Ngankam: Das fast vergessene Toptalent

Zeigt's uns! DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Roussel Ngankam. Der langjährige U-Nationalspieler zählte einst zu den größten Talenten des Landes, verschwand aber plötzlich von den Zetteln der Scouts.

Die Vertragsunterschrift bei der SG Sonnenhof Großaspach war für Roussel Ngankam eine Erlösung. Die zwei Monate zuvor ist er vereinslos gewesen. Tag für Tag wartete der 22-Jährige auf den erlösenden Anruf. Doch Deutschlands Profivereine hatten den Stürmer nicht mehr auf dem Zettel. Vergessen war, dass er als langjähriger U-Nationalspieler einst zu den größten Talenten des Landes zählte und fast den Sprung in die Bundesliga geschafft hätte. "Das war eine ganz schwere Zeit für mich", sagt er im Gespräch mit DFB.de. "Bei allen Vereinen geht die Saisonvorbereitung los. Doch man selber ist zu Hause und trainiert für sich alleine. Da bricht für einen die Welt zusammen."

Manchmal ist es schwer zu ergründen, warum ein ambitionierter Spieler aus den Notizblöcken der Scouts verschwindet. Roussel Ngankam glaubt, dass er aufgrund der vergangenen Saison in Rumänien einen schweren Stand hatte: "Ich war ein Jahr weg, man hat mich nicht spielen gesehen und sich daher nicht getraut, mit mir zu arbeiten." Überhaupt blickt er auf die Spielzeit 2014/2015, die er beim FC Botosani in der höchsten rumänischen Liga verbrachte, mit gemischten Gefühlen zurück.

Der Fußball half bei der Integration

Eigentlich ist es Roussel Ngankam gewohnt, sich in einem neuen Land zurechtzufinden. Ein kleiner Rückblick: Mit elf Jahren kam er von Kamerun nach Deutschland. In Afrika hatte er lediglich auf den Straßen Fußball gespielt - ohne professionelle Trainingsleitung. Doch das Talent war groß genug, um in Berlin gleich ein Probetraining zu bestehen und in die Jugendabteilung von Hertha BSC aufgenommen zu werden. "Der Fußball hat mir sehr geholfen, mich in Deutschland zu integrieren. Innerhalb einer Mannschaft herrscht einfach eine ganz andere Atmosphäre. Da spielte es auch keine Rolle, dass ich die Sprache anfangs nicht konnte", erzählt er.

Integration über den Fußball - genau so hätte es auch vergangene Saison in Rumänien laufen können. In der Liga 1 absolvierte er 25 Spiele. Das heimische Stadionul Munizipal (12.000 Plätze) war stets gut besucht. Die Mannschaft war erfolgreich und belegte den achten Tabellenplatz, durfte somit an den Qualifikationsspielen zur Europa League teilnehmen. "Die Rumänen sind taktisch nicht so geschult wie die Deutschen. Die starken Mannschaften leben vom Einsatz und der individuellen Qualität einzelner Spieler. Trotzdem war das Jahr in Rumänien rein fußballerisch super. Ich wurde dort zu einem richtigen Profispieler. Nur privat habe ich mich nicht wohlgefühlt", erzählt er.

Das Leben in Botosani, welches im Nordosten von Rumänien nahe der ukrainischen Grenze liegt, sei anders als in Deutschland gewesen: "Die Menschen waren nett, haben aber eine ganz andere Mentalität. Mir war alles zu fremd. Auch mit der Sprache kam ich nicht zurecht. Das komplette Jahr lebte ich im Hotel. Ich bekam einfach Heimweh." Also ließ er seinen eigentlich noch zwei Jahre laufenden Vertrag im Sommer 2015 auflösen. Was folgte, war die schwierige Suche nach einem neuen Verein.



Zeigt's uns! DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Roussel Ngankam. Der langjährige U-Nationalspieler zählte einst zu den größten Talenten des Landes, verschwand aber plötzlich von den Zetteln der Scouts.

