"Obasi gehört zu den Top 5 der Liga"

Ein paar Höhenmeter haben sie verloren, die Himmelsstürmer von Dietmar Hopp. Die schmerzhafte Heimniederlage gegen Leverkusen kostete die Tabellenführung. Und dennoch: 1899 Hoffenheim bleibt auch nach dem 1:4 vom Freitag die Sensationsstory der Saison. "Noch vor drei Jahren haben wir in der Regionalliga gespielt. Der Einzug in den UEFA-Cup wäre ein fantastischer Erfolg", sagt Dietmar Hopp, der Mäzen des Herbstmeisters, im aktuellen "DFB.de Gespräch der Woche" mit Internetredakteur Thomas Hackbarth.

Der 68-jährige studierte Nachrichtentechniker, der 1972 mit großem Gespür für die zukünftige Entwicklung das Softwareunternehmen "Systemanalyse und Programmentwicklung" (SAP) gründete und bis 1998 SAP-Vorstandsvorsitzender war, spricht im Interview auch über den Frauenfußball in Deutschland.

Immerhin ist die Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim nicht nur die neue Heimstätte von 1899 Hoffenheim, sondern auch Standort der FIFA Frauen-WM 2011. Hopp glaubt an die wachsende Popularität: "Vergleichen wir doch mal den Frauenfußball vor fünf Jahren mit der Situation heute. Mehr Steigerung geht doch fast gar nicht. Gerade Männer, die typischen Fans aus den Topligen, interessieren sich immer mehr für den Frauenfußball."

Frage: Herr Hopp, vor einem Jahr hatten Sie sich gewünscht, dass Hoffenheim bis zu ihrem 70. Geburtstag einen Spieler zur Nationalmannschaft schicken kann. Nun feiern Sie im April ihren 69. Geburtstag, aber gegen Norwegen kam mit Andreas Beck nach Marvin Compper schon der zweite Hoffenheimer bei Joachim Löw zum Einsatz - und auch Tobias Weis wurde bereits ins Team berufen. Sind Sie zufrieden mit der Hoffenheimer Beteiligung an der Nationalmannschaft?

Dietmar Hopp: Mehr als zufrieden. Wenn wir Matthias Jaissle noch mitzählen, der in die U 21 berufen wurde, dazu noch Timo Hildebrand, der im erweiterten Kreis beim A-Team stehen dürfte. Natürlich ist die Berufung zur Nationalmannschaft noch schöner, wenn wir den Spieler selbst ausgebildet haben.

Frage: Sie haben das 0:1 der DFB-Auswahl gegen Norwegen in Düsseldorf nur am Fernseher verfolgt. Waren Sie wenigstens mit der Leistung von Andreas Beck zufrieden?

Hopp: Dreißig Minuten hat er couragiert gespielt, aber zum Ende des Spiels hin ist auch er der allgemeinen Ratlosigkeit verfallen.

Frage: Wie bewerten Sie die Chancen der Nationalmannschaft für die WM in Südafrika?

Hopp: Wir sollten die Ergebnisse jetzt nicht überbewerten. Joachim Löw und Hansi Flick probieren vieles aus. Die Qualifikationsspiele werden zeigen, wo wir wirklich stehen.

Frage: Die Rhein-Neckar-Arena ist ein WM-Stadion. Wenn die FIFA dem Vorschlag des deutschen Organisationskomitees folgt, wird 2011 hier das „kleine Finale“ der Frauen-Weltmeisterschaft gespielt. Wie entstand die Idee, sich mit der Arena hier in Sinsheim für eine WM zu bewerben?

