Max Morlock zum 90.: Der andere Torschütze von Bern

Vor exakt 90 Jahren kam er auf die Welt, vor 21 hat er sie wieder verlassen und am Sonntag war er wieder da, wo er Zeit seines Lebens am liebsten war: bei seinem Club. Beim Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig erinnerten die Fans des 1. FC Nürnberg mit Transparenten an Max Morlock, den "Helden von Bern" und einen der größten Spieler des Vereins. Und DFB.de erinnert zum Jubiläum an einen der größten Stürmer der Länderspielgeschichte.

Die aktuelle Nürnberger Mannschaft wird die Saisonende im "Max Morlock-Trikot" beenden, sein Name und nicht der eines Sponsors schmückt nun die Brust des weinroten Trikots. Er hat es verdient. Über 900 Spiele hat der Maxl für den Club absolviert, alleine 451 in der Oberliga Süd (286 Tore), auch im ersten Bundesligajahr war er noch dabei. Mit 26 Länderspielen ist er immer noch Nürnbergs Rekord-Nationalspieler, dabei schoss er 21 Tore.

WM 1954: Morlocks Tor leitet die Wende gegen Ungarn ein

Eine fantastische Quote, zu der auch seine Leistungen bei der WM 1954 in der Schweiz beitrugen. Nicht Helmut Rahn oder einer der Walter-Brüder Fritz und Ottmar schoss die meisten Tore, es war der Maxl aus Nürnberg - fünf Einsätze, sechs Tore. Darunter das legendäre 1:2 "im Spagatschritt" im Finale von Bern gegen die Ungarn. Es blieb seine einzige WM, vier Jahre später war er schon zu alt, um den Titel zu verteidigen. Und davor, da war Krieg; danach Kalter Krieg. Morlock hätte in einer anderen Zeit weit über 50 Länderspiele bestreiten können, aber als er mit 15 von seinem Jugendverein Eintracht Nürnberg (1938 bis 1940) zum großen Club kam, da war schon Krieg.

Dass er ein besonderes Talent sein musste, zeigt schon der Umstand dass die Eintracht und der Club ein Ablösespiel bestritten, dessen Erlös in die Kasse der Eintracht floss. Schon mit 16 debütierte er in der ersten Mannschaft, Trainer "Bumbes" Schmidt band dem nervösen Jungmittelstürmer selbst die Schuhe zu. Dass er kurz darauf gegen Schwaben Augsburg unter falschem Namen spielte, verdankte er Georg "Schorsch" Kennemann. Morlock hatte zwei Tore geschossen, und keiner kannte ihn. Nach dem Spiel nannte Kennemann den Reportern einen Fantasienamen, "damit der junge Bub nicht größenwahnsinnig wird." Das wurde er nicht. Nur ärgerte er sich, dass er seinen Namen nicht imKicker fand, den er sich extra gekauft hatte. Talentförderung auf Fränkisch.

54 Tore in der Gauliga 1942/1943

Im April 1942, kurz vor seinem 18. Geburtstag, wurde Morlock erstmals von Sepp Herberger eingeladen. Als jüngster Teilnehmer eines 14-tägigen Kurses für künftige Nationalspieler spielte er in Frankfurt vor, aber der Traum vom ersten Länderspiel musste warten. Im Februar 1943 wurde der Spielbetrieb wegen des "totalen Kriegs" eingestellt, acht Jahre spielte Deutschland nicht mehr - und dann war es ein anderes Deutschland. Morlock hätte sich bis zu jenem 22. November 1950, als man nun in Stuttgart die BRD (gegen die Schweiz) vertrat, zig Länderspiele verdient. 1942/1943 schoss er in der Gauliga von 125 Toren der Nürnberger Meisterelf allein 54.

