Oliver Baumann: "Das Einfache ist das Schwere"

Besser als Borussia Mönchengladbach. Besser als Bayer Leverkusen, Werder Bremen und Hannover 96. Genauso gut wie Schalke 04. Der SC Freiburg hat in der Rückrunde die Bundesliga aufgemischt. 27 Punkte aus 16 Spielen spuckt die Statistik vor dem Saisonabschluss aus, der die Breisgauer am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) zum Deutschen Meister Borussia Dortmund führt.

Eine der Säulen im Freiburger Team ist Oliver Baumann. Der U 21-Nationaltorwart hat die Form seiner starken Premierensaison 2010/2011 bestätigt, alle Partien absolviert und sich kaum Fehler geleistet. Trotzdem gehört das Rampenlicht oft anderen.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Oliver Baumann (21) über öffentliche Wahrnehmung, die Besonderheiten der Freiburger Fußballschule, die deutsche Torhüterausbildung und seinen Traum von der U 21-Europameisterschaft.

DFB.de: Herr Baumann, wie fühlt man sich als Torwart der fünftbesten Rückrundenmannschaft der Bundesliga?

Oliver Baumann: Sehr gut. Es ist deutlich spaßiger und angenehmer als in der Hinrunde. Wobei die Atmosphäre immer recht gut war, und die Fans ziemlich ruhig geblieben sind. Aber vom Kopf her war es nicht einfach, sich nach jeder Niederlage aufzurappeln. Ab und zu habe ich dafür zwei Tage gebraucht.

DFB.de: Was ist mit dem SC Freiburg in der Winterpause passiert?

Baumann: Wir haben wieder bei Null angefangen. Wir haben ganz einfache Dinge gemacht. Das hört sich leicht an, ist aber sehr harte Arbeit. Das Ergebnis ist natürlich optimal. Dass es so gut klappt, dass wir drei Spieltage vor Schluss bereits gerettet sind, hätte ich selbst nicht gedacht.

DFB.de: Was war der Schlüssel zum Erfolg?



[bild1]

Besser als Borussia Mönchengladbach. Besser als Bayer Leverkusen, Werder Bremen und Hannover 96. Genauso gut wie Schalke 04. Der SC Freiburg hat in der Rückrunde die Bundesliga aufgemischt. 27 Punkte aus 16 Spielen spuckt die Statistik vor dem Saisonabschluss aus, der die Breisgauer am Samstag (ab 15.30 Uhr, live bei Sky) zum Deutschen Meister Borussia Dortmund führt.

Eine der Säulen im Freiburger Team ist Oliver Baumann. Der U 21-Nationaltorwart hat die Form seiner starken Premierensaison 2010/2011 bestätigt, alle Partien absolviert und sich kaum Fehler geleistet. Trotzdem gehört das Rampenlicht oft anderen.

Im DFB.de-Interview mit Redakteur Jochen Breideband spricht Oliver Baumann (21) über öffentliche Wahrnehmung, die Besonderheiten der Freiburger Fußballschule, die deutsche Torhüterausbildung und seinen Traum von der U 21-Europameisterschaft.

DFB.de: Herr Baumann, wie fühlt man sich als Torwart der fünftbesten Rückrundenmannschaft der Bundesliga?

Oliver Baumann: Sehr gut. Es ist deutlich spaßiger und angenehmer als in der Hinrunde. Wobei die Atmosphäre immer recht gut war, und die Fans ziemlich ruhig geblieben sind. Aber vom Kopf her war es nicht einfach, sich nach jeder Niederlage aufzurappeln. Ab und zu habe ich dafür zwei Tage gebraucht.

DFB.de: Was ist mit dem SC Freiburg in der Winterpause passiert?

Baumann: Wir haben wieder bei Null angefangen. Wir haben ganz einfache Dinge gemacht. Das hört sich leicht an, ist aber sehr harte Arbeit. Das Ergebnis ist natürlich optimal. Dass es so gut klappt, dass wir drei Spieltage vor Schluss bereits gerettet sind, hätte ich selbst nicht gedacht.

DFB.de: Was war der Schlüssel zum Erfolg?

Baumann: Wir haben uns vorgenommen, alles zu tun – unabhängig davon, ob es am Ende reicht oder nicht. Im Training haben wir an vielen Kleinigkeiten gearbeitet, nachdem wir in der Hinrunde unglaublich viele Fehler gemacht haben. Wenn ich mich an das 0:7 in München erinnere, das war Wahnsinn. In der Rückrunde waren wir sehr stabil. Und ganz wichtig: Wir waren ehrlich zueinander. So sind wir auch auf dem Platz aufgetreten. Das hat unter anderem mit Einsatz, Wille und Laufbereitschaft zu tun. Irgendwann hat vieles ganz einfach ausgesehen, und genau das ist das Schwere.

DFB.de: Welche Rolle spielt Trainer Christian Streich?

Baumann: Eine sehr große. Ich hatte das Glück, bereits in der A-Jugend unter ihm zu spielen. Er ist nicht nur im Spiel, sondern auch im Training sehr emotional, gleichzeitig unheimlich ehrlich. Er korrigiert und erklärt regelmäßig, und die Spieler nehmen es an. Er hat viel an den Standards gearbeitet, damit wir in diesen Situationen nicht mehr so viele Tore kassieren.

