Meistermacher Kellermann: "Ich verspüre noch keine Wehmut"

Jubel bei den Frauen des VfL Wolfsburg. Nachdem in den beiden vergangenen Jahren jeweils der FC Bayern München den Titelgewinn in der Allianz Frauen-Bundesliga feiern durfte, steht einen Spieltag vor Schluss fest, dass die Deutsche Meisterschaft wieder an die Mannschaft von Ralf Kellermann geht - zum dritten Mal nach 2013 und 2014. Daran konnte auch das 0:2 beim SC Freiburg nichts ändern. Im DFB.de-Interview spricht der 48-jährige Kellermann über seinen Abschied als VfL-Trainer, die ausgelassene Busfahrt von Freiburg nach Wolfsburg und das DFB-Pokalfinale am 27. Mai (ab 16.15 Uhr, live in der ARD) in Köln gegen den SC Sand.

DFB.de: Herr Kellermann, was überwiegt so kurz nach dem Schlusspfiff: die Freude über den Titelgewinn oder die Enttäuschung über die Niederlage?

Ralf Kellermann: Natürlich die Erleichterung, dass wir jetzt wieder Deutscher Meister sind. Wir hätten die Sache gerne mit einem Sieg fix gemacht, aber wir nehmen es auch so mit. Meine Spielerinnen haben wochenlang am oberen Limit agiert. Es war klar, dass irgendwann auch wieder ein Rückschlag kommen wird. Heute tut uns das nicht mehr weh, deshalb ist es in Ordnung.

DFB.de: Was steht jetzt noch auf dem Programm?

Kellermann: Sie hören ja schon, dass die Stimmung hier im Bus ausgelassen ist. Heute dürfen alle feiern. Aber wir werden jetzt nicht die Saison beenden. Am kommenden Sonntag wollen wir uns vernünftig und mit einem Sieg gegen Jena von unseren Fans verabschieden. Wir werden also noch mal vernünftig trainieren. Und dann steht in knapp zwei Wochen auch noch das DFB-Pokalfinale gegen den SC Sand auf dem Programm. Wir wollen unbedingt zum dritten Mal in Folgen diesen Titel holen. Danach können die Mädels feiern, so lange sie wollen. Vorher muss es sich in Grenzen halten.

DFB.de: Wieso hat es in Freiburg nicht mehr gereicht, um Ihre Siegesserie fortzusetzen?

Kellermann: Wir hatten vorher 13-mal in Folge gewonnen. Die erste Halbzeit in Freiburg war auch noch in Ordnung, da waren wir die bessere Mannschaft. Wir wussten natürlich, dass uns ein Punktverlust von Potsdam gegen Bayern zum Meister machen würde. Dort stand es zur Pause bereits 3:0 für München, die Sache war also zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich durch. Wir haben allerdings bewusst darauf verzichtet, dieses Ergebnis den Spielerinnen in der Halbzeit mitzuteilen, weil wir einen Spannungsabfall vermeiden wollten. Dann allerdings hat der Stadionsprecher die Zwischenstände durchgeben, als wir gerade wieder auf den Platz gekommen sind. Und dann haben die Spielerinnen wohl einen Gang zurückgeschaltet. Das ist schade, aber auch menschlich. Ich bin nicht böse drüber.

DFB.de: Bayern wird jetzt wohl Vizemeister, Potsdam den dritten Platz belegen. Wie haben Sie die Konkurrenten während der Saison erlebt?

Kellermann: Ich würde auch noch Freiburg dazuzählen. Die haben die vergangenen sechs Begegnungen gewonnen und werden in der kommenden Saison einen weiteren Schritt nach vorne machen. Das ist eine tolle Entwicklung für den Frauenfußball in Deutschland.

DFB.de: Und ein Wort zu Bayern und Potsdam?

Kellermann: Bayern hatte die Dreifachbelastung und enormes Verletzungspech. Es ist beachtlich, dass die sich wahrscheinlich wieder für die Champions League qualifizieren werden. Potsdam hat nach dem enttäuschenden Vorjahr trotz allem eine überragende Saison gespielt. Wer weiß, wie es gelaufen wäre, wenn sich Tabea Kemme und Svenja Huth nicht verletzt hätten. Vielleicht würden Sie dann jetzt nicht mit mir, sondern mit Matthias Rudolph sprechen, meinem Kollegen aus Potsdam. Auch hier kann ich nur für eine tolle Saison gratulieren. Auch wenn noch ein Spieltag aussteht, die Erkenntnis ist ja eindeutig: Turbine ist wieder da und wird auch in den kommenden Jahren eine gute Rolle spielen.

