Olympia 1988: Als Bronze wie Gold erstrahlte

Am kommenden Freitag blickt die Welt nach London, wenn dort mit der offiziellen Eröffnung die 30. Olympischen Sommerspiele gestartet werden. Die Fußballwelt blickt freilich schon einen Tag früher nach Großbritannien, denn am Donnerstag beginnt mit den ersten acht Gruppenspielen das olympische Fußballturnier der Männer, ausgetragen in sechs Stadien in England, Schottland und Wales.

Der deutsche Fußball ist diesmal weder bei den Männern noch bei den Frauen dabei. Seinen Fans bleibt der nostalgische Rückblick. Zum Beispiel auf 1988 in Korea, als das Männerteam des DFB trotz begeisterndem Fußball knapp das Olympiafinale verpasste und Bronze gewann. Für DFB.de schaut Redakteur Wolfgang Tobien zurück.

Erst die EURO, dann Olympia

Erst war die EURO. Dann ist Olympia. So geschah und geschieht es seit mehr als einem halben Jahrhundert, seit der ersten EM-Endrunde, als die Sowjetunion sich mit dem 2:1 im Finale gegen Jugoslawien in Paris als erster Europameister feiern lassen konnte und Jugoslawien wenige Wochen später in Rom mit dem 3:1 im Endspiel gegen Dänemark die Goldmedaille gewann. Und so geschieht es auch jetzt wieder, da nach dem Gewinn des EM-Titels durch Spanien nur wenig später das Fußballturnier im Rahmen der 30. Olympischen Sommerspiele mit dem Finale am 11. August im Londoner Wembley-Stadion als Höhepunkt ausgetragen wird.

16 U 23-Mannschaften, die maximal mit bis zu drei älteren Spielern verstärkt werden können, haben sich bei den Männern qualifiziert. Zwölf Teams gehen, ohne Altersbegrenzung, bei den Frauen an den Start. Weder im einen noch im anderen Wettbewerb ist eine deutsche Auswahl vertreten.

Die Frauen-Nationalmannschaft verpasste die Olympia-Qualifikation wegen des Aus im Viertelfinale bei der WM 2011 im eigenen Land. Den Männern gelang es nicht, bei der U 21-EM 2011 in Dänemark einen der drei Plätze zu erobern, die zur Olympia-Teilnahme berechtigen. So sind neben dem als Gastgeber automatisch qualifizierten britischem Team Spanien, die Schweiz und Weißrussland für Europa bei Olympia am Ball.

Diesmal keine Terminkollision

So schade es ist, dass die deutsche Mannschaft 2011 in der Olympia-Qualifikation gescheitert ist, die Diskussion über eine eventuell gestörte Saisonvorbereitung der durch die Abstellung ihrer Spieler betroffenen Vereine kam dadurch gar nicht erst in Gang. Eine Terminkollision mit dem Verlauf der am 24. August startenden neuen Bundesligasaison hätte es freilich ohnehin nicht gegeben, da das olympische Fußballturnier dieses Mal noch vor Beginn der meisten europäischen Ligen endet.

Ganz anders war dies 1988, als sich die bundesdeutsche Olympiaauswahl nach 32 Jahren mal wieder direkt für "die Spiele" qualifiziert hatte. Vier Jahre zuvor war sie lediglich wegen des Olympia-Boykotts der Ostblock-Staaten durch die Hintertür nach Los Angeles gekommen. 1988 bestand das große Problem, dass die Olympischen Spiele im südkoreanischen Seoul von Mitte September bis Anfang Oktober, also mitten während der Bundesliga-Vorrunde, stattfanden.

Olympische Spiele 1988: Bundesliga pausiert

Als das erste Qualifikationsspiel im April 1987 mit 0:1 in Rumänien verloren ging, dachte so mancher Vereinsverantwortliche, das Thema Olympia würde sich von selbst erledigen. Doch die von Trainer Hannes Löhr mit großer Überzeugungsarbeit gegenüber dem Profifußball aufgebaute und mit viel Herzblut betreute Mannschaft steigerte sich und ihren Stellenwert in der Öffentlichkeit mit immer stärker werdenden Leistungen und kontinuierlichen Erfolgen gegen Griechenland, Dänemark, Polen und schaffte mit einem 3:0 beim letzten Qualifikationsspiel gegen Rumänien in Dortmund den Sprung nach Korea.