Der Krieg verschlug ihn zunächst nach Dänemark, die letzten Tage erlebte er in Berlin, wo er die Hauptstadt gegen die anrückenden Russen zu verteidigen hatte. Schließlich landete er in englischer Kriegsgefangenschaft, aus der er sich mit ein paar Kameraden heimlich entfernte. Es war sein Glück, die verbliebenen Kameraden wurden den Franzosen übergeben und kehrten erst nach vier Jahren zurück - wenn überhaupt. Da war der Maxl längst schon wieder am Ball und 1948 mit dem Club erster deutscher Meister nach dem Krieg. Er lebte wieder im Elternhaus, das den Krieg, wenn auch schwer beschädigt, überstanden hatte. Als ihn eine Sport-Illustrierte 1949 besuchte, schrieb der Reporter von einer "niedrigen und altersschwachen Dorfkate, die nach dem Sprengkommando förmlich schreit".



Vor exakt 90 Jahren kam er auf die Welt, vor 21 hat er sie wieder verlassen und am Sonntag war er wieder da, wo er Zeit seines Lebens am liebsten war: bei seinem Club. Beim Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig erinnerten die Fans des 1. FC Nürnberg mit Transparenten an Max Morlock, den "Helden von Bern" und einen der größten Spieler des Vereins. Und DFB.de erinnert zum Jubiläum an einen der größten Stürmer der Länderspielgeschichte.

Die aktuelle Nürnberger Mannschaft wird die Saisonende im "Max Morlock-Trikot" beenden, sein Name und nicht der eines Sponsors schmückt nun die Brust des weinroten Trikots. Er hat es verdient. Über 900 Spiele hat der Maxl für den Club absolviert, alleine 451 in der Oberliga Süd (286 Tore), auch im ersten Bundesligajahr war er noch dabei. Mit 26 Länderspielen ist er immer noch Nürnbergs Rekord-Nationalspieler, dabei schoss er 21 Tore.

WM 1954: Morlocks Tor leitet die Wende gegen Ungarn ein

Eine fantastische Quote, zu der auch seine Leistungen bei der WM 1954 in der Schweiz beitrugen. Nicht Helmut Rahn oder einer der Walter-Brüder Fritz und Ottmar schoss die meisten Tore, es war der Maxl aus Nürnberg - fünf Einsätze, sechs Tore. Darunter das legendäre 1:2 "im Spagatschritt" im Finale von Bern gegen die Ungarn. Es blieb seine einzige WM, vier Jahre später war er schon zu alt, um den Titel zu verteidigen. Und davor, da war Krieg; danach Kalter Krieg. Morlock hätte in einer anderen Zeit weit über 50 Länderspiele bestreiten können, aber als er mit 15 von seinem Jugendverein Eintracht Nürnberg (1938 bis 1940) zum großen Club kam, da war schon Krieg.

Dass er ein besonderes Talent sein musste, zeigt schon der Umstand dass die Eintracht und der Club ein Ablösespiel bestritten, dessen Erlös in die Kasse der Eintracht floss. Schon mit 16 debütierte er in der ersten Mannschaft, Trainer "Bumbes" Schmidt band dem nervösen Jungmittelstürmer selbst die Schuhe zu. Dass er kurz darauf gegen Schwaben Augsburg unter falschem Namen spielte, verdankte er Georg "Schorsch" Kennemann. Morlock hatte zwei Tore geschossen, und keiner kannte ihn. Nach dem Spiel nannte Kennemann den Reportern einen Fantasienamen, "damit der junge Bub nicht größenwahnsinnig wird." Das wurde er nicht. Nur ärgerte er sich, dass er seinen Namen nicht imKicker fand, den er sich extra gekauft hatte. Talentförderung auf Fränkisch.

54 Tore in der Gauliga 1942/1943

Im April 1942, kurz vor seinem 18. Geburtstag, wurde Morlock erstmals von Sepp Herberger eingeladen. Als jüngster Teilnehmer eines 14-tägigen Kurses für künftige Nationalspieler spielte er in Frankfurt vor, aber der Traum vom ersten Länderspiel musste warten. Im Februar 1943 wurde der Spielbetrieb wegen des "totalen Kriegs" eingestellt, acht Jahre spielte Deutschland nicht mehr - und dann war es ein anderes Deutschland. Morlock hätte sich bis zu jenem 22. November 1950, als man nun in Stuttgart die BRD (gegen die Schweiz) vertrat, zig Länderspiele verdient. 1942/1943 schoss er in der Gauliga von 125 Toren der Nürnberger Meisterelf allein 54.

