Niersbach zur WM 1990: "Es war schon damals 'Die Mannschaft'"

Vor 25 Jahren feierte Deutschland den dritten Stern – zum dritten Mal wurde eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft Weltmeister. Am 8. Juli 1990 besiegte die Mannschaft von Teamchef Franz Beckenbauer Argentinien im Finale von Rom 1:0. DFB.de blickt in einer Serie auf die Helden von Rom, die Geschichten hinter dem WM-Triumph und den Jubel der deutschen Fans zurück.

Seinen ersten Weltmeistertitel feierte Wolfgang Niersbach 1990 als Pressechef des DFB, den zweiten 2014 in Brasilien als Präsident. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Arne Leyenberg blickt Niersbach auf die WM-Wochen 1990 zurück, auf die Schlüsselspiele auf dem Weg zum Titel und die Parallelen zum vierten Stern 24 Jahre später.

DFB.de: Herr Niersbach, Ihr WM-Tagebuch, das sie 1990 für das DFB-Journal geführt haben, endet mit dem Satz: "Die Erinnerung an eine wunderschöne Zeit wird alle begleiten." Begleitet Sie die Weltmeisterschaft von 1990 auch 25 Jahre später noch?

Wolfgang Niersbach: Das ist genauso eingetreten. Wir haben das fünfjährige Jubiläum am Starnberger See gefeiert, das zehnjährige in Rom, das 20-jährige in Rust und wir freuen uns jetzt alle auf den 7. und 8. Juli in Südtirol im Hotel Seeleiten, wo damals das Trainingslager im Vorfeld der WM stattfand und wo wir mit Spielern, Betreuern und der Delegation wieder zusammentreffen werden. 17 Spieler haben zugesagt. Jürgen Klinsmann ist leider mit der Nationalmannschaft der USA unterwegs. Aber Bodo Illgner reist extra aus Amerika an. Franz Beckenbauer wird kommen, Holger Osieck, Sepp Maier, die meisten Betreuer von damals.

DFB.de: Sind die Emotionen von damals noch präsent?

Niersbach: Die sind noch sehr präsent. Ich könnte noch Tagesabläufe wiedergeben, die zahlreichen kuriosen Dinge. Etwa, dass wir erst am Tag des WM-Halbfinales von unserem Quartier in Erba mehr als 200 Kilometer mit dem Bus nach Turin gefahren sind. Und nach dem Halbfinale wieder zurück. Das ist heute unvorstellbar. Es gibt so viele Anekdoten, so viele lustige Geschichten. Der Tag des Endspiels überstrahlt natürlich alles.

DFB.de: Die viel jüngeren Bilder aus dem vergangenen Jahr, aus dem Maracanã in Rio de Janeiro, haben die Bilder aus Rom noch nicht überlagert?

Niersbach: Überlagert nicht. Aber ich sehe viele Parallelen. Die größte ist, dass die 90-er Truppe einen super Teamgeist hatte, einen tollen Zusammenhalt. Das war auch 2014 das Erfolgsgeheimnis. Am Tag vor dem Abflug nach Brasilien habe ich der Mannschaft gesagt: Wir sind 1990 Weltmeister geworden, weil wir diesen Teamspirit hatten. Und 1994 sind wir es mit einer vielleicht sogar besseren Mannschaft nicht geworden, weil wir den Teamgeist nicht hinbekommen haben. Dieser innere Zusammenhalt ist eine großartige Parallele zwischen 1990 und 2014.

DFB.de: Lothar Matthäus hat in einem Interview mit dem kicker gesagt: "Der Kader war nicht nur sportlich, sondern auch vom Charakter her weltmeisterlich."