Die Situation war da: Beim DFB musste ein Kompromiss mit der Bundesliga gefunden werden. Er wurde gefunden, die höchste deutsche Spielklasse machte während des Olympiaturniers Pause. Zwar gab es vor dem Abflug nach Seoul noch einige Absagen von Stammspielern. Und der Terminplan war ungemein eng zugeschnitten. So flog das Löhr-Team erst am 14. September von Frankfurt nach Seoul, nachdem am Tag zuvor noch der letzte Bundesliga-Spieltag vor der Olympiapause durchgeführt worden war. Die Mannschaft erreichte am 16. September ihren Spielort Busan, wo bereits am nächsten Tag das erste Gruppenspiel gegen China, das sich drei Monate lang auf dieses Turnier vorbereitet hatte, stattfand.

Verstärkung durch Klinsmann, Mill und Wuttke

In Franz Beckenbauer, dem Teamchef der A-Nationalmannschaft, hatte Löhr, wie schließlich auch bei den meisten Bundesligisten, einen verständnisvollen Kollegen. Mit Jürgen Klinsmann, Frank Mill und Wolfram Wuttke überließ er Löhr drei Spieler aus dem EM-Aufgebot, dass drei Monate zuvor bei der EURO in Deutschland das Halbfinale gegen die Niederlande (1:2) erreicht hatte. Dazu stellte er in Thomas Häßler, Holger Fach und Karl-Heinz Riedle drei weitere Newcomer aus jenem Team ab, mit dem er sich auf den Weg zur WM 1990 in Italien machte. Ein Trio, das zwei Wochen vor der Abreise nach Korea noch beim gelungenen WM-Qualifikationsstart in Finnland (4:0) debütiert hatte.

So geriet, was ursprünglich als unwägbares Abenteuer erschien, zur erfolgreichsten Olympia-Mission des Deutschen Fußball-Bundes. Im Gegensatz zum Deutschen Fußball-Verband der DDR, für den die olympischen Fußballturniere die absoluten Highlights seiner Geschichte waren, liest sich die Olympia-Historie des DFB, sofern man sich überhaupt qualifiziert hatte, nicht gerade eindrucksvoll. Bei der ersten Teilnahme vor genau 100 Jahren in Stockholm gab es zwar beim 16:0 gegen Russland den bis höchsten Sieg der deutschen Länderspielgeschichte, wobei in dem zehnfachen Torschützen Gottfried Fuchs der bis heute unübertroffene Rekord-Torjäger der Nationalmannschaft in Erscheinung trat. Das Aus in der Vorrunde mit Niederlagen gegen Österreich (1:5) und Ungarn (1:3) konnte dennoch nicht verhindert werden.

Danach war 1928 in Amsterdam ebenso in der Zwischenrunde Schluss wie 1936 bei Olympia in Berlin. 1952 reichte es immerhin zum vierten Platz in Helsinki, ehe bei den folgenden Turnieren 1956 in Melbourne in der Vorrunde, 1972 in München bei der Zwischenrunde und 1984 in Los Angeles im Viertelfinale Endstation war.

Goldtraum platzt erst am Elfmeterpunkt

1988 aber wurde Olympia endlich auch mal im Fußball zu einem die deutschen Fans ungemein positiv bewegenden Ereignis. Nachdem die Mannschaft des früheren Nationalstürmers und WM-Teilnehmers 1970, Hannes Löhr, schon in der Qualifikation begeisternde Spiele hingelegt hatte, setzte sie in Südkorea noch einen drauf. China wurde mit Toren von Kapitän Mill, Klinsmann und Wuttke 3:0 besiegt, gegen Schweden gab es zwar beim 1:2 einen Rückschlag, doch zwei 4:0-Siege gegen Tunesien und mit dem dreifachen Torschützen Klinsmann im Viertelfinale gegen Sambia machten den Weg frei fürs Halbfinale.

In einer dramatischen Begegnung mit Brasilien brachte Fach die DFB-Auswahl in Führung, die Romario ausglich, ehe vier Fehlschüsse vom Elfmeterpunkt den Weg Richtung Goldmedaille verbauten. Zunächst scheiterte Wolfgang Funkel mit einem Foulelfmeter kurz vor Ende der 90 Minuten an Taffarel, der im Elfmeterschießen auch noch gegen Olaf Janssen und Wolfram Wuttke glänzte. Jürgen Klinsmann traf zu allem Unglück vom Elfmeterpunkt nur den Pfosten.

