Neu im A-Team: Yes, he CAN

Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Emre Can, der mit dem FC Liverpool sein letztes Ligaspiel bestreitet, bevor es erstmals zur Nationalmannschaft geht.

Er ist der Neue, und doch kennt er sich hier so gut aus wie kein anderer. Die Begegnung mit Polen ist für Liverpool-Profi Emre Can (21) zugleich eine mit seiner eigenen Vergangenheit. In Frankfurt wurde er geboren, in Frankfurt wuchs er auf. Und in Frankfurt wird er womöglich A-Nationalspieler. Am Samstag spielt er mit dem FC Liverpool gegen West Ham United. Für Can ist es ein besonderes Spiel, es ist das letzte, bevor er erstmals zur Nationalmannschaft reist.

Emre Can "zu gut, der muss eine Altersklasse überspringen"

Die Asche knirscht unter den Sohlen, die Knie sind aufgescheuert. Doch Emre macht weiter, er rennt und kämpft, er dribbelt und schießt. Es ist Samstag, und die E-Jugend von Blau-Gelb Frankfurt hat gerade ein Heimspiel. Ein gewöhnlicher Samstag bei den Cans, Emre ist beim Fußball. In der Familie hat Fußball nie eine Rolle gespielt. Aber Emre wollte immer nur das: kicken, am liebsten bis die Sonne untergeht. Und im Stadtteil Ginnheim hat alles angefangen, bei Blau-Gelb. Die erste Mannschaft spielt in der Kreisliga A, vom Platz aus kann man den Messeturm sehen, in der Nähe fließt die Nidda. Aus der Asche ist inzwischen ein Kunstrasen geworden.

Emre Can spricht gerne über seine Anfänge, die Erinnerungen sind immer noch sofort da. Er hat auf der Zehn gespielt damals, seine Freunde waren seine Mitspieler, gute Zeiten waren das. Auf Asche und voller Leidenschaft. "Nach meinem ersten Training bei Blau-Gelb hat der Trainer gesagt: 'Der ist zu gut, der muss eine Altersklasse überspringen'", sagt Can. Es dauerte nicht lange, und er war auch dafür zu gut. Also ging er. Er war zwölf und trug jetzt zum ersten Mal einen Adler auf der Brust – den von Eintracht Frankfurt.

Das mit dem Adler ist mittlerweile nichts Ungewöhnliches mehr für ihn. Drei Jahre ist er bei der Eintracht geblieben, bevor er über Bayern München und Bayer Leverkusen im vergangenen Sommer auf die Insel gegangen ist und einen Vertrag beim FC Liverpool unterschrieben hat. Den Adler trägt er immer noch häufig, wenn auch statt des roten einen schwarzen. Im Juni 2009 spielte er zum ersten Mal für die U 15 des DFB, beim 3:0 in Langenselbold gegen Polen. Vier Tage zuvor hatte er seinen deutschen Pass bekommen.

Mehr als sechs Jahre liegen zwischen seinem ersten Spiel für die U 15 und seinem womöglich ersten für die A-Nationalmannschaft. Schritt für Schritt ein bisschen mehr, ein bisschen weiter nach oben. Nun kehrt Emre Can zurück nach Frankfurt, wenn auch nur für ein paar Tage. "Er ist ein interessanter Spieler, der sich gut entwickelt hat und sehr flexibel einsetzbar ist", sagt Bundestrainer Joachim Löw. In der Abwehr und im Mittelfeld kann Can im Grunde jede Position spielen. Das hilft, gerade wenn man sich als junger Spieler seinen Platz erst noch erkämpfen muss. Am liebsten aber spielt er immer noch im zentralen Mittelfeld, fast so wie früher, nur ein bisschen weiter hinten.