Niersbach: Lothar hat einmal auf die Frage, was das Erfolgsgeheimnis gewesen sei, geantwortet: "Dass die Ersatzspieler mitgezogen haben." Dass also keine Missgunst aufkam, wenn jemand nicht spielte. Und das war 1990 noch viel bitterer für die Spieler, weil überhaupt nur 16 auf dem offiziellen Spielberichtsbogen eingetragen werden durften. Also die elf, die spielten, plus die fünf, die auf der Bank saßen und nur für eine Einwechslung in Frage kamen. Sechs andere mussten auf der Tribüne Platz nehmen. Man hatte also eine Drei-Klassen-Gesellschaft im Kader. Und das waren ja 22 Stars. Trotzdem entstand ein Zusammengehörigkeitsgefühl - das war das Herausragende.



Vor 25 Jahren feierte Deutschland den dritten Stern – zum dritten Mal wurde eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft Weltmeister. Am 8. Juli 1990 besiegte die Mannschaft von Teamchef Franz Beckenbauer Argentinien im Finale von Rom 1:0. DFB.de blickt in einer Serie auf die Helden von Rom, die Geschichten hinter dem WM-Triumph und den Jubel der deutschen Fans zurück.

Seinen ersten Weltmeistertitel feierte Wolfgang Niersbach 1990 als Pressechef des DFB, den zweiten 2014 in Brasilien als Präsident. Im DFB.de-Interview mit Redakteur Arne Leyenberg blickt Niersbach auf die WM-Wochen 1990 zurück, auf die Schlüsselspiele auf dem Weg zum Titel und die Parallelen zum vierten Stern 24 Jahre später.

DFB.de: Herr Niersbach, Ihr WM-Tagebuch, das sie 1990 für das DFB-Journal geführt haben, endet mit dem Satz: "Die Erinnerung an eine wunderschöne Zeit wird alle begleiten." Begleitet Sie die Weltmeisterschaft von 1990 auch 25 Jahre später noch?

Wolfgang Niersbach: Das ist genauso eingetreten. Wir haben das fünfjährige Jubiläum am Starnberger See gefeiert, das zehnjährige in Rom, das 20-jährige in Rust und wir freuen uns jetzt alle auf den 7. und 8. Juli in Südtirol im Hotel Seeleiten, wo damals das Trainingslager im Vorfeld der WM stattfand und wo wir mit Spielern, Betreuern und der Delegation wieder zusammentreffen werden. 17 Spieler haben zugesagt. Jürgen Klinsmann ist leider mit der Nationalmannschaft der USA unterwegs. Aber Bodo Illgner reist extra aus Amerika an. Franz Beckenbauer wird kommen, Holger Osieck, Sepp Maier, die meisten Betreuer von damals.

DFB.de: Sind die Emotionen von damals noch präsent?

Niersbach: Die sind noch sehr präsent. Ich könnte noch Tagesabläufe wiedergeben, die zahlreichen kuriosen Dinge. Etwa, dass wir erst am Tag des WM-Halbfinales von unserem Quartier in Erba mehr als 200 Kilometer mit dem Bus nach Turin gefahren sind. Und nach dem Halbfinale wieder zurück. Das ist heute unvorstellbar. Es gibt so viele Anekdoten, so viele lustige Geschichten. Der Tag des Endspiels überstrahlt natürlich alles.

DFB.de: Die viel jüngeren Bilder aus dem vergangenen Jahr, aus dem Maracanã in Rio de Janeiro, haben die Bilder aus Rom noch nicht überlagert?

Niersbach: Überlagert nicht. Aber ich sehe viele Parallelen. Die größte ist, dass die 90-er Truppe einen super Teamgeist hatte, einen tollen Zusammenhalt. Das war auch 2014 das Erfolgsgeheimnis. Am Tag vor dem Abflug nach Brasilien habe ich der Mannschaft gesagt: Wir sind 1990 Weltmeister geworden, weil wir diesen Teamspirit hatten. Und 1994 sind wir es mit einer vielleicht sogar besseren Mannschaft nicht geworden, weil wir den Teamgeist nicht hinbekommen haben. Dieser innere Zusammenhalt ist eine großartige Parallele zwischen 1990 und 2014.

DFB.de: Lothar Matthäus hat in einem Interview mit dem kicker gesagt: "Der Kader war nicht nur sportlich, sondern auch vom Charakter her weltmeisterlich."