"Bronze", die erste Olympia-Medaille für den DFB überhaupt, "strahlt wie Gold", so die Schlagzeile im kicker nach dem 3:0 gegen Italien im Spiel um Platz drei. Kamps (Borussia Mönchengaldbach), Hörster (Bayer Uerdingen), Funkel (Uerdingen), Schulz (1. FC Kaiserslautern), Kleppinger (Uerdingen), Sievers (Eintracht Frankfurt/86. Bommer, Viktoria Aschaffenburg), Häßler (1. FC Köln), Wuttke (Kaiserslautern/ab 63. Schreier, Bayer Leverkusen), Grahammer (Bayern München), Klinsmann (VfB Stuttgart) und Mill (Borussia Dortmund) hatten sie am 30. September 1988 vor 60.000 Zuschauern in Seoul erkämpft.

Aus der Not- wird die Herzenself

Eine anfangs zunächst ungeliebte Notelf hatte sich über zwei Jahre in die Herzen der Fans gespielt. Und war zu einer Fundgrube und Bewährungsstelle für die A-Nationalmannschaft geworden. Klinsmann, Häßler, Riedle und Mill waren zwei Jahre später beim WM-Triumph 1990 in Italien dabei. Fach sollte auf dem Weg zur WM eine feste Größe als Libero werden. Und für Michael Schulz, der 16 Monate zuvor noch für den VfB Oldenburg in der Amateur-Oberliga gespielt hatte, in Südkorea aber mit seiner Ballsicherheit, Kopfballstärke und sauberem Tackling ein Vorkämpfer der besonderen Art war, wurde Olympia 1988 zum Ausgangspunkt einer glänzenden Profikarriere mit dem Aufstieg zum A-Nationalspieler in der Ära von Berti Vogts.

Jupp Heynckes, der als damaliger Trainer des FC Bayern München aus seiner Sicht verständlicherweise die Olympia-Auswahl anfangs mit Skepsis beobachtet hatte, lobte am Ende: "Diese Mannschaft war eine echte Werbung für den deutschen Fußball." Und Hannes Löhr, der als Kumpeltyp und große Respektperson zugleich mit dem nötigen Händchen nicht gerade einfache Spieler wie Wolfram Wuttke oder Frank Mill zu integrieren verstand, sagt heute im Rückblick: "Das war schon eine ganz besondere Mannschaft."

Eine Mannschaft, deren Spieler, Trainer und Betreuer nächstes Jahr das 25. Jubiläum des Bronze-Gewinns von Seoul feiern können – und von denen so mancher jetzt das aktuelle Olympiaturnier mit besonderen Emotionen verfolgen wird.

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Am kommenden Freitag blickt die Welt nach London, wenn dort mit der offiziellen Eröffnung die 30. Olympischen Sommerspiele gestartet werden. Die Fußballwelt blickt freilich schon einen Tag früher nach Großbritannien, denn am Donnerstag beginnt mit den ersten acht Gruppenspielen das olympische Fußballturnier der Männer, ausgetragen in sechs Stadien in England, Schottland und Wales.

Der deutsche Fußball ist diesmal weder bei den Männern noch bei den Frauen dabei. Seinen Fans bleibt der nostalgische Rückblick. Zum Beispiel auf 1988 in Korea, als das Männerteam des DFB trotz begeisterndem Fußball knapp das Olympiafinale verpasste und Bronze gewann. Für DFB.de schaut Redakteur Wolfgang Tobien zurück.

Erst die EURO, dann Olympia

Erst war die EURO. Dann ist Olympia. So geschah und geschieht es seit mehr als einem halben Jahrhundert, seit der ersten EM-Endrunde, als die Sowjetunion sich mit dem 2:1 im Finale gegen Jugoslawien in Paris als erster Europameister feiern lassen konnte und Jugoslawien wenige Wochen später in Rom mit dem 3:1 im Endspiel gegen Dänemark die Goldmedaille gewann. Und so geschieht es auch jetzt wieder, da nach dem Gewinn des EM-Titels durch Spanien nur wenig später das Fußballturnier im Rahmen der 30. Olympischen Sommerspiele mit dem Finale am 11. August im Londoner Wembley-Stadion als Höhepunkt ausgetragen wird.

16 U 23-Mannschaften, die maximal mit bis zu drei älteren Spielern verstärkt werden können, haben sich bei den Männern qualifiziert. Zwölf Teams gehen, ohne Altersbegrenzung, bei den Frauen an den Start. Weder im einen noch im anderen Wettbewerb ist eine deutsche Auswahl vertreten.

Die Frauen-Nationalmannschaft verpasste die Olympia-Qualifikation wegen des Aus im Viertelfinale bei der WM 2011 im eigenen Land. Den Männern gelang es nicht, bei der U 21-EM 2011 in Dänemark einen der drei Plätze zu erobern, die zur Olympia-Teilnahme berechtigen. So sind neben dem als Gastgeber automatisch qualifizierten britischem Team Spanien, die Schweiz und Weißrussland für Europa bei Olympia am Ball.

