MSV-Manager Grlic: "Das riecht nach richtig großer Fußballluft"

Die Faszination DFB-Pokal - Ivica Grlic (38), der Sportdirektor des Drittligisten MSV Duisburg, kann sie treffend beschreiben. "Nirgendwo liegen im Fußball Freud und Leid so dicht beieinander. Was du in der Liga alle paar Jahre mal am letzten Spieltag erlebst, das bringt dir der Pokal in jeder Runde", sagt der ehemalige bosnische Nationalspieler, der mit den Zebras am Freitag (ab 20 Uhr) in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals den Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg empfängt.

Grlic selbst hat zahlreiche Pokal-Höhepunkte erlebt, stand als Profi mit Alemannia Aachen (2004/2:3 gegen Werder Bremen) und mit seinem aktuellen Verein MSV (2011/0:5 gegen Schalke 04) sogar zweimal im Finale in Berlin. Nun hofft er, dass die in der Liga nur durchwachsen gestarteten Duisburger gegen den Club eine Überraschung schaffen.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Ivica Grlic auch über sein emotionalstes Pokal-Erlebnis, die Chancen gegen den 1. FC Nürnberg und die Bedeutung der Pokalwettbewerbe für seinen Verein.

DFB.de: Als Profi standen Sie gleich zweimal im Berliner Olympiastadion im Finale um den DFB-Pokal. Was war persönlich Ihr schönstes und emotionalstes Pokalerlebnis, Herr Grlic?

Ivica Grlic: Ganz klar: Das Endspiel mit dem MSV! Wir hatten zuvor gegen Energie Cottbus in einem dramatischen Halbfinale 2:1 gewonnen, ganz Duisburg war außer Rand und Band. Dann sind uns leider nach und nach die fünf, sechs wichtigsten Spieler mit Verletzungen weggebrochen, ich selbst wurde erst auf den letzten Drücker fit für das Finale. Dass wir unter diesen Voraussetzungen dann 0:5 verloren haben - geschenkt! Denn was unsere Fans in Berlin bei diesem Spielstand in den letzten 20 Minuten gemacht haben - emotionaler hätte ein Pokalsieg auch nicht sein können. Die 30.000 Duisburger haben das Olympiastadion in Grund und Boden gesungen, selbst die Schalker haben dafür im Stadion applaudiert. Es war das allerletzte Spiel meiner Karriere - ein toller Abschluss.

DFB.de: Wie groß ist vor diesem Hintergrund Ihre Vorfreude auf das Erstrundenspiel gegen den Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg?

Grlic: Es treffen zwei Traditionsvereine aufeinander, wir bekommen eine feine Kulisse, dazu spielen wir unter Flutlicht. Wie sollten die Bedingungen noch besser sein?

DFB.de: Wie lautete Ihre erste Reaktion nach der Auslosung?



Die Faszination DFB-Pokal - Ivica Grlic (38), der Sportdirektor des Drittligisten MSV Duisburg, kann sie treffend beschreiben. "Nirgendwo liegen im Fußball Freud und Leid so dicht beieinander. Was du in der Liga alle paar Jahre mal am letzten Spieltag erlebst, das bringt dir der Pokal in jeder Runde", sagt der ehemalige bosnische Nationalspieler, der mit den Zebras am Freitag (ab 20 Uhr) in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals den Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg empfängt.

Grlic selbst hat zahlreiche Pokal-Höhepunkte erlebt, stand als Profi mit Alemannia Aachen (2004/2:3 gegen Werder Bremen) und mit seinem aktuellen Verein MSV (2011/0:5 gegen Schalke 04) sogar zweimal im Finale in Berlin. Nun hofft er, dass die in der Liga nur durchwachsen gestarteten Duisburger gegen den Club eine Überraschung schaffen.

Im aktuellen DFB.de-Interview spricht Ivica Grlic auch über sein emotionalstes Pokal-Erlebnis, die Chancen gegen den 1. FC Nürnberg und die Bedeutung der Pokalwettbewerbe für seinen Verein.

