Ottl vor Pokalduell mit Bayern: "Es ist immer alles möglich"

Von München über Nürnberg und Berlin nach Augsburg. Andreas Ottl hat die Bayern mit seinem ersten Treffer in der Bundesliga beim 1:1 in Kaiserslautern am 33. Spieltag der Saison 2005/2006 zur Meisterschaft geschossen, es folgten sechs gute Jahre in München, 20 Spiele in der Champions League, 135 in der Bundesliga, drei DFB-Pokalsiege und drei Meisterschaften. Bei der Ausleihe nach Nürnberg glückte die Mission Klassenerhalt, in Berlin scheiterte sie.

Ottl zog weiter, um in Augsburg wieder gegen den Abstieg zu spielen. Mit nur neun Punkten nach der Hinrunde steht Augsburg eine schwere zweite Saisonhälfte bevor. Besser läuft es im DFB-Pokal, obwohl dem FCA auch hier eine schwere Aufgabe bevorsteht. Heute (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) gastiert der FC Bayern in Augsburg.

Eine besondere Herausforderung, ein besonders Spiel - gerade für Andreas Ottl. Im aktuellen DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht der 27-Jährige über seine Münchner Zeit, Enttäuschungen in Berlin, Hoffnungen in Augsburg und Naturgesetze beim Schafskopf.

DFB.de: Herr Ottl, Sie haben sich zuletzt mit Knieproblemen geplagt. Was macht die Verletzung, sind Sie fit für den Pokalfight am Dienstag?

Andreas Ottl: Ganz in Ordnung ist es noch nicht. Ich habe seit ein, zwei Wochen Beschwerden im linken Knie und bin bei unseren Ärzten und Physiotherapeuten in Behandlung. In der vorvergangenen Woche habe ich fast gar nicht trainieren können, in der vergangenen Woche habe ich aber schon wieder regelmäßig mit der Mannschaft auf dem Platz stehen und dem Trainer zeigen können, dass ich eine Alternative bin.

DFB.de: Sie haben in einem Interview vor der Saison halb im Scherz gesagt, dass Sie nach der Saison gerne folgende Schlagzeile lesen würden: "Ottl führt Augsburg nach Europa". Über die Bundesliga dürfte das nicht funktionieren, bleibt der Pokal. Dann müssten Sie "nur" gegen Bayern gewinnen…

Ottl: Wir haben vor zehn Tagen in der Bundesliga gegen Bayern gut mitgespielt und die Partie relativ ausgeglichen gestaltet. Dann hat die individuelle Qualität der Bayern das Spiel entschieden, und sie haben 2:0 gewonnen. Dennoch machen mir diese 90 Minuten in der Liga Mut. Wir müssen es vermeiden, den Bayern das Toreschießen so einfach zu machen. Dann ist in einem Spiel immer alles möglich. Auch wenn es eine Floskel ist: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Klar ist aber auch, dass Bayern großer Favorit ist. Sie haben in der Bundesliga bislang absolut beeindruckend gespielt, das müssen wir anerkennen. Es muss einiges zusammenkommen, wenn uns die Überraschung tatsächlich gelingen sollte.

DFB.de: In der Bundesliga haben Sie beim 0:2 gegen die Bayern nur auf der Bank gesessen. Wie schwer ist es Ihnen besonders in diesem Spiel gefallen, untätig zuschauen zu müssen?



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Von München über Nürnberg und Berlin nach Augsburg. Andreas Ottl hat die Bayern mit seinem ersten Treffer in der Bundesliga beim 1:1 in Kaiserslautern am 33. Spieltag der Saison 2005/2006 zur Meisterschaft geschossen, es folgten sechs gute Jahre in München, 20 Spiele in der Champions League, 135 in der Bundesliga, drei DFB-Pokalsiege und drei Meisterschaften. Bei der Ausleihe nach Nürnberg glückte die Mission Klassenerhalt, in Berlin scheiterte sie.

