Natascha Hiltrop ist Weltbehindertensportlerin des Monats Oktober

Natascha Hiltrop ist eine von derzeit 24 Nachwuchselitesportlern, die eine gute Perspektive auf eine Teilnahme an den nächsten Paralympics haben und dabei von der DFB-Stiftung Egidius Braun finanziell unterstützt werden. Die Hessin (SV Lengers) wurde kürzlich im spanischen Alicante Europameisterin im Sportschießen. Vergangene Woche wurde sie zur "Weltbehindertensportlerin des Monats Oktober 2013" gewählt! Rainer Kalb hat mit ihr gesprochen.

"Ich hatte noch nicht einmal etwas von der Nominierung gehört. Mein Bruder, der davon im Internet gelesen hatte, hat mich informiert", sagt Hiltrop. "Als dann ein Herr vom Internationalen Paralympischen Komitee anrief und mir die Botschaft überbrachte, konnte ich das erst gar nicht glauben. Es war wie ein Traum." Ein Mediensturm, wie das bei 'Normalsportlern' üblich gewesen wäre, brach allerdings nicht über die 21-Jährige herein. "Ein paar Glück- wünsche von Freunden und Sportkameraden per Facebook – das war’s im Wesentlichen", so die inkomplett querschnittsgelähmte Athletin.

An dieser Stelle muss einiges erklärt werden. "Inkomplett querschnittsgelähmt" ist Hiltrop von Geburt an. Der Fachbegriff bedeutet, dass sie gehen und stehen kann – also auch über einen Führerschein verfügt – aber nicht das Gleichgewicht zu halten weiß. Vor neun Jahren nahm ihr Bruder sie mit ins anderthalb Kilometer von ihrem Elternhaus in Heringen (Osthessen) entfernte Schützenhaus – und sie fand Gefallen an diesem Sport. "Am liebsten mag ich Luftgewehr und Kleinkaliber liegend", sagt Hiltrop. Wobei angesichts ihrer Behinderung "liegend" ein relativer Begriff ist. Sie übt ihre Sportart im Sitzen aus, darf ihre Arme aber auf einen Tisch aufstützen. Die "stehend" schießenden Sportler mit Handicap sitzen auch, müssen aber freihändig zielen.

Nächstes Ziel: Paralympics 2016 in Rio

Ihr Sportverein schießt in der untersten Liga, der Grundklasse. Da kommt es schon mal vor, dass sie im Rundenwettkampf einen Schützen ohne Behinderung besiegt. Hiltrop lacht: "In der Bundesliga der Schützen wäre das wohl nicht möglich. Aber da weiß ich nicht einmal, wie oft wir aufsteigen müssten, um dorthin zu gelangen."

Von montags bis donnerstags studiert die Sechste der Paralympics 2012 im 50 Kilometer entfernten Schmalkalden an der dortigen Fachhochschule Wirtschaftswissenschaften. Zum Training kommt sie ein- bis dreimal pro Woche. Nationaltrainer stehen ihr bei Lehrgängen in Suhl zur Verfügung: "Die geben mir schon wertvolle Tipps, weil sie auf behinderte Menschen spezialisiert sind und alle Details kennen sowie Verbesserungsmöglichkeiten analysieren. Das kann ein Schießlehrer im Verein natürlich nicht leisten."

Bei aller Erfahrung sind selbstverständlich auch der Europameisterin im Laufe der Karriere Fehler unterlaufen, die in jenem Augenblick peinlich waren, heute aber mit einem Schmunzeln als Anekdote durchgehen: "Ich habe bei einer Deutschen Meisterschaft einmal die Patrone nicht festgezogen und den Fehler erst spät gemerkt. Da habe ich viel Zeit verloren, denn wir müssen je nach Wettbewerb unsere 40 oder 60 Schüsse in 60 Minuten abfeuern. Aber da ich Schnellschießerin bin..."

Und wie "verpulvert" sie die Unterstützung der DFB-Stiftung Egidius Braun? Hiltrop wird ernst, ohne ihre Heiterkeit zu verlieren: "Ich bin ja Brillenträgerin. Wenn meine Sehkorrektur am Gewehr defekt ist, kostet das Ersatzteil 500 Euro. Vor der Europameisterschaft in Spanien habe ich mir 500 Schuss Wettkampfmunition und 1000 Schuss für das Training gekauft. Die haben 225 Euro gekostet. Und nach der EM waren 700 weg."

