Nadine Angerers schräge Buch-Vorstellung

Nadine Angerer hat sich für die Vorstellung ihrer Biographie einen ungewöhnlichen Ort ausgesucht. Am Eingang der Berliner Lokalität prangt ein Aufkleber "Are you metal?" - Schauspielerin Jasmin Tabatabai schiebt sich schimpfend durch die Menge. "Ich friere mir hier den Arsch ab und Natze gibt drinnen im Warmen Interviews." Der TV-Star erhält prompt Einlass in die schrille und wilde Welt der Kreuzberger Szene-Bar Möbel Olfe am Kottbusser Tor.

Angerer sitzt hoch oben auf dem Tresen und blickt zufrieden auf Freunde, Familie und Weggefährten. Neben ihr hockt Co-Autorin Kathrin Steinbichler, die Auszüge aus Angerers neuer Biographie "Im richtigen Moment - Meine Story" vorliest. Deutschlands beste Torhüterin schmunzelt an einigen Stellen, bedankt sich dann bei Tabatabai: "Sie hat das Vorwort geschrieben. Besser hätte man es nicht machen können."

Der Angerer-Gemeinde wird klar: Ihre Nadine ist ein außergewöhnlicher Mensch, lebt zwischen den Extremen. So wie beim WM-Triumph 2007 in China, als sie im gesamten Turnier kein Gegentor zuließ. "Danach war mein Akku leer. Ich wurde in der Liga auf jedes Gegentor angesprochen", erzählt die deutsche Nummer eins. Oder 2011, als die deutsche Elf bei der Heim-WM auch wegen ihres Fehlers früh ausschied. Zwei Jahre später führte sie die DFB-Elf mit zwei gehaltenen Elfmetern im Finale zum EM-Triumph.

Unumstrittene Nummer eins in Kanada

Jetzt steht wieder eine WM auf dem Programm. Im Sommer in Kanada. "Natze" Angerer gilt als die unumstrittene Nummer eins, auch wenn sie schon 36 ist und mittlerweile in den USA bei den Portland Thorns spielt.

Plötzlich streckt sich Angerer in die Höhe. "Schrödi ist da", ruft die Torhüterin durch den Laden. In der Tür steht der Hüne, der sie als Trainer von Turbine Potsdam geprägt hat. "Ich habe ihn kennengelernt und auch sehr gelitten unter ihm", berichtet die zweimalige Weltmeisterin. Und: Sie habe zuvor noch nie so viele Spielerinnen kotzen sehen, wie nach dem Training bei Turbine.

Späte Entwicklung zum Vorbild

Offensichtlich hat sie die harte Hand des Potsdamer Trainer-Urgesteins gebraucht. Zuvor in ihrer Münchner Zeit (1996 - 2001) genoss sie ein ausschweifenden Party-Leben, verpennte auch mal gerne einen DFB-Lehrgang. "Ich habe tagelang die Post nicht geöffnet, auch Einladungen vom DFB nicht", berichtet die gebürtige Fränkin.

Im Mai 1998 klingelte eines Morgens bei ihr das Telefon. Bundestrainerin Tina Theune ließ anfragen, warum sie denn nicht zum Lehrgang nach Dessau gekommen sei. Schließlich stehe das Länderspiel gegen Neuseeland an. Angerer stockte der Atem. Wieder hatte sie wichtige Post nicht geöffnet. Sofort wollte sie den nächsten Zug nehmen, doch Tina Theune wiegelte ab: "Bleib mal ruhig zu Hause."

Irgendwann hat es dann Klick gemacht. "Zum Glück habe ich ein paar Leute getroffen, die mir erklärt haben, dass man den Arsch auch mal hochkriegen muss", berichtet die 136-malige Nationalspielern. Anfang 2007 wurde sie wegen einer schweren Verletzung von Silke Rottenberg zur deutschen Nummer eins. Es folgten viele Erfolge, Angerer ist selbstbewusster geworden. "Sie hat Herz, Leidenschaft und Einsatzwillen", sagt Schröder über seine ehemalige Torhüterin, die in ihrem Leben viel geändert hat, auf eines aber nie verzichten will: "Wenn die WM beendet ist, dann treffen wir uns wieder im Möbel Olfe und feiern."