Ottl zog weiter, um in Augsburg wieder gegen den Abstieg zu spielen. Mit nur neun Punkten nach der Hinrunde steht Augsburg eine schwere zweite Saisonhälfte bevor. Besser läuft es im DFB-Pokal, obwohl dem FCA auch hier eine schwere Aufgabe bevorsteht. Heute (ab 20.30 Uhr, live in der ARD und bei Sky) gastiert der FC Bayern in Augsburg.

Eine besondere Herausforderung, ein besonders Spiel - gerade für Andreas Ottl. Im aktuellen DFB.de-Interview mit Redakteur Steffen Lüdeke spricht der 27-Jährige über seine Münchner Zeit, Enttäuschungen in Berlin, Hoffnungen in Augsburg und Naturgesetze beim Schafskopf.

DFB.de: Herr Ottl, Sie haben sich zuletzt mit Knieproblemen geplagt. Was macht die Verletzung, sind Sie fit für den Pokalfight am Dienstag?

Andreas Ottl: Ganz in Ordnung ist es noch nicht. Ich habe seit ein, zwei Wochen Beschwerden im linken Knie und bin bei unseren Ärzten und Physiotherapeuten in Behandlung. In der vorvergangenen Woche habe ich fast gar nicht trainieren können, in der vergangenen Woche habe ich aber schon wieder regelmäßig mit der Mannschaft auf dem Platz stehen und dem Trainer zeigen können, dass ich eine Alternative bin.

DFB.de: Sie haben in einem Interview vor der Saison halb im Scherz gesagt, dass Sie nach der Saison gerne folgende Schlagzeile lesen würden: "Ottl führt Augsburg nach Europa". Über die Bundesliga dürfte das nicht funktionieren, bleibt der Pokal. Dann müssten Sie "nur" gegen Bayern gewinnen…

Ottl: Wir haben vor zehn Tagen in der Bundesliga gegen Bayern gut mitgespielt und die Partie relativ ausgeglichen gestaltet. Dann hat die individuelle Qualität der Bayern das Spiel entschieden, und sie haben 2:0 gewonnen. Dennoch machen mir diese 90 Minuten in der Liga Mut. Wir müssen es vermeiden, den Bayern das Toreschießen so einfach zu machen. Dann ist in einem Spiel immer alles möglich. Auch wenn es eine Floskel ist: Der Pokal hat seine eigenen Gesetze. Klar ist aber auch, dass Bayern großer Favorit ist. Sie haben in der Bundesliga bislang absolut beeindruckend gespielt, das müssen wir anerkennen. Es muss einiges zusammenkommen, wenn uns die Überraschung tatsächlich gelingen sollte.

DFB.de: In der Bundesliga haben Sie beim 0:2 gegen die Bayern nur auf der Bank gesessen. Wie schwer ist es Ihnen besonders in diesem Spiel gefallen, untätig zuschauen zu müssen?

Ottl: Sehr schwer. Gegen die alten Kollegen hätte ich gerne auf dem Platz gestanden und meinen Teil dazu beigetragen, das Spiel positiver für uns zu gestalten. Leider war das nicht der Fall. Umso mehr will ich im Pokal dabei sein und helfen, dass wir den Bayern ein Bein stellen.

DFB.de: Sie kennen die Mentalität der Bayern. Wie groß ist die Chance, dass der FCB den FCA unterschätzt?

Ottl: Darauf können wir nicht setzen. Wir müssen einfach an unsere Leistungsgrenze gehen, und Bayern darf seine nicht erreichen. Mit der Rolle des Außenseiters können wir uns aber gut identifizieren, diese Rolle haben wir ja auch in der Bundesliga oft.

DFB.de: Könnte eine Sensation im Pokal noch einmal einen Schub für die Bundesliga geben, oder wäre die Doppelbelastung in der Rückrunde im Kampf gegen den Abstieg ein Nachteil?

