Marvin Schwäbe: U 20-Nationaltorwart und Youtube-Star der 3. Liga

Zeigt's uns! DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Marvin Schwäbe, Torhüter des VfL Osnabrück und der deutschen U 20-Nationalmannschaft. Auf Youtube sorgte er bereits für Furore.

Videos von Torhütern gibt es im Internet haufenweise. Doch längst nicht alle sind so beliebt wie das von Marvin Schwäbe. Es zeigt den damals 19-Jährigen bei einem U 20-Länderspiel gegen Polen. Der Schlussmann bekam einen Rückpass zugespielt, links und rechts von ihm standen Mitspieler frei. Ein Stürmer der gegnerischen Mannschaft kam auf Schwäbe zugestürmt. Es wäre ein Leichtes gewesen, einem Verteidiger den Ball zuzuspielen. Doch Schwäbe entschied sich dafür, seinen Gegenspieler zu tunneln – mit Erfolg. Das Video wurde bei Youtube weit über 100.000-mal angeklickt.

Wird der 20-Jährige darauf angesprochen, kann er sich ein Lachen nicht verkneifen. "Es ist lustig, was für Ausmaße es annimmt, wenn ein Torwart jemanden tunnelt", sagt er im Gespräch mit DFB.de. Geplant war die Aktion allerdings nicht. "Ich hatte zu viele Gedanken im Kopf und konnte mich nicht entscheiden, ob ich den Ball rausschlage oder zu einem Innenverteidiger spiele. Plötzlich war der Stürmer da und ich hatte keine andere Möglichkeit mehr, als durch seine geöffneten Beine zu tunneln. Normalerweise mache ich das nicht so."

Immerhin hat der aktuelle Schlussmann des Drittligisten VfL Osnabrück mit dieser Aktion unter Beweis gestellt, dass er nicht nur starke Reflexe auf der Linie und eine gute Strafraumbeherrschung vorzuweisen hat, sondern auch Fußball spielen kann. "Moderne Torhüter müssen das können. Früher habe ich sogar noch als Innenverteidiger auf dem Feld gestanden", erzählt er. Mit früher meint er die Jahre, in denen er beim SC Hassia Dieburg in Hessen mit dem Fußball begann. "Als die Umstellung auf die großen Tore kam, war unser Torwart zu klein. Also wurde der Größte zwischen die Pfosten gestellt. Das war ich", erinnert sich Schwäbe, der in der Jugend auch ein erfolgreicher Ringer war. Von diesem Zeitpunkt an ging es mit der Karriere steil bergauf. Erst wechselte er in die Jugendabteilung von Kickers Offenbach, mit 14 Jahren zu Eintracht Frankfurt. Als A-Jugendspieler trainierte er bereits bei den Profis mit – an der Seite von Kevin Trapp und Oka Nikolov.

Ausleihe eine "Win-win-Situation"

Als sein Vertrag im Jahre 2013 auslief, wechselte er zur TSG 1899 Hoffenheim. "Dort wurde mir eine gute Perspektive aufgezeigt", sagt Schwäbe, der sowohl für die U 23 als auch für die A-Junioren spielte. Mit Letzterer gewann er die Deutsche Meisterschaft. Sogar der Traum von der Bundesliga war nahe. Nicht nur, weil er bei den Profis mittrainierte. Beim Ligaspiel im November 2014 bei Borussia Mönchengladbach saß er auf der Bank. "Schwäbe gehört die Zukunft“ titelte das kicker-Sportmagazin damals. Der Nachwuchstorhüter war von dem Erlebnis beeindruckt: "In Gladbach herrschte eine tolle Stimmung. Sich vor so vielen Zuschauern warm zu machen und Profiluft zu schnuppern, hat Spaß gemacht."