Niersbach: Lothar hat einmal auf die Frage, was das Erfolgsgeheimnis gewesen sei, geantwortet: "Dass die Ersatzspieler mitgezogen haben." Dass also keine Missgunst aufkam, wenn jemand nicht spielte. Und das war 1990 noch viel bitterer für die Spieler, weil überhaupt nur 16 auf dem offiziellen Spielberichtsbogen eingetragen werden durften. Also die elf, die spielten, plus die fünf, die auf der Bank saßen und nur für eine Einwechslung in Frage kamen. Sechs andere mussten auf der Tribüne Platz nehmen. Man hatte also eine Drei-Klassen-Gesellschaft im Kader. Und das waren ja 22 Stars. Trotzdem entstand ein Zusammengehörigkeitsgefühl - das war das Herausragende.

###more###

DFB.de: Wie unterschiedlich haben Sie die beiden Weltmeisterschaften erlebt? 1990 waren Sie Pressechef des DFB, seit 2012 führen Sie den Verband als Präsident.

Niersbach: Von der Emotionalität her gleich. Es gibt Bilder von mir von 1990, auf denen ich wie ein Känguru über den Rasen hüpfe. Ich glaube, ich bin vorher und nachher nie höher gesprungen. 2014 sind mir oben auf der Ehrentribüne ein paar Tränchen gekommen. Dafür habe ich mich aber nicht geschämt, das war die totale Freude. Als kleiner Junge habe ich das Buch von Fritz Walter über die WM 1954 fast auswendig gelernt. Dann bei so einem Ereignis dabei sein zu dürfen, das ist für mich ein wunderbares Geschenk.

DFB.de: Das Wiedersehen mit dem WM-Pokal war also so schön wie das erste Kennenlernen?

Niersbach: Das Wiedersehen war wunderbar, es hat aber viel zu lange gedauert. Wir wollen nun keine weiteren 24 Jahre warten.

DFB.de: Wenn Sie an die WM 1990 zurückdenken: Welches Bild haben Sie als erstes vor Augen?

Niersbach: Wie Franz Beckenbauer alleine über den Rasen schlenderte. Inmitten dieses Trubels, das ganze Stadion flippte aus, unsere Spieler besonders. Und Franz spazierte gedankenverloren über den Rasen. Es war für mich ein Moment der hohen Emotionalität, als er mir in der Kabine seine Goldmedaille geschenkt hat. Ich habe protestiert, aber Franz sagte: "Wir haben genug davon." Das stimmte allerdings nicht. Ich habe ihm die Medaille zum 20-jährigen Jubiläum zurückgeschenkt und er hat sie mittlerweile dem Museum übergeben, mit dieser Story als Hintergrund. Gerade an diese Szenen in der Kabine kann ich mich noch sehr gut erinnern.

DFB.de: Die Mannschaft war mit einem 4:1 über Jugoslawien in das Turnier gestartet. War das der perfekte Auftakt?

Niersbach: Wir haben dem ersten Spiel schon mit Manschetten entgegengeblickt. Im Trainingslager hat uns Wolfgang Schäuble besucht, er war damals Innenminister. Schäuble tippte bei der Pressekonferenz 2:0 für uns. Und ich habe noch gesagt: Mir wäre ein 2:1 auch recht. Denn die Jugoslawen hatten damals eine starke Mannschaft. Dieses 4:1 war der Türöffner für das ganze Turnier.

DFB.de: War Ihnen gleich bewusst: Dieses Jahr können wir den Titel holen?

Niersbach: Wir waren schon so selbstbewusst zu sagen: Wir gehören zu den Favoriten. Das hat Franz Beckenbauer als Teamchef damals auch in allen Interviews hinterlassen. Aber es geht gerade in den K.o.-Spielen fürchterlich eng zu. Das haben wir dann ja erlebt. Die Niederländer, amtierende Europameister, wurden unser Gegner, weil sie in ihrer Gruppe Dritter geworden waren. Es war ein ganz enges Spiel mit diesem bis heute unvergessenen Zwischenfall zwischen Rudi Völler und Frank Rijkaard, als Rudi völlig unberechtigt vom Platz gestellt wurde. Da waren wir alle in heller Aufregung und haben noch versucht, über eine Sportgerichtsverhandlung, die damals in Rom stattfand, eine Sperre zu verhindern. Was uns aber nicht gelungen ist.