DFB.de: Als Profi standen Sie gleich zweimal im Berliner Olympiastadion im Finale um den DFB-Pokal. Was war persönlich Ihr schönstes und emotionalstes Pokalerlebnis, Herr Grlic?

Ivica Grlic: Ganz klar: Das Endspiel mit dem MSV! Wir hatten zuvor gegen Energie Cottbus in einem dramatischen Halbfinale 2:1 gewonnen, ganz Duisburg war außer Rand und Band. Dann sind uns leider nach und nach die fünf, sechs wichtigsten Spieler mit Verletzungen weggebrochen, ich selbst wurde erst auf den letzten Drücker fit für das Finale. Dass wir unter diesen Voraussetzungen dann 0:5 verloren haben - geschenkt! Denn was unsere Fans in Berlin bei diesem Spielstand in den letzten 20 Minuten gemacht haben - emotionaler hätte ein Pokalsieg auch nicht sein können. Die 30.000 Duisburger haben das Olympiastadion in Grund und Boden gesungen, selbst die Schalker haben dafür im Stadion applaudiert. Es war das allerletzte Spiel meiner Karriere - ein toller Abschluss.

DFB.de: Wie groß ist vor diesem Hintergrund Ihre Vorfreude auf das Erstrundenspiel gegen den Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg?

Grlic: Es treffen zwei Traditionsvereine aufeinander, wir bekommen eine feine Kulisse, dazu spielen wir unter Flutlicht. Wie sollten die Bedingungen noch besser sein?

DFB.de: Wie lautete Ihre erste Reaktion nach der Auslosung?

Grlic: Ein ganz schweres Los, selbstverständlich ist der 1. FCN Favorit. Aber ich freue mich auf das Team meiner Kollegen Martin Bader und Wolfgang Wolf, denn wir bekommen es mit einem attraktiven Namen zu tun. Das riecht nach richtig großer Fußballluft. Und ich hoffe, dass die Schauinsland-Reisen-Arena bis auf den letzten Platz ausverkauft ist, damit wir gemeinsam mit unseren Fans alles in die Waagschale werfen können.

DFB.de: Welche Erinnerungen haben Sie an frühere Duelle mit dem Club?

Grlic: Oh ja, das waren immer heiße Partien! Und einmal, noch zu Bundesliga-Zeiten, erinnere ich mich, dass der Torschütze zum 1:0-Sieg des MSV Ivica Grlic hieß.

DFB.de: Worauf wird es ankommen, um für eine Überraschung sorgen zu können?

Grlic: Wir werden über 90 oder 120 Minuten oder auch im Elfmeterschießen hoch konzentriert sein müssen, dürfen uns keine Fehler erlauben und müssen all das umsetzen, was jeder unterklassige Klub im Pokal gegen einen höherklassigen Verein tun muss. Sie wissen schon: Nadelstiche setzen, das Quäntchen Glück und, und, und…

DFB.de: Könnte es ein kleiner Vorteil sein, dass der MSV zum Zeitpunkt des Duells schon vier, der FCN aber erst zwei Punktspiele absolviert hat?

Grlic: Bei der Qualität, die den Club auszeichnet, glaube ich beim besten Willen nicht, dass wir uns mit so kleinen Details beschäftigen müssen. Zuletzt sind die Nürnberger zweimal in Runde eins rausgeflogen. Da hatten sie vorher kein Pflichtspiel, das mag wirklich ein Nachteil gewesen sein. Aber jetzt haben sie zwei Ligaspiele hinter sich, darunter das Derby gegen Fürth. Da darf man getrost davon ausgehen, dass jeder Nürnberger voll im Saft steht.

DFB.de: Unter anderem haben die Relegationsduelle in den vergangenen Jahren gezeigt, dass der Abstand zwischen der 2. und 3. Liga offenbar nicht mehr allzu groß ist. Wie beurteilen Sie den vermeintlichen Klassenunterschied und die aktuelle Entwicklung?

