Niersbach: DFB an der Seite der Bundesregierung

Im exklusiven Interview auf DFB.de spricht DFB-Präsident Wolfgang Niersbach über die aktuelle Situation in der Ukraine - neben Polen der Gastgeber der EURO 2012.

DFB.de: Herr Niersbach, wie steht der DFB zur heutigen Erklärung von Bundesaußenminister Guido Westerwelle, schnellstens eine optimale ärztliche Betreuung für Julia Timoschenko, die frühere Präsidentin der Ukraine, zu erreichen?

Wolfgang Niersbach: Die Haltung der Bundesregierung unterstützen wir ohne Wenn und Aber. Auch aus Sicht des Sports ist es mehr als nur eine Geste der Humanität, dass mit Frau Timoschenko anständig umgegangen wird und sie eine angemessene medizinische Behandlung bekommen kann. Ich glaube, die ganze Weltöffentlichkeit wartet auf ein solches Signal.

DFB.de: Ist die politische Vorbereitung auf die Endrunde einer Europameisterschaft diesmal von besonderer Bedeutung?

Niersbach: Absolut. Mit dem Auswärtigen Amt und dem Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Markus Löning, stehen wir seit Beginn dieses Jahres in regelmäßigem Austausch, informieren uns ständig über die Situation vor Ort und stimmen uns ab. Dies gilt übrigens nicht nur für die Ukraine, sondern auch für Polen.

DFB.de: Gibt es auch direkte Kontakte mit der Ukraine?

Niersbach: Generell nein, denn die gesamte Turnier-Organisation läuft über die UEFA, die auch Vertragspartner der Ausrichterländer Ukraine und Polen ist. Im November 2011 waren wir noch zu einem Freundschaftsspiel in Kiew. Dort wurden uns die großen inneren Probleme des Landes bewusst, auch durch Schilderungen von Betroffenen. Die wichtigsten Informationen aber erhalten wir über das Auswärtige Amt. Daran orientieren wir unsere eigene Position als Sportverband.

DFB.de: Wie lautet diese Position, welche Möglichkeiten hat hier der Fußball überhaupt?



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Im exklusiven Interview auf DFB.de spricht DFB-Präsident Wolfgang Niersbach über die aktuelle Situation in der Ukraine - neben Polen der Gastgeber der EURO 2012.

DFB.de: Herr Niersbach, wie steht der DFB zur heutigen Erklärung von Bundesaußenminister Guido Westerwelle, schnellstens eine optimale ärztliche Betreuung für Julia Timoschenko, die frühere Präsidentin der Ukraine, zu erreichen?

Wolfgang Niersbach: Die Haltung der Bundesregierung unterstützen wir ohne Wenn und Aber. Auch aus Sicht des Sports ist es mehr als nur eine Geste der Humanität, dass mit Frau Timoschenko anständig umgegangen wird und sie eine angemessene medizinische Behandlung bekommen kann. Ich glaube, die ganze Weltöffentlichkeit wartet auf ein solches Signal.

DFB.de: Ist die politische Vorbereitung auf die Endrunde einer Europameisterschaft diesmal von besonderer Bedeutung?

Niersbach: Absolut. Mit dem Auswärtigen Amt und dem Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Markus Löning, stehen wir seit Beginn dieses Jahres in regelmäßigem Austausch, informieren uns ständig über die Situation vor Ort und stimmen uns ab. Dies gilt übrigens nicht nur für die Ukraine, sondern auch für Polen.

DFB.de: Gibt es auch direkte Kontakte mit der Ukraine?

Niersbach: Generell nein, denn die gesamte Turnier-Organisation läuft über die UEFA, die auch Vertragspartner der Ausrichterländer Ukraine und Polen ist. Im November 2011 waren wir noch zu einem Freundschaftsspiel in Kiew. Dort wurden uns die großen inneren Probleme des Landes bewusst, auch durch Schilderungen von Betroffenen. Die wichtigsten Informationen aber erhalten wir über das Auswärtige Amt. Daran orientieren wir unsere eigene Position als Sportverband.

DFB.de: Wie lautet diese Position, welche Möglichkeiten hat hier der Fußball überhaupt?

Niersbach: Der Fußball muss sich an die Seite der Politik stellen, wenn es um Grundwerte im menschlichen Miteinander geht. Unsere Position ist eindeutig: Der DFB steht ein für die Einhaltung der Menschenrechte, die Unabhängigkeit der Justiz und die Meinungs- und Pressefreiheit. Die Fußball-Europameisterschaft bietet durch die Medienpräsenz eine öffentlichkeitswirksame Plattform, bei der nicht nur über die 31 Spiele, sondern eben auch über Land und Leute berichtet wird.

DFB.de: Werden auch die Nationalspieler entsprechend vorbereitet?

Niersbach: Vor jedem Auswärtsländerspiel erhält die Mannschaft detaillierte Informationen, so etwa auch vor der WM 2010 in Südafrika. Dies gehört zu einer professionellen Vorbereitung dazu, auf die Manager Oliver Bierhoff und alle Entscheidungsträger im deutschen Fußball größten Wert legen. Man sollte aber auch Verständnis haben, dass für die Spieler letztlich das sportliche Abschneiden Priorität besitzt.

DFB.de: Ist Boykott nach Ihrer Einschätzung eine Alternative?

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Niersbach: Der DFB folgt hier eindeutig der klaren Haltung von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich und Außenminister Guido Westerwelle, wenn sie gerade am heutigen Tag ausgeführt haben, dass Boykott-Überlegungen dem Anspruch des Sports mit seiner Völker verbindenden, integrativen Kraft und der Idee des fairen Wettbewerbs widersprechen. Ich erinnere daran, dass Verlierer der Olympia-Boykotts 1980 in Moskau und 1984 in Los Angeles letztlich die Sportler waren.

DFB.de: Glauben Sie trotz dieser Vorzeichen an einen reibungslosen Verlauf der EURO 2012?

Niersbach: Wir sehen uns gut vorbereitet und vertrauen darauf, dass die beiden gastgebenden Länder gemeinsam mit der UEFA gute Bedingungen für die Teams, Delegationen, Medienvertreter und Fans schaffen werden. Doch bei dem Wunsch, ein unbeschwertes Fußball-Fest in stimmungsvoller Atmosphäre feiern zu wollen, dürfen wir die politischen Verhältnisse nicht vergessen oder ignorieren. Umso wichtiger wäre es, im Vorfeld der EURO positive Zeichen im Sinne der Humanität zu erhalten.