Ottl: Von einer Belastung würde ich in diesem Fall nicht sprechen. Bis Berlin wären es nur noch zwei Spiele, da sind die Klubs, die noch international dabei sind, erheblich mehr belastet. Uns würde es wahnsinnig beflügeln, wenn wir mit so einem Erfolgserlebnis in die Winterpause gehen würden. Für unsere Moral, für unsere Stimmung wäre es gut, wenn wir im Pokal überwintern würden.

DFB.de: Sie haben mit dem FC Bayern den DFB-Pokal 2006, 2008 und 2010 gewonnen. Was macht den Reiz dieses Wettbewerbes und des Finals in Berlin aus?

Ottl: Klein gegen groß, darum geht es gerade in den ersten Runden. Für die Amateurmannschaften sind die regionalen Pokale die Chance, sich für ein einmaliges Erlebnis zu qualifizieren. Das Finale in Berlin ist mit nichts im deutschen Fußball zu vergleichen. Alleine der Einzug ins Stadion, dann wird die Nationalhymne gespielt, das ganze Drumherum, das Flair, alles ist stimmungs- und würdevoll. Auch erfahrenden Profis, die mit der Nationalmannschaft und in der Champions League große Spiele erlebt haben, sagen, dass Berlin und das Pokalfinale etwas ganz Besonderes und Einzigartiges ist. Für mich wäre es toll, dies noch einmal erleben zu können.

DFB.de: Für Sie wäre Berlin auch eine Rückkehr. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Zeit bei Hertha BSC?

Ottl: Gute und schlechte. Wir haben vergangene Saison eine sehr erfreuliche Hinrunde gespielt, haben 20 Punkte geholt und sind im Pokal ins Viertelfinale eingezogen. Eigentlich hat vieles gepasst. Als Markus Babbel den Verein dann verlassen hat, ist die Stimmung gekippt. Und wir haben es in der Rückrunde nicht mehr geschafft, noch einmal dagegenzusteuern. Am Ende stand der Abstieg. Für den Verein und für mich persönlich war das natürlich eine große Enttäuschung.

DFB.de: Würden Sie heute sagen, dass es ein Fehler war, nach Berlin zu gehen?

Ottl: Nein. Ich bin froh, dass ich den Weg nach Berlin gegangen bin. Hertha ist ein toller Verein mit tollen Fans. Berlin ist eine super Stadt. Obwohl es sportlich in der Rückrunde nicht mehr lief, habe ich mich in Berlin immer sehr wohl gefühlt. Unter anderen Umständen hätte ich meinen Vertrag dort gerne erfüllt.

DFB.de: Sie haben 15 Jahre für den FCB gespielt und sagen selber, dass diese Zeit Sie geprägt hat. Wie sehr hat es Sie geprägt, dass Sie den Verein nach so langer Zeit verlassen haben?

Ottl: Enorm. Es bringt einen persönlich weiter, wenn man das gewohnte Umfeld verlässt. Andere Menschen, andere Eindrücke, auch eine andere Mentalität. Ich habe auch dadurch gelernt, dass ich gesehen habe, wie andere Vereine arbeiten, wie dort die Strukturen sind. Es ist ja auch nicht so, dass ich nur beim FC Bayern Erfolge gehabt hätte. In Nürnberg hatte ich tolle und sportlich erfolgreiche sechs Monate. Wir haben aus einer schwierigen Situation heraus über die Relegation die Klasse gehalten. Ganz generell versuche ich immer, die Dinge positiv zu sehen. Bayern, Nürnberg und Hertha - alle Stationen waren wichtig in meiner Karriere und prägend für mein Leben. So ist es jetzt auch mit Augsburg.

DFB.de: In München standen andere Spieler mehr im Fokus als Andreas Ottl, in Nürnberg, Berlin und Augsburg gehören Sie zu den prominentesten Spielern. Haben Sie sich an diese Rolle schon zu 100 Prozent gewöhnt?

Ottl: Mich stört das nicht, so wie es mich auch nicht gestört hat, dass in München andere mehr Beachtung gefunden haben. Eine hohe Erwartungshaltung muss man sich erarbeiten, für mich ist sie mehr Ansporn als Bürde. Ich möchte keines meiner Jahre bei Bayern missen und blicke mit Stolz auf diese Zeit und meine Leistungen dort zurück.

