Pia-Sophie eifert Papa Thomas nach: Kick it like Wolter

Ein Mädchen spielt Fußball. Dann steht da nicht selten ein Vater am Spielfeldrand, der… sagen wir mal: Anmerkungen macht. Oft sind es sehr viele Anmerkungen, und ebenso häufig stellt sich die Frage, ob sie dem Mädchen geholfen haben, wenigstens irgendwie. In diesem konkreten Fall nahm der Vater die Tochter, die dreimal allein, aber erfolglos auf die Torhüterin zugestürmt war, in der Halbzeit zur Seite. Er riet: „Du, versuch’ doch mal, nicht so früh zu schießen. Renn’ doch mal vorbei an der Torfrau!“

Das klappte dann tatsächlich, und heute beteuern Tochter wie Vater: Es sei die einzige Einmischung des Seniors geblieben - diesem einst sehr erfolgreichen Werder-Profi, diesem erfahrenen Jugendtrainer und Nachwuchsmanager. Keine schlauen Empfehlungen an die Trainer, Schiedsrichter oder Mitspielerinnen und auch nicht an die Tochter selbst. Thomas Wolter hält sich da ans Motto: laufen lassen. Und es läuft ja auch prima mit seiner Pia-Sophie. Denn sie gehört dem Kader der U 19-Frauen-Nationalmannschaft an, die an der vom 15. bis 27. Juli in Israel stattfindenden Europameisterschaft teilnimmt.

Aufstieg, Auszeichnung, Europameisterschaft

Pia-Sophie Wolter ist noch gar nicht so lange dabei beim Fußball, sie war Handballerin beziehungsweise betrieb bis vor anderthalb Jahren beide Sportarten noch parallel. Aber nun ist sie mit 17 Jahren bei den Werder-Fußballerinnen schon eine Stütze, stieg mit der Mannschaft in die Allianz Frauen-Bundesliga auf, wurde im Klub zur „Spielerin des Jahres“ gewählt und jetzt ist sie bei der Kontinentalmeisterschaft.

Die DFB-Auswahl hat dort eine schwere Vorrunde erwischt, zum Auftakt geht es am Mittwcoh (ab 18.30 Uhr MESZ) gegen England, dann noch gegen Norwegen und Spanien. „Klar wollen wir versuchen, den Titel zu holen“, sagt Pia-Sophie Wolter. Sie strahlt dabei. Sie strahlt viel während des Gesprächs. Das soll auch auf dem Platz so sein. Sehr ehrgeizig, stets gut drauf, keine Flausen, nie eine Zicke. So ungefähr beschreibt Werders Abteilungsleiterin Birte Brüggemann die junge Aufsteigerin. Welcher Vater wäre da nicht stolz? Thomas Wolter ist sehr stolz. Stolz und entspannt. „Ich bin wahrscheinlich der entspannteste Vater Bremens“, behauptet er.

Man könnte schnell annehmen, dass seine so erfolgreiche Karriere mit Meisterschaften und Triumphen im DFB-Pokal etwas zu monströs vor der beginnenden Karriere seiner Tochter steht. „Nö“, sagt die Tochter. „Überhaupt nicht“, sagt der Vater. Erstens ist er schon mal kein Vater, der in seinem Nachwuchs das ausleben will, was er selbst leider nie erreicht hat. Zweitens kann er das alles ganz gut einordnen. Er hat ein Sportlerleben gelebt mit all seinen extremen emotionalen Ausschlägen.

Karriere im Zeitraffer

Er weiß, dass seine Pia-Sophie bislang steil emporstieg als Spielerin, eine „Karriere im Zeitraffer“ hinlegte, wie es Birte Brüggemann nennt. Und Thomas Wolter weiß nur zu gut, dass das in dieser rasanten Form kaum weitergehen wird. Das Schöne ist: Er weiß, dass sie es auch weiß. Er kann locker zu ihr sagen: „Nächste Saison in der ersten Liga, da werdet ihr auch mal schön auf den Arsch kriegen.“ Pia-Sophie lacht zurück. Sie will diese Spiele gegen die Besten des Landes genießen. Und will mit Werder zeigen, dass ihr Team mehr ist als nur das Kanonenfutter der ersten Liga. Das sei doch spannend.

