmt auch in der Saison 2015/2016 für den FK Pirmasens in der Regionalliga Südwest. Dabei wollte der ehemalige U 21-Nationalspieler seine Rückkehr zum Leistungssport eigentlich nur auf die Rückrunde der vergangenen Saison beschränken. Doch nun hat der drittbeste Torschütze in der Geschichte der deutschen U 21-Nationalmannschaft noch einmal Blut geleckt. Mit dem FK Pirmasens will der gebürtige Landauer die Mission Klassenerhalt erneut erfolgreich gestalten. Und dann gibt es am 8. August um 16 Uhr (live bei Sky) auch noch ein besonders Spiel für den FKP.

Erstmals nach fünf Jahren hat sich "die Klub", wie der Verein von seinen Anhängern genannt wird, wieder für den DFB-Pokal qualifiziert. Gegen den Zweitligisten 1. FC Heidenheim soll die 1:11-Schmach gegen Bayer Leverkusen bei der letzten Pokalteilnahme vergessen gemacht werden. Am besten mit einem oder mehreren Treffern von Benjamin Auer. Mit DFB.de sprach Auer über sein Comeback, seine Karriere, die Aussichten des FKP und das Pokalspiel.

DFB.de:Wie kam es denn, dass Sie jetzt doch noch ein weiteres Jahr Fußball spielen?

Auer: Für die Verlängerung des Comebacks gab es natürlich mehrere Gründe. Zum einen ist mir der Verein ans Herz gewachsen, weil ich sehe, wie viel da mit geringen Mitteln geleistet wird. Außerdem habe ich den letzten Jahren sportlich viel ausprobiert, Tennis, Squash, ich bin mal einen Marathon gelaufen. Aber die richtige Herausforderung hat gefehlt. In der Zeit habe ich auch gemerkt, dass mir der Fußball schon noch Spaß macht. Aber der Hauptgrund waren meine beiden Söhne. Nico ist fünf, Henry wird jetzt ein Jahr. Ich habe im letzten halben Jahr gemerkt, wie Nico sich immer mehr für Fußball begeistert. Ich habe ihn dann gefragt, ob ich noch ein Jahr spielen soll und da kam wie aus der Pistole geschossen ein „Ja“. Ich finde es schön, dass mein Sohn so kennenlernt, was sein Papa ein Leben lang gemacht hat. Es macht mich schon stolz und motiviert mich, dass er mich noch einmal spielen sehen kann.

DFB.de: Wenn Sie auf ihre Profikarriere zurückblicken, was waren die Highlights?

Auer: Positiv waren die vier Jahre in Mainz und die vier Jahre in Aachen, weil ich mich in den Städten richtig wohlgefühlt habe. In Mainz lief es sportlich richtig gut. Wir sind aufgestiegen, haben im UEFA-Pokal gespielt und ich hatte vier Jahre Jürgen Klopp als Trainer. Das kann auch nicht jeder von sich sagen. In Aachen war es für mich als Mittelstürmer eine richtig geile Zeit, weil ich da viele Tore schießen konnte. Ich war Torschützenkönig der zweiten Bundesliga und habe regelmäßig getroffen. Nach der Zeit in Aachen wollte ich dann nirgendwo anders in Deutschland spielen, weil mir die Stadt, die Fans und der Verein so ans Herz gewachsen sind. Das Ausland hätte mich gereizt, aber da hat sich nicht das Richtige ergeben.

DFB.de: Warum hat es denn trotz vieler Tore in der U 21 nicht zum Stammplatz in der Bundesliga gereicht?