So schön diese Erfahrung auch gewesen sein mag: Nur ein Torhüter, der im Profifußball zwischen den Pfosten steht, kann sich weiterentwickeln. Eine Ausleihe zu einem unterklassigen Verein war die logische Konsequenz. Die Wahl fiel auf den VfL Osnabrück. "Die Ausleihe ist für beide Vereine und Marvin eine Win-win-Situation", sagt VfL-Sportdirektor Lothar Gans. "Er bekommt in einer starken Liga Spielpraxis und wird hier unter einem ganz anderen Druck spielen als in der zweiten Mannschaft der TSG Hoffenheim in der Regionalliga. Das bedeutet einen enormen Erfahrungssprung für einen jungen Torhüter, wenn er zum Beispiel in Dresden vor knapp 30.000 Zuschauern spielt."

Nicht zuletzt aufgrund der Verletzung des Konkurrenten Frank Lehmann ging Schwäbe als Nummer 1 in die laufende Spielzeit. Mit dem Saisonverlauf ist der 1,90 Meter große Keeper, der mit dem VfL auf dem 13. Tabellenplatz der 3. Liga steht, nicht zufrieden. "Mit dem Trainerwechsel und dem Pokalspiel ist vieles zusammengekommen", sagt er.

Der Trainerwechsel ereignete sich Ende August, als der VfL nach vier Saisonspielen nur zwei Punkte auf dem Konto hatte und Joe Enochs das Amt von Maik Walpurgis übernahm. Mit dem Pokalspiel spricht Schwäbe die Partie gegen RB Leipzig aus der 2. Bundesliga an. Bei einer Führung von 1:0 wurde der Schiedsrichter in der 71. Minute von einem aus dem VfL-Fanblock geworfenen Feuerzeug getroffen. Das Spiel wurde abgebrochen, RB Leipzig später der Sieg zugesprochen. "Die Enttäuschung ließ sich kaum in Worte fassen. Wir standen kurz vor der Sensation. Trotzdem muss es weitergehen", sagt Schwäbe.

In der Liga haben die Niedersachsen einiges gutzumachen. Nachdem es in den vergangenen drei Spielen drei Unentschieden gab, die Mannschaft seit fünf Partien keinen Dreier mehr geholt hat, soll kommende Woche der vierte Saisonsieg bei den Würzburger Kickers (Sa, 17.10.15, 14:00 Uhr) her. Gans ist überzeugt, dass gerade die charakterlichen Eigenschaften des Torhüters in solchen Situationen hilfreich sind: "Er ist ein sehr guter Teamplayer und hat eine echte Siegermentalität. Er ist nie mit sich und seiner Leistung zufrieden, arbeitet auch außerhalb des Trainings stets an sich."

Debüt für die U 21

Nicht nur beim VfL Osnabrück werden Schwäbes Qualitäten geschätzt. Auch bei den U Nationalmannschaften hat er bleibenden Eindruck hinterlassen. Von der U 17 an durchlief er alle Nachwuchsmannschaften des DFB. Sein persönliches Highlight: Bei der U 20-Weltmeisterschaft 2015 in Neuseeland hütete er in allen fünf Spielen das Tor. "Es war natürlich extrem bitter, im Elfmeterschießen gegen Mali rauszufliegen. Dennoch war es ein schönes Erlebnis, denn wir hatten eine tolle Mannschaft und Neuseeland ist ein tolles Land", erzählt er. Überhaupt habe er jedes U Länderspiel genossen: "Das internationale Niveau hilft mir als Torwart, mich weiterzuentwickeln."

Anfang September erfolgte das Debüt bei der U 21-Nationalmannschaft, wo er gemeinsam mit etablierten Bundesligaspielern wie Julian Brandt, Jonathan Tah und Timo Werner auf dem Platz stand. Aktuell ist Schwäbe wieder für die U 20 beim Mercedes-Benz Elite Cup im Einsatz. Beim 1:0-Auftaktsieg gegen die Türkei hielt er seinen Kasten sauber. Am heutigen Samstag (ab 18 Uhr) wartet mit der Partie gegen die Niederlande die nächste Herausforderung.