DFB.de: Welche Herausforderung ist größer: mit Bayern Meister zu werden oder mit Augsburg in der Klasse zu bleiben?

Ottl: Ich kann das ganz schlecht miteinander vergleichen. Wenn wir mit Augsburg die Klasse halten, haben wir unser Ziel erreicht. Wenn wir mit Bayern Meister geworden sind, hatten wir dieses Ziel erreicht. Der Unterschied besteht eher darin, dass man mit Bayern nicht nur nationale Ziele hat. Wichtig ist nur, dass man sich mit seinem Verein und dessen Zielen zu 100 Prozent identifiziert. Das habe ich immer gemacht - und das mache ich auch in Augsburg.

DFB.de: Das Ziel lautet Klassenverbleib, der Weg dorthin ist noch weit. Augsburg hat in der Bundesliga bislang lediglich neun Punkte gesammelt. In der Schule war Mathe eines Ihrer Lieblingsfächer - wie groß schätzen Sie die Wahrscheinlichkeit ein, dass der FCA drin bleibt?

Ottl: Für uns ist es wichtig, dass wir den Relegationsplatz in Reichweite haben. Über etwas anderes müssen wir momentan nicht reden, auch wenn es durch die Drei-Punkte-Regel schnell wieder nach oben gehen kann. Für die Rückrunde muss zunächst unser Ziel sein, auf Platz 16 zu springen. Dass die Relegation eine gute Möglichkeit ist, in der Liga zu bleiben, habe ich in Nürnberg gesehen.

DFB.de: Sie haben sich damals mit dem FCN ausgerechnet gegen Augsburg behauptet.

Ottl: Ja. Überhaupt ist die Erfahrung mit Nürnberg psychologisch wichtig. Ich weiß, dass man eine geringe Punktausbeute in der Rückrunde noch korrigieren kann. Für dieses Jahr wage ich die Prognose, dass der Abstiegskampf bis zum letzten Spieltag eng und offen sein wird. Vielleicht wird es sogar aufs Torverhältnis ankommen. Die Bundesliga ist sehr ausgeglichen, kleine Mannschaften können große ärgern. Wir müssen und werden in jedem Spiel mit dem Ziel gehen, etwas mitzunehmen. Ich bin überzeugt, dass wir als Mannschaft wachsen und in der Rückrunde die nötigen Punkte holen werden. Wir spielen jetzt noch einmal gegen die Bayern, dann können wir in der Winterpause regenerieren, um mit voller Motivation die zweite Hälfte der Saison anzugehen.

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DFB.de: Haben Sie es jemals bereut, den FC Bayern verlassen zu haben?

Ottl: Überhaupt nicht. Es liegt auch nicht in meinem Wesen, groß zurückzuschauen. Ich lebe eher in der Gegenwart und freue mich auf meine neuen Aufgaben.

DFB.de: In München waren Sie mit Philipp Lahm, Thomas Müller und Physiotherapeut Fredi Binder Teil einer gefürchteten Schafskopf-Runde. Gab es nach Ihrer Rückkehr in die Region inzwischen ein Revival?

Ottl: Nein, noch nicht. Aber wir haben das auf alle Fälle vor. Die Schafskopf-Runde dort hat ja auch Zuwachs bekommen. Manuel Neuer ist dabei, auch Claudio Pizarro. Sie haben also wieder vier Leute zusammen und können die Zeit bei den Auswärtsfahrten mit einer gepflegten Runde Schafskopf überbrücken.

DFB.de: Und wenn es dann klappt mit einer Wiedervereinigung: Hätte die alte Regel Gültigkeit, am Ende zahlen alle an Ottl?

Ottl: Klar. (lacht) Das ist das oberste Schafskopf-Gesetz. Sobald ich an den Tisch komme, tritt es in Kraft.