Paules Kolumne: Schnabelknirschen vor dem finalen Kick

Liebe Leser,

Fußball-Maskottchen haben es manchmal wahrlich nicht leicht. Vor allem die Unterspezies der permanent gestressten oder gestresst wirkenden Kolumnenschreiber, der ich, wie Sie im Moment schwarz auf weiß vor sich sehen, angehöre, hat oftmals mit den unterschiedlichsten Widrigkeiten zu kämpfen. Mit Erscheinungsdaten zum Beispiel. Oder mit dem chronisch zu früh kommenden Redaktionsschluss. Ach ja, und die richtige Themenwahl sorgt auch immer wieder für die ein oder andere graue Feder in meinem sonst so gut gepflegten Gefieder.

Ein Beispiel gefällig? Für die Ausgabe 3/2009 des DFB-Journals hatte ich mir eigentlich vorgenommen, mal meine Sicht der Dinge zum „Alles-oder-Nichts-Spiel“ zu schreiben. Nein, nicht zu der TV-Show aus den Anfangszeiten des Privatfernsehens, sondern zur entscheidenden WM-Qualifikationspartie von Jogis Jungs in Moskau. Nein falsch, ich hatte es mir nicht nur vorgenommen, sondern auch umgesetzt. Verbal geschliffen bis ins letzte Detail, so wie Sie es von mir gewohnt sind (ich hoffe, die Selbstironie ist erkennbar), lag die fertige Kolumne auf dem Schreibtisch vor mir. Bereit, um per Post, Luftpost versteht sich, aus meinem Horst in die Redaktion gebracht zu werden.

Doch daraus wurde nichts. Das Thema, so hat mir mein Chefredakteur gesagt, als er von meinen Zeilen erfuhr, sei zu punktuell für eine Publikation des DFB, die nur wenige Tage vor dem Finale auf Moskaus künstlichem Rasen erscheint und bis zur Neuauflage in drei Monaten up to date sein soll, einfach zu speziell. Ich gebe zu, ich habe kurz mit dem Schnabel geknirscht, aber wenn ich ehrlich bin, muss ich eingestehen, dass mein Boss irgendwie Recht hat. Die (Fußball-)Welt ist so unglaublich schnelllebig und wen interessiert im November, wenn wir entweder reichlich angespannt vor den Playoff-Spielen zur WM stehen oder - wovon ich überzeugt bin - das Nationalmannschaftsjahr mit zwei freundschaftlichen Kicks gegen Chile und Ägypten ausklingen lassen, noch dieser eine Abend in Russland? Sicherlich nicht mehr allzu viele. Es sei denn, es passiert da was ganz Außergewöhnliches. Aber das, liebe Leser, kann selbst ich im Vorfeld ja nicht wissen.

Andererseits bitte ich ein wenig um Verständnis, dass ich in meinem ersten Kolumnenversuch ausgerechnet das Gruppenfinale in Moskau ausgesucht habe. Es ist ja derzeit fast unmöglich, sich von dem in Deutschland grassierenden „Finalen-Russland-Fieber“ nicht anstecken zu lassen. Kein Wunder, schließlich geht es am 10.10. um 2010 - wie ein Kollege von mir neulich messerscharf erkannt und dies als hollywoodeskes Datum bezeichnet hat. Ein anderer meinte, es stünde nicht weniger auf dem Spiel als die nationale Fußball-Ehre. Na dann.

Doch genug davon, ich will ja nicht über das Spiel in Moskau schreiben, das, wenn Sie diese Zeilen lesen, vielleicht schon lange der Vergangenheit angehört. Aber worüber dann? Darüber, dass die Frauen vor einigen Wochen zum siebten Mal Europameister geworden sind? Ne, das ist zwar unglaublich toll, liegt aber noch weiter zurück. Genauso wie der wunderbare Triumph der U 21 bei der EM in Schweden. Auch schon leicht abgekühlter, wenn auch immer noch lecker schmeckender Kaffee. Und ein wahrlich zeitloses Thema fällt mir derzeit einfach nicht ein. Kreative Sendepause im Gehirn. Kein Wunder, nach all den Länderspiel- und Turnierreisen der vergangenen Wochen. War alles ein wenig viel, vielleicht brauche ich einfach mal ein paar Tage schöpferische Pause. Geht ja aber nicht. Sie wissen schon - Redaktionsschluss, Deadlines und all das.

Doch halt, jetzt habe ich doch eine Idee. Ich glaube, ich flattere demnächst einfach mal bei einer Wahrsagerin vorbei und lasse mir von der die Karten oder sonst was legen. Die soll mir dann mal in aller Ruhe weissagen - oder von mir aus auch schwarzmalen - was in den kommenden Wochen so alles in der Fußballwelt passieren wird. Dann kann ich nämlich schon vorab darüber schreiben, bin mit meiner Kolumne auf jeden Fall topaktuell und muss mir keine Gedanken mehr über zeitlose Themen machen. Ach, ist das herrlich. Und wissen Sie, was das Beste daran ist? Ich weiß jetzt schon, dass ich in der nächsten Kolumne über den Besuch bei der Frau mit der Glaskugel und ihre Voraussagen für 2010 berichten kann. Das Thema ist, passend zum dann anstehenden Jahresende, also schon fertig.

Hoffentlich muss ich dann nicht davon schreiben, dass meine Jungs vom DFB bei der Weltmeisterschaft in Südafrika nur zuschauen dürfen. Womit ich irgendwie schon wieder beim Spiel in Russland wäre. Sie sehen, es geht einfach derzeit kein Weg daran vorbei. Deshalb höre ich an dieser Stelle einfach auf zu schreiben und schicke meinen Freund, die Brieftaube, mit der neuen Kolumne los. Mal schauen, was mein Chef dazu sagt.