Hopp: Wir haben vor drei Jahren in Hoffenheim mit der Förderung des Frauenfußballs begonnen und schließen gerade die Bauarbeiten an einem Jugendförderzentrum ab. In diesen drei Jahren haben wir sportlich einiges aufgebaut. Die erste Frauen-Mannschaft ist Tabellenführer in der Oberliga, die zweite in der Verbandsliga. Unsere B-Juniorinnen sind absolute Spitze in Baden-Württemberg. Wir haben mittlerweile acht Mädchenmannschaften und, die Kooperation mit Walldorf mitgezählt, drei Frauenmannschaften. In der Breite sind wir sehr gut aufgestellt. Drei unserer Spielerinnen stehen bereits im erweiterten Kader der Nationalmannschaft. Die Entwicklung des Frauenfußballs hier in unserer Region sprach daher für eine Bewerbung als WM-Spielort. Zudem meinen wir, dass dieses Stadion prädestiniert ist für eine Frauen-WM. Technisch ist es perfekt ausgestattet. Das Fassungsvermögen mit 30.000 Zuschauern passt ebenfalls perfekt zu einer Frauen-WM, gerade während der Gruppenphase. Von der WM versprechen wir uns eine größere internationale Bekanntheit unseres Stadions.

Frage: Wie bewertet der Unternehmer und SAP-Gründer Dietmar Hopp das Produkt Frauenfußball?

Hopp: Vergleichen wir doch mal den Frauenfußball vor fünf Jahren mit der Situation heute: Mehr Steigerung geht doch fast gar nicht. Gerade Männer, die typischen Fans aus den Topligen, interessieren sich immer mehr für den Frauenfußball. Vor etwa fünf Jahren habe ich dem Frauenfußball wenig Chancen gegeben und bin, ehrlich gesagt, auch nie zu einem Spiel gegangen. Das hat sich geändert. Ich werde auch versuchen, beim Länderspiel gegen Brasilien am 22. April in Frankfurt dabei zu sein.

Frage: Sie sehen also einen Markt für den Frauenfußball in Deutschland?

Hopp: Ja, den sehe ich. Die Förderung des DFB in den vergangenen Jahren war systematisch, viel mehr kann man nicht machen. Die Frauen werden jetzt ihr Übriges dazu tun, etwa auch durch gute Leistungen bei der Europameisterschaft in diesem Jahr.

Frage: Spüren Sie den Rückhalt der Region für die WM 2011?

Hopp: Man ist hier doch sehr stolz darüber, dass Sinsheim als WM-Spielort ausgewählt wurde. Egal wer hier spielt, wir werden 2011 einen Zuschaueransturm erleben.

Frage: Aber Deutschland wäre schon schön?

Hopp: Ja klar, das wäre natürlich ein Traum.

Frage: Sprechen wir über die Bundesliga: Lautet Ihre Zielsetzung für die Rückrunde unverändert UEFA-Pokal-Platz?

Hopp: Mit Platz fünf und dem Einzug in den UEFA-Cup wäre ich mehr als zufrieden. Das wäre doch für einen Bundesliga-Neuling, der vor zwei Jahren noch in der Regionalliga gespielt hat, ein fantastischer Erfolg.

Frage: Sehen Sie Grenzen für die Entwicklung von 1899 Hoffenheim?

Hopp: Den FC Bayern München werden wir sicher nie herausfordern können. Das fängt an mit der Größe des Stadions: Das Münchener Stadion fasst 68.000, unseres 30.000 Zuschauer. Bayern hat 150.000 Vereinsmitglieder, wir werden demnächst die 3000-Mitglieder-Marke erreichen. Nehmen wir den Trikotsponsor: Bayern bekommt 20 Millionen - wir viel, viel weniger. Bayern hat jährlich mindest doppelt so hohe Einnahmen aus den Fernsehgeldern wie Hoffenheim. Diese Dimensionen werden wir nie erreichen. Langfristig ist das einfach eine andere Nummer.

Frage: Laut einer Studie hat 1899 Hoffenheim mittlerweile aber auch 2,2 Millionen Fans, womit die Basis in kurzer Zeit verzehnfacht wurde. Ihr Spiel in München war ein Höhepunkt der Saison. Trotz der Niederlage hat Hoffenheim gerade mit diesem Spiel viele Fans gewonnen.