Freund: "Can der kompletteste Spieler, den ich je gesehen habe"

Das war auch bei der U 21-EM in der Tschechischen Republik vor gut zwei Monaten sein Platz. Obwohl einer der Jüngsten, war Can einer der Leader in einer deutschen Mannschaft, die die erste Olympia-Teilnahme seit 28 Jahren sicherten. Die aber auch im Halbfinale gegen Portugal eine 0:5-Lehrstunde bekam. Can ging anschließend auch neben dem Platz voran, zeigte sich selbstkritisch: "Vielleicht habe ich vor dem Spiel gedacht, ich bin der Größte oder sonst was. Es ist überhaupt nicht zu erklären und auch nicht zu entschuldigen. Was wir da abgeliefert haben, war einfach eine Frechheit." Sportdirektor Hansi Flick lobte Can dafür: "Das zeigt seinen guten Charakter, seine Größe. Er ist ein Führungsspieler und ein Teamplayer. Und das hat er schon in früheren U-Teams gezeigt." Ein Beispiel: Nach der U 17-WM 2011, bei der Can Kapitän der DFB-Auswahl war, lobte ihn der damalige DFB-Trainer Steffen Freund überschwänglich. Emre Can, sagte Freund, sei der kompletteste Spieler, den er je gesehen habe. "Und ich habe viele gesehen."

In Liverpool wird er als Nachfolger von Steven Gerrard gehandelt, der Vereinslegende, die gerade in die USA gewechselt ist. Can freut sich darüber, aber er weiß auch, wie launisch der Fußball sein kann, wie schnell sich Ansichten ändern und Urteile wandeln können. Und dass er seine Leistung erst noch über einen längeren Zeitraum anbieten muss. Genauso geht es ihm mit den Vergleichen mit Gerrard. "Klar, das macht mich stolz", sagt er. "Aber ich will meinen eigenen Weg gehen, als Emre Can."



Regelmäßig stellt DFB.de einen Spieler des A-Teams vor, für den am Wochenende Außergewöhnliches ansteht. Heute: Emre Can, der mit dem FC Liverpool sein letztes Ligaspiel bestreitet, bevor es erstmals zur Nationalmannschaft geht.

Er ist der Neue, und doch kennt er sich hier so gut aus wie kein anderer. Die Begegnung mit Polen ist für Liverpool-Profi Emre Can (21) zugleich eine mit seiner eigenen Vergangenheit. In Frankfurt wurde er geboren, in Frankfurt wuchs er auf. Und in Frankfurt wird er womöglich A-Nationalspieler. Am Samstag spielt er mit dem FC Liverpool gegen West Ham United. Für Can ist es ein besonderes Spiel, es ist das letzte, bevor er erstmals zur Nationalmannschaft reist.

Emre Can "zu gut, der muss eine Altersklasse überspringen"

Die Asche knirscht unter den Sohlen, die Knie sind aufgescheuert. Doch Emre macht weiter, er rennt und kämpft, er dribbelt und schießt. Es ist Samstag, und die E-Jugend von Blau-Gelb Frankfurt hat gerade ein Heimspiel. Ein gewöhnlicher Samstag bei den Cans, Emre ist beim Fußball. In der Familie hat Fußball nie eine Rolle gespielt. Aber Emre wollte immer nur das: kicken, am liebsten bis die Sonne untergeht. Und im Stadtteil Ginnheim hat alles angefangen, bei Blau-Gelb. Die erste Mannschaft spielt in der Kreisliga A, vom Platz aus kann man den Messeturm sehen, in der Nähe fließt die Nidda. Aus der Asche ist inzwischen ein Kunstrasen geworden.

Emre Can spricht gerne über seine Anfänge, die Erinnerungen sind immer noch sofort da. Er hat auf der Zehn gespielt damals, seine Freunde waren seine Mitspieler, gute Zeiten waren das. Auf Asche und voller Leidenschaft. "Nach meinem ersten Training bei Blau-Gelb hat der Trainer gesagt: 'Der ist zu gut, der muss eine Altersklasse überspringen'", sagt Can. Es dauerte nicht lange, und er war auch dafür zu gut. Also ging er. Er war zwölf und trug jetzt zum ersten Mal einen Adler auf der Brust – den von Eintracht Frankfurt.