Bleibt nur zu sagen: An einem scharfen Auge und der Menge an Munition wird’s bei der Weltmeisterschaft 2014 im deutschen Suhl nicht scheitern. Dafür wird auch die DFB-Stiftung Egidius Braun sorgen…

[dfb]

Natascha Hiltrop ist eine von derzeit 24 Nachwuchselitesportlern, die eine gute Perspektive auf eine Teilnahme an den nächsten Paralympics haben und dabei von der DFB-Stiftung Egidius Braun finanziell unterstützt werden. Die Hessin (SV Lengers) wurde kürzlich im spanischen Alicante Europameisterin im Sportschießen. Vergangene Woche wurde sie zur "Weltbehindertensportlerin des Monats Oktober 2013" gewählt! Rainer Kalb hat mit ihr gesprochen.

"Ich hatte noch nicht einmal etwas von der Nominierung gehört. Mein Bruder, der davon im Internet gelesen hatte, hat mich informiert", sagt Hiltrop. "Als dann ein Herr vom Internationalen Paralympischen Komitee anrief und mir die Botschaft überbrachte, konnte ich das erst gar nicht glauben. Es war wie ein Traum." Ein Mediensturm, wie das bei 'Normalsportlern' üblich gewesen wäre, brach allerdings nicht über die 21-Jährige herein. "Ein paar Glück- wünsche von Freunden und Sportkameraden per Facebook – das war’s im Wesentlichen", so die inkomplett querschnittsgelähmte Athletin.

An dieser Stelle muss einiges erklärt werden. "Inkomplett querschnittsgelähmt" ist Hiltrop von Geburt an. Der Fachbegriff bedeutet, dass sie gehen und stehen kann – also auch über einen Führerschein verfügt – aber nicht das Gleichgewicht zu halten weiß. Vor neun Jahren nahm ihr Bruder sie mit ins anderthalb Kilometer von ihrem Elternhaus in Heringen (Osthessen) entfernte Schützenhaus – und sie fand Gefallen an diesem Sport. "Am liebsten mag ich Luftgewehr und Kleinkaliber liegend", sagt Hiltrop. Wobei angesichts ihrer Behinderung "liegend" ein relativer Begriff ist. Sie übt ihre Sportart im Sitzen aus, darf ihre Arme aber auf einen Tisch aufstützen. Die "stehend" schießenden Sportler mit Handicap sitzen auch, müssen aber freihändig zielen.

Nächstes Ziel: Paralympics 2016 in Rio

Ihr Sportverein schießt in der untersten Liga, der Grundklasse. Da kommt es schon mal vor, dass sie im Rundenwettkampf einen Schützen ohne Behinderung besiegt. Hiltrop lacht: "In der Bundesliga der Schützen wäre das wohl nicht möglich. Aber da weiß ich nicht einmal, wie oft wir aufsteigen müssten, um dorthin zu gelangen."

Von montags bis donnerstags studiert die Sechste der Paralympics 2012 im 50 Kilometer entfernten Schmalkalden an der dortigen Fachhochschule Wirtschaftswissenschaften. Zum Training kommt sie ein- bis dreimal pro Woche. Nationaltrainer stehen ihr bei Lehrgängen in Suhl zur Verfügung: "Die geben mir schon wertvolle Tipps, weil sie auf behinderte Menschen spezialisiert sind und alle Details kennen sowie Verbesserungsmöglichkeiten analysieren. Das kann ein Schießlehrer im Verein natürlich nicht leisten."

Bei aller Erfahrung sind selbstverständlich auch der Europameisterin im Laufe der Karriere Fehler unterlaufen, die in jenem Augenblick peinlich waren, heute aber mit einem Schmunzeln als Anekdote durchgehen: "Ich habe bei einer Deutschen Meisterschaft einmal die Patrone nicht festgezogen und den Fehler erst spät gemerkt. Da habe ich viel Zeit verloren, denn wir müssen je nach Wettbewerb unsere 40 oder 60 Schüsse in 60 Minuten abfeuern. Aber da ich Schnellschießerin bin..."

Und wie "verpulvert" sie die Unterstützung der DFB-Stiftung Egidius Braun? Hiltrop wird ernst, ohne ihre Heiterkeit zu verlieren: "Ich bin ja Brillenträgerin. Wenn meine Sehkorrektur am Gewehr defekt ist, kostet das Ersatzteil 500 Euro. Vor der Europameisterschaft in Spanien habe ich mir 500 Schuss Wettkampfmunition und 1000 Schuss für das Training gekauft. Die haben 225 Euro gekostet. Und nach der EM waren 700 weg."

Bleibt nur zu sagen: An einem scharfen Auge und der Menge an Munition wird’s bei der Weltmeisterschaft 2014 im deutschen Suhl nicht scheitern. Dafür wird auch die DFB-Stiftung Egidius Braun sorgen…