Pia-Sophie Wolter ist wirklich sehr ehrgeizig. Aber nicht besessen. „Papa hat 312 Bundesligaspiele gemacht und den Europacup gewonnen, das werde ich ja wohl nie erreichen“, sagt sie. Sie weiß ja, dass im Frauenfußball nicht das große Geld lockt, sie macht nächstes Jahr ihr Abitur und denkt daran, mal Grundschullehrerin zu werden. Sie will sich nicht vergleichen mit Papa. Das würde sie auch verkrampfen. Verkrampfungen dieser Art sind im Hause Wolter nicht zu entdecken.



Ein Mädchen spielt Fußball. Dann steht da nicht selten ein Vater am Spielfeldrand, der… sagen wir mal: Anmerkungen macht. Oft sind es sehr viele Anmerkungen, und ebenso häufig stellt sich die Frage, ob sie dem Mädchen geholfen haben, wenigstens irgendwie. In diesem konkreten Fall nahm der Vater die Tochter, die dreimal allein, aber erfolglos auf die Torhüterin zugestürmt war, in der Halbzeit zur Seite. Er riet: „Du, versuch’ doch mal, nicht so früh zu schießen. Renn’ doch mal vorbei an der Torfrau!“

Das klappte dann tatsächlich, und heute beteuern Tochter wie Vater: Es sei die einzige Einmischung des Seniors geblieben - diesem einst sehr erfolgreichen Werder-Profi, diesem erfahrenen Jugendtrainer und Nachwuchsmanager. Keine schlauen Empfehlungen an die Trainer, Schiedsrichter oder Mitspielerinnen und auch nicht an die Tochter selbst. Thomas Wolter hält sich da ans Motto: laufen lassen. Und es läuft ja auch prima mit seiner Pia-Sophie. Denn sie gehört dem Kader der U 19-Frauen-Nationalmannschaft an, die an der vom 15. bis 27. Juli in Israel stattfindenden Europameisterschaft teilnimmt.

Aufstieg, Auszeichnung, Europameisterschaft

Pia-Sophie Wolter ist noch gar nicht so lange dabei beim Fußball, sie war Handballerin beziehungsweise betrieb bis vor anderthalb Jahren beide Sportarten noch parallel. Aber nun ist sie mit 17 Jahren bei den Werder-Fußballerinnen schon eine Stütze, stieg mit der Mannschaft in die Allianz Frauen-Bundesliga auf, wurde im Klub zur „Spielerin des Jahres“ gewählt und jetzt ist sie bei der Kontinentalmeisterschaft.

Die DFB-Auswahl hat dort eine schwere Vorrunde erwischt, zum Auftakt geht es am Mittwcoh (ab 18.30 Uhr MESZ) gegen England, dann noch gegen Norwegen und Spanien. „Klar wollen wir versuchen, den Titel zu holen“, sagt Pia-Sophie Wolter. Sie strahlt dabei. Sie strahlt viel während des Gesprächs. Das soll auch auf dem Platz so sein. Sehr ehrgeizig, stets gut drauf, keine Flausen, nie eine Zicke. So ungefähr beschreibt Werders Abteilungsleiterin Birte Brüggemann die junge Aufsteigerin. Welcher Vater wäre da nicht stolz? Thomas Wolter ist sehr stolz. Stolz und entspannt. „Ich bin wahrscheinlich der entspannteste Vater Bremens“, behauptet er.

Man könnte schnell annehmen, dass seine so erfolgreiche Karriere mit Meisterschaften und Triumphen im DFB-Pokal etwas zu monströs vor der beginnenden Karriere seiner Tochter steht. „Nö“, sagt die Tochter. „Überhaupt nicht“, sagt der Vater. Erstens ist er schon mal kein Vater, der in seinem Nachwuchs das ausleben will, was er selbst leider nie erreicht hat. Zweitens kann er das alles ganz gut einordnen. Er hat ein Sportlerleben gelebt mit all seinen extremen emotionalen Ausschlägen.

Karriere im Zeitraffer

Er weiß, dass seine Pia-Sophie bislang steil emporstieg als Spielerin, eine „Karriere im Zeitraffer“ hinlegte, wie es Birte Brüggemann nennt. Und Thomas Wolter weiß nur zu gut, dass das in dieser rasanten Form kaum weitergehen wird. Das Schöne ist: Er weiß, dass sie es auch weiß. Er kann locker zu ihr sagen: „Nächste Saison in der ersten Liga, da werdet ihr auch mal schön auf den Arsch kriegen.“ Pia-Sophie lacht zurück. Sie will diese Spiele gegen die Besten des Landes genießen. Und will mit Werder zeigen, dass ihr Team mehr ist als nur das Kanonenfutter der ersten Liga. Das sei doch spannend.