Auer: Ich war ein Strafraumstürmer und deshalb war ich darauf angewiesen, was mir meine Mitspieler liefern. Und ich war auch mit dem Rücken zum Tor anspielbar. Mein Spiel hat aber nicht jedem Trainer oder jedem Fan gefallen. Entweder ein Trainer stand auf mich, oder er konnte nichts mit mir anfangen. Und mein Defizit ist auch nicht unbekannt: ich war kein Pfeil. Ich bin mir sicher, wenn ich schneller gewesen wäre, dann wäre ich A-Nationalspieler geworden und hätte auch in der Bundesliga meine Tore erzielt. Aber ich war eben nicht schneller. Ich bin trotzdem nicht traurig, dass ich nicht mehr erreicht habe, sondern froh, wie mein Leben verlaufen ist. Ich hatte die Gelegenheit, durch den Fußball viel von der Welt zu sehen. Natürlich habe ich auch viel Geld verdient und konnte mir während meiner Karriere in der pfälzischen Heimat drei Fitnessstudios in Landau, Annweiler und Pirmasens aufbauen. Das mache ich richtig gerne und das große Fußballgeschäft vermisse ich nicht.

DFB.de: Der FK Pirmasens geht in die zweite Regionalliga-Saison in Folge. Was bedeutet das für den Verein?

Auer: Es ist bemerkenswert, dass ein Verein wie der FKP mit einem absoluten Minibudget in der Regionalliga spielt. Andere Mannschaften in der gleichen Liga trainieren unter Profibedingungen, wie Saarbrücken, Elversberg oder Homburg. Es ist schon krass, sich mit solchen Mannschaften zu messen.

DFB.de: Wie schafft es die Mannschaft, trotz der finanziellen Nachteile erfolgreich zu spielen?

Auer: Bei uns geht alles über das Kollektiv. Wir stehen sehr gut im System, unsere Innenverteidigung ist richtig stark, gegen uns ist es nicht einfach, ein Tor zu erzielen. Nach vorne haben wir nicht die ganz große individuelle Klasse. Mein Part ist es, vorne die Bälle zu halten, damit die anderen nachrücken können. Es ist nicht leicht, gegen uns zu spielen. Die anderen Mannschaften in der Regionalliga wissen: gegen uns zu spielen, tut weh.

DFB.de: Welche Veränderungen gibt es im Vergleich zur vergangenen Saison?

Auer: Bei uns hat sich gar nicht so viel verändert. Der Kader ist relativ gleich geblieben. Ich bin eigentlich ziemlich entspannt. Nach der Winterpause waren wir die zweitbeste Mannschaft der Liga hinter Kickers Offenbach. Die Mannschaft hat sich also entwickelt. Aber damit sind natürlich auch die Erwartungen im Umfeld gestiegen. Ich bin guter Dinge, dass wir wieder die Klasse halten können, aber mir wäre es lieber, das diesmal ein, zwei Spieltage früher zu schaffen und nicht wieder erst am allerletzten Spieltag.

DFB.de: Im Pokal kommt mit dem 1. FC Heidenheim sicher nicht der größte Name im deutschen Profifußball. Wie muss man das Kräfteverhältnis im Vergleich zum FKP einordnen?

Auer: Heidenheim ist der klare Favorit. Das sind alles Vollprofis, wir sind berufstätig oder studieren gerade. Ich bin ganz ehrlich: mir ist das Los Heidenheim lieber als Bayern München. Klar hätte man mit den Bayern mehr Geld verdient, weil mehr Zuschauer gekommen wären, aber die Wahrscheinlichkeit, da weiterzukommen, ist Null. Gegen Heidenheim liegt sie vielleicht bei zwei Prozent. Mir sind die zwei Prozent aber lieber als Null. Ich fände es schön, wenn die Menschen ins Stadion kämen, obwohl Heidenheim kein Bundesligist mit großem Namen ist, sondern weil wir im DFB-Pokal spielen und das etwas Besonders ist.

[ar]

Große Bühne für kleine Klubs. Der DFB-Pokal rückt Deutschlands Amateurvereine in den Mittelpunkt. Hier kann der Dorfverein von nebenan auf den Deutschen Meister treffen, der ambitionierte Regionalligist auf den Champions-League-Teilnehmer. In der mehr als 70-jährigen Geschichte des deutschen Vereinspokals gab es viele Überraschungen und Sensationen.