Grlic: Da sprechen wir jetzt aber über den Dritten aus Liga drei und den Drittletzten der 2. Liga und nicht über ein absolutes Spitzenteam. Ich denke, der Club hat sich seit dem Amtsantritt meines Kollegen Martin Bader in der eigenen Klasse der Bundesligisten zwischen Platz 10 und 20 etabliert, hat die beiden letzten Abstiege imponierend weggesteckt und sich in den jeweiligen Zweitligaspielzeiten auch von schwachen Starts nicht verrückt machen lassen. Wir gehen dagegen nach einer alles andere als normalen Saison 2013/2014 jetzt mit einer noch einmal in weiten Teilen erneuerten Mannschaft ins Rennen.

DFB.de: Beide Vereine gehörten über viele Jahre der Bundesliga an und wollen wieder zurück nach oben. Der 1. FCN strebt den direkten Wiederaufstieg an, in Duisburg träumen die Fans zunächst von der Rückkehr in die 2. Bundesliga. Wie realistisch ist das schon in der laufenden Spielzeit?

Grlic: Der 1. FCN gehört in die Bundesliga! Und wie gerade gesagt: Der Club hat sich - trotz dieses Abstiegs - unter den deutschen Top 20 etabliert. Das ist, wie wir gerade in Duisburg, aber auch bei vielen anderen Vereinen erfahren, alles andere als einfach. Für uns sieht das ganz anders aus: Träumen ist zwar erlaubt, aber wir sind noch keine gewachsene Mannschaft wie etwa zuletzt Heidenheim, das nach fünf Jahren mit immer wieder punktuellen Verstärkungen im Team den Aufstieg geschafft hat. Deshalb ist es jetzt verfrüht, darüber nachzudenken, wann der MSV wieder in die 2. Bundesliga zurückkehrt. Dass wir es alle in naher Zukunft wollen, steht aber außer Frage.

DFB.de: Der Saisonstart in der 3. Liga verlief zumindest nicht optimal. Welchen Stellenwert besitzen die Pokalwettbewerbe im Vergleich zur Meisterschaft?

Grlic: Für uns war der Niederrhein-Pokal im vergangenen Jahr wichtig - von der Reputation her und vom sportlichen und finanziellen Erfolg mit dem Erreichen der ersten DFB-Pokal-Runde. Wir haben im Halbfinale bei Rot-Weiss Essen vor 20.000 Fans gewonnen, hatten im Endspiel gegen den Fünftligisten Jahn Hiesfeld über 24.000 Zuschauer. Das waren emotionale Höhepunkte, die unseren Fans gut getan haben. Den Niederrhein-Pokal wollen wir nun erneut gewinnen, keine Frage. Und den DFB-Pokal wollen wir genießen. Umso länger, umso lieber.

DFB.de: Finanziell ist der MSV trotz einer wesentlichen Entspannung der wirtschaftlichen Situation nach wie vor nicht auf Rosen gebettet. Wie wichtig wäre vor diesem Hintergrund der Einzug in die zweite Pokalrunde, zumal die TV-Gelder für die Vereine aus den unteren Ligen vom DFB kürzlich noch einmal erhöht wurden?

Grlic: Jeder Cent mehr tut uns gut. Aber wir planen realistisch, und sicher sind nur die Einnahmen der ersten Runde. Wenn es mehr wird, freuen wir uns. Aber wir wissen das Los 1. FC Nürnberg auch ebenso realistisch einzuschätzen und treten sicher nicht mit dem Druck an, aus finanziellen Gründen gewinnen zu müssen.

DFB.de: Zum Abschluss: Wie würden Sie als einstiger Pokal-Held die Faszination beschreiben, die vom Pokalwettbewerb ausgeht?

Grlic: Jedes Spiel kann das letzte sein. Aber jedes Spiel kann vor allem das verrückteste sein. Nirgendwo liegen im Fußball Freud und Leid so dicht beieinander wie im Pokal. Das, was du in der Liga alle paar Jahre mal am letzten Spieltag erlebst, das bringt dir der Pokal in jeder Runde.