Nowotny: "Beim ersten Besuch hinter Gittern war ich nervös"

Jens Nowotny hat viel erlebt im Fußball. Und doch gab es Momente, nach seiner aktiven Karriere, bei denen er - obwohl es um Fußball ging - ein "leichtes Kribbeln im Magen" hatte. Mehrfach hat der ehemalige Nationalspieler bereits im Rahmen der Resozialisierungsinitiative "Anstoß für ein neues Leben" jugendliche Strafgefangene in Vollzugsanstalten besucht. Und er wird dies auch in Zukunft tun: Seit Anfang November ist der ehemalige Bundesligaprofi des Karlsruher SC und von Bayer Leverkusen (336 Bundesliga-Spiele) Botschafter und Kuratoriumsmitglied der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Tom Neumann hat für DFB.de mit ihm gesprochen.

DFB.de: Herr Nowotny, Sie waren drei Jahre alt, als Sepp Herberger im April 1977 verstarb. Können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie das erste Mal bewusst den Namen Sepp Herberger gehört haben?

Nowotny: Das erste Mal bewusst wahrgenommen habe ich den Namen bei den Sepp-Herberger-Tagen. Die gab es ja damals schon. Ich muss so zwölf oder 13 Jahre alt gewesen sein. Wir bekamen verschiedene Aufgaben gestellt rund um den Fußball, wie den Ball jonglieren, schießen oder dribbeln. Am Ende gab es Urkunden und Medaillen.

DFB.de: Winfried Schäfer, Christoph Daum, Rudi Völler, Berti Vogts – um nur einige Ihrer Trainer zu nennen. Wer hat sie als Sportler am meisten geprägt?

Nowotny: Als Trainer am meisten geprägt, hat mich mit Sicherheit Christoph Daum damals bei Bayer Leverkusen. Er war ein Trainer, der jeden einzelnen Spieler besser gemacht hat. Er hat nicht nur die Mannschaft nach vorne gebracht und weiterentwickelt, sondern wirklich auch uns Spieler. Das war sehr beeindruckend.

DFB.de: Haben Sie heute noch Kontakt zu ihm? Oder verliert sich das im Laufe der Jahre?

Nowotny: Man verliert sich, das ist leider so. Jeder macht sein Ding. Wenn man sich dann aber wiedersieht, ist die Freude groß. Dann wird nicht nur über die alten Zeiten gesprochen, sondern vor allem auch über die aktuellen Entwicklungen im Fußball.

DFB.de: Mit dem Wissen, das Sie heute haben: Hätten Sie gerne mal unter Sepp Herberger gespielt?

Nowotny: Ich glaube, man kann sich nicht vorstellen, wie es wohl damals gewesen wäre. Man blickt eher in die Zukunft oder die Gegenwart als zurück. Die Trainingsmethoden, das Material, die Medizin – all diese Dinge haben sich rasant weiterentwickelt. Man schaut eher, wo man sich aktuell einordnen könnte, anstatt zurück in die Vergangenheit.

DFB.de: Wären Sie denn gerne zu einer anderen Zeit Profi gewesen?

Nowotny: Ich habe in meiner aktiven Zeit die Aufbruchstimmung miterlebt. Die Phase, in der die Entwicklung im Fußball rasant vorangeschritten ist. Wir hatten damals noch Ruhe und Privatsphäre, waren fast ein wenig behütet. Heutzutage hat man, glaube ich, mit dem Umgang in der Öffentlichkeit nicht immer ganz so viel Spaß. Wobei es natürlich an jedem einzelnen Spieler liegt, wie er damit umgeht.



Jens Nowotny hat viel erlebt im Fußball. Und doch gab es Momente, nach seiner aktiven Karriere, bei denen er - obwohl es um Fußball ging - ein "leichtes Kribbeln im Magen" hatte. Mehrfach hat der ehemalige Nationalspieler bereits im Rahmen der Resozialisierungsinitiative "Anstoß für ein neues Leben" jugendliche Strafgefangene in Vollzugsanstalten besucht. Und er wird dies auch in Zukunft tun: Seit Anfang November ist der ehemalige Bundesligaprofi des Karlsruher SC und von Bayer Leverkusen (336 Bundesliga-Spiele) Botschafter und Kuratoriumsmitglied der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Tom Neumann hat für DFB.de mit ihm gesprochen.

DFB.de: Herr Nowotny, Sie waren drei Jahre alt, als Sepp Herberger im April 1977 verstarb. Können Sie sich noch daran erinnern, wann Sie das erste Mal bewusst den Namen Sepp Herberger gehört haben?

Nowotny: Das erste Mal bewusst wahrgenommen habe ich den Namen bei den Sepp-Herberger-Tagen. Die gab es ja damals schon. Ich muss so zwölf oder 13 Jahre alt gewesen sein. Wir bekamen verschiedene Aufgaben gestellt rund um den Fußball, wie den Ball jonglieren, schießen oder dribbeln. Am Ende gab es Urkunden und Medaillen.

DFB.de: Winfried Schäfer, Christoph Daum, Rudi Völler, Berti Vogts – um nur einige Ihrer Trainer zu nennen. Wer hat sie als Sportler am meisten geprägt?

Nowotny: Als Trainer am meisten geprägt, hat mich mit Sicherheit Christoph Daum damals bei Bayer Leverkusen. Er war ein Trainer, der jeden einzelnen Spieler besser gemacht hat. Er hat nicht nur die Mannschaft nach vorne gebracht und weiterentwickelt, sondern wirklich auch uns Spieler. Das war sehr beeindruckend.