Denn der Pokal, so heißt es im Volksmund, hat seine eigenen Gesetze. Vor allem aber schreibt er seine ganz eigenen Geschichten. In einer Serie stellt DFB.de deshalb alle 18 Amateurvereine vor, die in der ersten Runde des 73. DFB-Pokals an den Start gehen. Heute: der FK Pirmasens aus der Regionalliga Südwest.

Es ist das Comeback vom Rücktritt nach dem Comeback. Benjamin Auer stürmt auch in der Saison 2015/2016 für den FK Pirmasens in der Regionalliga Südwest. Dabei wollte der ehemalige U 21-Nationalspieler seine Rückkehr zum Leistungssport eigentlich nur auf die Rückrunde der vergangenen Saison beschränken. Doch nun hat der drittbeste Torschütze in der Geschichte der deutschen U 21-Nationalmannschaft noch einmal Blut geleckt. Mit dem FK Pirmasens will der gebürtige Landauer die Mission Klassenerhalt erneut erfolgreich gestalten. Und dann gibt es am 8. August um 16 Uhr (live bei Sky) auch noch ein besonders Spiel für den FKP.

Erstmals nach fünf Jahren hat sich "die Klub", wie der Verein von seinen Anhängern genannt wird, wieder für den DFB-Pokal qualifiziert. Gegen den Zweitligisten 1. FC Heidenheim soll die 1:11-Schmach gegen Bayer Leverkusen bei der letzten Pokalteilnahme vergessen gemacht werden. Am besten mit einem oder mehreren Treffern von Benjamin Auer. Mit DFB.de sprach Auer über sein Comeback, seine Karriere, die Aussichten des FKP und das Pokalspiel.

DFB.de:Wie kam es denn, dass Sie jetzt doch noch ein weiteres Jahr Fußball spielen?

Auer: Für die Verlängerung des Comebacks gab es natürlich mehrere Gründe. Zum einen ist mir der Verein ans Herz gewachsen, weil ich sehe, wie viel da mit geringen Mitteln geleistet wird. Außerdem habe ich den letzten Jahren sportlich viel ausprobiert, Tennis, Squash, ich bin mal einen Marathon gelaufen. Aber die richtige Herausforderung hat gefehlt. In der Zeit habe ich auch gemerkt, dass mir der Fußball schon noch Spaß macht. Aber der Hauptgrund waren meine beiden Söhne. Nico ist fünf, Henry wird jetzt ein Jahr. Ich habe im letzten halben Jahr gemerkt, wie Nico sich immer mehr für Fußball begeistert. Ich habe ihn dann gefragt, ob ich noch ein Jahr spielen soll und da kam wie aus der Pistole geschossen ein „Ja“. Ich finde es schön, dass mein Sohn so kennenlernt, was sein Papa ein Leben lang gemacht hat. Es macht mich schon stolz und motiviert mich, dass er mich noch einmal spielen sehen kann.

DFB.de: Wenn Sie auf ihre Profikarriere zurückblicken, was waren die Highlights?

Auer: Positiv waren die vier Jahre in Mainz und die vier Jahre in Aachen, weil ich mich in den Städten richtig wohlgefühlt habe. In Mainz lief es sportlich richtig gut. Wir sind aufgestiegen, haben im UEFA-Pokal gespielt und ich hatte vier Jahre Jürgen Klopp als Trainer. Das kann auch nicht jeder von sich sagen. In Aachen war es für mich als Mittelstürmer eine richtig geile Zeit, weil ich da viele Tore schießen konnte. Ich war Torschützenkönig der zweiten Bundesliga und habe regelmäßig getroffen. Nach der Zeit in Aachen wollte ich dann nirgendwo anders in Deutschland spielen, weil mir die Stadt, die Fans und der Verein so ans Herz gewachsen sind. Das Ausland hätte mich gereizt, aber da hat sich nicht das Richtige ergeben.

DFB.de: Warum hat es denn trotz vieler Tore in der U 21 nicht zum Stammplatz in der Bundesliga gereicht?

