Mike Drechsel: Kreisliga statt internationaler Bühne

Er hatte eine große Zukunft vor sich, das Tor zur internationalen Fußball-Bühne stand für eine kurze Weile weit offen. Doch am Ende reichte es nicht für Mike Drechsel. Einer der wohl talentiertesten Stürmer der letzten Tage der DDR verpasste den Sprung zum großen Star. Der Junge aus dem Harz - der "Knipser", wie sie ihn bis heute nennen - hätte die Bundesliga-Stadien mit seinen Toren zum Kochen bringen können. Stattdessen spielt Drechsel heute nur Kreisliga.

Trainer Andreas Petersen, der Vater von Nils Petersen, den der FC Bayern aus Cottbus geholt und dann nach Bremen ausgeliehen hat, kennt Drechsel und dessen Geschichte. Und der Coach des 1. FC Magdeburg sagt: "Er war einer, der es hätte schaffen können." Dass er es nicht schaffte, ist eine lange Geschichte - geprägt von einigen Höhepunkten, aber auch etlichen Rückschlägen.

Tore pflastern seinen Weg

Im Oktober 1978 in der Harzstadt Blankenburg geboren, entdeckte Drechsel schnell das Fußballspielen für sich. "Von Klein auf habe ich schon immer Fußball gespielt, im Garten, mit meinem Vater", erinnert sich Drechsel an die Anfänge. Irgendwann war es seine Mutter leid, dass ihr Sohn zwischen den Wäscheleinen kickte. "Damit ich nicht immer alles kaputtmache, meldeten mich meine Eltern im Verein an", so Drechsel.

Und dann ging für den damals Fünfjährigen beim Blankenburger FV alles ganz schnell. Seinem damaligen Vorbild Diego Maradona nacheifernd, trumpfte der Kleine groß auf. Etliche Tore pro Spiel und Saison ebneten ihm den Weg, er spielte bei den Älteren mit und traf auch dort überdurchschnittlich oft. Er trainierte fünfmal die Woche, wurde in die Landesauswahl eingeladen, nach der Wende dann auch zu DFB-Lehrgängen.

Im Team mit Hildebrand und Schäfer

Anfangs hatte er noch keine Gedanken an eine große Bundesliga-Karriere. Erst mit den Einladungen zu den Lehrgängen und den Besuchen überregionaler Turniere, beispielsweise beim MSV Duisburg, nahm der Traum vom Profi Gestalt an. Drechsel machte sein erstes Länderspiel - für die U 16, sah dort Berti Vogts und andere Lichtgestalten des deutschen Fußballs. Als Spieler im erweiterten Nationalmannschaftskader lernte er Timo Hildebrand und Raphael Schäfer kennen. Doch dann, die Junioren-EM in Sicht, erlitt er den ersten Rückschlag seiner Karriere.

Vom Hamburger SV bekam er einen Fördervertrag vorgelegt. "Ich hatte Kontakt mit Rudi Kargus, der damals noch A-Jugend-Trainer des HSV war." Für den noch im unteren B-Jugend-Jahrgang spielenden Drechsel eine tolle Sache. Zur Probe trainierte er eine Woche unter Kargus in Hamburg, der Coach wollte ihn haben. Man setzte sich zusammen, eine Wohnung in Norderstedt bei einer "Ersatzmutter, die uns alle weiteren Aufgaben abgenommen hätte" war bereits für Drechsel reserviert.



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Er hatte eine große Zukunft vor sich, das Tor zur internationalen Fußball-Bühne stand für eine kurze Weile weit offen. Doch am Ende reichte es nicht für Mike Drechsel. Einer der wohl talentiertesten Stürmer der letzten Tage der DDR verpasste den Sprung zum großen Star. Der Junge aus dem Harz - der "Knipser", wie sie ihn bis heute nennen - hätte die Bundesliga-Stadien mit seinen Toren zum Kochen bringen können. Stattdessen spielt Drechsel heute nur Kreisliga.

Trainer Andreas Petersen, der Vater von Nils Petersen, den der FC Bayern aus Cottbus geholt und dann nach Bremen ausgeliehen hat, kennt Drechsel und dessen Geschichte. Und der Coach des 1. FC Magdeburg sagt: "Er war einer, der es hätte schaffen können." Dass er es nicht schaffte, ist eine lange Geschichte - geprägt von einigen Höhepunkten, aber auch etlichen Rückschlägen.

Tore pflastern seinen Weg

Im Oktober 1978 in der Harzstadt Blankenburg geboren, entdeckte Drechsel schnell das Fußballspielen für sich. "Von Klein auf habe ich schon immer Fußball gespielt, im Garten, mit meinem Vater", erinnert sich Drechsel an die Anfänge. Irgendwann war es seine Mutter leid, dass ihr Sohn zwischen den Wäscheleinen kickte. "Damit ich nicht immer alles kaputtmache, meldeten mich meine Eltern im Verein an", so Drechsel.

Und dann ging für den damals Fünfjährigen beim Blankenburger FV alles ganz schnell. Seinem damaligen Vorbild Diego Maradona nacheifernd, trumpfte der Kleine groß auf. Etliche Tore pro Spiel und Saison ebneten ihm den Weg, er spielte bei den Älteren mit und traf auch dort überdurchschnittlich oft. Er trainierte fünfmal die Woche, wurde in die Landesauswahl eingeladen, nach der Wende dann auch zu DFB-Lehrgängen.

