Neumann: "Der 'Defi' ist mein Schutzengel"

Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Sebastian Neumann vom VfR Aalen, der seit Januar 2015 mit einem Defibrillator in der linken Brust für die Aalener am Ball ist.

Die Untersuchung war Routine, das Ergebnis erschütternd: Sebastian Neumann vom Drittligisten VfR Aalen musste von einem auf den anderen Tag feststellen, wie unbedeutend doch der Fußball sein kann. Wie wichtig er ihm jedoch persönlich ist.

Herzprobleme hatten die Fortsetzung der Karriere des 25 Jahre alten Innenverteidigers über mehrere Monate in Frage gestellt. Doch ein kleiner Defibrillator in der linken Brust sorgt dafür, dass Neumann seinem "Traum vom Fußball" weiterleben kann. "Trotz aller Steine und Hindernisse auf dem Weg zurück habe ich es geschafft, wieder auf dem Platz stehen zu können", sagt Neumann im Gespräch mit DFB.de.

Sportverbot wegen Herzmuskelentzündung

Den Tag im November 2014 wird der frühere U 21-Nationalspieler nie vergessen. "Ich war bei einer sportärztlichen Untersuchung, das ist für Profifußballer absolute Routine. Die Ärzte stellten Unregelmäßigkeiten im Herzen fest. Anfangs hielt ich das für nicht weiter schlimm, Sportler-Herzen sind bekannt für Auffälligkeiten. Ich konnte mit der Diagnose nicht viel anfangen."

So suchte er weitere Ärzte auf, wollte sich nicht auf das Urteil eines Mediziners verlassen. Doch als mehrere Spezialisten unabhängig voneinander eine Herzmuskelentzündung feststellten und weiteren Sport untersagten, "riss es mir den Boden unter den Füßen weg", erinnert sich Neumann. "Profi-Fußball war schon immer mein Traum. Den lebte ich und wurde plötzlich und unvorbereitet herausgerissen."

Daniel Engelbrecht als Vorbild und Mutmacher

Doch der Defensivspieler versank nicht im Selbstmitleid, sondern wurde aktiv. Er erinnerte sich an Daniel Engelbrecht, der mit einem Herzstillstand während des Spiels seiner Stuttgarter Kickers gegen Rot-Weiß Erfurt (0:1) im Juli 2013 zusammengebrochen war und reanimiert werden musste. Engelbrecht wurde operativ ein Defibrillator eingesetzt, der Stürmer kehrte im November 2014 auf den Platz zurück. Heute ist er für den West-Regionalligisten Alemannia Aachen am Ball.

"Ich habe Daniel angerufen und um Rat gefragt. Der Kontakt war sehr hilfreich. Er gab mir viele Tipps, war mein Mutmacher", erzählt Neumann.

In schwerer Zeit Kraft durch die Familie

So wuchs auch beim gebürtigen Berliner Sebastian Neumann nach den Gesprächen mit Engelbrecht und den Ärzten die Gewissheit, dass es nach einer Operation wieder mit dem Profifußball klappen könnte. Am 29. Januar 2015 wurde ihm dann in einem Stuttgarter Krankenhaus ein Defibrillator in die linke Brust eingesetzt.

Während der folgenden Rehaphase, in der auch sein verletzter Außenmeniskus und die Knieprobleme behandelt wurden, gaben ihm vor allem seine Ehefrau Stefanie und die Aussicht auf Nachwuchs die nötige Zuversicht: "Es war eine schwere Zeit. Aber meine Frau und die Gedanken, bald Papa zu sein, gaben mir Kraft. Und ich hatte einen Traum: Ich wollte, dass mein Kind mich auf dem Fußballplatz spielen sieht", so Neumann.



Die 3. Liga ist voll von besonderen Akteuren. DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Sebastian Neumann vom VfR Aalen, der seit Januar 2015 mit einem Defibrillator in der linken Brust für die Aalener am Ball ist.

Die Untersuchung war Routine, das Ergebnis erschütternd: Sebastian Neumann vom Drittligisten VfR Aalen musste von einem auf den anderen Tag feststellen, wie unbedeutend doch der Fußball sein kann. Wie wichtig er ihm jedoch persönlich ist.

Herzprobleme hatten die Fortsetzung der Karriere des 25 Jahre alten Innenverteidigers über mehrere Monate in Frage gestellt. Doch ein kleiner Defibrillator in der linken Brust sorgt dafür, dass Neumann seinem "Traum vom Fußball" weiterleben kann. "Trotz aller Steine und Hindernisse auf dem Weg zurück habe ich es geschafft, wieder auf dem Platz stehen zu können", sagt Neumann im Gespräch mit DFB.de.

Sportverbot wegen Herzmuskelentzündung

Den Tag im November 2014 wird der frühere U 21-Nationalspieler nie vergessen. "Ich war bei einer sportärztlichen Untersuchung, das ist für Profifußballer absolute Routine. Die Ärzte stellten Unregelmäßigkeiten im Herzen fest. Anfangs hielt ich das für nicht weiter schlimm, Sportler-Herzen sind bekannt für Auffälligkeiten. Ich konnte mit der Diagnose nicht viel anfangen."

So suchte er weitere Ärzte auf, wollte sich nicht auf das Urteil eines Mediziners verlassen. Doch als mehrere Spezialisten unabhängig voneinander eine Herzmuskelentzündung feststellten und weiteren Sport untersagten, "riss es mir den Boden unter den Füßen weg", erinnert sich Neumann. "Profi-Fußball war schon immer mein Traum. Den lebte ich und wurde plötzlich und unvorbereitet herausgerissen."