[sid]

Nadine Angerer hat sich für die Vorstellung ihrer Biographie einen ungewöhnlichen Ort ausgesucht. Am Eingang der Berliner Lokalität prangt ein Aufkleber "Are you metal?" - Schauspielerin Jasmin Tabatabai schiebt sich schimpfend durch die Menge. "Ich friere mir hier den Arsch ab und Natze gibt drinnen im Warmen Interviews." Der TV-Star erhält prompt Einlass in die schrille und wilde Welt der Kreuzberger Szene-Bar Möbel Olfe am Kottbusser Tor.

Angerer sitzt hoch oben auf dem Tresen und blickt zufrieden auf Freunde, Familie und Weggefährten. Neben ihr hockt Co-Autorin Kathrin Steinbichler, die Auszüge aus Angerers neuer Biographie "Im richtigen Moment - Meine Story" vorliest. Deutschlands beste Torhüterin schmunzelt an einigen Stellen, bedankt sich dann bei Tabatabai: "Sie hat das Vorwort geschrieben. Besser hätte man es nicht machen können."

Der Angerer-Gemeinde wird klar: Ihre Nadine ist ein außergewöhnlicher Mensch, lebt zwischen den Extremen. So wie beim WM-Triumph 2007 in China, als sie im gesamten Turnier kein Gegentor zuließ. "Danach war mein Akku leer. Ich wurde in der Liga auf jedes Gegentor angesprochen", erzählt die deutsche Nummer eins. Oder 2011, als die deutsche Elf bei der Heim-WM auch wegen ihres Fehlers früh ausschied. Zwei Jahre später führte sie die DFB-Elf mit zwei gehaltenen Elfmetern im Finale zum EM-Triumph.

Unumstrittene Nummer eins in Kanada

Jetzt steht wieder eine WM auf dem Programm. Im Sommer in Kanada. "Natze" Angerer gilt als die unumstrittene Nummer eins, auch wenn sie schon 36 ist und mittlerweile in den USA bei den Portland Thorns spielt.

Plötzlich streckt sich Angerer in die Höhe. "Schrödi ist da", ruft die Torhüterin durch den Laden. In der Tür steht der Hüne, der sie als Trainer von Turbine Potsdam geprägt hat. "Ich habe ihn kennengelernt und auch sehr gelitten unter ihm", berichtet die zweimalige Weltmeisterin. Und: Sie habe zuvor noch nie so viele Spielerinnen kotzen sehen, wie nach dem Training bei Turbine.

Späte Entwicklung zum Vorbild

Offensichtlich hat sie die harte Hand des Potsdamer Trainer-Urgesteins gebraucht. Zuvor in ihrer Münchner Zeit (1996 - 2001) genoss sie ein ausschweifenden Party-Leben, verpennte auch mal gerne einen DFB-Lehrgang. "Ich habe tagelang die Post nicht geöffnet, auch Einladungen vom DFB nicht", berichtet die gebürtige Fränkin.

Im Mai 1998 klingelte eines Morgens bei ihr das Telefon. Bundestrainerin Tina Theune ließ anfragen, warum sie denn nicht zum Lehrgang nach Dessau gekommen sei. Schließlich stehe das Länderspiel gegen Neuseeland an. Angerer stockte der Atem. Wieder hatte sie wichtige Post nicht geöffnet. Sofort wollte sie den nächsten Zug nehmen, doch Tina Theune wiegelte ab: "Bleib mal ruhig zu Hause."

Irgendwann hat es dann Klick gemacht. "Zum Glück habe ich ein paar Leute getroffen, die mir erklärt haben, dass man den Arsch auch mal hochkriegen muss", berichtet die 136-malige Nationalspielern. Anfang 2007 wurde sie wegen einer schweren Verletzung von Silke Rottenberg zur deutschen Nummer eins. Es folgten viele Erfolge, Angerer ist selbstbewusster geworden. "Sie hat Herz, Leidenschaft und Einsatzwillen", sagt Schröder über seine ehemalige Torhüterin, die in ihrem Leben viel geändert hat, auf eines aber nie verzichten will: "Wenn die WM beendet ist, dann treffen wir uns wieder im Möbel Olfe und feiern."