Mit Mut und Herz gegen Diskriminierung

Peter Guttmann ist Präsident von Makkabi Deutschland e.V. Der jüdische Turn- und Sportverband in Deutschland wurde am 23. Mai 1965 in Düsseldorf wieder gegründet, nachdem jüdische Sportler ausgegrenzt und jüdische Vereine in der Zeit des Nationalsozialismus keine Aktivitäten ausüben durften. Makkabi Deutschland integriert heute 37 Lokalvereine mit weit mehr als 4.000 Mitgliedern. Für DFB.de schreibt Peter Guttmann einen Gastbeitrag über die Bedeutung des Julius Hirsch Preises, der am Dienstagabend in Köln verliehen wird.

Am Mittwochabend feiern Juden auf der ganzen Welt das jüdische Neujahrsfest Rosh ha-Schana. Es ist der Tag Bilanz zu ziehen, über das moralische und religiöse Verhalten der Vergangenheit, und Perspektiven für eine gute Zukunft zu formulieren. Denn nur wer der Vergangenheit gedenkt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft prägen.

Der Holocaust bewegt auch 65 Jahre nach Ende der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten die Menschen. Juden aus ganz Europa wurden unschuldig verfolgt und ermordet. Ihre Häuser zerstört, ihre Bücher verbrannt und ihre Verdienste gelöscht – so auch die Verdienste vieler jüdischer Funktionäre im deutschen Fußball. Schlug man vor wenigen Jahren ein Geschichtsbuch über den deutschen Fußball auf, so fand man beispielsweise nicht viel über den Juden Walther Bensemann. Er gilt als der Fußballpionier in Deutschlands. 1900 war er DFB-Gründungsmitglied in Leipzig. Bensemann gründete die Fachzeitschrift „Kicker“ und beteiligte sich an der Gründung zahlreicher Fußballvereine in ganz Deutschland. Walter Bensemann hat die völkerverbindende Kraft des Fußballs früh verstanden.

Geschichten blieben lange unerzählt

In den Geschichtsbüchern fand man vor zehn Jahren auch nicht viel über Kurt Landauer, den jüdischen FC Bayern-Präsidenten. Mit Landauer und dem jüdischen Trainer Richard Dombi feierte der FC Bayern 1932 die erste deutsche Meisterschaft. 18 Jahre war Kurt Landauer insgesamt Präsident des Vereins und legte den Grundstein für die Vereinsheimat an der Säbenerstraße. Und auch die Geschichten der jüdischen Nationalspieler Gottfried Fuchs und Julius Hirsch blieben bis vor wenigen Jahren unerzählt.

Durch ein vom Deutschen Fußball-Bund in Auftrag gegebenes historisches Gutachten zur Geschichte des DFB im Nationalsozialismus und vielen weiteren Publikationen wurde die Geschichte der jüdischen Funktionäre im deutschen Fußball nachhaltig aufgearbeitet: Dank der DFB-Initiative von Präsident Dr. Theo Zwanziger haben die Helden von damals endlich den Platz in den Geschichtsbüchern eingenommen, um den sie sich verdient gemacht haben. Mit der Stiftung des Julius Hirsch Preises hat der Deutsche Fußball-Bund im Jahr 2005 einen weiteren wichtigen Schritt getan und die Lehre aus der Geschichte in konkretes Handeln umgesetzt. Mit dem Namen Julius Hirsch verbindet man heute nicht nur ein Opfer des Nationalsozialismus. Er steht für den verbindenden Charakter des Sports, gleich welcher Herkunft, Religion oder Nationalität.

Die diesjährigen Preisträger, SV Sedlitz Blau-Weiß, Roter Stern Leipzig 99 und der SV 06 Lehrte aus den neuen Bundesländern sind ebenso ein lebendiges Beispiel für die integrative Kraft des Fußballs wie die Ehrenpreisträgerin Angelika Ribler. Sie alle transportieren eine wichtige Botschaft in die ganze Bundesrepublik: Fußballfans und Fußballbegeisterte in Deutschland rücken zusammen um sich mit Mut und Herz für Minderheiten einzusetzen und gleichzeitig Diskriminierung zu bekämpfen. Der Julius Hirsch Preis ist ein Beispiel dafür, aus der Vergangenheit zu lernen und dies in der Gegenwart umzusetzen - für eine bunte, offene und tolerante Sportgemeinschaft, für eine gute Zukunft.

