Neid trifft Krupp: Mit WM-Turnieren Boom auslösen

Bis vor kurzem kannten sich Silvia Neid und Uwe Krupp nicht persönlich. Im Rahmen eines Interviewtermins lernten sie sich nun kennen. Und entdeckten viele Parallelen. Beide sind Auswahltrainer, Neid bei den DFB-Fußballfrauen, Krupp bei der Eishockey-Nationalmannschaft.

In dieser Rolle sind sie jeweils auch die Galionsfigur ihres Sports in Deutschland. Zudem stehen beide vor einer Weltmeisterschaft im eigenen Land: die Fußballerinnen im kommenden Jahr, die Kufen-Cracks bereits ab Freitag, wenn in der Schalker Arena das WM-Eröffnungsspiel Deutschland gegen USA steigt.

Im Gespräch entdeckten Neid und Krupp sehr viele Ähnlichkeiten in ihrer Philosophie, was die Teamführung angeht. Weitere Parallele: Am 15. Mai haben beide einen Termin in Köln. Dann findet das Endspiel um den DFB-Pokal der Frauen im RheinEnergieStadion statt, und in der Köln Arena werden Partien der Zwischenrunde der Eishockey-WM gespielt.

Frage: Silvia Neid, Uwe Krupp, am 15. Mai machen Sie sich mit dem DFB-Pokal-Finale und der Eishockey-WM gegenseitig Konkurrenz in Köln. Was sagen Sie dazu?

Uwe Krupp: Das habe ich nicht gewusst. Aber eigentlich ist das nicht gut, weil wir gegen Fußball immer den Kürzeren ziehen. Wenn wir nicht selber spielen würden, hätte ich mir das Spiel angeschaut.

Silvia Neid: Das zeigt mal wieder, dass Köln eine große Stadt mit einem ebenso großem Freizeitangebot ist.

Frage: Was verbinden Sie mit der Sportart des beziehungsweise der anderen?

Neid: Mein erstes Eishockeyspiel habe ich 2002 gesehen, da war ich mit der U 19 bei der WM in Kanada. Keine Ahnung, wer da genau spielte, ich weiß nur noch: Es war sehr kühl in der Halle.



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Bis vor kurzem kannten sich Silvia Neid und Uwe Krupp nicht persönlich. Im Rahmen eines Interviewtermins lernten sie sich nun kennen. Und entdeckten viele Parallelen. Beide sind Auswahltrainer, Neid bei den DFB-Fußballfrauen, Krupp bei der Eishockey-Nationalmannschaft.

In dieser Rolle sind sie jeweils auch die Galionsfigur ihres Sports in Deutschland. Zudem stehen beide vor einer Weltmeisterschaft im eigenen Land: die Fußballerinnen im kommenden Jahr, die Kufen-Cracks bereits ab Freitag, wenn in der Schalker Arena das WM-Eröffnungsspiel Deutschland gegen USA steigt.

Im Gespräch entdeckten Neid und Krupp sehr viele Ähnlichkeiten in ihrer Philosophie, was die Teamführung angeht. Weitere Parallele: Am 15. Mai haben beide einen Termin in Köln. Dann findet das Endspiel um den DFB-Pokal der Frauen im RheinEnergieStadion statt, und in der Köln Arena werden Partien der Zwischenrunde der Eishockey-WM gespielt.

Frage: Silvia Neid, Uwe Krupp, am 15. Mai machen Sie sich mit dem DFB-Pokal-Finale und der Eishockey-WM gegenseitig Konkurrenz in Köln. Was sagen Sie dazu?

Uwe Krupp: Das habe ich nicht gewusst. Aber eigentlich ist das nicht gut, weil wir gegen Fußball immer den Kürzeren ziehen. Wenn wir nicht selber spielen würden, hätte ich mir das Spiel angeschaut.

Silvia Neid: Das zeigt mal wieder, dass Köln eine große Stadt mit einem ebenso großem Freizeitangebot ist.

Frage: Was verbinden Sie mit der Sportart des beziehungsweise der anderen?

