Osnabrücks Timo Staffeldt: Volltreffer trotz Elfmeter-Pech

Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Urgestein. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison eine Menge Charakterköpfe zu bieten, Figuren und Protagonisten, die ihren Vereinen und der Liga Profil verleihen. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner neuen Serie vor. Heute: Osnabrücks Timo Staffeldt.

Das erste Wiedersehen war eine seltsame Erfahrung. Es war ein stiller Abend im August. Außergewöhnlich still. Schrecklich still. Keine Anfeuerungen, keine Pfiffe, keine Atmosphäre. Die Rückkehr von Timo Staffeldt ins Karlsruher Wildparkstadion - ein Geisterspiel. Umso mehr freut sich der 28-Jährige auf das zweite Duell mit dem KSC am Samstag (ab 14 Uhr, live im SWR).

Es ist das Topspiel der 3. Liga. Der VfL Osnabrück, Spitzenreiter und seit 13 Partien ungeschlagen, empfängt den Tabellenzweiten aus Baden, der neun Ligaspiele in Folge gewonnen hat. Nicht der einzige Grund, warum es für Timo Staffeldt keine Partie wie jede andere ist. Es ist die Begegnung mit dem Klub, dessen Trikot er 16 Jahre lang getragen hat.

24 Bundesligaspiele, ein Aufstieg, zwei Abstiege

24-mal ist der gebürtige Heidelberger für den KSC in der Bundesliga aufgelaufen, 128 Einsätze hat er in der 2. Bundesliga absolviert. Er hat in Karlsruhe einen Aufstieg und zwei Abstiege erlebt. Nach dem zweiten war das Kapitel KSC beendet, im vergangenen Sommer wechselte Staffeldt nach Osnabrück. Dort will er seine Profibilanz der Ab- und Aufstiege ausgleichen.

Gesichter der 3. Liga 2012/2013

Wer lange in einer Region und einem Verein verwurzelt war, tut sich oft schwer, irgendwo anders Fuß zu fassen. Bei Staffeldt war das nicht so. Wer ihn nach Anpassungsschwierigkeiten fragt, erntet ein Kopfschütteln. Die Akklimatisierungsphase war im Schnelldurchgang abgeschlossen. Der Abräumer im Mittelfeld, der die 8 trägt, aber auf der Sechser-Position zu Hause ist, war auf Anhieb Stammspieler, Leistungsträger und Führungskraft. Auch als Staffeldt auf der rechten Seite der Viererkette aushelfen musste, machte er eine gute Figur. Trainer Claus-Dieter Wollitz hatte einen Leitwolf gewollt, und er hatte ihn bekommen.

"Bei diesen Charakteren in der Mannschaft war es leicht, sich zu integrieren", sagt Staffeldt. Deutlich leichter als sich aus Karlsruhe zu verabschieden. "Mit dem Abstieg aus der 2. Bundesliga zu gehen, hat natürlich geschmerzt", sagt er, "aber der Wechsel zum VfL war der richtige Schritt und hat mir sowohl als Spieler als auch als Mensch gut getan."

"Tabellenführer zu sein, ist positiver Druck"

In der Rangliste des kicker eroberte Staffeldt mit seinen konstant starken Auftritten Platz eins im defensiven Mittelfeld – vor dem Ex-Aachener Albert Streit (32) und Tobias Rathgeb (30), dem Antreiber des VfB Stuttgart II. 14 Gegentore in 22 Spielen (Liga-Bestwert gemeinsam mit dem KSC) sprechen für Osnabrücks Torwart und Viererkette. Sie sprechen aber auch dafür, dass Staffeldt für einen soliden Schutzwall in der Zentrale sorgt, die der Abwehr um Innenverteidiger Timo Beermann ("Mein kleines Vorbild") das Leben leichter macht.

Der Fluch der guten Tat: Die Erwartungen sind gestiegen. Osnabrück träumt vom Aufstieg. Für Staffeldt ist es "ein Leistungsanreiz", Tabellenführer zu sein und in der Rolle des Gejagten ins neue Jahr zu starten. "Das ist positiver Druck", meint er – nicht zu vergleichen mit den Erfahrungen des Abstiegskampfes: "Da ist es viel extremer, weil es für den Verein, das Umfeld und die Mitarbeiter um noch mehr geht."

