"Oldie" Alf Mintzel: Mit 250 soll noch lange nicht Schluss sein

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Alf Mintzel vom SV Wehen Wiesbaden, der vor einem besonderen Jubiläum steht.

Die Situation war schwierig, fast schon ein wenig aussichtslos. Am letzten Spieltag der vergangenen Saison stand der SV Wehen Wiesbaden auf dem vorletzten Tabellenplatz der 3. Liga. Der Verein musste nicht nur das Spiel gegen den VfB Stuttgart II gewinnen, sondern gleichzeitig auf Ausrutscher der Konkurrenz hoffen.

Der Optimismus von Alf Mintzel blieb aber ungetrübt. "Ich habe damals gesagt, dass ich noch nie abgestiegen bin und dass das so bleiben wird", erzählt er im Gespräch mit DFB.de. Rückblickend weiß er selbst kaum, woher er seine Zuversicht nahm: "Prozentual war die Chance denkbar gering."

Retter vor dem Abstieg

Die letzten Minuten der Saison 2015/2016 hätten kaum hektischer verlaufen können. Sieben Minuten vor Spielende gingen die Wiesbadener 2:1 in Führung. Würde das reichen? Mintzel wusste nicht, wie es auf den anderen Plätzen steht. "Als ein Mitspieler in der 90. Minute eingewechselt wurde, sagte er mir, die Führung würde reichen", erzählt Mintzel. "Fünf Sekunden später drehte er sich um, bekam von unserem Trainer etwas hinterhergerufen und sagte: 'Nein, es reicht doch nicht. Wir brauchen noch ein Tor'. Da dachte ich nur: Na super. Ihr solltet schon wissen, ob wir ein Tor brauchen oder nicht."

Also warfen die Wiesbadener alles nach vorne. Auch Alf Mintzel mutierte plötzlich zum Stürmer. Dazu muss man wissen: Der Linksverteidiger ist nicht gerade als Torjäger bekannt. Innerhalb von zwei Jahren gelang ihm in der Liga nur ein Tor. Doch gelangte der Ball in der 94. Minute ausrechnet zu ihm. Schlimmer noch: Er musste mit seinem schwä0cheren rechten Fuß schießen. "Ich habe mir gedacht, bitte lass mich den Ball irgendwie ordentlich treffen. Wenn der Torwart den Ball hält, okay. Aber er darf nicht irgendwo in die Wolken gehen." Der Ball ging nicht in die Wolken, sondern direkt ins Tornetz. Die Rettung war geschafft. Danach erlebte er alles in Trance.

Erst später wurde ihm richtig bewusst, was sein Tor bewirkt hat. "Mitarbeiter des Vereins kamen zu mir und haben sich dafür bedankt, dass sie wegen des Klassenerhalts ihren Arbeitsplatz behalten haben." Auch für die Karriere von Mintzel hatte das Tor eine große Bedeutung. Gut möglich, dass er im Falle eines Abstiegs nie wieder in einer Profiliga aufgetaucht wäre. Immerhin ist er bereits 34 Jahre alt.



Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Alf Mintzel vom SV Wehen Wiesbaden, der vor einem besonderen Jubiläum steht.

Die Situation war schwierig, fast schon ein wenig aussichtslos. Am letzten Spieltag der vergangenen Saison stand der SV Wehen Wiesbaden auf dem vorletzten Tabellenplatz der 3. Liga. Der Verein musste nicht nur das Spiel gegen den VfB Stuttgart II gewinnen, sondern gleichzeitig auf Ausrutscher der Konkurrenz hoffen.

Der Optimismus von Alf Mintzel blieb aber ungetrübt. "Ich habe damals gesagt, dass ich noch nie abgestiegen bin und dass das so bleiben wird", erzählt er im Gespräch mit DFB.de. Rückblickend weiß er selbst kaum, woher er seine Zuversicht nahm: "Prozentual war die Chance denkbar gering."

Retter vor dem Abstieg

Die letzten Minuten der Saison 2015/2016 hätten kaum hektischer verlaufen können. Sieben Minuten vor Spielende gingen die Wiesbadener 2:1 in Führung. Würde das reichen? Mintzel wusste nicht, wie es auf den anderen Plätzen steht. "Als ein Mitspieler in der 90. Minute eingewechselt wurde, sagte er mir, die Führung würde reichen", erzählt Mintzel. "Fünf Sekunden später drehte er sich um, bekam von unserem Trainer etwas hinterhergerufen und sagte: 'Nein, es reicht doch nicht. Wir brauchen noch ein Tor'. Da dachte ich nur: Na super. Ihr solltet schon wissen, ob wir ein Tor brauchen oder nicht."