Daniel Engelbrecht als Vorbild und Mutmacher

Doch der Defensivspieler versank nicht im Selbstmitleid, sondern wurde aktiv. Er erinnerte sich an Daniel Engelbrecht, der mit einem Herzstillstand während des Spiels seiner Stuttgarter Kickers gegen Rot-Weiß Erfurt (0:1) im Juli 2013 zusammengebrochen war und reanimiert werden musste. Engelbrecht wurde operativ ein Defibrillator eingesetzt, der Stürmer kehrte im November 2014 auf den Platz zurück. Heute ist er für den West-Regionalligisten Alemannia Aachen am Ball.

"Ich habe Daniel angerufen und um Rat gefragt. Der Kontakt war sehr hilfreich. Er gab mir viele Tipps, war mein Mutmacher", erzählt Neumann.

In schwerer Zeit Kraft durch die Familie

So wuchs auch beim gebürtigen Berliner Sebastian Neumann nach den Gesprächen mit Engelbrecht und den Ärzten die Gewissheit, dass es nach einer Operation wieder mit dem Profifußball klappen könnte. Am 29. Januar 2015 wurde ihm dann in einem Stuttgarter Krankenhaus ein Defibrillator in die linke Brust eingesetzt.

Während der folgenden Rehaphase, in der auch sein verletzter Außenmeniskus und die Knieprobleme behandelt wurden, gaben ihm vor allem seine Ehefrau Stefanie und die Aussicht auf Nachwuchs die nötige Zuversicht: "Es war eine schwere Zeit. Aber meine Frau und die Gedanken, bald Papa zu sein, gaben mir Kraft. Und ich hatte einen Traum: Ich wollte, dass mein Kind mich auf dem Fußballplatz spielen sieht", so Neumann.

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Comeback nach über einem Jahr Pause

Nach 15 Monaten Zwangspause war es am dritten Spieltag der laufenden Saison endlich soweit. Ausgerechnet gegen den VfL Osnabrück, für den der Innenverteidiger von 2012 bis 2014 selbst am Ball war, feierte Neumann sein Comeback.

"Das Erlebnis war unbeschreiblich. Nach einer solchen Leidenszeit das Ziel zu erreichen, war ein grandioses Gefühl. Dass wir gegen meine ehemaligen Kollegen dann auch noch 1:0 gewonnen haben, war die Krönung."

Den "Defi", wie Neumann seinen kleinen Herzschrittmacher nennt, spürt er während des Spiels nicht: "Es ist aber gut zu wissen, dass mein kleiner Schutzengel immer dabei ist."

Fünfmal in das "Team des Tages" berufen

Neumann bestritt in dieser Saison noch 31 weitere Einsätze und feierte mit seinen Teamkollegen nach dem jüngsten Heimspiel (3:2 gegen die U 23 des 1. FSV Mainz 05) den Klassenverbleib. Ein Jahr nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga hat der VfR Aalen wieder Boden unter den Füßen, kann für eine weitere Drittliga-Spielzeit planen.

"Wir hatten uns vor dem Spiel gegen Mainz mit einer Reihe schlechter Ergebnisse selbst in die Bredouille gebracht. Umso wichtiger, dass wir bereits zwei Spieltage vor dem Saisonende den Verbleib in der 3. Liga gesichert haben", sagt Sebastian Neumann, der auch mit seiner persönlichen Spielzeit zufrieden ist: "Ich habe sicher meinen Teil dazu beigetragen, dass wir unser Ziel erreichen konnten."

Bester Beleg: Gleich fünfmal wurde Neumann, der bei 32 Einsätzen in dieser Saison drei Treffer erzielt hatte, von der DFB.de-Redaktion in die "Mannschaft des Spieltages" in der 3. Liga berufen, gehört damit zu den herausragenden Abwehrspielern dieser Saison.

Sohn Lucas als besonderer Stadiongast

Der persönliche Höhepunkt für den sympathischen Defensivspezialiten war beim Mainz-Spiel aber ein ganz besonderer Gast in der Aalener Arena. Neumanns knapp einjähriger Sohn Lucas verfolgte auf der Tribüne das Spiel seines Papas. Somit ging auch dieser Traum in Erfüllung. "Wenn man nach so langer Zeit auch dieses Ziel erreicht, ist das etwas ganz Besonderes", schwärmt Sebastian Neumann.

In welchem Stadion Lucas seinem Vater in der kommenden Spielzeit zujubeln kann, steht noch nicht fest. Den VfR Aalen wird er allerdings auf jeden Fall nach zwei Jahren wieder verlassen. "Ich habe einige Angebote aus der 2. und 3. Liga, freue mich schon auf eine neue Herausforderung", so der zuverlässige Abwehrspieler. "Ich möchte den nächsten Schritt in meiner persönlichen und fußballerischen Entwicklung machen." Wohin es auch gehen wird, die Familie kommt auf jeden Fall mit: "Wir ziehen alle zusammen um, das ist völlig klar."

Traum von Rückkehr in die Bundesliga lebt

Ein großes Ziel verfolgt Sebastian Neumann, der bei seinem Ausbildungs- und Lieblingsverein Hertha BSC bereits mit Anfang 20 zwei Einsätze in der Bundesliga absolviert hatte, aber noch: "Wer einmal Bundesliga Luft geschnuppert hat, will mehr davon. In den großen Arenen vor so vielen Zuschauern zu spielen, wäre mein großer sportlicher Traum."

Ob es klappt, ist offen. Eines ist aber sicher: Seine kleine Familie und auch Schutzengel "Defi" werden dabei sein.