Die Vertragsunterschrift bei der SG Sonnenhof Großaspach war für Roussel Ngankam eine Erlösung. Die zwei Monate zuvor ist er vereinslos gewesen. Tag für Tag wartete der 22-Jährige auf den erlösenden Anruf. Doch Deutschlands Profivereine hatten den Stürmer nicht mehr auf dem Zettel. Vergessen war, dass er als langjähriger U-Nationalspieler einst zu den größten Talenten des Landes zählte und fast den Sprung in die Bundesliga geschafft hätte. "Das war eine ganz schwere Zeit für mich", sagt er im Gespräch mit DFB.de. "Bei allen Vereinen geht die Saisonvorbereitung los. Doch man selber ist zu Hause und trainiert für sich alleine. Da bricht für einen die Welt zusammen."

Manchmal ist es schwer zu ergründen, warum ein ambitionierter Spieler aus den Notizblöcken der Scouts verschwindet. Roussel Ngankam glaubt, dass er aufgrund der vergangenen Saison in Rumänien einen schweren Stand hatte: "Ich war ein Jahr weg, man hat mich nicht spielen gesehen und sich daher nicht getraut, mit mir zu arbeiten." Überhaupt blickt er auf die Spielzeit 2014/2015, die er beim FC Botosani in der höchsten rumänischen Liga verbrachte, mit gemischten Gefühlen zurück.

Der Fußball half bei der Integration

Eigentlich ist es Roussel Ngankam gewohnt, sich in einem neuen Land zurechtzufinden. Ein kleiner Rückblick: Mit elf Jahren kam er von Kamerun nach Deutschland. In Afrika hatte er lediglich auf den Straßen Fußball gespielt - ohne professionelle Trainingsleitung. Doch das Talent war groß genug, um in Berlin gleich ein Probetraining zu bestehen und in die Jugendabteilung von Hertha BSC aufgenommen zu werden. "Der Fußball hat mir sehr geholfen, mich in Deutschland zu integrieren. Innerhalb einer Mannschaft herrscht einfach eine ganz andere Atmosphäre. Da spielte es auch keine Rolle, dass ich die Sprache anfangs nicht konnte", erzählt er.

Integration über den Fußball - genau so hätte es auch vergangene Saison in Rumänien laufen können. In der Liga 1 absolvierte er 25 Spiele. Das heimische Stadionul Munizipal (12.000 Plätze) war stets gut besucht. Die Mannschaft war erfolgreich und belegte den achten Tabellenplatz, durfte somit an den Qualifikationsspielen zur Europa League teilnehmen. "Die Rumänen sind taktisch nicht so geschult wie die Deutschen. Die starken Mannschaften leben vom Einsatz und der individuellen Qualität einzelner Spieler. Trotzdem war das Jahr in Rumänien rein fußballerisch super. Ich wurde dort zu einem richtigen Profispieler. Nur privat habe ich mich nicht wohlgefühlt", erzählt er.

Das Leben in Botosani, welches im Nordosten von Rumänien nahe der ukrainischen Grenze liegt, sei anders als in Deutschland gewesen: "Die Menschen waren nett, haben aber eine ganz andere Mentalität. Mir war alles zu fremd. Auch mit der Sprache kam ich nicht zurecht. Das komplette Jahr lebte ich im Hotel. Ich bekam einfach Heimweh." Also ließ er seinen eigentlich noch zwei Jahre laufenden Vertrag im Sommer 2015 auflösen. Was folgte, war die schwierige Suche nach einem neuen Verein.

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Dieter Hecking machte sich für ihn stark