Der Krieg verschlug ihn zunächst nach Dänemark, die letzten Tage erlebte er in Berlin, wo er die Hauptstadt gegen die anrückenden Russen zu verteidigen hatte. Schließlich landete er in englischer Kriegsgefangenschaft, aus der er sich mit ein paar Kameraden heimlich entfernte. Es war sein Glück, die verbliebenen Kameraden wurden den Franzosen übergeben und kehrten erst nach vier Jahren zurück - wenn überhaupt. Da war der Maxl längst schon wieder am Ball und 1948 mit dem Club erster deutscher Meister nach dem Krieg. Er lebte wieder im Elternhaus, das den Krieg, wenn auch schwer beschädigt, überstanden hatte. Als ihn eine Sport-Illustrierte 1949 besuchte, schrieb der Reporter von einer "niedrigen und altersschwachen Dorfkate, die nach dem Sprengkommando förmlich schreit".

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Wilde Busreise ohne Führerschein

Nein, die bescheiden Lebensumstände erlaubten es gar nicht, dass Morlock der Ruhm zu Kopfe stieg. Nur ein bisschen Unsinn hat er zuweilen gemacht. Dazu gehört die Busfahrt von einer Westreise des Clubs nach Düsseldorf, bei der sich Morlock ans Steuer setzte. Die Spieler wunderten sich über die seltsame Fahrweise, einige seien ganz gelb im Gesicht geworden. Bei der Ankunft gestand Morlock, dass er gar keinen Führerschein habe.

Vor einem Spiel in Pforzheim verführten ihn die lieben Kollegen zum Alkoholgenuss ("Sonst wirst koan richtiger Fußballer"), nun musste ihm seine Trainer auch Hose und Trikot anziehen. Selbst in diesem Zustand sollen ihm noch fünf Tore gelungen sein.

"Mich könnten keine fünf Millionen verändern"

Ansonsten stand Morlock nicht für Eskapaden, der Kicker nannte ihn anlässlich seines 65. Geburtstags einen "bescheidenen Sportsmann, fern aller Starallüren". Und ein Star wollte er wie fast alle anderen Berner Helden auch nie sein. "Mich könnten keine fünf Millionen verändern, ich bin auch damals nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft auf dem Boden geblieben", sagte er 1975.

Angebote aus Italien (1950 wollte ihn Atalanta Bergamo, bot 80.000 Mark, Haus und Auto) lehnte er ab, er blieb im Lande, heiratete seine Inge, bekam zwei Töchter und nährte sich redlich. Schon vor Bern hatte er eine Toto- und Lottoannahmestelle, und seine Wohnung war im "Zabo", wie man das erste Nürnberger Stadiongelände am Zerzabelshof nannte. 1961 durfte er als erster die Meisterschale anfassen, als Kapitän. Im selben Jahr wurde er zum Fußballer des Jahres gewählt.

Mit 39, nach dem ersten Bundesligajahr, beendete Morlock seine Karriere. Beruflich ging es nun voran, er wurde Bezirksstellenleiter (Toto-Lotto) und genoss das Leben mit seiner Familie. Sein Glück hielt nicht ewig, zunächst überstand er eine Bypassoperation, aber 1994 starb er an Krebs. Vergessen ist er nicht. Auf Initiative der Club-Fans ist der Stadionvorplatz nach ihm benannt, und in den nächsten zwei Wochen machen sogar die hochdotierten Profis des Zweitligisten Werbung für seinen Namen. Er wird es mit Stolz sehen, von der Wolke, die für die Helden von Bern reserviert ist.