Hopp: Das war wirklich eine tolle Partie. Mittlerweile werde ich selbst beim Golfspielen in den USA auf 1899 Hoffenheim angesprochen. Dort laufen im Fernsehen Bilder von unseren Spielen. Wir haben eine tolle Mannschaft, die zum Start der Rückrunde durch den Ausfall von Ibisevic, Obasi, Carlos Eduardo und Timo Hildebrand gehandicapt war.

Frage: Ist Chinedu Obasi der beste Spieler der Bundesliga?

Hopp: Ribery hat eine Ausnahmestellung, aber ich meine, Obasi gehört zu den fünf besten Spielern der Liga.

Frage: Sie haben die Entwicklung ermöglicht durch ein riesiges finanzielles Investment - ist das der Hauptgrund für Hoffenheims unglaublichen Höhenflug?

Hopp: Bis heute habe ich 175 Millionen Euro in die Entwicklung gesteckt. Was ich bedauere - mein Offenlegen der Zahlen wurde prompt missverstanden. Dabei sind 80 Prozent dieser 175 Millionen in infrastrukturelle Maßnahmen geflossen, in unzählige Sportplätze in der Region, in sechs Jugendförderzentren, in zwei Trainingszentren, von denen eins noch im Bau ist, in ein Jugendinternat und in die Rhein-Neckar-Arena, die meine private Immobilie ist. 1899 Hoffenheim zahlt Miete. Für die Spieler, die wir weitgehend schon in der 2. Bundesliga verpflichtet hatten, haben wir 25 Millionen Euro Ablöse gezahlt. Der Verlustausgleich für mich hält sich in Grenzen. Den momentanen sportlichen Erfolg verantwortet sicher in erster Linie die Trainer- und Betreuercrew mit Ralf Rangnick an der Spitze. Ausdrücklich will ich auch unsere Scouting-Abteilung nennen. Man musste diese Spieler ja erstmal finden. Wir sind offen für neue Methoden. Eine meiner Beteiligungsfirmen, die ICW, hat eine Software entwickelt, mit der man ohne große Mühen und ohne Parallelbildschirme die Leistung der Spieler auswerten kann. Das wird die deutsche Nationalmannschaft, die seit kurzem unser Projektpartner ist, weiter nach vorne bringen.

Frage: Nutzt 1899 Hoffenheim auch die Technik der Datenbank?

Hopp: Nein, denn das ist ja eine DFB-Entwicklung.

Frage: Sprechen wir noch über drei Menschen, die Sie mit dem DFB verbinden. Besteht noch guter Kontakt zu Assistenztrainer Hansi Flick, der die Mannschaft bis 2005 trainierte und damals bis in die Regionalliga führte?

Hopp: Wir haben ihm sehr viel zu verdanken. Er hat dem Dorfverein eine Struktur gegeben, die es ermöglicht hat, auch höhere Ziele anzuvisieren. Die Verbindung ist freundschaftlich.

Frage: Waren Sie überrascht, als sich Ihr Sportdirektor Bernhard Peters während der Europameisterschaft und als Mitglied des DFB-Sportkompetenzgremiums kritisch über die Nationalmannschaft geäußert hat?

Hopp: Ich weiß ja, wie er es gemeint hatte. Dass seine Äußerungen als Kritik verstanden wurden, war gar nicht in seinem Sinne. Schade, dass es so kam.

Frage: Mit DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger verbindet Sie die Überzeugung, dass Sport auch gesellschaftlich und bei sozialen Dingen viel verändern kann.

Hopp: Mit ihm habe ich eine sehr freundschaftliche Beziehung. Theo Zwanziger gefällt sicher auch die Entwicklung des Frauenfußballs in Hoffenheim. Dass Leute der Tatsache, dass sein Sohn Ralf Zwanziger bei uns den Frauenfußball betreut, immer wieder einen negativen Dreh geben wollen, ärgert mich. Da braucht es schon eine seltsame Fantasie, aus dieser Situation etwas anderes abzuleiten. Diese Fantasie jedenfalls fehlt Dr. Zwanziger und mir.