DFB.de: Neun Jahre waren Sie Trainer der VfL-Frauen. Zur neuen Saison werden Sie ausschließlich Ihre Funktion als Sportlicher Leiter beibeihalten. Die Begegnung gegen Jena ist also Ihr letztes Heimspiel. Kommt da schon Wehmut auf?

Kellermann: Bis jetzt hatte ich noch überhaupt keine Möglichkeit dazu, mir darüber Gedanken zu machen. Im Moment überwiegt einfach die Vorfreude auf das Duell gegen Jena und die Feierlichkeiten mit der Übergabe der Meisterschale danach. Ich hoffe, dass unsere Männer am Tag vorher den Klassenverbleib perfekt machen. Dann können wir gemeinsam feiern. Wehmut verspüre ich derzeit noch nicht, zumal danach ja noch das DFB-Pokalfinale auf dem Programm steht. Dann wird die Situation anders sein. Vor dem Moment des Schlusspfiffs in Köln habe ich Respekt. Weil dann wirklich eine kleine Ära zu Ende geht. Stephan Lerch, der seit 2013 in der Nachwuchsabteilung bei uns arbeitet, wird dann die Verantwortung übernehmen. Ich weiß, dass die Mannschaft bei ihm in guten Händen ist. Deshalb gehe ich mit einem guten Gefühl.

DFB.de: Und auch mit zwei Titeln?

Kellermann: Das ist jetzt natürlich unser Ziel. Deutscher Meister sind wir jetzt, nun wollen wir uns noch mal voll auf den DFB-Pokal fokussieren. Wenn wir unsere Leistung abrufen können, werden wir Sand schlagen. Wenn wir nur ein paar Prozent nachlassen, werden wir ganz große Probleme bekommen. Wir haben im vergangenen Jahr erlebt, wie gefährlich der SC werden kann, wenn man ihn ins Spiel kommen lässt.

[sw]

Jubel bei den Frauen des VfL Wolfsburg. Nachdem in den beiden vergangenen Jahren jeweils der FC Bayern München den Titelgewinn in der Allianz Frauen-Bundesliga feiern durfte, steht einen Spieltag vor Schluss fest, dass die Deutsche Meisterschaft wieder an die Mannschaft von Ralf Kellermann geht - zum dritten Mal nach 2013 und 2014. Daran konnte auch das 0:2 beim SC Freiburg nichts ändern. Im DFB.de-Interview spricht der 48-jährige Kellermann über seinen Abschied als VfL-Trainer, die ausgelassene Busfahrt von Freiburg nach Wolfsburg und das DFB-Pokalfinale am 27. Mai (ab 16.15 Uhr, live in der ARD) in Köln gegen den SC Sand.

DFB.de: Herr Kellermann, was überwiegt so kurz nach dem Schlusspfiff: die Freude über den Titelgewinn oder die Enttäuschung über die Niederlage?

Ralf Kellermann: Natürlich die Erleichterung, dass wir jetzt wieder Deutscher Meister sind. Wir hätten die Sache gerne mit einem Sieg fix gemacht, aber wir nehmen es auch so mit. Meine Spielerinnen haben wochenlang am oberen Limit agiert. Es war klar, dass irgendwann auch wieder ein Rückschlag kommen wird. Heute tut uns das nicht mehr weh, deshalb ist es in Ordnung.

DFB.de: Was steht jetzt noch auf dem Programm?

Kellermann: Sie hören ja schon, dass die Stimmung hier im Bus ausgelassen ist. Heute dürfen alle feiern. Aber wir werden jetzt nicht die Saison beenden. Am kommenden Sonntag wollen wir uns vernünftig und mit einem Sieg gegen Jena von unseren Fans verabschieden. Wir werden also noch mal vernünftig trainieren. Und dann steht in knapp zwei Wochen auch noch das DFB-Pokalfinale gegen den SC Sand auf dem Programm. Wir wollen unbedingt zum dritten Mal in Folgen diesen Titel holen. Danach können die Mädels feiern, so lange sie wollen. Vorher muss es sich in Grenzen halten.