Also warfen die Wiesbadener alles nach vorne. Auch Alf Mintzel mutierte plötzlich zum Stürmer. Dazu muss man wissen: Der Linksverteidiger ist nicht gerade als Torjäger bekannt. Innerhalb von zwei Jahren gelang ihm in der Liga nur ein Tor. Doch gelangte der Ball in der 94. Minute ausrechnet zu ihm. Schlimmer noch: Er musste mit seinem schwä0cheren rechten Fuß schießen. "Ich habe mir gedacht, bitte lass mich den Ball irgendwie ordentlich treffen. Wenn der Torwart den Ball hält, okay. Aber er darf nicht irgendwo in die Wolken gehen." Der Ball ging nicht in die Wolken, sondern direkt ins Tornetz. Die Rettung war geschafft. Danach erlebte er alles in Trance.

Erst später wurde ihm richtig bewusst, was sein Tor bewirkt hat. "Mitarbeiter des Vereins kamen zu mir und haben sich dafür bedankt, dass sie wegen des Klassenerhalts ihren Arbeitsplatz behalten haben." Auch für die Karriere von Mintzel hatte das Tor eine große Bedeutung. Gut möglich, dass er im Falle eines Abstiegs nie wieder in einer Profiliga aufgetaucht wäre. Immerhin ist er bereits 34 Jahre alt.

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Von der Landesliga in die 2. Bundesliga

Nun könnter er am Samstag (ab 14 Uhr, im Livestream auf BR.de) beim SSV Jahn Regensburg sein 250. Spiel in der 3. Liga bestreiten - mehr hat nur Fabian Stenzel vom Chemnitzer FC. "Es macht mich ein Stück weit stolz, noch auf diese Zahl zu kommen", so Mintzel. "Immerhin war ich nicht mehr der Jüngste, als die Liga eingeführt wurde." Genau genommen war er damals 26 Jahre alt - und hatte im Fußball schon einiges erlebt.

Mit 21 Jahren spielte Mintzel noch beim Würzburger FV in der Landesliga. Der Zweitligist SpVgg Greuther Fürth wurde auf ihn aufmerksam, verpflichtete ihn zunächst für die zweite Mannschaft, setzte ihn dann aber auch bei den Profis in der 2. Bundesliga ein. Die fünf Profieinsätze stellten ihn allerdings nicht zufrieden. Also unterschrieb er beim Regionalligisten 1. SC Feucht. Finanziell war das zwar ein Rückschritt, "aber ich spiele nicht Fußball, um irgendwo auf der Bank zu hocken, nur um vielleicht 500 Euro mehr in der Tasche zu haben. Das Wichtigste ist für mich, dass ich kicken kann."

Mit Offenbach zweimal im DFB-Pokalviertelfinale

Diese Einstellung blieb nicht unbelohnt. Bereits nach einem halben Jahr wechselte er zu Kickers Offenbach, mit denen er in die 2. Bundesliga aufstieg. 30 Spiele absolvierte er im Unterhaus, zweimal erreichte der Verein sogar das Viertelfinale des DFB-Pokals. "Es war einfach eine Wahnsinnszeit", sagt Mintzel rückblickend. "Ich denke zum Beispiel gerne noch daran zurück, wie wir den Bundesligisten 1. FC Köln zu Hause vor 18.000 Zuschauern mit 3:1 besiegt haben. Das hat einfach richtig Spaß gemacht."

Später wechselte er zum SV Sandhausen, mit dem er sich für die 3. Liga qualifizierte. Seitdem spielt er ununterbrochen in dieser Spielklasse, stellt dabei allgemein einen stetigen Aufwärtstrend fest: "Die Zuschauerzahlen steigen, es gibt viele attraktive Gegner, auch viele Traditionsvereine aus dem Osten. Auch wenn der Kampf weiterhin im Vordergrund steht, sind viele Mannschaften mittlerweile sehr spielstark."

Vertragsverlängerung? "Ich fühle mich fit"

Seit 2010 spielt Mintzel beim SV Wehen Wiesbaden. Auch nach der Karriere soll die Rhein-Main-Region sein Lebensmittelpunkt bleiben. Im nahegelegenen Bad Schwalbach hat er sich ein Haus gekauft. Seine beiden Söhne (beide sind wie der Papa Linksfuß) sollen dort groß werden. Möglicherweise werden sie ihrem Vater noch häufig beim Fußballspielen zusehen können. Der Vertrag von Mintzel endet zwar zum Saisonende, wenn er bereits 35 Jahre alt ist, trotzdem schließt er eine weitere Vertragsverlängerung nicht aus. "Gefühlt höre ich schon seit fünf Jahren, dass ich zu alt bin", so Mintzel. "Aber bislang hat es gut geklappt. Ich fühle mich fit. Von daher spricht nichts dagegen, noch ein Jahr dranzuhängen."

Gut möglich, dass auch der SV Wehen Wiesbaden so denkt. Schließlich lässt sich nicht ausschließen, dass noch einmal ein Retter gebraucht wird.

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