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Ein paar Höhenmeter haben sie verloren, die Himmelsstürmer von Dietmar Hopp. Die schmerzhafte Heimniederlage gegen Leverkusen kostete die Tabellenführung. Und dennoch: 1899 Hoffenheim bleibt auch nach dem 1:4 vom Freitag die Sensationsstory der Saison. "Noch vor drei Jahren haben wir in der Regionalliga gespielt. Der Einzug in den UEFA-Cup wäre ein fantastischer Erfolg", sagt Dietmar Hopp, der Mäzen des Herbstmeisters, im aktuellen "DFB.de Gespräch der Woche" mit Internetredakteur Thomas Hackbarth.

Der 68-jährige studierte Nachrichtentechniker, der 1972 mit großem Gespür für die zukünftige Entwicklung das Softwareunternehmen "Systemanalyse und Programmentwicklung" (SAP) gründete und bis 1998 SAP-Vorstandsvorsitzender war, spricht im Interview auch über den Frauenfußball in Deutschland.

Immerhin ist die Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim nicht nur die neue Heimstätte von 1899 Hoffenheim, sondern auch Standort der FIFA Frauen-WM 2011. Hopp glaubt an die wachsende Popularität: "Vergleichen wir doch mal den Frauenfußball vor fünf Jahren mit der Situation heute. Mehr Steigerung geht doch fast gar nicht. Gerade Männer, die typischen Fans aus den Topligen, interessieren sich immer mehr für den Frauenfußball."

Frage: Herr Hopp, vor einem Jahr hatten Sie sich gewünscht, dass Hoffenheim bis zu ihrem 70. Geburtstag einen Spieler zur Nationalmannschaft schicken kann. Nun feiern Sie im April ihren 69. Geburtstag, aber gegen Norwegen kam mit Andreas Beck nach Marvin Compper schon der zweite Hoffenheimer bei Joachim Löw zum Einsatz - und auch Tobias Weis wurde bereits ins Team berufen. Sind Sie zufrieden mit der Hoffenheimer Beteiligung an der Nationalmannschaft?

Dietmar Hopp: Mehr als zufrieden. Wenn wir Matthias Jaissle noch mitzählen, der in die U 21 berufen wurde, dazu noch Timo Hildebrand, der im erweiterten Kreis beim A-Team stehen dürfte. Natürlich ist die Berufung zur Nationalmannschaft noch schöner, wenn wir den Spieler selbst ausgebildet haben.

Frage: Sie haben das 0:1 der DFB-Auswahl gegen Norwegen in Düsseldorf nur am Fernseher verfolgt. Waren Sie wenigstens mit der Leistung von Andreas Beck zufrieden?

Hopp: Dreißig Minuten hat er couragiert gespielt, aber zum Ende des Spiels hin ist auch er der allgemeinen Ratlosigkeit verfallen.

Frage: Wie bewerten Sie die Chancen der Nationalmannschaft für die WM in Südafrika?

Hopp: Wir sollten die Ergebnisse jetzt nicht überbewerten. Joachim Löw und Hansi Flick probieren vieles aus. Die Qualifikationsspiele werden zeigen, wo wir wirklich stehen.

Frage: Die Rhein-Neckar-Arena ist ein WM-Stadion. Wenn die FIFA dem Vorschlag des deutschen Organisationskomitees folgt, wird 2011 hier das „kleine Finale“ der Frauen-Weltmeisterschaft gespielt. Wie entstand die Idee, sich mit der Arena hier in Sinsheim für eine WM zu bewerben?