[bild1]Liebe Leser,

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[bild1]Fußball-Maskottchen haben es manchmal wahrlich nicht leicht. Vor allem die Unterspezies der permanent gestressten oder gestresst wirkenden Kolumnenschreiber, der ich, wie Sie im Moment schwarz auf weiß vor sich sehen, angehöre, hat oftmals mit den unterschiedlichsten Widrigkeiten zu kämpfen. Mit Erscheinungsdaten zum Beispiel. Oder mit dem chronisch zu früh kommenden Redaktionsschluss. Ach ja, und die richtige Themenwahl sorgt auch immer wieder für die ein oder andere graue Feder in meinem sonst so gut gepflegten Gefieder.

Ein Beispiel gefällig? Für die Ausgabe 3/2009 des DFB-Journals hatte ich mir eigentlich vorgenommen, mal meine Sicht der Dinge zum „Alles-oder-Nichts-Spiel“ zu schreiben. Nein, nicht zu der TV-Show aus den Anfangszeiten des Privatfernsehens, sondern zur entscheidenden WM-Qualifikationspartie von Jogis Jungs in Moskau. Nein falsch, ich hatte es mir nicht nur vorgenommen, sondern auch umgesetzt. Verbal geschliffen bis ins letzte Detail, so wie Sie es von mir gewohnt sind (ich hoffe, die Selbstironie ist erkennbar), lag die fertige Kolumne auf dem Schreibtisch vor mir. Bereit, um per Post, Luftpost versteht sich, aus meinem Horst in die Redaktion gebracht zu werden.

Doch daraus wurde nichts. Das Thema, so hat mir mein Chefredakteur gesagt, als er von meinen Zeilen erfuhr, sei zu punktuell für eine Publikation des DFB, die nur wenige Tage vor dem Finale auf Moskaus künstlichem Rasen erscheint und bis zur Neuauflage in drei Monaten up to date sein soll, einfach zu speziell. Ich gebe zu, ich habe kurz mit dem Schnabel geknirscht, aber wenn ich ehrlich bin, muss ich eingestehen, dass mein Boss irgendwie Recht hat. Die (Fußball-)Welt ist so unglaublich schnelllebig und wen interessiert im November, wenn wir entweder reichlich angespannt vor den Playoff-Spielen zur WM stehen oder - wovon ich überzeugt bin - das Nationalmannschaftsjahr mit zwei freundschaftlichen Kicks gegen Chile und Ägypten ausklingen lassen, noch dieser eine Abend in Russland? Sicherlich nicht mehr allzu viele. Es sei denn, es passiert da was ganz Außergewöhnliches. Aber das, liebe Leser, kann selbst ich im Vorfeld ja nicht wissen.

Andererseits bitte ich ein wenig um Verständnis, dass ich in meinem ersten Kolumnenversuch ausgerechnet das Gruppenfinale in Moskau ausgesucht habe. Es ist ja derzeit fast unmöglich, sich von dem in Deutschland grassierenden „Finalen-Russland-Fieber“ nicht anstecken zu lassen. Kein Wunder, schließlich geht es am 10.10. um 2010 - wie ein Kollege von mir neulich messerscharf erkannt und dies als hollywoodeskes Datum bezeichnet hat. Ein anderer meinte, es stünde nicht weniger auf dem Spiel als die nationale Fußball-Ehre. Na dann.

Doch genug davon, ich will ja nicht über das Spiel in Moskau schreiben, das, wenn Sie diese Zeilen lesen, vielleicht schon lange der Vergangenheit angehört. Aber worüber dann? Darüber, dass die Frauen vor einigen Wochen zum siebten Mal Europameister geworden sind? Ne, das ist zwar unglaublich toll, liegt aber noch weiter zurück. Genauso wie der wunderbare Triumph der U 21 bei der EM in Schweden. Auch schon leicht abgekühlter, wenn auch immer noch lecker schmeckender Kaffee. Und ein wahrlich zeitloses Thema fällt mir derzeit einfach nicht ein. Kreative Sendepause im Gehirn. Kein Wunder, nach all den Länderspiel- und Turnierreisen der vergangenen Wochen. War alles ein wenig viel, vielleicht brauche ich einfach mal ein paar Tage schöpferische Pause. Geht ja aber nicht. Sie wissen schon - Redaktionsschluss, Deadlines und all das.

Doch halt, jetzt habe ich doch eine Idee. Ich glaube, ich flattere demnächst einfach mal bei einer Wahrsagerin vorbei und lasse mir von der die Karten oder sonst was legen. Die soll mir dann mal in aller Ruhe weissagen - oder von mir aus auch schwarzmalen - was in den kommenden Wochen so alles in der Fußballwelt passieren wird. Dann kann ich nämlich schon vorab darüber schreiben, bin mit meiner Kolumne auf jeden Fall topaktuell und muss mir keine Gedanken mehr über zeitlose Themen machen. Ach, ist das herrlich. Und wissen Sie, was das Beste daran ist? Ich weiß jetzt schon, dass ich in der nächsten Kolumne über den Besuch bei der Frau mit der Glaskugel und ihre Voraussagen für 2010 berichten kann. Das Thema ist, passend zum dann anstehenden Jahresende, also schon fertig.

Hoffentlich muss ich dann nicht davon schreiben, dass meine Jungs vom DFB bei der Weltmeisterschaft in Südafrika nur zuschauen dürfen. Womit ich irgendwie schon wieder beim Spiel in Russland wäre. Sie sehen, es geht einfach derzeit kein Weg daran vorbei. Deshalb höre ich an dieser Stelle einfach auf zu schreiben und schicke meinen Freund, die Brieftaube, mit der neuen Kolumne los. Mal schauen, was mein Chef dazu sagt.