Nicht vergessen: Deutsch-jüdische Fußballhelden in Tel Aviv

Es ist eine besondere Ausstellung an einem besonderen Ort. Zum ersten Mal wird die Geschichte der deutsch-jüdischen Fußballgrößen in Israel erzählt. Elf Figuren, eine Mannschaft mit sechs Spielern, drei Trainern und zwei Funktionären, werden seit gestern von der DFB-Kulturstiftung und dem Goethe-Institut Israel unter freiem Himmel auf dem Habima-Platz in Tel Aviv ausgestellt.

Keine x-beliebige Adresse der israelischen Metropole. Der quirlige Platz zwischen dem israelischen Nationaltheater und dem Charles Bronfman Auditorium, der beeindruckenden Konzerthalle des Israel Philharmonic Orchestras, ist ein Ort der Hochkultur. Und ein Ort des Lebens. Im schräg einfallenden Sonnenlicht des Spätnachmittags parken Kinderwagenkolonnen rund um eine zentrale Grünanlage. Familien genießen die frische Meeresbrise ebenso wie Geschäftsleute, die nach dem letzten Meeting des Tages bei einem Kaffee entspannen.

Tel Avivs Bürgermeister eröffnet die Ausstellung

Kaum ist die Ausstellung aufgebaut, schon haben einige junge Buben des Viertels entdeckt, dass zwei der Figuren auch gut als Pfosten eines imaginären Fußballtores dienen, und schießen dem Fußballpionier Walther Bensemann munter Bälle um die Ohren. Neugierig bleiben auch die ersten Passanten stehen, und schon nach wenigen Minuten scheint es so, als stünden die filigranen Plexiglas-Silhouetten mit ihren schweren Sockeln schon immer hier und erzählten ihre Geschichten. Aus einer Zeit, Anfang des letzten Jahrhunderts, als jüdische Aktive wichtige Männer im deutschen Fußball waren.

Wie die Nationalspieler Julius Hirsch und Gottfried Fuchs beispielsweise, die kurz vor dem ersten Weltkrieg als Stürmer für den Karlsruher FV und die Nationalmannschaft Tore schossen, ähnlich viele, ähnlich schöne wie heute Müller und Gomez. Eigentlich sogar noch mehr. Einmal sogar zehn in einem Spiel, wie Gottfried Fuchs 1912 beim olympischen Fußballturnier gegen Russland. Ein Umstand, der auch Ron Huldai in Staunen versetzt. Der Bürgermeister von Tel Aviv unterstrich die Bedeutung der Ausstellung durch seinen persönlichen Besuch kurz vor Anpfiff des abendlichen Spitzenspiels von Makkabi Tel Aviv gegen Tabellenführer Hapoel Be'er Sheva im Bloomfield Stadion. In seiner Rede hob Huldai vor allem die Vita von Emanuel Schaffer hervor, der, aufgewachsen in Recklinghausen, nach Vertreibung und Emigration sein Trainerdiplom 1958 bei Hennes Weisweiler an der Sporthochschule Köln erwarb und später zum erfolgreichsten Nationaltrainer Israels wurde. Und zu einem lebenslangen Botschafter der deutsch-israelischen Beziehungen. Gerührt verfolgten die Witwe und drei Söhne, wie seine Figur auf dem Habima-Platz nun weithin sichtbar an Erfolge und Verdienste erinnert.



Es ist eine besondere Ausstellung an einem besonderen Ort. Zum ersten Mal wird die Geschichte der deutsch-jüdischen Fußballgrößen in Israel erzählt. Elf Figuren, eine Mannschaft mit sechs Spielern, drei Trainern und zwei Funktionären, werden seit gestern von der DFB-Kulturstiftung und dem Goethe-Institut Israel unter freiem Himmel auf dem Habima-Platz in Tel Aviv ausgestellt.

Keine x-beliebige Adresse der israelischen Metropole. Der quirlige Platz zwischen dem israelischen Nationaltheater und dem Charles Bronfman Auditorium, der beeindruckenden Konzerthalle des Israel Philharmonic Orchestras, ist ein Ort der Hochkultur. Und ein Ort des Lebens. Im schräg einfallenden Sonnenlicht des Spätnachmittags parken Kinderwagenkolonnen rund um eine zentrale Grünanlage. Familien genießen die frische Meeresbrise ebenso wie Geschäftsleute, die nach dem letzten Meeting des Tages bei einem Kaffee entspannen.

Tel Avivs Bürgermeister eröffnet die Ausstellung

Kaum ist die Ausstellung aufgebaut, schon haben einige junge Buben des Viertels entdeckt, dass zwei der Figuren auch gut als Pfosten eines imaginären Fußballtores dienen, und schießen dem Fußballpionier Walther Bensemann munter Bälle um die Ohren. Neugierig bleiben auch die ersten Passanten stehen, und schon nach wenigen Minuten scheint es so, als stünden die filigranen Plexiglas-Silhouetten mit ihren schweren Sockeln schon immer hier und erzählten ihre Geschichten. Aus einer Zeit, Anfang des letzten Jahrhunderts, als jüdische Aktive wichtige Männer im deutschen Fußball waren.