Hopp: Wir haben vor drei Jahren in Hoffenheim mit der Förderung des Frauenfußballs begonnen und schließen gerade die Bauarbeiten an einem Jugendförderzentrum ab. In diesen drei Jahren haben wir sportlich einiges aufgebaut. Die erste Frauen-Mannschaft ist Tabellenführer in der Oberliga, die zweite in der Verbandsliga. Unsere B-Juniorinnen sind absolute Spitze in Baden-Württemberg. Wir haben mittlerweile acht Mädchenmannschaften und, die Kooperation mit Walldorf mitgezählt, drei Frauenmannschaften. In der Breite sind wir sehr gut aufgestellt. Drei unserer Spielerinnen stehen bereits im erweiterten Kader der Nationalmannschaft. Die Entwicklung des Frauenfußballs hier in unserer Region sprach daher für eine Bewerbung als WM-Spielort. Zudem meinen wir, dass dieses Stadion prädestiniert ist für eine Frauen-WM. Technisch ist es perfekt ausgestattet. Das Fassungsvermögen mit 30.000 Zuschauern passt ebenfalls perfekt zu einer Frauen-WM, gerade während der Gruppenphase. Von der WM versprechen wir uns eine größere internationale Bekanntheit unseres Stadions.

Frage: Wie bewertet der Unternehmer und SAP-Gründer Dietmar Hopp das Produkt Frauenfußball?

Hopp: Vergleichen wir doch mal den Frauenfußball vor fünf Jahren mit der Situation heute: Mehr Steigerung geht doch fast gar nicht. Gerade Männer, die typischen Fans aus den Topligen, interessieren sich immer mehr für den Frauenfußball. Vor etwa fünf Jahren habe ich dem Frauenfußball wenig Chancen gegeben und bin, ehrlich gesagt, auch nie zu einem Spiel gegangen. Das hat sich geändert. Ich werde auch versuchen, beim Länderspiel gegen Brasilien am 22. April in Frankfurt dabei zu sein.

Frage: Sie sehen also einen Markt für den Frauenfußball in Deutschland?

Hopp: Ja, den sehe ich. Die Förderung des DFB in den vergangenen Jahren war systematisch, viel mehr kann man nicht machen. Die Frauen werden jetzt ihr Übriges dazu tun, etwa auch durch gute Leistungen bei der Europameisterschaft in diesem Jahr.

Frage: Spüren Sie den Rückhalt der Region für die WM 2011?

Hopp: Man ist hier doch sehr stolz darüber, dass Sinsheim als WM-Spielort ausgewählt wurde. Egal wer hier spielt, wir werden 2011 einen Zuschaueransturm erleben.

Frage: Aber Deutschland wäre schon schön?

Hopp: Ja klar, das wäre natürlich ein Traum.

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Frage: Sprechen wir über die Bundesliga: Lautet Ihre Zielsetzung für die Rückrunde unverändert UEFA-Pokal-Platz?

Hopp: Mit Platz fünf und dem Einzug in den UEFA-Cup wäre ich mehr als zufrieden. Das wäre doch für einen Bundesliga-Neuling, der vor zwei Jahren noch in der Regionalliga gespielt hat, ein fantastischer Erfolg.

Frage: Sehen Sie Grenzen für die Entwicklung von 1899 Hoffenheim?

Hopp: Den FC Bayern München werden wir sicher nie herausfordern können. Das fängt an mit der Größe des Stadions: Das Münchener Stadion fasst 68.000, unseres 30.000 Zuschauer. Bayern hat 150.000 Vereinsmitglieder, wir werden demnächst die 3000-Mitglieder-Marke erreichen. Nehmen wir den Trikotsponsor: Bayern bekommt 20 Millionen - wir viel, viel weniger. Bayern hat jährlich mindest doppelt so hohe Einnahmen aus den Fernsehgeldern wie Hoffenheim. Diese Dimensionen werden wir nie erreichen. Langfristig ist das einfach eine andere Nummer.

Frage: Laut einer Studie hat 1899 Hoffenheim mittlerweile aber auch 2,2 Millionen Fans, womit die Basis in kurzer Zeit verzehnfacht wurde. Ihr Spiel in München war ein Höhepunkt der Saison. Trotz der Niederlage hat Hoffenheim gerade mit diesem Spiel viele Fans gewonnen.