DFB.de: Sie spielen in einer Mannschaft, in der Sie mit 21 Jahren bereits zu den erfahreneren Vertretern gehören.

Baumann: Ja, man muss noch ein bisschen mehr Verantwortung übernehmen, aber das müssen die jüngeren Spieler letztlich auch. Insgesamt passt es sehr gut. Teilweise fühle ich mich wie in der A-Jugend, wir haben ein tolles Verhältnis. Wer hätte damals gedacht, dass wir uns mit so vielen Jungs im Profibereich wiedersehen?

DFB.de: Sie haben selbst die Jugend beim SCF durchlaufen. Was macht die Freiburger Fußballschule aus?

Baumann: Der Verein hat kein riesiges Einzugsgebiet. Es ist ein relativ kleiner Kreis, aus dem die Spieler stammen. Da muss man hart arbeiten, um etwas aufzubauen. Der Verein geht ehrlich mit den Spielern um, verspricht nichts. Und Freiburg legt viel Wert auf die Schule. Da kann es durchaus passieren, dass man nicht ins Training kann, weil die Noten nicht gut sind. Da jeder trainieren möchte, strengt man sich in der Schule automatisch an. All das erfordert ein hohes Maß an Disziplin. Das prägt, man reift früher, übernimmt für sich selbst Verantwortung. Ich habe hier viel gelernt, sportlich und menschlich.

DFB.de: Freiburgs U 19 steht wieder im Finale des DFB-Junioren-Vereinspokals. Sie haben mit den A-Junioren selbst den Pokal gewonnen und sind Deutscher Meister geworden. Inwieweit verfolgen Sie das Geschehen bei Ihren Nachfolgern noch?

Baumann: Man bekommt das sehr gut mit. In Freiburg ist alles eng verbunden, fast der ganze Verein fliegt nächste Woche mit zum Finale nach Berlin. Diese enge Verzahnung zeichnet die Fußballschule aus.

DFB.de: Vor einigen Monaten warf der "Kicker" die Frage auf, ob Sie im Rummel um Marc-André ter Stegen, Bernd Leno und andere junge Torhüter in Vergessenheit zu geraten drohen. Sind Sie in Vergessenheit geraten?

Baumann: Zum einen sind die Medien in Freiburg nicht so präsent wie in anderen Städten. Zum anderen ist es normal, dass über Newcomer mehr geschrieben wird. Das war bei mir in der vergangenen Saison genauso. Ich denke, ich habe trotz der Hinrunde mit ihren Schwierigkeiten eine sehr stabile Saison gespielt. Ich kann mir kaum Fehler vorwerfen. Alles andere ist nicht so entscheidend.

[bild2]

DFB.de: Kommen Sie in der Öffentlichkeit zu schlecht weg?

Baumann: Wenn das so ist, muss der eine oder andere das nächste Mal eben genauer hinschauen.

DFB.de: Ist es angesichts der hohen Leistungsdichte undankbar, Torwart in Deutschland zu sein?

Baumann: Es zeigt die gute Jugendarbeit, die in Deutschland geleistet wird. Ich finde, dass sich die deutschen Torhüter von der Technik und Spielweise sehr ähnlich sind. Da sieht man klare Unterschiede zu England oder Spanien. Insofern bin ich froh, dass ich die deutsche Torwartschule durchlaufen habe. Man hat heute als Torhüter sehr viele Ballkontakte mit dem Fuß, man muss 90 Minuten lang mit verschieben, Bälle ablaufen, mitspielen. Ich laufe pro Spiel locker meine sechs Kilometer.

DFB.de: Sie zählen zum Kader der U 21. Haben Sie geschluckt, als Sie zuletzt Ihren Stammplatz für den Mönchengladbacher ter Stegen räumen mussten?

Baumann: Absolut. Ich würde wahnsinnig gerne jedes Spiel für die U 21 machen. Es macht Riesenspaß, in dieser Mannschaft zu spielen. Das sind tolle Typen, das Niveau ist sehr hoch. Dass ich in der EM-Qualifikation gegen Griechenland draußen saß, war ärgerlich, aber ich muss es hinnehmen und Profi sein. Ich nehme so einen Rückschlag nicht mit in die Bundesliga. Natürlich möchte ich gerne ins Tor der U 21 zurückkehren. Der Konkurrenzkampf ist groß, es ist keine leichte Entscheidung für den Trainer.

DFB.de: Welche Ziele verfolgen Sie mit der U 21?

Baumann: Ich würde sehr gerne die EM spielen. So ein Turnier ist sehr interessant, das bringt jeden Spieler einige Schritte weiter, sportlich und persönlich. Die U 21 ist für mich etwas Besonderes, zumal in Freiburg derzeit nicht die Möglichkeit besteht, international zu spielen. Die Nationalhymne zu hören, das sorgt bei mir für Gänsehaut. Die Mannschaft ist sportlich unglaublich breit aufgestellt. Ich kann mir daher bei der EM gut den Titel vorstellen.