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Peter Guttmann ist Präsident von Makkabi Deutschland e.V. Der jüdische Turn- und Sportverband in Deutschland wurde am 23. Mai 1965 in Düsseldorf wieder gegründet, nachdem jüdische Sportler ausgegrenzt und jüdische Vereine in der Zeit des Nationalsozialismus keine Aktivitäten ausüben durften. Makkabi Deutschland integriert heute 37 Lokalvereine mit weit mehr als 4.000 Mitgliedern. Für DFB.de schreibt Peter Guttmann einen Gastbeitrag über die Bedeutung des Julius Hirsch Preises, der am Dienstagabend in Köln verliehen wird.

Am Mittwochabend feiern Juden auf der ganzen Welt das jüdische Neujahrsfest Rosh ha-Schana. Es ist der Tag Bilanz zu ziehen, über das moralische und religiöse Verhalten der Vergangenheit, und Perspektiven für eine gute Zukunft zu formulieren. Denn nur wer der Vergangenheit gedenkt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft prägen.

Der Holocaust bewegt auch 65 Jahre nach Ende der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten die Menschen. Juden aus ganz Europa wurden unschuldig verfolgt und ermordet. Ihre Häuser zerstört, ihre Bücher verbrannt und ihre Verdienste gelöscht – so auch die Verdienste vieler jüdischer Funktionäre im deutschen Fußball. Schlug man vor wenigen Jahren ein Geschichtsbuch über den deutschen Fußball auf, so fand man beispielsweise nicht viel über den Juden Walther Bensemann. Er gilt als der Fußballpionier in Deutschlands. 1900 war er DFB-Gründungsmitglied in Leipzig. Bensemann gründete die Fachzeitschrift „Kicker“ und beteiligte sich an der Gründung zahlreicher Fußballvereine in ganz Deutschland. Walter Bensemann hat die völkerverbindende Kraft des Fußballs früh verstanden.

Geschichten blieben lange unerzählt

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In den Geschichtsbüchern fand man vor zehn Jahren auch nicht viel über Kurt Landauer, den jüdischen FC Bayern-Präsidenten. Mit Landauer und dem jüdischen Trainer Richard Dombi feierte der FC Bayern 1932 die erste deutsche Meisterschaft. 18 Jahre war Kurt Landauer insgesamt Präsident des Vereins und legte den Grundstein für die Vereinsheimat an der Säbenerstraße. Und auch die Geschichten der jüdischen Nationalspieler Gottfried Fuchs und Julius Hirsch blieben bis vor wenigen Jahren unerzählt.

Durch ein vom Deutschen Fußball-Bund in Auftrag gegebenes historisches Gutachten zur Geschichte des DFB im Nationalsozialismus und vielen weiteren Publikationen wurde die Geschichte der jüdischen Funktionäre im deutschen Fußball nachhaltig aufgearbeitet: Dank der DFB-Initiative von Präsident Dr. Theo Zwanziger haben die Helden von damals endlich den Platz in den Geschichtsbüchern eingenommen, um den sie sich verdient gemacht haben. Mit der Stiftung des Julius Hirsch Preises hat der Deutsche Fußball-Bund im Jahr 2005 einen weiteren wichtigen Schritt getan und die Lehre aus der Geschichte in konkretes Handeln umgesetzt. Mit dem Namen Julius Hirsch verbindet man heute nicht nur ein Opfer des Nationalsozialismus. Er steht für den verbindenden Charakter des Sports, gleich welcher Herkunft, Religion oder Nationalität.

Die diesjährigen Preisträger, SV Sedlitz Blau-Weiß, Roter Stern Leipzig 99 und der SV 06 Lehrte aus den neuen Bundesländern sind ebenso ein lebendiges Beispiel für die integrative Kraft des Fußballs wie die Ehrenpreisträgerin Angelika Ribler. Sie alle transportieren eine wichtige Botschaft in die ganze Bundesrepublik: Fußballfans und Fußballbegeisterte in Deutschland rücken zusammen um sich mit Mut und Herz für Minderheiten einzusetzen und gleichzeitig Diskriminierung zu bekämpfen. Der Julius Hirsch Preis ist ein Beispiel dafür, aus der Vergangenheit zu lernen und dies in der Gegenwart umzusetzen - für eine bunte, offene und tolerante Sportgemeinschaft, für eine gute Zukunft.