Roussel Ngankam versuchte zunächst sein Glück beim VfL Wolfsburg. Hätte es bei den "Wölfen" geklappt, hätte sich ein Kreis geschlossen. Ein Rückblick in das Jahr 2012: Der heutige VfL-Cheftrainer Dieter Hecking saß damals noch auf der Bank des 1. FC Nürnberg. Die guten Gespräche mit dem Trainer waren der Hauptgrund dafür, dass Ngankam damals von Hertha BSC Berlin zum 1. FC Nürnberg wechselte. Seine Hoffnung: In Nürnberg könne er sich von einem ambitionierten Nachwuchstalent zu einem gereiften Bundesligaspieler weiterentwickeln. Nationalspieler wie Ilkay Gündogan oder Timothy Chandler hatten dies vorgemacht. Auch für Ngankam begann die Zeit unter Hecking vielversprechend. Er spielte regelmäßig für die zweite Mannschaft in der Regionalliga, saß zudem bei fünf Bundesligaspielen auf der Bank - sogar gegen den FC Bayern München. In der Winterpause 2012/2013 zog es Hecking nach Wolfsburg. Nahezu zeitgleich erlebte die Karriere von Ngankam einen Knick. Nicht zuletzt aufgrund einiger Verletzungen entfernte er sich von der Profimannschaft. Der Wechsel nach Rumänien war damals die Konsequenz.

Zurück in den Sommer 2015: Zweieinhalb Jahre waren nun vergangen, seitdem Ngankam seine letzte Trainingseinheit unter Hecking absolviert hatte. Und doch war er im Gedächtnis des Erfolgstrainers noch präsent. Ngankam erzählt: "Hecking hat sich an mich erinnert und Ismael, dem Trainer der zweiten Mannschaft, die Empfehlung gegeben, mir eine Chance zu geben." Als Testspieler hinterließ er einen guten Eindruck. Das Engagement scheiterte lediglich an Formalitäten: "Die benötigten Papiere aus Rumänien, damit der VfL nichts für mich zahlen muss, trafen nicht rechtzeitig in Wolfsburg ein. Ansonsten hätte ich dort für die zweite Mannschaft spielen können."

Im beschaulichen Aspach das Potential entfalten

Ngankam stand wieder vor dem Nichts. Tage und Wochen vergingen, Sorgen um die eigene Existenz wuchsen. Der Anruf eines alten Kumpels brachte die Erlösung. Sonnenhof Großaspach Stürmer Max Dittgen, mit dem Ngankam gemeinsam in Nürnberg gespielt hatte, meldete sich bei seinem früheren Kameraden. "Er hat den Kontakt zu Sportdirektor Joannis Koukoutrigas, dem ich von früher noch bekannt war, hergestellt", erzählt der 1,80 Meter große Offensivspieler. Nach einigen Trainingseinheiten als Testspieler empfahl er sich für ein Engagement beim Drittligisten. "Roussel ist noch ein junger Spieler und war in seinem Jahrgang sicherlich eines der deutschen Toptalente", sagte Koukoutrigas über die Verpflichtung. „Wir sind überzeugt, dass er sein Potential bei uns entfalten und zeigen kann."

Am 4. September unterschrieb Ngankam einen Einjahresvertrag. Bislang kam er auf zwei Kurzeinsätze. "Es war anfangs schwer, mich an das System zu gewöhnen", gibt er zu. "Wir arbeiten hier im Block, spielen richtiges Forechecking und mit viel Aggressivität. Ich denke noch zu viel darüber nach, was ich richtig und falsch mache. Ich muss mich mehr auf meinen Fußball konzentrieren, weniger denken und mehr agieren. Wenn man zu viel nachdenkt, klappt vieles nicht. Es geht aber voran und ich bekomme hier die nötige Zeit." Die nächste Chance, um sich in der Mannschaft zu integrieren, könnte er beim bevorstehenden Heimspiel gegen den VfR Aalen erhalten (Samstag, 14 Uhr).

Allerdings dürfte es für Trainer Rüdiger Rehm derzeit wenig Grund geben, allzu viel an der Startformation zu ändern. Als Tabellendritter ist die SG momentan die Überraschungsmannschaft der 3. Liga. Dennoch bewahren die Spieler im württembergischen Aspach einen kühlen Kopf. "Wir konzentrieren uns immer auf den nächsten Gegner. Niemand spricht vom Aufstieg. Unser Ziel ist, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben", weiß Ngankam, der sich für einen längerfristigen Vertrag empfehlen möchte. Die Zeit der Vereinslosigkeit soll schließlich Vergangenheit sein.