Wie die Nationalspieler Julius Hirsch und Gottfried Fuchs beispielsweise, die kurz vor dem ersten Weltkrieg als Stürmer für den Karlsruher FV und die Nationalmannschaft Tore schossen, ähnlich viele, ähnlich schöne wie heute Müller und Gomez. Eigentlich sogar noch mehr. Einmal sogar zehn in einem Spiel, wie Gottfried Fuchs 1912 beim olympischen Fußballturnier gegen Russland. Ein Umstand, der auch Ron Huldai in Staunen versetzt. Der Bürgermeister von Tel Aviv unterstrich die Bedeutung der Ausstellung durch seinen persönlichen Besuch kurz vor Anpfiff des abendlichen Spitzenspiels von Makkabi Tel Aviv gegen Tabellenführer Hapoel Be'er Sheva im Bloomfield Stadion. In seiner Rede hob Huldai vor allem die Vita von Emanuel Schaffer hervor, der, aufgewachsen in Recklinghausen, nach Vertreibung und Emigration sein Trainerdiplom 1958 bei Hennes Weisweiler an der Sporthochschule Köln erwarb und später zum erfolgreichsten Nationaltrainer Israels wurde. Und zu einem lebenslangen Botschafter der deutsch-israelischen Beziehungen. Gerührt verfolgten die Witwe und drei Söhne, wie seine Figur auf dem Habima-Platz nun weithin sichtbar an Erfolge und Verdienste erinnert.

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Gehlenborg: "Dürfen die Geschichte nicht vergessen"

"Zwischen Erfolg und Verfolgung" – im Titel der Ausstellung aber spiegelt sich auch die doppelte Blickrichtung der Ausstellung. "Diese Männer", erinnerte DFB-Vize-Präsident Eugen Gehlenborg in seiner Eröffnungsrede, "verbindet zwei Dinge: Sie waren fußballbegeistert und haben, als der Fußball noch nicht so populär war wie heute, zu seiner Erfolgsgeschichte beigetragen. Und sie wurden, nur weil sie Juden waren, nach 1933 aus ihren Vereinen ausgeschlossen, entrechtet, gedemütigt und vertrieben. Zwei von ihnen, Julius Hirsch und Max Salomon, wurden in Auschwitz ermordet. Wir dürfen diese Geschichte nicht vergessen, und tragen Verantwortung dafür, dass sie sich nicht wiederholen darf." Auch Dr. Wolf Iro, Leiter des mitveranstaltenden Goethe-Instituts in Tel Aviv, hob vor allem die erinnerungspolitische Dimension der Ausstellung zum Abschluss des 50. Jahrestages der deutsch-israelischen Beziehungen hervor. Sie leiste, drei Tage vor dem israelischen Holocaust-Gedenktag Jom haSho'a, einen Beitrag zum Gedenken an die Opfer des Fußballs stellvertretend für Millionen Ermordete des NS-Terrors.

Prof. Lorenz Peiffer (Leibniz-Universität Hannover) schloss als wissenschaftlicher Leiter die Eröffnung mit der Feststellung, dass der deutsche Fußball seine jüdischen Pioniere erst seit einigen Jahren wiederentdeckt. Fangruppen ebenso wie Vereine und Verbände, beispielsweise durch den 2005 gestifteten Julius Hirsch Preis des DFB für Anerkennung und Menschenwürde. Nun habe auch die israelische Öffentlichkeit die Chance, Leistungen und Lebenswege dieser Menschen für sich zu entdecken. Nach der Station in Tel Aviv plant das Goethe-Institut weitere Schauplätze in Jerusalem und Haifa. Darüber hinaus werden die Biografien im begleitenden Ausstellungsband "Zwischen Erfolg und Verfolgung. Deutsch-jüdische Fußballstars im Schatten des Hakenkreuzes" (Verlag Hentrich & Hentrich, Berlin, 2016) erstmals nicht nur in deutscher, sondern auch in hebräischer Sprache veröffentlicht.

TV-Berichte in Israel und Deutschland: Die Helden sind zurück

Viele derer, denen die Ausstellung gedenkt, haben den 1948 gegründeten Staat Israel selbst nicht besucht. Trotzdem sind auch hier ihre Spuren noch nicht ganz verwischt. Als die Schatten des Nachmittags schon lang geworden sind, steht noch immer ein Rollstuhl vor der Figur von Julius Hirsch. Er könne sich noch gut an Namen Julius Hirsch erinnern, erzählt der darin sitzende 93-jährige polnischstämmige Mann. Noch bis in die 30er Jahre war der Karlsruher Stürmer ein bekannter Mann in Deutschland, bis ihn die Nazis für Jahrzehnte aus dem kollektiven Fußballgedächtnis tilgten. Das ist heute anders, in Deutschland und nun auch in Israel. Zum Holocaust-Gedenktag Jom haSho'a am 5. Mai zeigt das israelische Fernsehen die ARD-Dokumentation über den ehemaligen FC Bayern-Präsidenten Kurt Landauer. Und im ARD-Nachtjournal lief ein Beitrag über die Ausstellungseröffnung in Tel Aviv. Die Helden sind zurück.

Die Ausstellung ist ein Kooperationsprojekt des Instituts für Sportwissenschaft der Leibniz-Universität Hannover (Autor: Prof. Dr. Lorenz Peiffer), des Koebner-Instituts der Hebrew University Jerusalem (Prof. Dr. Moshe Zimmermann), der Kulturstiftung des Deutschen Fußball-Bundes (Olliver Tietz) und des Goethe-Instituts Israel (Dr. Wolf Iro). Weitere Förderer sind das Auswärtige Amt, der Israelische Fußball-Verband, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung sowie die Axel-Springer-Stiftung.

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