Pia-Sophie Wolter ist wirklich sehr ehrgeizig. Aber nicht besessen. „Papa hat 312 Bundesligaspiele gemacht und den Europacup gewonnen, das werde ich ja wohl nie erreichen“, sagt sie. Sie weiß ja, dass im Frauenfußball nicht das große Geld lockt, sie macht nächstes Jahr ihr Abitur und denkt daran, mal Grundschullehrerin zu werden. Sie will sich nicht vergleichen mit Papa. Das würde sie auch verkrampfen. Verkrampfungen dieser Art sind im Hause Wolter nicht zu entdecken.

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Thomas Wolter: „Wir definieren uns nicht über Fußball“

Die Kinder des stadtbekannten Profis, die Zwillinge Robin und Pia-Sophie Wolter, sollten nie Druck spüren, dem Vater nacheifern zu müssen. „Wir definieren uns nicht über Fußball“, sagt Thomas Wolter. Die Vorprägungen gab es ja sowieso. Es gab Urlaube in der Fußballschule von Thomas Wolters Mitspieler Rudi Völler auf Mallorca, geleitet von Wolters Mitspieler Michael Kutzop.

Und es lagen auch die Trikots von Papa Wolter zu Hause in Habenhausen herum. Die Zwillinge fanden es cool, sich die Hemden überzustreifen, die bei ihnen bis auf den Boden reichten. Sie kickten im Wohnzimmer oder im Garten, wo zur Freude von Mutter Vera so manche Pflanze dran glauben musste. Kick it like Wolter.

Vom Handball für den Fußball profitiert

Aber: laufen lassen – daran hielten sich die Eltern Thomas und Vera. Unterstützen ja, einwirken nein. Es entwickelte sich etwas, das man nicht unbedingt vermuten würde bei der Ausgangslage Junge-Mädchen. Robin probierte Fußball aus und landete beim Handball. Pia-Sophie probierte Handball aus und landete beim Fußball. Wenn Fußball im TV läuft, sitzen Vater und Sohn eher selten gemeinsam vor dem Fernseher. Vater und Tochter oft.

Pia-Sophie ist nun eine Fußballerin, die davon profitiert, dass sie Handball gespielt hat. Das Umschaltspiel sei eine ihrer Stärken, sagt sie. Beim Handball in Habenhausen sei sie immer die Spezialistin für den Tempo-Gegenstoß gewesen. Sie war es, die bei plötzlichem Ballbesitz losgewetzt ist in Richtung gegnerisches Tor. Sie ist sehr schnell. Sie passt auf dem Fußballplatz, wenn nicht auf die Sechs in der Mitte, ganz gut auf die rechte Außenbahn. Ähnlich wie einst Papa Wolter, von dem sie wohl die Schnelligkeit geerbt hat. „Pia ist eine der schnellsten Spielerinnen der zweiten Liga gewesen“, sagt Birte Brüggemann.

Das Gespräch ist nun doch endgültig angelangt beim Vater-Tochter-Vergleich. Neulich hat sich Pia-Sophie Wolter mit ihrer Mutter Vera mal ein altes Video vom kickenden Vater angeschaut. „Hier, da sieht das genauso aus wie bei dir“, hat die Mutter des Öfteren dabei gesagt.

Die Tochter zieht es dahin, wo der Vater noch nie war

In einer Hinsicht wird die Fußballtochter den Fußballvater jetzt aber übertrumpfen. „Ich war mit Werder nur mal drei Tage in Israel“, sagt Thomas Wolter, der 1992 ein Länderspiel bestritt, in Porto Alegre unterlag die DFB-Auswahl mit 1:3 gegen Brasilien. Sein Kind wird da mehr erleben in einem aufregenden Land. Und wenn die deutsche U 19-Auswahl es bis ins Halbfinale der EM schafft, ist sie für die U 20-WM im nächsten Jahr qualifiziert. In Papua-Neuguinea. „Wow“, sagt Thomas Wolter. Da war er noch nie.

Pia-Sophie strahlt. Sie hat auch noch eine kleine Schlusspointe für das Interview. Sport und Deutsch seien ihre Schwerpunkte im Abi-Kurs an der Schule Obervieland. Auch beim Turnier in Israel muss etwas getan werden fürs Abi. Im Gepäck hat sie Pflichtlektüre. Buchtitel: „Aus dem Leben eines Taugenichts“. Das wäre dann ungefähr der Titel, der am wenigsten passen würde zum Gespräch mit den Wolters.

Der Beitrag von Olaf Dorow erschien im Weser-Kurier.