DFB.de: Haben Sie heute noch Kontakt zu ihm? Oder verliert sich das im Laufe der Jahre?

Nowotny: Man verliert sich, das ist leider so. Jeder macht sein Ding. Wenn man sich dann aber wiedersieht, ist die Freude groß. Dann wird nicht nur über die alten Zeiten gesprochen, sondern vor allem auch über die aktuellen Entwicklungen im Fußball.

DFB.de: Mit dem Wissen, das Sie heute haben: Hätten Sie gerne mal unter Sepp Herberger gespielt?

Nowotny: Ich glaube, man kann sich nicht vorstellen, wie es wohl damals gewesen wäre. Man blickt eher in die Zukunft oder die Gegenwart als zurück. Die Trainingsmethoden, das Material, die Medizin – all diese Dinge haben sich rasant weiterentwickelt. Man schaut eher, wo man sich aktuell einordnen könnte, anstatt zurück in die Vergangenheit.

DFB.de: Wären Sie denn gerne zu einer anderen Zeit Profi gewesen?

Nowotny: Ich habe in meiner aktiven Zeit die Aufbruchstimmung miterlebt. Die Phase, in der die Entwicklung im Fußball rasant vorangeschritten ist. Wir hatten damals noch Ruhe und Privatsphäre, waren fast ein wenig behütet. Heutzutage hat man, glaube ich, mit dem Umgang in der Öffentlichkeit nicht immer ganz so viel Spaß. Wobei es natürlich an jedem einzelnen Spieler liegt, wie er damit umgeht.

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DFB.de: Sie haben Ihre Karriere aufgrund immer wiederkehrender Knieprobleme im Januar 2007 beendet. Heute, mit einigen Jahren Abstand: Wie hat sich das damals angefühlt?

Nowotny: Es war eine emotionale Entscheidung. Im Nachhinein hätte ich es vielleicht auch noch zwei oder drei Jahre probieren können. Aber vielleicht wäre es dann so gekommen, dass alle um mich herum gesagt hätten: Jetzt solltest du aber wirklich aufhören. Wenn ich weitergemacht hätte, dann wäre die Motivation eher finanzieller Natur gewesen. Die Verletzungen hatten bei mir schon dazu beigetragen, dass ich im Kopf müde und mürbe war. Das war es mir nicht mehr wert.

DFB.de: Seit Anfang November sind Sie Botschafter und Kuratoriumsmitglied der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Wie kam es zu diesem Engagement?

Nowotny: Der Kontakt entstand letztendlich über Tobias Wrzesinski (Anm. der Redaktion: stv. Geschäftsführer der DFB-Stiftungen Sepp Herberger und Egidius Braun). Wir hatten einige gemeinsame Termine in der JVA Heinsberg und der JVA Siegburg im Rahmen der Initiative "Anstoß für ein neues Leben". Die Korrespondenz war immer sehr nett. Als ich dann gefragt wurde, ob ich mir eine Tätigkeit als Botschafter und ein Mitwirken im Kuratorium vorstellen könnte, habe ich mich intensiv mit den beiden Stiftungen Sepp Herberger und Egidius Braun beschäftigt. Am Anfang hatte ich eher einen Bezug zu Egidius Braun, den ich ja auch persönlich kenne. Aber in den Projekten der Sepp-Herberger-Stiftung, vor allem mit Kindern und Jugendlichen, finde ich mich besonders gut wieder. Deshalb habe ich zugesagt.

DFB.de: Mit welchen Erwartungen sind Sie bei Ihrem ersten Besuch hinter Gittern in die JVA Heinsberg gefahren?

Nowotny: Beim ersten Besuch hinter Gittern hatte ich ein leichtes Kribbeln im Magen und war nervös. Schließlich sitzt man dort Straftätern gegenüber. Man lernt den Ablauf hinter Gefängnismauern kennen, kann sich kaum vorstellen, 23 Stunden am Tag auf fünf Quadratmetern zu leben. Das ist schon eine Hausnummer. Wobei ich mir die größten Gedanken bei der Verabschiedung gemacht habe. Normalerweise sagt man "Auf Wiedersehen". Aber was sagt man dort? Ich habe den Inhaftierten gewünscht, dass sie alle die Kurve kriegen und ich sie nicht mehr dort treffe, weil sie entweder noch da sind oder schon wieder da sind.

DFB.de: Was können Sie bei Ihren Besuchen den jungen Menschen mit auf den Weg geben?

Nowotny: Das ist schwierig. Ich habe bei meinem letzten Besuch den jungen Strafgefangenen gesagt, dass es – egal in welcher Lebenslage – nur geht, wenn man zielstrebig seine Aufgaben angeht und dabei Disziplin zeigt. Ansonsten wird man irgendwo auf seinem Weg zum Ziel liegenbleiben. Ich hoffe, dass der Fußball diese jungen Menschen wieder an ein gutes soziales Umfeld heranführen kann für ihre zweite Chance.

DFB.de: Wie wichtig ist es, dass der Fußball – zum Beispiel mit Stiftungen – eine soziale Verantwortung übernimmt?

Nowotny: Ich denke, es ist im Allgemeinen wichtig, dass der Fußball soziale Verantwortung übernimmt. Und immer mehr auch politische Verantwortung. Man darf sich nicht mehr länger hinter der Aussage verstecken, der Sport sei nicht politisch. Das wird sich in naher Zukunft, so glaube ich, immer mehr ändern. Wenn er es noch nicht ist, dann wird der Sport bald auch ein politisches Instrument sein und noch mehr soziale Verantwortung übernehmen.