Aufbauarbeit am Beispiel Bastian Schweinsteiger

Staffeldt weiß, dass auch die Situation in Osnabrück trotz Platz eins eine diffizile ist. Die Sorge um die Finanzen war monatelang Dauerthema, die Unruhe hinter den Kulissen groß, die Zukunft des Vereins in Frage gestellt. "Klar macht man sich da zwischendurch Gedanken und erkundigt sich mal nach Hintergründen, aber es gibt Dinge, die wir als Spieler nicht direkt beeinflussen können", sagt der 28-Jährige: "Darum darf man sich davon in seiner Arbeit nicht beirren lassen." Wie gut dies dem Wollitz-Team gelungen ist, zeigt die Tabelle. Wie gut dies Staffeldt gelungen ist, zeigen seine Leistungen.

Welch Ironie daher, dass die prägnanteste Szene des Timo Staffeldt in der Hinrunde ein Missgeschick war. Beim Spitzenspiel gegen Arminia Bielefeld trat er zwei Minuten vor Schluss zum Elfmeter an, doch statt zum gefeierten Matchwinner zu werden, rutschte der Osnabrücker aus und scheiterte. Die Partie endete 0:0.

Die große Leere blieb aus, in ein Formtief fiel Staffeldt deswegen nicht. "Ich habe mir schon am nächsten Tag gesagt: Es ist nur ein Spiel", erzählt er: "Außerdem habe ich mich an Bastian Schweinsteig erinnert: Er hat im Champions-League-Finale verschossen und spielt jetzt trotzdem wieder eine starke Saison." Wenn es am Samstag gegen den Karlsruher SC Elfmeter für Osnabrück gibt, steht für Timo Staffeldt fest: "Egal welche Minute, egal welcher Spielstand, ich werde wieder zum Punkt gehen." Still wie im August wird es dann auf keinen Fall sein.

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Es kann ein ehemaliger Nationalspieler sein. Oder ein Talent. Oder ein Trainer. Oder ein Urgestein. Die 3. Liga hat in ihrer fünften Saison eine Menge Charakterköpfe zu bieten, Figuren und Protagonisten, die ihren Vereinen und der Liga Profil verleihen. Sie sind die "Gesichter der 3. Liga". DFB.de stellt sie jeden Freitag in seiner neuen Serie vor. Heute: Osnabrücks Timo Staffeldt.

Das erste Wiedersehen war eine seltsame Erfahrung. Es war ein stiller Abend im August. Außergewöhnlich still. Schrecklich still. Keine Anfeuerungen, keine Pfiffe, keine Atmosphäre. Die Rückkehr von Timo Staffeldt ins Karlsruher Wildparkstadion - ein Geisterspiel. Umso mehr freut sich der 28-Jährige auf das zweite Duell mit dem KSC am Samstag (ab 14 Uhr, live im SWR).

Es ist das Topspiel der 3. Liga. Der VfL Osnabrück, Spitzenreiter und seit 13 Partien ungeschlagen, empfängt den Tabellenzweiten aus Baden, der neun Ligaspiele in Folge gewonnen hat. Nicht der einzige Grund, warum es für Timo Staffeldt keine Partie wie jede andere ist. Es ist die Begegnung mit dem Klub, dessen Trikot er 16 Jahre lang getragen hat.

24 Bundesligaspiele, ein Aufstieg, zwei Abstiege

24-mal ist der gebürtige Heidelberger für den KSC in der Bundesliga aufgelaufen, 128 Einsätze hat er in der 2. Bundesliga absolviert. Er hat in Karlsruhe einen Aufstieg und zwei Abstiege erlebt. Nach dem zweiten war das Kapitel KSC beendet, im vergangenen Sommer wechselte Staffeldt nach Osnabrück. Dort will er seine Profibilanz der Ab- und Aufstiege ausgleichen.