DFB.de: Wieso hat es in Freiburg nicht mehr gereicht, um Ihre Siegesserie fortzusetzen?

Kellermann: Wir hatten vorher 13-mal in Folge gewonnen. Die erste Halbzeit in Freiburg war auch noch in Ordnung, da waren wir die bessere Mannschaft. Wir wussten natürlich, dass uns ein Punktverlust von Potsdam gegen Bayern zum Meister machen würde. Dort stand es zur Pause bereits 3:0 für München, die Sache war also zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich durch. Wir haben allerdings bewusst darauf verzichtet, dieses Ergebnis den Spielerinnen in der Halbzeit mitzuteilen, weil wir einen Spannungsabfall vermeiden wollten. Dann allerdings hat der Stadionsprecher die Zwischenstände durchgeben, als wir gerade wieder auf den Platz gekommen sind. Und dann haben die Spielerinnen wohl einen Gang zurückgeschaltet. Das ist schade, aber auch menschlich. Ich bin nicht böse drüber.

DFB.de: Bayern wird jetzt wohl Vizemeister, Potsdam den dritten Platz belegen. Wie haben Sie die Konkurrenten während der Saison erlebt?

Kellermann: Ich würde auch noch Freiburg dazuzählen. Die haben die vergangenen sechs Begegnungen gewonnen und werden in der kommenden Saison einen weiteren Schritt nach vorne machen. Das ist eine tolle Entwicklung für den Frauenfußball in Deutschland.

DFB.de: Und ein Wort zu Bayern und Potsdam?

Kellermann: Bayern hatte die Dreifachbelastung und enormes Verletzungspech. Es ist beachtlich, dass die sich wahrscheinlich wieder für die Champions League qualifizieren werden. Potsdam hat nach dem enttäuschenden Vorjahr trotz allem eine überragende Saison gespielt. Wer weiß, wie es gelaufen wäre, wenn sich Tabea Kemme und Svenja Huth nicht verletzt hätten. Vielleicht würden Sie dann jetzt nicht mit mir, sondern mit Matthias Rudolph sprechen, meinem Kollegen aus Potsdam. Auch hier kann ich nur für eine tolle Saison gratulieren. Auch wenn noch ein Spieltag aussteht, die Erkenntnis ist ja eindeutig: Turbine ist wieder da und wird auch in den kommenden Jahren eine gute Rolle spielen.

DFB.de: Neun Jahre waren Sie Trainer der VfL-Frauen. Zur neuen Saison werden Sie ausschließlich Ihre Funktion als Sportlicher Leiter beibeihalten. Die Begegnung gegen Jena ist also Ihr letztes Heimspiel. Kommt da schon Wehmut auf?

Kellermann: Bis jetzt hatte ich noch überhaupt keine Möglichkeit dazu, mir darüber Gedanken zu machen. Im Moment überwiegt einfach die Vorfreude auf das Duell gegen Jena und die Feierlichkeiten mit der Übergabe der Meisterschale danach. Ich hoffe, dass unsere Männer am Tag vorher den Klassenverbleib perfekt machen. Dann können wir gemeinsam feiern. Wehmut verspüre ich derzeit noch nicht, zumal danach ja noch das DFB-Pokalfinale auf dem Programm steht. Dann wird die Situation anders sein. Vor dem Moment des Schlusspfiffs in Köln habe ich Respekt. Weil dann wirklich eine kleine Ära zu Ende geht. Stephan Lerch, der seit 2013 in der Nachwuchsabteilung bei uns arbeitet, wird dann die Verantwortung übernehmen. Ich weiß, dass die Mannschaft bei ihm in guten Händen ist. Deshalb gehe ich mit einem guten Gefühl.

DFB.de: Und auch mit zwei Titeln?

Kellermann: Das ist jetzt natürlich unser Ziel. Deutscher Meister sind wir jetzt, nun wollen wir uns noch mal voll auf den DFB-Pokal fokussieren. Wenn wir unsere Leistung abrufen können, werden wir Sand schlagen. Wenn wir nur ein paar Prozent nachlassen, werden wir ganz große Probleme bekommen. Wir haben im vergangenen Jahr erlebt, wie gefährlich der SC werden kann, wenn man ihn ins Spiel kommen lässt.

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