Auer: Ich war ein Strafraumstürmer und deshalb war ich darauf angewiesen, was mir meine Mitspieler liefern. Und ich war auch mit dem Rücken zum Tor anspielbar. Mein Spiel hat aber nicht jedem Trainer oder jedem Fan gefallen. Entweder ein Trainer stand auf mich, oder er konnte nichts mit mir anfangen. Und mein Defizit ist auch nicht unbekannt: ich war kein Pfeil. Ich bin mir sicher, wenn ich schneller gewesen wäre, dann wäre ich A-Nationalspieler geworden und hätte auch in der Bundesliga meine Tore erzielt. Aber ich war eben nicht schneller. Ich bin trotzdem nicht traurig, dass ich nicht mehr erreicht habe, sondern froh, wie mein Leben verlaufen ist. Ich hatte die Gelegenheit, durch den Fußball viel von der Welt zu sehen. Natürlich habe ich auch viel Geld verdient und konnte mir während meiner Karriere in der pfälzischen Heimat drei Fitnessstudios in Landau, Annweiler und Pirmasens aufbauen. Das mache ich richtig gerne und das große Fußballgeschäft vermisse ich nicht.

DFB.de: Der FK Pirmasens geht in die zweite Regionalliga-Saison in Folge. Was bedeutet das für den Verein?

Auer: Es ist bemerkenswert, dass ein Verein wie der FKP mit einem absoluten Minibudget in der Regionalliga spielt. Andere Mannschaften in der gleichen Liga trainieren unter Profibedingungen, wie Saarbrücken, Elversberg oder Homburg. Es ist schon krass, sich mit solchen Mannschaften zu messen.

DFB.de: Wie schafft es die Mannschaft, trotz der finanziellen Nachteile erfolgreich zu spielen?

Auer: Bei uns geht alles über das Kollektiv. Wir stehen sehr gut im System, unsere Innenverteidigung ist richtig stark, gegen uns ist es nicht einfach, ein Tor zu erzielen. Nach vorne haben wir nicht die ganz große individuelle Klasse. Mein Part ist es, vorne die Bälle zu halten, damit die anderen nachrücken können. Es ist nicht leicht, gegen uns zu spielen. Die anderen Mannschaften in der Regionalliga wissen: gegen uns zu spielen, tut weh.

DFB.de: Welche Veränderungen gibt es im Vergleich zur vergangenen Saison?

Auer: Bei uns hat sich gar nicht so viel verändert. Der Kader ist relativ gleich geblieben. Ich bin eigentlich ziemlich entspannt. Nach der Winterpause waren wir die zweitbeste Mannschaft der Liga hinter Kickers Offenbach. Die Mannschaft hat sich also entwickelt. Aber damit sind natürlich auch die Erwartungen im Umfeld gestiegen. Ich bin guter Dinge, dass wir wieder die Klasse halten können, aber mir wäre es lieber, das diesmal ein, zwei Spieltage früher zu schaffen und nicht wieder erst am allerletzten Spieltag.

DFB.de: Im Pokal kommt mit dem 1. FC Heidenheim sicher nicht der größte Name im deutschen Profifußball. Wie muss man das Kräfteverhältnis im Vergleich zum FKP einordnen?

Auer: Heidenheim ist der klare Favorit. Das sind alles Vollprofis, wir sind berufstätig oder studieren gerade. Ich bin ganz ehrlich: mir ist das Los Heidenheim lieber als Bayern München. Klar hätte man mit den Bayern mehr Geld verdient, weil mehr Zuschauer gekommen wären, aber die Wahrscheinlichkeit, da weiterzukommen, ist Null. Gegen Heidenheim liegt sie vielleicht bei zwei Prozent. Mir sind die zwei Prozent aber lieber als Null. Ich fände es schön, wenn die Menschen ins Stadion kämen, obwohl Heidenheim kein Bundesligist mit großem Namen ist, sondern weil wir im DFB-Pokal spielen und das etwas Besonders ist.