Neid: Mein erstes Eishockeyspiel habe ich 2002 gesehen, da war ich mit der U 19 bei der WM in Kanada. Keine Ahnung, wer da genau spielte, ich weiß nur noch: Es war sehr kühl in der Halle.

Krupp: Scheint ja keinen großen Eindruck hinterlassen zu haben. Wenn wir in den USA über Fußball gesprochen haben, haben die immer gesagt: Da geht es um Frauensport. Die verstanden nicht, wenn ich mich über Bayern München oder den 1. FC Köln informierte.

Neid: Das hören wir natürlich gern.

Frage: Wie sieht es mit der Wertschätzung in Deutschland aus? Die Eishockey-WM wird live nur im Privatfernsehen übertragen.

Krupp: Eishockey ist hierzulande leider kein TV-Sport - der Puck ist zu schnell.

Neid: Das Finale um den DFB-Pokal wird live im ZDF übertragen. Unsere Länderspiele laufen live in ARD oder ZDF. Die WM sowieso. Das Fernsehen ist mit den Quoten, die dabei erzielt werden, sehr zufrieden. Auch der Zuspruch im Stadion stimmt. Da haben wir immer mehr als 10.000 Zuschauer im Stadion. Die Leute nehmen sich auch nachmittags um 15 Uhr frei, ganze Familien kommen, da herrscht eine tolle Atmosphäre.

Frage: Fühlen Sie Ihre Sportart vom Fernsehen richtig bewertet?

Krupp: Wenn wir größere Fernsehpräsenz hätten, würde das unsere Arbeit in der Nachwuchsförderung sicher leichter machen. Deutschland ist eine kleine Nation, was das Eishockey angeht. Hier sind lediglich rund 25.000 Spieler registriert.

Frage: Was kann eine WM daran ändern?

Krupp: Natürlich kann durch eine WM etwas bewegt werden. Wenn das Eishockey gut rüberkommt, kann das einen Boom auslösen.

Neid: Einen ähnlichen Ansatz verfolgt man beim DFB mit der WM 2011. Da lautet eins der wichtigsten Ziele, mit dem Turnier für Nachhaltigkeit zu sorgen. Es sollen noch mehr Mädchen und Frauen dazu bewegt werden, in die Vereine zu gehen.

Frage: Müssen Männer anders trainiert werden als Frauen?

Krupp: Ich war auch mal bei einem öffentlichen Training mit Frauen auf dem Eis: Die sind viel disziplinierter, hören besser zu. Wenn du an der Tafel etwas nicht präzise erklärst, fällt das den Männern nicht auf - die Frauen haken nach, wollen sofort genauere Anweisungen.

Neid: Ich denke, was die Frauen angeht, da hat er Recht. Denen kann ich in der Halbzeitpause nicht sagen: "Geht's raus und gewinnt!" Die wollen genaue Angaben, wie. Allerdings kann ich nicht beurteilen, wie das bei den Männern ist.

Krupp: Ich glaube, grundsätzlich wollen alle wissen, wie man gewinnt. Das ist nichts geschlechtsspezifisches. Ich glaube, bei den Männern kann man zwar noch einen Gang auf der emotionalen Schiene herausholen. Aber auch sie wollen wissen, wie es geht, und dabei kann sie ein Trainer gut unterstützen.

Frage: Wo gibt's mehr "Zickenzoff"?

Neid: Ich kann nicht ausschließen, dass die eine oder andere Spielerin mal schlechte Laune hat. Aber im Grunde ist bei uns alles sehr harmonisch - die wissen genau, was wichtig ist.

Krupp: Bei mir gibt es die "No-Drama-Regel": Wenn du Spaß am Drama hast, willst du nicht für die Nationalmannschaft spielen. Aber Spieler mit der Tendenz zur Primadonna bleiben sowieso auf der Strecke.

Frage: Sie beide stehen immer modisch gekleidet an Bande oder Linie. Warum?

Neid: Bei besonderen Anlässen ziehe ich mich entsprechend an, und ein Länderspiel ist etwas Besonderes. Ich gehe auch nicht im Trainingsanzug in die Kirche oder zu einer Hochzeit.

