Nulles besonderer Moment

Immer wieder dieser Film, diese eine Szene. Carsten Nulle hat unruhig geschlafen in der Nacht zum Montag. Noch oft war er in Gedanken in der Nachspielzeit. Am Sonntag hat er mit Carl Zeiss Jena gegen den VfL Osnabrück gespielt, gegen den Tabellenführer, und 0:1 zurückgelegen. Bis zur 92. Minute: Ecke. Carsten Nulle, Jenas Kapitän und Torwart, sprintet nach vorne. Zum dritten Mal in diesem Spiel. Michael Gardawski flankt, Nulle schraubt seine 1,90 Meter in die Luft, trifft den Ball perfekt mit der Stirn. Tor. Kurz danach ist Schluss. Endstand: 1:1.

Nulle kann sein Glück kaum fassen. Er ist es nicht gewohnt, ein Tor zu schießen. Dass sein Name gebrüllt wird, wenn der Stadionsprecher einen Treffer ankündigt. "Das war ein besonderer Moment", sagt er. "Alles hat gepasst, Timing und Richtung." Zuletzt hatte der 34-Jährige in der D-Jugend getroffen, beim SKG Sprendlingen nahe Frankfurt war er für die Freistöße zuständig gewesen. Manchmal im Training, sagt Nulle, trainiere er tatsächlich Kopfbälle, wenn die Feldspieler Standardsituationen üben. Dann ist er der Abwehrspieler. "Diesmal habe ich es halt andersherum gemacht", sagt er.

"Wir nennen ihn jetzt nur noch Horst"

Seine Kollegen sparen nicht mit Lob. Sein Mitspieler Quido Lanzaat sagt: "Mensch, jetzt hast du mehr Tore geschossen als ich." Und Trainer René van Eck scherzt: "Wir nennen ihn jetzt nur noch Horst." Eine Anspielung auf Horst Hrubesch, das Kopfballungeheuer insbesondere der EM 1980, heute erfolgreicher Juniorentrainer beim DFB. In der Bundesliga hat es bisher nur zwei Keeper gegeben, die aus dem Spiel heraus erfolgreich waren: Jens Lehmann (Dortmund, 1997) und Frank Rost (Bremen, 2002).

Mit Ausflügen in des Gegners Strafraum will Nulle jedoch weiterhin sparsam umgehen. "In meinem Alter kann man nicht mehr so viel laufen", sagt Carsten Nulle, der noch bis 2011 in Jena unter Vertrag steht. "Aber ich hätte nichts dagegen, noch ein Tor zu schießen."

Dass er der erste Torwart in der 3. Liga ist, dem dieses Kunststück gelang, ist ein Fall für die Geschichtsbücher. "Darin bin ich jetzt verewigt", sagt Nulle. "Wichtiger ist aber, dass wir den Punkt noch geholt haben. Der kann im Kampf um den Klassenverbleib noch sehr wichtig für uns werden." Wenn der gelingt, kann Nulle sicher wieder beruhigt zu Bett gehen. Ohne Nachspielzeit im Kopf.

[gt]

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Immer wieder dieser Film, diese eine Szene. Carsten Nulle hat unruhig geschlafen in der Nacht zum Montag. Noch oft war er in Gedanken in der Nachspielzeit. Am Sonntag hat er mit Carl Zeiss Jena gegen den VfL Osnabrück gespielt, gegen den Tabellenführer, und 0:1 zurückgelegen. Bis zur 92. Minute: Ecke. Carsten Nulle, Jenas Kapitän und Torwart, sprintet nach vorne. Zum dritten Mal in diesem Spiel. Michael Gardawski flankt, Nulle schraubt seine 1,90 Meter in die Luft, trifft den Ball perfekt mit der Stirn. Tor. Kurz danach ist Schluss. Endstand: 1:1.

Nulle kann sein Glück kaum fassen. Er ist es nicht gewohnt, ein Tor zu schießen. Dass sein Name gebrüllt wird, wenn der Stadionsprecher einen Treffer ankündigt. "Das war ein besonderer Moment", sagt er. "Alles hat gepasst, Timing und Richtung." Zuletzt hatte der 34-Jährige in der D-Jugend getroffen, beim SKG Sprendlingen nahe Frankfurt war er für die Freistöße zuständig gewesen. Manchmal im Training, sagt Nulle, trainiere er tatsächlich Kopfbälle, wenn die Feldspieler Standardsituationen üben. Dann ist er der Abwehrspieler. "Diesmal habe ich es halt andersherum gemacht", sagt er.

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"Wir nennen ihn jetzt nur noch Horst"

Seine Kollegen sparen nicht mit Lob. Sein Mitspieler Quido Lanzaat sagt: "Mensch, jetzt hast du mehr Tore geschossen als ich." Und Trainer René van Eck scherzt: "Wir nennen ihn jetzt nur noch Horst." Eine Anspielung auf Horst Hrubesch, das Kopfballungeheuer insbesondere der EM 1980, heute erfolgreicher Juniorentrainer beim DFB. In der Bundesliga hat es bisher nur zwei Keeper gegeben, die aus dem Spiel heraus erfolgreich waren: Jens Lehmann (Dortmund, 1997) und Frank Rost (Bremen, 2002).

Mit Ausflügen in des Gegners Strafraum will Nulle jedoch weiterhin sparsam umgehen. "In meinem Alter kann man nicht mehr so viel laufen", sagt Carsten Nulle, der noch bis 2011 in Jena unter Vertrag steht. "Aber ich hätte nichts dagegen, noch ein Tor zu schießen."

Dass er der erste Torwart in der 3. Liga ist, dem dieses Kunststück gelang, ist ein Fall für die Geschichtsbücher. "Darin bin ich jetzt verewigt", sagt Nulle. "Wichtiger ist aber, dass wir den Punkt noch geholt haben. Der kann im Kampf um den Klassenverbleib noch sehr wichtig für uns werden." Wenn der gelingt, kann Nulle sicher wieder beruhigt zu Bett gehen. Ohne Nachspielzeit im Kopf.