DFB.de: War das Achtelfinale gegen die Niederlande nach dem Auftaktsieg der zweite Meilenstein auf dem Weg zum Titel?

Niersbach: Das Achtelfinale kann man auf eine Stufe stellen mit dem Halbfinale gegen England. Wenn du im Elfmeterschießen gewinnst, ist das ja nicht nur Können, das hat auch immer mit dem berühmten Quäntchen Glück zu tun. Das Holland-Spiel war auch wegen dieser unfassbaren Szene zwischen Rijkaard und Völler so aufgeladen, es war sehr schwer, sich da durchzusetzen. Das war im Rückblick das beste Länderspiel, das Jürgen Klinsmann je gemacht hat.

###more###

DFB.de: Im Finale hat dann Guido Buchwald das Spiel seines Lebens gemacht und Maradona ausgeschaltet.

Niersbach: Von der Beständigkeit her war Andreas Brehme der beste Spieler des Turniers, er fehlte allerdings gegen Kolumbien gesperrt. Guido Buchwald kam direkt dahinter, weil auch er so beständig gespielt hat. Die anderen hatten, was ganz normal ist und auch 2014 der Fall war, ein paar Schwankungen drin. Aber insgesamt war es eine super Truppe mit klasse Persönlichkeiten, auch außerhalb des Platzes. Wir hatten in diesen mehr als 40 Tagen, die wir insgesamt zusammen waren, intern nicht einmal richtigen Stress.

DFB.de: Hat auch der Spielort Mailand seinen Teil zu dieser Erfolgsgeschichte beigetragen?

Niersbach: Eigentlich hätten wir in Verona spielen sollen. Wir hatten dort auch schon ein Quartier. Dann kam ganz kurzfristig vor der Endrundenauslosung im Dezember 1989 die Entscheidung der FIFA für Mailand - wegen der Größe des Stadions und weil so viele deutsche Fans erwartet wurden. Es war ein absoluter Glücksfall, dass wir fünfmal in San Siro spielen konnten, wo Lothar Matthäus, Andi Brehme und Jürgen Klinsmann zuhause waren und bei jedem Spiel 30.000 bis 40.000 Deutsche im Stadion waren. Das waren Heimspiele.

DFB.de: Wie auch das Finale gegen Argentinien in Rom.

Niersbach: Besonders für Rudi Völler und Thomas Berthold. Unser Endspielquartier war die Villa Borghesiana, die gleichzeitig auch das Trainingslager des AS Rom war. Dort kannten Völler und Berthold natürlich jede Ecke. Das hat sich auf die Mannschaft übertragen.

DFB.de: Aus Ihrem Tagebuch geht auch die Begeisterung hervor, die in Italien und zuhause in Deutschland herrschte.

Niersbach: Die Busfahrt von Mailand zurück nach Erba war relativ lang. Die Polizei leitete uns dann immer auf der Gegenfahrbahn durch. Auf der verstopften Spur standen fast ausnahmslos deutsche Busse und Fahrzeuge. Die Fanmeilen in Deutschland gab es in dieser Form noch nicht, obwohl die Spiele gigantische Einschaltquoten hatten. Aber diese Begeisterung, das Feiern drumherum, das hat 1990 erst so richtig angefangen. Wenn ich an den Empfang in Frankfurt zurückdenke: Zu spüren, dass das ganze Land sich freut, das ist gigantisch.

DFB.de: Gab es ein Spiel, währenddessen Sie Sorge hatten, dass es verloren gehen könnte?