Diesmal keine Terminkollision

So schade es ist, dass die deutsche Mannschaft 2011 in der Olympia-Qualifikation gescheitert ist, die Diskussion über eine eventuell gestörte Saisonvorbereitung der durch die Abstellung ihrer Spieler betroffenen Vereine kam dadurch gar nicht erst in Gang. Eine Terminkollision mit dem Verlauf der am 24. August startenden neuen Bundesligasaison hätte es freilich ohnehin nicht gegeben, da das olympische Fußballturnier dieses Mal noch vor Beginn der meisten europäischen Ligen endet.

Ganz anders war dies 1988, als sich die bundesdeutsche Olympiaauswahl nach 32 Jahren mal wieder direkt für "die Spiele" qualifiziert hatte. Vier Jahre zuvor war sie lediglich wegen des Olympia-Boykotts der Ostblock-Staaten durch die Hintertür nach Los Angeles gekommen. 1988 bestand das große Problem, dass die Olympischen Spiele im südkoreanischen Seoul von Mitte September bis Anfang Oktober, also mitten während der Bundesliga-Vorrunde, stattfanden.

Olympische Spiele 1988: Bundesliga pausiert

Als das erste Qualifikationsspiel im April 1987 mit 0:1 in Rumänien verloren ging, dachte so mancher Vereinsverantwortliche, das Thema Olympia würde sich von selbst erledigen. Doch die von Trainer Hannes Löhr mit großer Überzeugungsarbeit gegenüber dem Profifußball aufgebaute und mit viel Herzblut betreute Mannschaft steigerte sich und ihren Stellenwert in der Öffentlichkeit mit immer stärker werdenden Leistungen und kontinuierlichen Erfolgen gegen Griechenland, Dänemark, Polen und schaffte mit einem 3:0 beim letzten Qualifikationsspiel gegen Rumänien in Dortmund den Sprung nach Korea.

Die Situation war da: Beim DFB musste ein Kompromiss mit der Bundesliga gefunden werden. Er wurde gefunden, die höchste deutsche Spielklasse machte während des Olympiaturniers Pause. Zwar gab es vor dem Abflug nach Seoul noch einige Absagen von Stammspielern. Und der Terminplan war ungemein eng zugeschnitten. So flog das Löhr-Team erst am 14. September von Frankfurt nach Seoul, nachdem am Tag zuvor noch der letzte Bundesliga-Spieltag vor der Olympiapause durchgeführt worden war. Die Mannschaft erreichte am 16. September ihren Spielort Busan, wo bereits am nächsten Tag das erste Gruppenspiel gegen China, das sich drei Monate lang auf dieses Turnier vorbereitet hatte, stattfand.

Verstärkung durch Klinsmann, Mill und Wuttke

In Franz Beckenbauer, dem Teamchef der A-Nationalmannschaft, hatte Löhr, wie schließlich auch bei den meisten Bundesligisten, einen verständnisvollen Kollegen. Mit Jürgen Klinsmann, Frank Mill und Wolfram Wuttke überließ er Löhr drei Spieler aus dem EM-Aufgebot, dass drei Monate zuvor bei der EURO in Deutschland das Halbfinale gegen die Niederlande (1:2) erreicht hatte. Dazu stellte er in Thomas Häßler, Holger Fach und Karl-Heinz Riedle drei weitere Newcomer aus jenem Team ab, mit dem er sich auf den Weg zur WM 1990 in Italien machte. Ein Trio, das zwei Wochen vor der Abreise nach Korea noch beim gelungenen WM-Qualifikationsstart in Finnland (4:0) debütiert hatte.

So geriet, was ursprünglich als unwägbares Abenteuer erschien, zur erfolgreichsten Olympia-Mission des Deutschen Fußball-Bundes. Im Gegensatz zum Deutschen Fußball-Verband der DDR, für den die olympischen Fußballturniere die absoluten Highlights seiner Geschichte waren, liest sich die Olympia-Historie des DFB, sofern man sich überhaupt qualifiziert hatte, nicht gerade eindrucksvoll. Bei der ersten Teilnahme vor genau 100 Jahren in Stockholm gab es zwar beim 16:0 gegen Russland den bis höchsten Sieg der deutschen Länderspielgeschichte, wobei in dem zehnfachen Torschützen Gottfried Fuchs der bis heute unübertroffene Rekord-Torjäger der Nationalmannschaft in Erscheinung trat. Das Aus in der Vorrunde mit Niederlagen gegen Österreich (1:5) und Ungarn (1:3) konnte dennoch nicht verhindert werden.