[oj]

Zeigt's uns! DFB.de stellt die "Gesichter der 3. Liga" in seiner Serie vor. Heute: Marvin Schwäbe, Torhüter des VfL Osnabrück und der deutschen U 20-Nationalmannschaft. Auf Youtube sorgte er bereits für Furore.

Videos von Torhütern gibt es im Internet haufenweise. Doch längst nicht alle sind so beliebt wie das von Marvin Schwäbe. Es zeigt den damals 19-Jährigen bei einem U 20-Länderspiel gegen Polen. Der Schlussmann bekam einen Rückpass zugespielt, links und rechts von ihm standen Mitspieler frei. Ein Stürmer der gegnerischen Mannschaft kam auf Schwäbe zugestürmt. Es wäre ein Leichtes gewesen, einem Verteidiger den Ball zuzuspielen. Doch Schwäbe entschied sich dafür, seinen Gegenspieler zu tunneln – mit Erfolg. Das Video wurde bei Youtube weit über 100.000-mal angeklickt.

Wird der 20-Jährige darauf angesprochen, kann er sich ein Lachen nicht verkneifen. "Es ist lustig, was für Ausmaße es annimmt, wenn ein Torwart jemanden tunnelt", sagt er im Gespräch mit DFB.de. Geplant war die Aktion allerdings nicht. "Ich hatte zu viele Gedanken im Kopf und konnte mich nicht entscheiden, ob ich den Ball rausschlage oder zu einem Innenverteidiger spiele. Plötzlich war der Stürmer da und ich hatte keine andere Möglichkeit mehr, als durch seine geöffneten Beine zu tunneln. Normalerweise mache ich das nicht so."

Immerhin hat der aktuelle Schlussmann des Drittligisten VfL Osnabrück mit dieser Aktion unter Beweis gestellt, dass er nicht nur starke Reflexe auf der Linie und eine gute Strafraumbeherrschung vorzuweisen hat, sondern auch Fußball spielen kann. "Moderne Torhüter müssen das können. Früher habe ich sogar noch als Innenverteidiger auf dem Feld gestanden", erzählt er. Mit früher meint er die Jahre, in denen er beim SC Hassia Dieburg in Hessen mit dem Fußball begann. "Als die Umstellung auf die großen Tore kam, war unser Torwart zu klein. Also wurde der Größte zwischen die Pfosten gestellt. Das war ich", erinnert sich Schwäbe, der in der Jugend auch ein erfolgreicher Ringer war. Von diesem Zeitpunkt an ging es mit der Karriere steil bergauf. Erst wechselte er in die Jugendabteilung von Kickers Offenbach, mit 14 Jahren zu Eintracht Frankfurt. Als A-Jugendspieler trainierte er bereits bei den Profis mit – an der Seite von Kevin Trapp und Oka Nikolov.

Ausleihe eine "Win-win-Situation"

Als sein Vertrag im Jahre 2013 auslief, wechselte er zur TSG 1899 Hoffenheim. "Dort wurde mir eine gute Perspektive aufgezeigt", sagt Schwäbe, der sowohl für die U 23 als auch für die A-Junioren spielte. Mit Letzterer gewann er die Deutsche Meisterschaft. Sogar der Traum von der Bundesliga war nahe. Nicht nur, weil er bei den Profis mittrainierte. Beim Ligaspiel im November 2014 bei Borussia Mönchengladbach saß er auf der Bank. "Schwäbe gehört die Zukunft“ titelte das kicker-Sportmagazin damals. Der Nachwuchstorhüter war von dem Erlebnis beeindruckt: "In Gladbach herrschte eine tolle Stimmung. Sich vor so vielen Zuschauern warm zu machen und Profiluft zu schnuppern, hat Spaß gemacht."