Hopp: Das war wirklich eine tolle Partie. Mittlerweile werde ich selbst beim Golfspielen in den USA auf 1899 Hoffenheim angesprochen. Dort laufen im Fernsehen Bilder von unseren Spielen. Wir haben eine tolle Mannschaft, die zum Start der Rückrunde durch den Ausfall von Ibisevic, Obasi, Carlos Eduardo und Timo Hildebrand gehandicapt war.

Frage: Ist Chinedu Obasi der beste Spieler der Bundesliga?

Hopp: Ribery hat eine Ausnahmestellung, aber ich meine, Obasi gehört zu den fünf besten Spielern der Liga.

Frage: Sie haben die Entwicklung ermöglicht durch ein riesiges finanzielles Investment - ist das der Hauptgrund für Hoffenheims unglaublichen Höhenflug?

Hopp: Bis heute habe ich 175 Millionen Euro in die Entwicklung gesteckt. Was ich bedauere - mein Offenlegen der Zahlen wurde prompt missverstanden. Dabei sind 80 Prozent dieser 175 Millionen in infrastrukturelle Maßnahmen geflossen, in unzählige Sportplätze in der Region, in sechs Jugendförderzentren, in zwei Trainingszentren, von denen eins noch im Bau ist, in ein Jugendinternat und in die Rhein-Neckar-Arena, die meine private Immobilie ist. 1899 Hoffenheim zahlt Miete. Für die Spieler, die wir weitgehend schon in der 2. Bundesliga verpflichtet hatten, haben wir 25 Millionen Euro Ablöse gezahlt. Der Verlustausgleich für mich hält sich in Grenzen. Den momentanen sportlichen Erfolg verantwortet sicher in erster Linie die Trainer- und Betreuercrew mit Ralf Rangnick an der Spitze. Ausdrücklich will ich auch unsere Scouting-Abteilung nennen. Man musste diese Spieler ja erstmal finden. Wir sind offen für neue Methoden. Eine meiner Beteiligungsfirmen, die ICW, hat eine Software entwickelt, mit der man ohne große Mühen und ohne Parallelbildschirme die Leistung der Spieler auswerten kann. Das wird die deutsche Nationalmannschaft, die seit kurzem unser Projektpartner ist, weiter nach vorne bringen.

Frage: Nutzt 1899 Hoffenheim auch die Technik der Datenbank?

Hopp: Nein, denn das ist ja eine DFB-Entwicklung.

Frage: Sprechen wir noch über drei Menschen, die Sie mit dem DFB verbinden. Besteht noch guter Kontakt zu Assistenztrainer Hansi Flick, der die Mannschaft bis 2005 trainierte und damals bis in die Regionalliga führte?

Hopp: Wir haben ihm sehr viel zu verdanken. Er hat dem Dorfverein eine Struktur gegeben, die es ermöglicht hat, auch höhere Ziele anzuvisieren. Die Verbindung ist freundschaftlich.

Frage: Waren Sie überrascht, als sich Ihr Sportdirektor Bernhard Peters während der Europameisterschaft und als Mitglied des DFB-Sportkompetenzgremiums kritisch über die Nationalmannschaft geäußert hat?

Hopp: Ich weiß ja, wie er es gemeint hatte. Dass seine Äußerungen als Kritik verstanden wurden, war gar nicht in seinem Sinne. Schade, dass es so kam.

Frage: Mit DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger verbindet Sie die Überzeugung, dass Sport auch gesellschaftlich und bei sozialen Dingen viel verändern kann.

Hopp: Mit ihm habe ich eine sehr freundschaftliche Beziehung. Theo Zwanziger gefällt sicher auch die Entwicklung des Frauenfußballs in Hoffenheim. Dass Leute der Tatsache, dass sein Sohn Ralf Zwanziger bei uns den Frauenfußball betreut, immer wieder einen negativen Dreh geben wollen, ärgert mich. Da braucht es schon eine seltsame Fantasie, aus dieser Situation etwas anderes abzuleiten. Diese Fantasie jedenfalls fehlt Dr. Zwanziger und mir.