Danach war 1928 in Amsterdam ebenso in der Zwischenrunde Schluss wie 1936 bei Olympia in Berlin. 1952 reichte es immerhin zum vierten Platz in Helsinki, ehe bei den folgenden Turnieren 1956 in Melbourne in der Vorrunde, 1972 in München bei der Zwischenrunde und 1984 in Los Angeles im Viertelfinale Endstation war.

Goldtraum platzt erst am Elfmeterpunkt

1988 aber wurde Olympia endlich auch mal im Fußball zu einem die deutschen Fans ungemein positiv bewegenden Ereignis. Nachdem die Mannschaft des früheren Nationalstürmers und WM-Teilnehmers 1970, Hannes Löhr, schon in der Qualifikation begeisternde Spiele hingelegt hatte, setzte sie in Südkorea noch einen drauf. China wurde mit Toren von Kapitän Mill, Klinsmann und Wuttke 3:0 besiegt, gegen Schweden gab es zwar beim 1:2 einen Rückschlag, doch zwei 4:0-Siege gegen Tunesien und mit dem dreifachen Torschützen Klinsmann im Viertelfinale gegen Sambia machten den Weg frei fürs Halbfinale.

In einer dramatischen Begegnung mit Brasilien brachte Fach die DFB-Auswahl in Führung, die Romario ausglich, ehe vier Fehlschüsse vom Elfmeterpunkt den Weg Richtung Goldmedaille verbauten. Zunächst scheiterte Wolfgang Funkel mit einem Foulelfmeter kurz vor Ende der 90 Minuten an Taffarel, der im Elfmeterschießen auch noch gegen Olaf Janssen und Wolfram Wuttke glänzte. Jürgen Klinsmann traf zu allem Unglück vom Elfmeterpunkt nur den Pfosten.

"Bronze", die erste Olympia-Medaille für den DFB überhaupt, "strahlt wie Gold", so die Schlagzeile im kicker nach dem 3:0 gegen Italien im Spiel um Platz drei. Kamps (Borussia Mönchengaldbach), Hörster (Bayer Uerdingen), Funkel (Uerdingen), Schulz (1. FC Kaiserslautern), Kleppinger (Uerdingen), Sievers (Eintracht Frankfurt/86. Bommer, Viktoria Aschaffenburg), Häßler (1. FC Köln), Wuttke (Kaiserslautern/ab 63. Schreier, Bayer Leverkusen), Grahammer (Bayern München), Klinsmann (VfB Stuttgart) und Mill (Borussia Dortmund) hatten sie am 30. September 1988 vor 60.000 Zuschauern in Seoul erkämpft.

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Aus der Not- wird die Herzenself

Eine anfangs zunächst ungeliebte Notelf hatte sich über zwei Jahre in die Herzen der Fans gespielt. Und war zu einer Fundgrube und Bewährungsstelle für die A-Nationalmannschaft geworden. Klinsmann, Häßler, Riedle und Mill waren zwei Jahre später beim WM-Triumph 1990 in Italien dabei. Fach sollte auf dem Weg zur WM eine feste Größe als Libero werden. Und für Michael Schulz, der 16 Monate zuvor noch für den VfB Oldenburg in der Amateur-Oberliga gespielt hatte, in Südkorea aber mit seiner Ballsicherheit, Kopfballstärke und sauberem Tackling ein Vorkämpfer der besonderen Art war, wurde Olympia 1988 zum Ausgangspunkt einer glänzenden Profikarriere mit dem Aufstieg zum A-Nationalspieler in der Ära von Berti Vogts.

Jupp Heynckes, der als damaliger Trainer des FC Bayern München aus seiner Sicht verständlicherweise die Olympia-Auswahl anfangs mit Skepsis beobachtet hatte, lobte am Ende: "Diese Mannschaft war eine echte Werbung für den deutschen Fußball." Und Hannes Löhr, der als Kumpeltyp und große Respektperson zugleich mit dem nötigen Händchen nicht gerade einfache Spieler wie Wolfram Wuttke oder Frank Mill zu integrieren verstand, sagt heute im Rückblick: "Das war schon eine ganz besondere Mannschaft."

Eine Mannschaft, deren Spieler, Trainer und Betreuer nächstes Jahr das 25. Jubiläum des Bronze-Gewinns von Seoul feiern können – und von denen so mancher jetzt das aktuelle Olympiaturnier mit besonderen Emotionen verfolgen wird.