Krupp: Ich gehe noch weiter: Ich schreibe den Spielern vor, was sie anziehen: Anzug, Hemd und Krawatte. Die gehen ja zur Arbeit und nicht in den Ivory Club.

Frage: Was ist an "Extras" auf dem Platz erlaubt? Ohrringe bei den Spielern? Piercings bei den Mädchen?

Krupp: No go, auf keinen Fall.

Neid: Piercings sind vom Reglement verboten, weil zu gefährlich. Aber lackierte Fingernägel stören nicht und Fatmire Bajramaj schminkt sich - kein Problem. Jede muss sich wohlfühlen.

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Frage: Wie sehr halten Sie es mit der Disziplin?

Neid: Die steht bei mir an oberster Stelle. Das hat etwas mit Professionalität zu tun. Das fängt mit Pünktlichkeit an und hört bei der Trainingsausrüstung auf. Das lebe ich vor und erwarte es auch von den Spielerinnen und meinem Betreuerteam.

Krupp: Bei uns ist das ganz genauso. Bei uns gilt: Wenn du fünf Minuten zu früh kommst, bist Du zehn Minuten zu spät. Und es will niemand durch Zuspätkommen auffallen.

Frage: Wie kommt das bei den Spielern an?

Krupp: Die machen das mit. Aber man muss als Trainer authentisch sein. Du musst du selbst sein. Wenn nicht, merken die Spieler es sehr schnell. Die haben ganz feine Antenne dafür, wenn du schauspielerst. Die merken sofort, wenn du ihnen etwas vormachst oder gar eine Schwäche zeigst.

Frage: Wie hält man die Aktiven in der langen WM-Vorbereitung bei Laune?

Neid: Wir haben gute Erfahrungen mit Aktionen wie Bowling, Kochen, Boxen oder Fechten gemacht.

Krupp: Paintball ist der Hit, es macht meinen Spielern einen Riesenspaß, sich gegenseitig abzuschießen. Es wäre aber keine gute Idee, als Trainer mitzumachen. Vor allem, wenn gerade die Kader-Entscheidung anstehen.

Frage: Und bei der WM?

Krupp: Wir spielen alle zwei Tage, da ist auch die Freizeit strukturiert - da hat keiner Zeit, Petermann im Zoo zu besuchen.

Neid: Bei uns ist das ähnlich: Bei einer WM oder EM haben wir auch alle drei Tage ein Spiel.

Frage: Herr Krupp, beneiden Sie Ihre Kollegin um irgendetwas?

Krupp: Wenn ich neidisch bin, dann deshalb, weil es bei uns in jedem Spiel um alles geht, du musst jedes Mal über dich hinauswachsen, stehst immer mit einem Bein in der Abstiegsrunde. Ich wünsche mir manchmal eine solche Überlegenheit wie die der deutschen Frauen, bei denen auch mal 80 Prozent zum Sieg reichen.

Neid: Da muss ich dir zum ersten Mal widersprechen: Auch bei uns kannst du nicht mit 80 Prozent in ein Spiel reingehen. Wenn wir vorn unkonzentriert sind und hinten schlafen, können wir schnell mal ein Tor kassieren, und dann verlieren wir so ein Spiel auch mal.

Frage: Ihre Erwartungen für die WM im eigenen Land?

Krupp: Unser erstes Ziel ist die Zwischenrunde, dann können wir schon ein kleines Tänzchen wagen. Alles andere ist Bonus.

Neid: Es wäre schon außergewöhnlich, wenn wir zum dritten Mal hintereinander Weltmeister würden. Wir arbeiten an diesem Traum. Wir bereiten uns optimal auf das Turnier vor und werden alles dafür tun. Aber wir wissen auch, wie schwierig es wird, den Titel erneut zu verteidigen. Von 16 teilnehmenden Mannschaften werden acht das Zeug haben, die WM zu gewinnen.

Frage: Was wünschen Sie sich gegenseitig?

Krupp: Dass ihre Mannschaft dem Druck standhält.

Neid: Dass er sein Ziel Zwischenrunde erreicht. Und hoffentlich noch mehr.