Das mit dem Adler ist mittlerweile nichts Ungewöhnliches mehr für ihn. Drei Jahre ist er bei der Eintracht geblieben, bevor er über Bayern München und Bayer Leverkusen im vergangenen Sommer auf die Insel gegangen ist und einen Vertrag beim FC Liverpool unterschrieben hat. Den Adler trägt er immer noch häufig, wenn auch statt des roten einen schwarzen. Im Juni 2009 spielte er zum ersten Mal für die U 15 des DFB, beim 3:0 in Langenselbold gegen Polen. Vier Tage zuvor hatte er seinen deutschen Pass bekommen.

Mehr als sechs Jahre liegen zwischen seinem ersten Spiel für die U 15 und seinem womöglich ersten für die A-Nationalmannschaft. Schritt für Schritt ein bisschen mehr, ein bisschen weiter nach oben. Nun kehrt Emre Can zurück nach Frankfurt, wenn auch nur für ein paar Tage. "Er ist ein interessanter Spieler, der sich gut entwickelt hat und sehr flexibel einsetzbar ist", sagt Bundestrainer Joachim Löw. In der Abwehr und im Mittelfeld kann Can im Grunde jede Position spielen. Das hilft, gerade wenn man sich als junger Spieler seinen Platz erst noch erkämpfen muss. Am liebsten aber spielt er immer noch im zentralen Mittelfeld, fast so wie früher, nur ein bisschen weiter hinten.

Freund: "Can der kompletteste Spieler, den ich je gesehen habe"

Das war auch bei der U 21-EM in der Tschechischen Republik vor gut zwei Monaten sein Platz. Obwohl einer der Jüngsten, war Can einer der Leader in einer deutschen Mannschaft, die die erste Olympia-Teilnahme seit 28 Jahren sicherten. Die aber auch im Halbfinale gegen Portugal eine 0:5-Lehrstunde bekam. Can ging anschließend auch neben dem Platz voran, zeigte sich selbstkritisch: "Vielleicht habe ich vor dem Spiel gedacht, ich bin der Größte oder sonst was. Es ist überhaupt nicht zu erklären und auch nicht zu entschuldigen. Was wir da abgeliefert haben, war einfach eine Frechheit." Sportdirektor Hansi Flick lobte Can dafür: "Das zeigt seinen guten Charakter, seine Größe. Er ist ein Führungsspieler und ein Teamplayer. Und das hat er schon in früheren U-Teams gezeigt." Ein Beispiel: Nach der U 17-WM 2011, bei der Can Kapitän der DFB-Auswahl war, lobte ihn der damalige DFB-Trainer Steffen Freund überschwänglich. Emre Can, sagte Freund, sei der kompletteste Spieler, den er je gesehen habe. "Und ich habe viele gesehen."

In Liverpool wird er als Nachfolger von Steven Gerrard gehandelt, der Vereinslegende, die gerade in die USA gewechselt ist. Can freut sich darüber, aber er weiß auch, wie launisch der Fußball sein kann, wie schnell sich Ansichten ändern und Urteile wandeln können. Und dass er seine Leistung erst noch über einen längeren Zeitraum anbieten muss. Genauso geht es ihm mit den Vergleichen mit Gerrard. "Klar, das macht mich stolz", sagt er. "Aber ich will meinen eigenen Weg gehen, als Emre Can."

Liverpool ist nach München und Leverkusen schon seine dritte Profistation. Es gefällt ihm, er hat hier viel vor. Vor jedem Heimspiel geht es durch den Spielertunnel, über dem auf einem Schild "This is Anfield!" steht und auf das die Spieler kurz ihre Hand legen, bevor es in die Arena geht. Dort blicken sie auf ein Meer rot-weißer Schals, und der Chor der Fans singt "You’ll never walk alone". Wer das hört, der weiß, dass er wirklich nicht alleine geht, egal wohin, egal, wie schwer es ist. Der perfekte Soundtrack für ein Fußball-Team. Ob an der Anfield Road in Liverpool, in der Frankfurter Commerzbank-Arena. Oder auf dem Sportplatz in Ginnheim.