Im Team mit Hildebrand und Schäfer

Anfangs hatte er noch keine Gedanken an eine große Bundesliga-Karriere. Erst mit den Einladungen zu den Lehrgängen und den Besuchen überregionaler Turniere, beispielsweise beim MSV Duisburg, nahm der Traum vom Profi Gestalt an. Drechsel machte sein erstes Länderspiel - für die U 16, sah dort Berti Vogts und andere Lichtgestalten des deutschen Fußballs. Als Spieler im erweiterten Nationalmannschaftskader lernte er Timo Hildebrand und Raphael Schäfer kennen. Doch dann, die Junioren-EM in Sicht, erlitt er den ersten Rückschlag seiner Karriere.

Vom Hamburger SV bekam er einen Fördervertrag vorgelegt. "Ich hatte Kontakt mit Rudi Kargus, der damals noch A-Jugend-Trainer des HSV war." Für den noch im unteren B-Jugend-Jahrgang spielenden Drechsel eine tolle Sache. Zur Probe trainierte er eine Woche unter Kargus in Hamburg, der Coach wollte ihn haben. Man setzte sich zusammen, eine Wohnung in Norderstedt bei einer "Ersatzmutter, die uns alle weiteren Aufgaben abgenommen hätte" war bereits für Drechsel reserviert.

Eine Woche später passierte die Geschichte mit dem Knie. "Ich war damals überspielt, kickte Samstag für Samstag bei den Männern mit, und dann Sonntags bei der A-Jugend", sagt Drechsel. Meniskus-Quetschung, Operation und danach zehn Wochen Pause. "Das war Scheiße, auf gut Deutsch gesagt. Als es gerade losging, dachte ich, alles sei schon wieder vorbei", erinnert sich Drechsel zurück. "Als ich mich gefangen hatte, war Kargus nicht mehr in Hamburg." Beim HSV erinnerte man sich nicht, die Unterlagen waren weg, der Vertrag hinfällig. Die erste große Chance war vertan.

FC Magdeburg statt Hamburger SV

Immer wieder von kleineren Verletzungen gebeutelt führte sein Weg über den Blankenburger FV zum DDR-Traditionsklub 1. FC Magdeburg. Dort stieg er von der A-Jugend bis in die erste Herren-Mannschaft auf, spielte Regionalliga. Eine tolle Zeit für Drechsel, die er heute noch mit der Erinnerung an "drei Meisterfeiern" verbindet. Die Scouts der Westklubs wurden wieder aufmerksam auf den torgefährlichen Spieler, der mittlerweile die schönen Seiten des Fußballs kennengelernt hatte: Autogrammkarten, Drechsel-Trikot im Fanshop, Groupies. Als Krönung sollte der "Knipser" im Freundschaftsspiel dem FC Bayern ein paar Tore einschenken - quasi als Bewerbung für das begehrte West-Ticket.

Doch daraus wurde nichts. Statt sich mit Toren für ein Engagement empfehlen zu können, schmorte er das gesamte Spiel auf der Bank. Die zweite Chance, groß rauszukommen, war vertan. Und das, obwohl sein damaliger Trainer Hans-Dieter Schmidt viel von dem wuseligen Offensiv-Mann hielt: "Er war ein sehr kleiner Spieler, aber er hat mit Tempo und Artistik und einer sensationellen Torgefahr auf sich aufmerksam gemacht. Wir hatten ja auch einen Marcel Maltritz, der später für den HSV und für Wolfsburg in der Bundesliga gespielt hat. Aber für mich war Mike unter unseren jüngeren Spielern der talentierteste. Einer der Besten im Osten."

Auch Hertha BSC hatte damals beim FCM angeklopft, doch aus dieses Interesse verlief im Sande. Wohl deshalb, weil der Klub von den Berlinern 350.000 Mark für einen Transfer verlangt haben soll. Doch "davon habe ich erst Jahre später erfahren. Vielleicht war die Summe, die Magdeburg haben wollte, einfach zu hoch." Auch die dritte Chance, in die Fußstapfen von Michael Ballack, Andreas Thom, Matthias Sammer oder Ulf Kirsten zu treten, war vertan. Dabei war "Kirsten ein ähnlicher Spielertyp wie ich", so Drechsel.

Glücklich in der Kreisliga

Probetrainings bei einem österreichischen Zweitligisten und - während der Bundeswehrzeit - bei Rot-Weiß Essen schlossen sich an, der damalige RWE-Coach Willi Lippens zeigte Interesse. Auch mit LR Ahlen gab es Gespräche, doch Drechsel winkte ab. Zu tief saßen die Enttäuschungen der vergangenen Jahre. "Die Luft war raus", so Drechsel.

Nach dem Tod seiner Mutter verschoben sich dann endgültig die Prioritäten in seinem Leben. "Mir war wichtig, jetzt erst einmal eine Ausbildung zu machen", sagt er. Sicherheit und Familie zog er dem Traum von der großen Kicker-Karriere vor, kehrte in seine Heimat zurück. Dort schoss er zehn Jahre lang Tore für den TuSpo Petershütte in der fünften Liga, machte eine Ausbildung und fand einen Job.

Aktuell kickt er beim TSV Eintracht Wulften, Kreisligist aus dem Nachbarort. Die Kollegen von damals trifft er ab und zu noch, dann leben die guten alten Zeiten noch einmal auf. Die Bundesliga verfolgt er nur noch mit mäßigem Interesse. "So wie es am Ende gelaufen ist, kann ich auch zufrieden sein", so Drechsel. Den Traum von der großen Fußball-Karriere hat er abgehakt.