Niersbach: Das Halbfinale gegen England. Als es ins Elfmeterschießen ging, war die Chance, weiterzukommen, natürlich 50:50. Bodo Illgner galt nicht gerade als Elfmetertöter. Aber er hat die richtige Bewegung mit dem Fuß gemacht. Und unsere Spieler haben unheimlich sicher verwandelt. Olaf Thon, der sein erstes Spiel nach Wochen gemacht hat, auch Kalle Riedle, der zuvor nicht so viele Elfmeter geschossen hatte. Danach explodierte alles, wir konnten nach Rom.

###more###

DFB.de: Was hat die Weltmeister-Mannschaft von 1990 ausgezeichnet?

Niersbach: Es war der richtige Mix in der Mannschaft aus gestandenen Kämpfern wie Klaus Augenthaler, Guido Buchwald und Jürgen Kohler sowie den Technikern wie Pierre Littbarski oder Rudi Völler. In der Mannschaft macht es immer die Mischung.

DFB.de: Der Slogan "Die Mannschaft" wäre demnach auch schon 1990 passend gewesen?

Niersbach: Ja. Wenn die Mannschaft funktioniert, bekommt jeder Einzelne seinen Glanz ab. Wenn aber jeder Spieler nur an sein eigenes Ego denkt, wie er das weiter ausbauen und pflegen kann, wird es scheitern.

DFB.de: War das vier Jahre später der Fall?

Niersbach: 1994 gab es zu viele Nebenschauplätze, auf denen Kraft und Nerven gelassen wurden und dann Missstimmung entstand. Wir haben es nicht hinbekommen, obwohl wir eine Mannschaft mit großer Substanz hatten. Da kamen natürlich unglückliche Dinge zusammen, als zum Beispiel im Viertelfinale gegen Bulgarien ein zweiter Treffer für uns nicht anerkannt wurde. Aber das entwickelt sich daraus. Du musst dir das Glück verdienen. Du musst die Sonne anlachen, dann scheint sie auch. Wenn du sie nur anknurrst, dann regnet es.

DFB.de: Sie haben schon angesprochen, dass es heute unvorstellbar wäre, erst am Halbfinalspieltag an den Spielort zu reisen. Was hat sich noch verändert in den vergangenen 25 Jahren?

Niersbach: Der größte Unterschied ist das mediale Interesse. Im Sommer 1990 wurde bei ARD und ZDF gerade das Mittagsmagazin eingeführt, vorher gab es lediglich ein Testbild. Die ersten Liveschalten gab es dann auf die Terrasse in Erba. Privater Rundfunk existierte so gut wie gar nicht. Der einzige private Rundfunksender, der damals vor Ort akkreditiert war, war RTL. Das Internet gab es nicht, die sozialen Netzwerke schon gar nicht, auch keine Handyfotos. Es herrschte schon ein riesengroßes Interesse mit tollen Einschaltquoten, aber die Medienlandschaft war viel, viel überschaubarer.

DFB.de: Die Spieler konnten sich damals noch freier bewegen als heute.

Niersbach: Es war eine bewusste Entscheidung von Franz Beckenbauer, die Spieler auch mal laufen zu lassen. Sie konnten ungestört im Café in Como sitzen oder mit dem Boot auf dem Comer See schippern, ohne dass ständig Fotos von ihnen gemacht wurden. Auch das Thema Sicherheit war damals noch nicht so präsent. Es war eine gigantische Weltmeisterschaft, aber trotzdem kompakter als etwa in Brasilien. Aber von der Stimmung her, vom Zusammenhalt, von der Emotionalität her gibt es unheimlich viele Parallelen zwischen 1990 und 2014.

DFB.de: Haben Sie sich im vergangenen Jahr an das Endspiel von 1990 erinnert gefühlt?

Niersbach: Kurios war natürlich, dass wie 1990 wieder Argentinien der Gegner war. Und wieder endete das Spiel 1:0. Ich hätte selbstverständlich nichts dagegen gehabt, wenn Mario Götze wie Andi Brehme das Tor in der 85. Minute gemacht hätte und nicht erst in der 113.