Gesichter der 3. Liga 2012/2013

Wer lange in einer Region und einem Verein verwurzelt war, tut sich oft schwer, irgendwo anders Fuß zu fassen. Bei Staffeldt war das nicht so. Wer ihn nach Anpassungsschwierigkeiten fragt, erntet ein Kopfschütteln. Die Akklimatisierungsphase war im Schnelldurchgang abgeschlossen. Der Abräumer im Mittelfeld, der die 8 trägt, aber auf der Sechser-Position zu Hause ist, war auf Anhieb Stammspieler, Leistungsträger und Führungskraft. Auch als Staffeldt auf der rechten Seite der Viererkette aushelfen musste, machte er eine gute Figur. Trainer Claus-Dieter Wollitz hatte einen Leitwolf gewollt, und er hatte ihn bekommen.

"Bei diesen Charakteren in der Mannschaft war es leicht, sich zu integrieren", sagt Staffeldt. Deutlich leichter als sich aus Karlsruhe zu verabschieden. "Mit dem Abstieg aus der 2. Bundesliga zu gehen, hat natürlich geschmerzt", sagt er, "aber der Wechsel zum VfL war der richtige Schritt und hat mir sowohl als Spieler als auch als Mensch gut getan."

"Tabellenführer zu sein, ist positiver Druck"

In der Rangliste des kicker eroberte Staffeldt mit seinen konstant starken Auftritten Platz eins im defensiven Mittelfeld – vor dem Ex-Aachener Albert Streit (32) und Tobias Rathgeb (30), dem Antreiber des VfB Stuttgart II. 14 Gegentore in 22 Spielen (Liga-Bestwert gemeinsam mit dem KSC) sprechen für Osnabrücks Torwart und Viererkette. Sie sprechen aber auch dafür, dass Staffeldt für einen soliden Schutzwall in der Zentrale sorgt, die der Abwehr um Innenverteidiger Timo Beermann ("Mein kleines Vorbild") das Leben leichter macht.

Der Fluch der guten Tat: Die Erwartungen sind gestiegen. Osnabrück träumt vom Aufstieg. Für Staffeldt ist es "ein Leistungsanreiz", Tabellenführer zu sein und in der Rolle des Gejagten ins neue Jahr zu starten. "Das ist positiver Druck", meint er – nicht zu vergleichen mit den Erfahrungen des Abstiegskampfes: "Da ist es viel extremer, weil es für den Verein, das Umfeld und die Mitarbeiter um noch mehr geht."

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Aufbauarbeit am Beispiel Bastian Schweinsteiger

Staffeldt weiß, dass auch die Situation in Osnabrück trotz Platz eins eine diffizile ist. Die Sorge um die Finanzen war monatelang Dauerthema, die Unruhe hinter den Kulissen groß, die Zukunft des Vereins in Frage gestellt. "Klar macht man sich da zwischendurch Gedanken und erkundigt sich mal nach Hintergründen, aber es gibt Dinge, die wir als Spieler nicht direkt beeinflussen können", sagt der 28-Jährige: "Darum darf man sich davon in seiner Arbeit nicht beirren lassen." Wie gut dies dem Wollitz-Team gelungen ist, zeigt die Tabelle. Wie gut dies Staffeldt gelungen ist, zeigen seine Leistungen.

Welch Ironie daher, dass die prägnanteste Szene des Timo Staffeldt in der Hinrunde ein Missgeschick war. Beim Spitzenspiel gegen Arminia Bielefeld trat er zwei Minuten vor Schluss zum Elfmeter an, doch statt zum gefeierten Matchwinner zu werden, rutschte der Osnabrücker aus und scheiterte. Die Partie endete 0:0.

Die große Leere blieb aus, in ein Formtief fiel Staffeldt deswegen nicht. "Ich habe mir schon am nächsten Tag gesagt: Es ist nur ein Spiel", erzählt er: "Außerdem habe ich mich an Bastian Schweinsteig erinnert: Er hat im Champions-League-Finale verschossen und spielt jetzt trotzdem wieder eine starke Saison." Wenn es am Samstag gegen den Karlsruher SC Elfmeter für Osnabrück gibt, steht für Timo Staffeldt fest: "Egal welche Minute, egal welcher Spielstand, ich werde wieder zum Punkt gehen." Still wie im August wird es dann auf keinen Fall sein.