So schön diese Erfahrung auch gewesen sein mag: Nur ein Torhüter, der im Profifußball zwischen den Pfosten steht, kann sich weiterentwickeln. Eine Ausleihe zu einem unterklassigen Verein war die logische Konsequenz. Die Wahl fiel auf den VfL Osnabrück. "Die Ausleihe ist für beide Vereine und Marvin eine Win-win-Situation", sagt VfL-Sportdirektor Lothar Gans. "Er bekommt in einer starken Liga Spielpraxis und wird hier unter einem ganz anderen Druck spielen als in der zweiten Mannschaft der TSG Hoffenheim in der Regionalliga. Das bedeutet einen enormen Erfahrungssprung für einen jungen Torhüter, wenn er zum Beispiel in Dresden vor knapp 30.000 Zuschauern spielt."

Nicht zuletzt aufgrund der Verletzung des Konkurrenten Frank Lehmann ging Schwäbe als Nummer 1 in die laufende Spielzeit. Mit dem Saisonverlauf ist der 1,90 Meter große Keeper, der mit dem VfL auf dem 13. Tabellenplatz der 3. Liga steht, nicht zufrieden. "Mit dem Trainerwechsel und dem Pokalspiel ist vieles zusammengekommen", sagt er.

Der Trainerwechsel ereignete sich Ende August, als der VfL nach vier Saisonspielen nur zwei Punkte auf dem Konto hatte und Joe Enochs das Amt von Maik Walpurgis übernahm. Mit dem Pokalspiel spricht Schwäbe die Partie gegen RB Leipzig aus der 2. Bundesliga an. Bei einer Führung von 1:0 wurde der Schiedsrichter in der 71. Minute von einem aus dem VfL-Fanblock geworfenen Feuerzeug getroffen. Das Spiel wurde abgebrochen, RB Leipzig später der Sieg zugesprochen. "Die Enttäuschung ließ sich kaum in Worte fassen. Wir standen kurz vor der Sensation. Trotzdem muss es weitergehen", sagt Schwäbe.

In der Liga haben die Niedersachsen einiges gutzumachen. Nachdem es in den vergangenen drei Spielen drei Unentschieden gab, die Mannschaft seit fünf Partien keinen Dreier mehr geholt hat, soll kommende Woche der vierte Saisonsieg bei den Würzburger Kickers (Sa, 17.10.15, 14:00 Uhr) her. Gans ist überzeugt, dass gerade die charakterlichen Eigenschaften des Torhüters in solchen Situationen hilfreich sind: "Er ist ein sehr guter Teamplayer und hat eine echte Siegermentalität. Er ist nie mit sich und seiner Leistung zufrieden, arbeitet auch außerhalb des Trainings stets an sich."

Debüt für die U 21

Nicht nur beim VfL Osnabrück werden Schwäbes Qualitäten geschätzt. Auch bei den U Nationalmannschaften hat er bleibenden Eindruck hinterlassen. Von der U 17 an durchlief er alle Nachwuchsmannschaften des DFB. Sein persönliches Highlight: Bei der U 20-Weltmeisterschaft 2015 in Neuseeland hütete er in allen fünf Spielen das Tor. "Es war natürlich extrem bitter, im Elfmeterschießen gegen Mali rauszufliegen. Dennoch war es ein schönes Erlebnis, denn wir hatten eine tolle Mannschaft und Neuseeland ist ein tolles Land", erzählt er. Überhaupt habe er jedes U Länderspiel genossen: "Das internationale Niveau hilft mir als Torwart, mich weiterzuentwickeln."

Anfang September erfolgte das Debüt bei der U 21-Nationalmannschaft, wo er gemeinsam mit etablierten Bundesligaspielern wie Julian Brandt, Jonathan Tah und Timo Werner auf dem Platz stand. Aktuell ist Schwäbe wieder für die U 20 beim Mercedes-Benz Elite Cup im Einsatz. Beim 1:0-Auftaktsieg gegen die Türkei hielt er seinen Kasten sauber. Am heutigen Samstag (ab 18 Uhr) wartet mit der Partie gegen die Niederlande die nächste Herausforderung.